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spaltene Stroh läßt sich vortrefflich verarbeiten, obs gleich das Spalten, Schneiden, Biegen, Zusammens nåhen 2c. mühsam ist.

Schlechtweg heißt man sie alle: Strohhüte. Nachdem man einmal angefangen hat, das Stroh so fein zu spalten, daß sich Blumen, Knöpfe, Federbüsche, Agraffen 2c. daraus bilden lassen, ist der Erfindsams keit des Strohhut Machers ein ganz neuer Spielraum eröfnet worden. Da es jezt, wie gesagt, Mode ist, die Krempen am åussersten Rande mit Federn einzufassen, so haben mehrere Strohhüte diese Federn von so fein gespaltenem Stroh, daß man sich erst durch genaue Betrachtung überzeugen muß, es sey Stroh. - Die Strohschleifen und Strohknöpfe nehmen sich am vortheilhaftesten an den kleinen Pußhüten aus, welche mit grüner, rother, blauer 2c. Seide gefüttert find. Manche wissen das Stroh und die PappelholzSpliten so fein zu flechten, daß sich beyde wie Zeug behandeln und zu Müßen brauchen lassen, welche mehrere Falten haben und unten umgebeugt sind. Diese lezteren Bonnets gehören unter die anziehendsten Strohwaaren des Jahres und werden sehr getras gen. Man füttert sie gewöhnlich mit weisser Seide und verziert sie mit einer schmalen Reihe künstlicher Blumen. Preis 20 bis 30s.

Aber der neueste und geschmackvollste Strohhut der schönen Jahreszeit ist The College - hat oder der Universitätshut. Anstatt rund zu seyn, wie ges wöhnlich, hat er vier Ecken und einen Rand von uns gefähr sechs Zoll. Er ist aus dem feinsten split straw gemacht und mit Rosa oder veilchenblauem Tafft ges füttert. Um den äussersten Rand läuft eine Strohfes der aus den zartesten Strohfasern und die Crone ist

mit zwey Schnuren ganz kleiner künstlicher Blumen von sehr lebhafter Farbe umgeben. Er wird unter dem Hals fe zugebunden oder an der einen Seite vermittelst einer Strohschleife hinaufgekrempt. Preis zwey Guineen. Der glükliche Erfinder dieses beliebten Hutes ist Wat kins, Haberdasher, Hosier et Glover No. 40. Strand.

Die Frauenzimmer trugen hier lange Zeit die fleisch farbenen seidenen Handschuh; jezt aber muß sowohl Seide als Leder den Handschuhen aus englischem gel ben Nanking Raum machen. Dieser vortrefliche und überaus dauerhafte Zeug ist schon anderweitig gepriesen worden, und die, welche ihn tragen, wissen, wie fest er ist und wie lange er Farbe hålt.

Die neuen Fächer haben äusserst kurze Stäbe und Find mit französischen und englischen Liedern bedruckt.

Es ist wahr, die Schnürleibchen sind so sehr aus der Mode gekommen, daß die Tonne Fischbeine, wel che ehemals bis auf 500 Pf. St. verkauft werden konnte, jezt kaum mit 60 bezahlt wird; aber die Ans zahl derer, welche sie tragen, ist noch immer beträchts lich, und man findet selbst in den ersten Londner Strass fen noch grosse Gewölbe voll Leibchen. Die neuesten haben hinten ein kleines Kissen, damit die Röcke darauf fest sitzen.

-Man weiß, daß alle Engländer, welche bes queme Schuhe und Stiefeln haben wollen, dieselben schon seit zwölf bis fünfzehn Jahren für den rechten und linken Fuß besonders machen lassen. Ehe es der Schuster versucht hat, ist er ungemein abgeneigt, eis ne Mode nachzuahmen, die ihm ungereimt scheint, weil der grosse Haufe mit Schuhen, die für beyde Füsse passen, zufrieden ist; überdieß verstehn nur die wenigs ften diese Kunst, und halten damit hinter dem Berge,

Jedoch liegt die ganze Schwierigkeit in den zweyerley Laisten, die man für jeden Kunden braucht. Die neues sten Schuhe eleganter Leute müssen nicht nur nach dies fer bequemen Art verfertiget seyn, sondern auch vorn eine so grosse Abrundung haben, als wenn sie der Arzt bestellt hätte. Demnach sind die englischen Schuhe jezt wirklich ganz nach den Füssen gemacht, und so wie die Moden der Mannspersonen in England überhaupt gegenwärtig den Vorschriften der Vernunft nachkoms men, so sind besonders Schuhe und Stiefeln seit Menschengedenken den Füssen nicht so unschädlich gewesen. Jeder Schuh hat für die Bånder sechs Löcher, zwey in jedem Riemen und zwey im Oberleder. Der gewöhne liche Preis für ein paar bestellte Schuhe ist 12s. 6d.

