Page images
PDF
EPUB

Packnadeln zu, womit sie sich ausdrüklich versehen hatten, und gaben dann auch ihrem Sacke das vorherige Ansehen. Soweit gelang der Streich. Sie verkauften die Güter für ein Viertel des Werths an einen bekannten Juden, der mit gestohlnen Sachen handelt. Dieser verschacherte etliche Stücke an einen Lichtzieher im Heumarkte, welcher aus Neus gierde zufälligerweise gerade zu Holland und Comp. ging, um sich nach dem gewöhnlichen Preise dieser Waare zu er kundigen. Hier erkannte man die Sachen und so kam der ganze Handel durch den Juden, der sich durch das Geståndniß rettete, an den Tag.

Wie schwer es in England sey, sich vor Betrügereyen in Acht zu nehmen, wird man auch aus folgendem Falle se hen. Es wurde vor Kurzem ein gewißer Shaw, der schon längst als ein sinnreicher Schwindler bekannt und oft belangt worden war, aufs neue vor den Polizeyrichter in Hattongarden gebracht. Eine Menge Kaufleute, welche er mit seis ner weitläuftigen Bande oft berüft hatte, erschienen wider ihn, aber bey der groffen Genauigkeit der englischen Geseze in Criminalfällen, konnte man ihm nur Einen Bubenstreich völlig beweisen. Dieser gewandte Schurke miethete das Haus Nro. 6. Georgestreet, Westminster, und etablirte dort eine dem Ansehen nach große Handlung unter der Firma Bancroft und Bayford. Der zweyte Theil des Plans war, daß einer von seinen Spießgesellen Ruggles, ein verabschiedeter Soldat, in der aus allen wichtigsten Regierungsdepe schen bekannten Gaße, Downingstreet, auch ein Haus mie thete, und durch allerley Künste seinen Nahmen als ArmeeLieferant in den Hofcalender zu bringen wuste. Er verstand den Schein großer Geschäfte durch viele Diener, Leute mit Ballen, vorgebliche Rangoffiziere, einlaufende Briefe, abge fchikte Träger - allerseits abgefeimte Schelme- dergestalt um sich zu verbreiten, daß selbst ohne die auffallenden um stände der berühmten Gaße und des Hofcalenders, auch wohl der behutsamste Kaufmann hätte hinters Licht geführt werden können. Shaw war die Seele vom Ganzen und schien ungemein beschäftigt in der Schreibestube. Bancroft und Comp. fchikten eine sehr große Bestellung an Herrn Winter, einen der vorzüglichsten Handschuhfabrikanten auf dem Lande. Nach Gewohnheit schrieb dieser gleich an seinen Agenten in London, Herrn Moore, sich nach der Solidität dieses Haus ses zu erkundigen. Moore ging nach Georgestreet und ver= langte Herrn Bancroft zu sprechen. Aber der arme Mann hatte das Vodagra und war der bessern Luft wegen auf sein Landgut gereist; aber der geschäftige mit schreibenden Dienern umringte Associé verwies ihn an Herrn Ruggles, den Armeelieferanten. Hier sah nun vollends alles nach den größten Geschäften aus, und man empfohl die Herren Bancroft und Comp. als ein sehr respectables Haus. Moore unterhielt nicht den geringsten Zweifel mehr. Er ging auf

der Stelle, die Ordre zu bewerkstelligen. Jedoch kam Shaw noch einmal zu ihm und erweiterte die Bestellung. Hier mit hatte es gar keine Schwierigkeit, weil Moore überzeugt war, er sey in guten Händen Nach Ablieferung der Güter zogen Bancroft und Comp. gleich auf Nuggles, welcher den Wechsel acceptirte. Nun hatten die Betrüger ihre Rollen gespielt. In Zeit von wenigen Stunden waren die gemeldeten großen Häuser nirgends zu hören noch zu sehen. Die List lag am Tage. Shaw wurde einige Zeit nachher ergriffen und ein Theil der gelieferten Güter bey ihm gefunden. Auf ihn und seine Gehülfen wartet der längst verdiente Lohn.

