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haben. Man kann hiervon die beyden vortreflichen Versuche des D. Beddoes über die Lungenkrankheiten nachsehen.

Bristol hat auch eine ansehnliche Subscriptionsbibliothek, deren Anfang von dem Vermächtniße des Stifters herrührt. Wer Mitglied werden will, bezahlt fünf Guineen beym Eintritt und dann jährlich Eine Guinee. Es gehören zwey Bibliothekare dazu, von denen der erste ein freyes Wohnhaus nebst einem Jahrgehalte von 70 Pfund hat. Außerdem findet man hier auch mehrere Stiftungen für Arme und Kranke. Besonders hat ein edler Bristoler Kaufmann seinen Nahmen in dieser Rücksicht unsterblich gemacht. Unter seinen menschenfreundlichen Anstalten ist eine Schule, in welcher sich die Sorge für die aufgenommenen Zöglinge nicht nur auf Unterricht, Nahrung und Bekleidung, sondern auch auf ihre nachherige Unterbringung und Forthülfe ausdehnt.

Bristol kann sich auch einer Einrichtung rühmen, die man anderwärts nicht häufig antrift, nehmlich einer Jndustrieschule für arme Blinde. Sie wurde im J. 1793 angelegt und erhält sich nun durch freywillige Beyträge des Publicums. Die Unglücklichen lernen hier, durch Arbeit ihren Unterhalt zu verz dienen, und werden daher von der entseßlichen Herzensangst befreyt, daß sie eine Last der bürgerlichen Gesellschaft sind. Die Knaben werden im Korbflechten unterrichtet, und die Mädchen lernen spinnen und Schnürsenkel machen. Kein Anblick kann interessanter und rührender seyn, als diese kleine Anstalt, wenn die Kinder in voller Vrbeit sind. Alles ist Frohfinn, Leben und Fleiß. Der traurigen Gemüthsleere und noth gedrungenen Unthätigkeit eutrißen, welche mit der Beraubung des Gesichts verbunden sind, fühlen diese unselige Kleinen ein Vergnügen in der Beschäftigung, wovon Menschen mit gefunden Sinnen keinen Begriff haben. Die Begierde, womit sie ihren Unterricht empfangen, und die unausgefeßte Geduld und Beharrlichkeit, die man an ihnen wahrnimmt, Vortheil davon zu ziehen, beweisen unwidersprechlich die angebohrne Liebe zur Thätigkeit und das Verlangen nach Unabhängigkeit. Die Stiftung schränkt sich zwar blos darauf ein, die Kinder zu unterrichten, wie sie durch eigenen Fleiß leben können;

aber auch der Aufwand für diesen zusammengezogenen Plan und für Anschaffung der erforderlichen Arbeitsmaterialien beträgt jährlich 500 Pfund. Jedoch ist der Ertrag ihrer Ar= beit von einem Jahre zum andern gestiegen, und es scheint als ob sich die Anstalt bald selbst werde unterhalten können, wie folgende Angabe beweißt.

Einnahme von dem Verkauf der Waaren, die in der
Bristoler Blindenschule verfertiget worden.

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Porzelanmanufactur in Worcester.

Der Großsultan läßt jeßt ein Caffeeservice in Worcester (spr. Wuster) verfertigen, welches aus sechs und vierzig Taf: sen bestehen soll. Es wird dazu ein goldenes mit Diamans ten befeßtes Caffeebret gemacht. Jede Tasse ist etwan ein Drittel größer als gewöhnliche Theetassen und kostet zehn Guineen. Allein dieser hohe Preiß ist wohlverdient, wenn man die schönen Gemälde betrachtet, welche darauf kommen. Ihr Gegenstand ist Lord Nelsons glänzender Sieg am Nil von verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet.

Das englische Porzelan ist zwar an Leichtigkeit und Durchs sichtigkeit weder mit dem deutschen noch französischen zu vere gleichen, aber seine Formen, Mahlerey und Vergoldung uns terscheiden es sehr vortheilhaft.