Auch die neuen Sachen der Korbmacher wollen bez merkt seyn. Sie haben längliche Blumenkörbe 'mit blechernen Böden von artiger Arbeit zu verkaufen, an denen man manche Verbesserungen wahrnehmen kann, wodurch sie dichter, dauerhafter und schöner geworden sind. Es ist bekannt, daß diese Körbe grün angestrichen und auf Gestelle gesezt, in den Londner Zimmern und auf den Balcons anstatt der Blumentöpfe gebraucht werden. Wenn der Reichere aber die lezteren vorzieht, weil Blumentöpfe aus den verschiedenen Sorten der Wegdwoodwaare und des Porzelans, schon an sich das Zimmer schmücken; so verfertigen die Korbmacher sehr niedliche pyramidenförmige Gestelle dafür, welche ohne Mühe aus der Stube getragen werden können, wenn man diese såubern oder wenn man die Blumen an Luft und Sonne bringen will. Ueberhaupt verdient der Las den des Londner Korbmachers die neugierige Musterung eines Deutschen. Es finden sich da sehr mannigfalti ge Körbe und andere Kleinigkeiten aus Holzwerk, welEngl. Miscellen. VII. 3.

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che zu den unzähligen Gemächlichkeiten dieses glüklichen Landes gehören, und wovon wir bey uns nichts sehen, weil die Korbmacher ordentlicherweise in Deutschland arme Leute, oder Bauern sind, die beståndig bey den • alten Formen und hergebrachten Artikeln ihrer Arbeit stehen bleiben, und weder Zeit noch Lust haben, auf die Vervollkommnung des Eingeführten zu denken. In England hingegen wird die Korbmacherey ins Grosse getrieben, und die Handwerker, welche sich damit bes schäftigen, befinden sich in eben so guten Umständen wie die übrigen Gewerbe, weswegen auch sie unab lässig auf,, improvements" finnen, und ihren Korb mit derselben Partheylichkeit betrachten, wie der sinns reiche Uhrmacher sein neu erfundenes Gesperr oder Fes derhaus, das ihn zur Ehre eines Fellow of the royal society erhebt. Jezt nur ein Beyspiel. Die Flaschenkörbe, auf denen eine kleine Anzahl, nehmlich, ein halbes, ein ganzes, oder zwey Dußend Bouteillen aus dem Weinkeller nach der Lehörde getragen werden, find so eingerichtet, daß die aufgenommenen Flaschen alle darauf liegen können. In der Mitte zwischen den beyden Reihen ist ein Zaun, den die Flaschen mit ihs ren Böden berühren. An beiden Seiten sind Ausbisse oder halbe Zirkel, worauf sich die Hälfe der Bouteillen lehnen, und wodurch sie vor dem Herausfallen geschüzt werden. Zwischen den Flaschen find wieder Zäune, so, daß die ersteren nicht an einander schlagen können. Diese sehr gut erfundenen Körbe haben zwey Vortheile. Erstlich wissen Weintrinker recht wohl, daß man den Wein in der Flasche, welche im Keller auf Einer Seiz te gelegen hat, nicht aufrecht stellen darf, ehe der Wein abgeklärt ist, weil man sonst den dicken Bodensaz wies der damit vermischt. Trågt man nun die Flaschen in

gewöhnlichen Körben, so kann dies entweder gar nicht vermieden werden, oder man hat viel Behutsamkeit das bey anzuwenden. Aber dieser englische Flaschenkorb ist eigends für dies Bedürfniß eingerichtet. Zweytens erspart er Zeit und gefährdet die Flaschen nicht. Jede Flasche liegt so fest, daß der Träger damit ohne Bes forgniß durch die volkreichsten Gaffen laufen, und zwey bis drey Dutzend auf einmal tragen kann. Der Hens kel ist am mittleren Zaun. Ob wohl dies so viel Worte verdient? Man betrachte es nur aus dem Gesichtspunkte eines Weinhändlers, Mundschenken, Gastwirths, Trågers 2c., denen eine solche anscheinende Kleinigkeit hundertmal mehr werth ist, als das kdst= lichste Prachtgeräth.

Etwa seit einem Jahre sind mit wenig Artikeln, die zur Kleidung gehören, so viel Umstände gemacht worden, als mit den Hosen- und Rokheben (braces), wofür sogar ein Beutler im Strande ein Patent erhalten hat. Seine Erfindung besteht darin, daß die He ben elastisch sind, wodurch sie ungleich bequemer werden. Da nicht nur die Zusammenpressung, sondern auch schon die Einèngung des Unterleibes durch den Gurt der Beinkleider und durch die Röcke beym zweyten Geschlechte üble Folgen nach sich ziehen kann, so empfehlen die Aerzte diese Heben als sehr nüßlich. Allerdings macht sie der englische Lurus kostbarer und theurer, als sie zu feyn brauchten; viele sind aus Atlas und Corduan und kunstreich gestickt, so daß sie oft 9, 12 bis 18 Schillinge kosten (Ducaten und Louisd'ors für Hosenheben!), obgleich aller dieser Staat von den andern Kleidern völlig bedeckt wird. Die schönften braces findet man im Eingange des Strandes bey Greves, patentbraces maker.

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