Ein Herr Hopwood, wohnhaft in Lisson Green, bekam Händel in einem Bierhause in Orfordstreet, und ihm wurde von zwey Anwesenden sehr übel begegnet. Auf der Stelle sprangen zwey Kerl herbey, welche sich für öffentliche Diener der Gerechtigkeit ankündigten und ihn beschüßten. Sie waren so unverschämt, mit ihm in ein Polizeyamt zu gehen, wo einer von ihnen dem Herrn Hopwood den Ort wieß, in welchem gemeiniglich Leute vor dem gerichtlichen Verhöre eingeschlossen würden; ja er hob sogar einen Schlüßel auf und fagte: den soll der Kukuk holen, wir haben ihn sicher genug." Sie baten sich dann eine Belohnung von ihm aus, und er bewirthete sie nicht nur, sondern schenkte ihnen auch eine Guinee. Er fand sich aber bald betrogen, da keiner von den beyden Kerln, die ihm zu nahe getreten, im Gefängnisse waren.

Nicht weit vom Viehmarkte Smithfield war eben eine Frau beschäftiget, eine Kub zu melken, als ein Mädchen mit einem Kinde von sechs Monaten in den Stall kam. Die Kuh lief straks auf das Mädchen zu, riß das Kind herunter und stieß es mit der größten Wuth. Die Frau eilte zu Hülfe, wurde aber selbst von der Kub niedergeworfen und mit Füßen getreten. Jedoch erhob sie sich wieder und rettete das Kind mit vieler Mühe. Es war aber von den Zähnen des aufgebrachten Thieres an verschiedenen Theilen des Körpers fo übel zugerichtet, daß es kurz darauf starb.

Wenn es in England viele falsche Münzer und Verfålfcher yon Banknoten giebt, so findet man in Irland zehen für einen. Auf der dasigen Rokstraße bemerkte man vor weniger Zeit eine beynahe hundert Schritte lange Spur von Schillingen, die sammt und sonders falsch waren. Sie la gen zwischen dem noch ganz frischen Wagengleise eines Pferdefarrns. Auf diesen fiel nothwendig Verdacht; man hielt ihn an. Es saßen zwey Knaben darin, und in ihren Taschen fand man für mehr als achßig Guineen nichts als verfälschte Schillinge. Eine obrigkeitliche Person, die gerade um diese Zeit hier vorbeykam, befragte die Knaben, wo sie dies Geld her hätten? Es zeigte sich, daß beyde völlig unschulbig waren und das Geld von Jemand, der in Sandymount wohnte, bekommen batten, zu welchem sie ein Dubliner Mas

terialienhändler schitte. Der falsche Münzer am erwähnten Orte war mit seinen Leuten bey guter Zeit geflüchtet, aber zwey Materialisten in Dublin wurden als Mitwisser des schänd lichen Handels mit entblößten Häuptern, um sie dem Volke tenntlicher zu machen, in das Gefängnis Newgate geführt.

Die Bequemlichkeit und Schnelligkeit, womit man in Enga Land reist, ist ein stehendes Lob dieser seligen Safel; aber man kann auch darinn zu weit gehen, und dies thun leider alle Briefpostkutschen, welche ungeachtet ihrer vielen Passa giere mit einem unglaublich schuellen Trott über Berg und Thal daher gestoben kommen, so daß schon der Anblik peinvolle Betrachtungen erregt. Deswegen vergeht keine Woche, wo man nicht hörte, daß eine oder die andere verunglükt wäre, oder ein Unglük angerichtet hätte. Lady Carberry war lezthin auf der Reise nach Schottland begriffen, und ließ ei nen ihrer Bedienten vorausreiten, um in dem vornehmsten Wirthshause Bugden die benöthigten Zimmer in Beschlag zu nehmen. Kaum war er eine Meile vorgerüft, als die Mailkutsche, welche in entgegengesezter Richtung reiste, so jaha ling auf ihn zugefahren kam, daß Reiter und Pferd umge rannt wurden, und der Bediente auf der Stelle ums Leben tam. Mylady, seine Gebieterinn, nahm sich das Unglük aufferordentlich zu Herzen und sehte ihre Reise bis nach dem Begräbniße aus. Der Tod des unglüklichen Menschen erfüllte besonders Ein Herz mit dem unaussprechlichsten Jammer. Er war Bräutigam und sollte Tags darauf mit einem jungen sitt famen Mädchen von außerordentlicher Schönheit getrauet werden.