Das Verfahren in der Fabrik zu Worcester wird vom Herrn Warner auf folgende Art beschrieben:

Es werden zum Porzelan fünfzehn Artikel gebraucht, deren vorzüglichste sind: ein weiffer Granit aus Cornwall und ein Seifenstein aus Penzance in derselben Grafschaft. Nach dem diese Artikel einzeln gemahlen sind, werden sie zusame men vermischt und dann verkälkt: dieß Verfahren giebt eine Menge kleiner blauweißer Stücke, welche in eine Mühle

gethan, und mit Flußwasser gemahlen ein völlig weisses Liquidum geben, das einem dicken Milchrahme gleicht.

Dieß Liquidum schlägt man durch ein nesseltuchnes Sieb und gießt es in Böttiche, welche durch außerhalb angebrachte Röhren erwärmt werden, indeß man den Grad der Hiße unter der Temperatur des kochenden Wassers hält. So verdampft das Wasser allmählich aus den Böttichen und ein harter Thon bleibt zurück. Diesen bringt man in ein Zimmer aus Bruchstein, wo er mit Wasser angefeuchtet, mit einem hölzernen Schlägel geschlagen und von einem Manne mit blossen Füssen durchtreten wird:

Nun ist die Masse zum Verarbeiten geschickt. Man nimmt einen Kloß davon und thut ihn auf die Scheibe, ein bekanntes horizontales Rad der Töpfer ic. welches von einem Knaben vermittelst eines verticalen Rades herumgedrehet wird: es ist ein Maasstab daran befestiget, um die Dimensionen eines jeden zu verfertigenden Artikels genau zu bestimmen. Wie dieser Kloß unter den Händen des Arbeis ters durch den Druck des Daumes und die Beyhülfe der Finger seine Form erhält, ist aus der gleichen Verfahrungs☛ art des Töpfers bekannt.

Die Waare wird dann auf Röhren getrocknet, um ihe mehr Festigkeit zu geben und sie zum Abdrehen vermittelst des verticaleu Drechselrades geschickt zu machen. Hier ers hält sie ihre gehörige Dicke und bestimmte Form, und weng Griffe oder Gußröhren daran kommen sollen, so ist dies der Zeitpunkt dazu.

Hierauf folgt das Brennen. Es geschieht in runden Pfannen, die von Schmelztiegelthon aus Staffordshire ges macht, oben offen, und ohngefähr acht Zoll tief sind. Die flachen Böden derselben werden mit calcinirtem Feuerstein åberstreut, damit die Waare nicht anklebt. Der Brennofen hält gemeiniglich ohngefähr 1500 Pfannen und oft 25,000 bis 30,000 Stück Waare. Sie werden hier sieben und dreyßig Stunden gelassen und einer so heftigen Hiße ausgeseßt, daß fie glühen, wiewohl man sich sehr in Acht nimmt, daß keis ue Flamme an sie schlagen möge. Beym Herausnehmen sind

he, wie man sich gewöhnlich ausdrückt, Biscuit, das ist sie sehen wie eine unglasirte Tabalspfeife aus.

Soll das Stück blane Figuren bekommen, so werden diese jest mit einem Haarpinsel darauf gemahlt, den man in ein gemischtes Fluidum von mazarinblauer Farbe taucht (a mixture of purple colour). Ist dies trocken, so taucht man das Stück in eine rothe Glasur, welche die Consistenz des Milchrahms hat und hauptsächlich aus Bleyweiß und gemahlenem Feuerstein besteht, Die Glasur bleibt an allen Theilen des Stücks hangen und dieses wird zum Trocknen in ein Zimmer von einer gewissen Temperatur gebracht. Wenn man das Stück wieder herausnimmt, so hat der Grund desselben eine blasse Carmosinfarbe und die darauf gemahle ten Figuren ein schmußiges Blau.