Wo den Londner Dieben alle Wege in ein Haus versperrt find, da suchen sie durchs Dach hinein zu brechen. Neulich hatten sie eine sehr starke Thür auf dem Dache des Herrn Champney in der Londner Gasse Cheapside aufgesprengt. Zum Glück war unter der äußeren noch eine inwendige viel stärke re Thure. Als sie diese aufbrechen wollten, wurden sie von zwey darunter schlafenden Frauenzimmern gehört und vertries ben. Man untersuchte die Nachbarschaft und fand, daß die Schurken wenigstens über zwanzig Häuser gestiegen waren.

Vor etlichen Wochen lag ein betagter Henker auf dem Sterbebette, der zu der Zeit, als die Hinrichtungen noch in Tyburn geschaben, manchen armen Sünder vom Leben zum Tode gebracht hatte. Jest stand er selbst am Rande der uns absehbaren Zukunft, und bat sich die Gesellschaft eines Geiste lichen aus. Herr Prediger, sagte er, ob ich gleich so viele Menschen ins andre Leben geschaft habe, so ist mir doch jezt ein wenig schwer ums Herz, weil ich fürchte, Einen armen Teufel nicht ganz mit Recht gehangen zu haben. Ich will Ihnen den Vorfall treulich erzählen. An einem Hangemors gen, da die Missethåter herabkamen, um nach Tyburn ge bracht zu werden, flüsterte mir ein armer Sünder zu, als

ich an ihm vorüber ging: Meister Ketsch *) wolltet Ihr nicht einem armen Wichte einen Liebesdienst erweisen? Hier find zwanzig blaute Guineen. Alle vollwichtig?" fragte ich Ob, meiner Treu, das sind sie, keine leichte darunter. - Der Kerl gieng mir wirklich nahe, ich sagte ihm also, wenn er thun wollte was ich ihn hieße, so könnte ihm vielleicht ge= holfen werden. Wenn Du an den Hängekarren kommst und fich die Leute alle um Dich her drången, so will ich Dir ein Beichen geben; kaure dann gleich nieder, triech unter dem Karren hin und verlauf Dich unter dem Haufen." Das gieng recht gut, aber durch ein besondres Mißgeschick hatte fich gerade ein dürrer blasser Schneidergeselle mit ei ner rotheu Müze vor mir hingepflanzt, den ich zu Gesicht bekam ich sprang auf ihn zu, faßte ihn beym Kragen, und zog ihn auf den Karrn. Der arme Mensch bob seine Hände und Augen auf und betheuerte, Gott follte es ihm zeugen, er sey unschuldig. Aber ich überschrie ihn und sagte den Leuten, er hätte es gerade so im Gefängnisse gemacht, und nie etwas eingestehen wollen. In etlichen Secunden baumelte er. Daran, Herr Prediger, glaube ich nicht so ganz Recht gethan zu haben.“

Gelehrte Neuigkeiten.

Die Stereotypenausgabe der sogenannten englischen Claffiker, welche Phillipps erscheinen läßt, wird im April ausgegeben. Herr Alexander Chalmers begleitet sie sowobl mit biographischen und çritischen Vorreden, als mit erklás renden Anmerkungen.

Ingleichem erhalten wir im April den Spenser des D. Mitin. Das ist der erste Band seiner Ausgabe der englischen Dichter. Bekanntlich sticht der berühmte Heath die Kupfer dazu, womit er sich um so mehr Mühe gegeben hat, da er selbst Miteigenthümer dieses großen Werks ist.

Herr Haslam, der eine Stelle an dem Hospital Beds lam bekleidet, hat ein sehr nůzliches Werk unter folgendem Titel in den Druck gegeben: Eine Reihe von Bemerkungen über den Bau, die innere Einrichtung und die sittliche Bes handlungsart eines Irrenhospitals.