Nachdem die Stücken völlig trocken sind, erhält sie der Abyußer, welcher die Oberfläche abglåttet und kleine Unebenheiten der Glasur abreibt. Das ist beym Ganzen das ungesundeste Geschäft, weil der Trimmer, wie man ihn nennt, öfters etwas von dem Bleyweiß beym Athmen verfchluft, und um der Malerkolik oder Hüttenkaße zu entge= hen, häufige Vomitive einnehmen muß.

Sodann bringt man die Stücken in den Glasurofen, wo sie acht und zwanzig Stunden lang dem Feuer ausgesezt bleiben. Wenn dies ausgegangen ist, läßt man die Stüden nach und nach fühlen. Beym Herausnehmen zeigt sich eine bewundernswürdige Veränderung. Die Oberfläche ist verglaset und glänzend, und aus dem Mazarin ist ein lebs haftes schönes Blau geworden.

Die Stücken werden hierauf sortirt, und den Mahlern übergeben, welche sich gewißer besonders zubereiteter und vermischter Farben bedienen, weil diese in der Hiße sämmt. lich verändert werden. Jest bringt man die Stücken in eis nen Sfen, wo sie wieder sechs Stunden bleiben, damit die Farben fest werden. Bekommen sie kein Gold, so sind sie nun fertig. Diejenigen Stücke aber, welche diesen Zusag erhalten, werden nach dem Glasiren noch einmal gebrannt. Man trägt sie auch nachher in die Brunirstube, wo mehre

re Frauenzimmer die Politur vornehmen. Es wird auf die bekannte Weise mit Blutstein, Stahl 2c. brunirt.

Man macht in Worcester nur das köstlichere Porzelan und beschäftiget sich nicht mit der gemeinern Waare.

Es sind nicht weniger als drey und zwanzig, von eins ander verschiedene, beschmuzte und bestaubte Arbeiter, die ein Stük Porzelan unter die Häude bekommen, che es auf silbernen Credenztellern der Dame im Prachtzimmer präsen= tirt werden kann. Der ganze Prozeß hat nehmlich folgende Theile: Mahlen oder Zermalmen der Grundstoffe, Vermis schen, Calciniren, Mahlen der Stücken, Sieben, in Böttis che schlagen und verdünsten, Befeuchten, auf der Scheibe bilden, Trocknen, Abdrchen, Gußröhren und Griffe machen, dieselben an den Gefäßen befestigen, Brennen des sogenannten Biscuits, Blau aumahlen, in die Glasur tauchen, Abpußen, die Glasur brennen, Sortiren, Bemahlen, die Farben einbrennen, das Gold auflegen, das Gold eina brennen und Bruniren.

Die Arbeitsleute erhalten ihren Lohn nicht Tageweise, sondern je nachdem sie viel oder wenig fertig machen. Sie erwerben sich aber ein Ansehnliches. Die, welche die Gefäße formen und sie auf der Drechselbauk abdrehen, bringen es auf 25s. die Woche, die Glasirer auf 21s. und die, welche Figuren darauf mahlen, verdienen sich 30s, bis zwey Guineen.

Handel zwischen Berwick am Tweed und London.

Zwischen Berwick und London wird jezt ein sehr ausgedehnter und regelmäßiger Küstenhandel getrieben. In Grosbritannien giebt es ohne Widerrede keine zwey Orte von gleicher Entfernung, zwischen welchen eine eben so ordentli che und ununterbrochene Gemeinschaft wåre : vielleicht findet man nirgends eine ähnliche. Dies kommt theils von dem angemessenen Bau der Schiffe her, die man in diesem Hans del gebraucht, theils daher, weil sie nicht nur gut versorgt und bemannt, sondern auch von thätigen und in der Küstenfahrt geübten Seeleuten regiert werden. Es fahren jezt ohne Unterbrechung zwischen Berwick und London dreyzehn

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