Von D. Shaw's äusserst prachtvoller Zoologie find drey Bånde fertig; der vierte wird die Fische abhandeln und die acht folgenden werden so schnell als möglich erscheinen. Der geschwinde und zunehmende Absaz dieses großen Werkes beweißt den Eifer, womit Naturgeschichte jeßt in England betrieben wird. Die Kupfer werden mit jedem Bande schöner.

Herr Faisburn hat eine große schöne Charte des unirs ten grosbritannischen Reichs vollendet, auf welchem alle *) Der allgemeine Erißnahme der Henker ist bekanntlich Jack Ketch, weil ein berühmter Nachrichter im 17ten Jahrhunderte so bieß. S. Grose's dictionary of the vulgar tongue. Neueste Ausg.

Inseln und Seen, die unter der Oberherrschaft Georgs III. stehen, genau angegeben sind.

Der D. John Jamieson in Edinburg, bekannt als Verfasser einer Antwort auf D. Priestley's Geschichte der frühesten Meynungen, wird nächstens folgendes Werk herausge= ben: Ueber den Nußen der heiligen Geschichte: mit zwey Abhandlungen; 1. Ueber die Glaubwürdigkeit der Geschichte der fünf Bücher Mosis und des Buchs Josua. 2. Beweis, daß die Bücher, welche dem Moses bevgelegt werden, von ibm und unter dem Einflusse der göttlichen Eingebung ges schrieben worden sind.

Von D. Turner in Yarmouth kommt binnen einigen Woz chen eine Uebersicht aller britischen Arten von Tang- oder Meeraras heraus.

Man druckt am zweyten Bande von D. Garnetts Annas Jen der Philosophie, Chemie und Künste.

Der Buchhändler Mitchell in Newcastle giebt mit Anfang des Juny eine neue Zeitung heraus, die einen guten Plan hat.

Seit mehrern Jahren hat das Monthly Magazine einen großen und verdienten Beyfall gehabt. Alle Nebenbuhler desfelben wurden bisher zu Schanden. Jeßt tritt_ein_neuer Mitbewerber auf, der sich dem Publikum auf folgende Art ankündiget. Den ersten May d. I. erscheint The monthly Register and Encyclopedian magazine. Preis 2s 6d. Es wird folgende Fächer umfassen: 1. Architectur. Hier werden genaue Nachrichten von großen Nationalgebäuden gegeben; jede Nummer liefert zwey gute Kupfer, vorstellend ein inländisches und ein ausländisches Gebäude. 2. Lopos graphische und statistische Bemertungen. Dieser Artikel foll den Handel und die Manufacturen, Gebräuche, Sitten, Alterthümer und Bevölkerung verschiedener Gegen= den und Oertern schildern. Öft werden vorzügliche Kupferstiche binzugefügt. 3. Genealogie. Die Geschichte gross fer Familien und berühmter Männer, nebst dem Wappen des Hauses, aus dem sie stammen. 4. Künste und Wiss senschaften. Auf diese Rubrik wird man vorzügliche Aufz merksamkeit verwenden. 5. Ackerbau. Grosbritanniens Wohlstand ist so genau mit dieser edelsten aller Beschäfti gungen verbunden, daß er mit schuldiger Sorgfalt behandelt werden soll. 6. Vieharzneyfunde. Ihre Wichtigkeit ist anerkannt. 7. Gelehrte und philosophische Nach richten. Ein wesentlicher Theil; man wird, was das Ausland betrift, aus fremden Magazinen und Blättern schöpfen. 8. Frühe Nachrichten von neuen Büchern. Ein Abriß derselben und Auszüge. 9. Naturgeschichte und Whysik. Die Chemie soll hier vorzüglich in Betrachs tung kommen. 10. Kupferstice, Gemählde und Bildhauerkunst. Man wird bestrebt seyn, das Wich tigste in diesen Fächern mitzutheilen. 11. Dann kommen

« PreviousContinue »