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Er misbilligte sehr oft die Ziererey so vieler, welche die Antike loben ohne Geschmack genug zu besitzen, um das wirklich Vortrefliche darin zu empfinden und auszuheben. „Man nenne nur etwas antik, sagte er, ,,und die Leute finden gleich etwas schönes daran. Dort ,,in meiner Arbeitsstube steht eine Figur, die anfänglich „kein Mensch ausieht, aber so bald man fagt, es sey „eine Antike, gehts an ein Bewundern. Håtte ich vor ,,etlichen Jahren so etwas gemacht, es würde mir keis ,,nen Schilling eingetragen haben.“ ·

Niemand konnte bescheidener von sich denken, als Bacon. Er pflegte zu sagen, daß er mehrere Gedanken zugleich nicht auf einmal umfassen, vielweniger ordnen könnte, aber wenn er etwas Unterscheidendes hätte, so wäre es, daß er Eine Idee, abgesondert und unvers bunden, gut auszudrücken verstünde. Er wußte sehr wohl, worin er stark war. Daher verglich er sich oft mit der Kaze in der Fabel, die nur Einen sichern Kunstgriff hatte, wodurch sie sich rettete. Auch sprach er beständig davon, wie höchst wichtig es sey, daß Jeder vorzüglich das in Acht nähme, worin er sein vorzüglichstesTalent entdeckte.

Viele ausgezeichnete Menschen werden dadurch weniger nüglich, daß sie keinen Tadel dülden können. Bacon war ganz das Gegentheil davon. Die Erinnes rungen eines Wohlmeynenden nahm er als ein Zeichen besondrer Freundschaft auf. Ein noch lebender Freund von ihm hatte so gar den ausdrücklichen Auftrag, sein Betragen zu beobachten; und ob er ihm gleich seine Bemerkungen mannichmal ohne die geringste Schonung mittheilte, so war Bacon dennoch allezeit dankbar das für; auch konnte man deutlich merken, daß er bestrebt war, den auffallenden Fehler abzulegen. Ueberhaupt mistrauete er sich so sehr, nicht nur in Dingen, wo es

natürlich war, daß er der überlegenen Einsicht eines Freundes Gehör geben würde, sondern auch in Sachen, deren er völlig mächtig war. Cecil, sein Biograph, gieng einst an einer Statue vorüber, die Bacon beynahe vollendet hatte und rief ohne viel Ueberlegung aus: „Herr ,,Bacon, dies Bein hier ist zu kurz." Er antwortete: Warten Sie doch, Sehen Sie noch einmal, denn ich habe es niemals bemerkt. - – „Pah, sagte Cecil, ich ,,verstehe nichts von der Sache, ohne Zweifel haben „Sie es gemacht, wie es seyn muß,“ — Hm! erwies derte er, dafür möchte ich nicht gut sagen; ich habe das Ebenmaaß nur mit meinen Augen bestimmt und die Bemerkung eines andern Auges verdient meiner Meynung nach immer genau überlegt zu werden.

Es konnte nicht fehlen, daß er sich durch seine Kunst ein ansehnliches Vermögen erwarb. Judessen lebte er nach der Weise des verwichenen Zeitalters, wodurch er sich auch den Vorwurf der Kargheit zuzog, den er jedoch nicht verdiente. Håtte er långer gelebt, so würde er, seis nem Plane zufolge, mehr Bequemlichkeiten in seine Haushaltung aufgenommen haben. Er war freygebig am rechten Orte. An demselben Lage, da er sich die Finger verbrannte, um das Papier beym Anzünden eis nes Lichts zu ersparen, schenkte er vielleicht einer frommen Stiftung eine ansehnliche Summe.

Er war ein ungemein religiöser Mann, wozu er den Grund vermuthlich schon im elterlichen Hause gelegt hatte. Seine Sonntage widmete er ohne Ausnahme der Andacht. Nur diejenigen Besucher ließ er zu, welche fich schlechterdings nicht wollten abweisen lassen, aber sie giengen bald wieder, so vornehm sie auch seyn mochzen, weil sie sahen, daß sich nichts mit ihm abthun ließ und daß sie ein Stück von einer Predigt mit anhdren mußten;

das letztere konnte er sehr geschickt einleiten, weswegen ihn seine Freunde auch in der besten Laune verlieffen. Ohs ne sich ungesittere Aeußerungen zu erlauben, vertheis digte er durchgängig mit unerschütterlicher Festigkeit, was er für recht und wahr hielt.

Während seiner Mußestunden schrieb er viele Grabfchriften und etliche derselben sind ihm geglückt. Die Inschrift, welche auf Lord Chathams Denkmale steht, ist von ihm; der König zog sie unter mehrereu Grabschriften, als die beste vor.

Bristol *).

Die Stadt Bristol ist auf allen Seiten von den Bes weisen ihres Reichthums umgeben. Schöne Landhäuser erheben sich ringsum, we reich gewordene Bürger in Ruhe wohnen. Die Stadt selbst ist nichts weniger als schön; die Eingänge sind schlecht und die Straßen meistentheils übelgebaut und unbequem. Der Handel macht, daß man hier die in deutschen Handelsstädten sehr gewöhnlichen Schleifen häufig findet, ob sie schon in andern englischen Dertern fast gar nicht gesehen wers den. Bristol steht theils in der Grafschaft Somerset, theils in der G. Glocester und gehdrt daher zu keiner von beyden Shiren, sondern macht eine Grafschaft für sich selbst aus; es hat seine eigene Gerichtsbarkeit.

Die Lage der Stadt ist augenehm und gesund. Sie steigt zwischen den beyden Flüssen Avon und Frome bis auf eine nördliche Erhöhung, und würde sich noch jenfeits derselben ausgebreitet haben, weun nicht einige

*) Dieser und die drey folgenden Artikel sind aus Ware ners Tour through the Northern counties of England, and the borders of Scotland. London, Robinsons 1802. 2. volumes, 8.

der ersten Bauunternehmer gebrochen wären. So blieben viele der schönsten Gebäude, welche Bristol bekommen sollte, unvollendet. Schwerlich werden sie je ausgebaut werden, weil die Stadt schon seit geraumer Zeit, theils wegen der Beschwerlichkeit seiner beyden Flüße, theils wegen der drückenden Hafenpålke, allmählich in Verfall geräth. Jedoch ziehen begüterte Kaufleute allezeit einen gewissen Theil des Handels an sich; und Bris ftol besitzt nach dem Verhältniße seiner Ausdehnung mehr Reichthümer als alle andre Stådte in England. Deßwegen findet man hier immer noch, troß den gedachten Nachtheilen, viel Verkehr mit Westindien. Freiz lich ist mehr als die Hälfte dieses Handels von hier nach Liverpool gelockt worden, welches einen bequemerén Fluß und bessere Schifsdocken enthält. Wenn aber Briz stol genöthiget worden ist, einen Theil seines ehrenvollen Handels an Liverpool abzutreten, so hat dieses auch nun die alte Schande von Bristol, den Sclavenhandel, auf seine Schultern geladen. Ungeachtet der abnehmens den Volksmenge hat es immer noch 70,oco Einwohner. Man zählt hier neunzehn Kirchen und viele Berhhäuser für Dissenters. Es hat noch eine Menge Manufacturen, worunter zwanzig Glashütten sind, ingleichem etlichè Kupfer und Eisengießereyen, zwey große Wachsleins wandfabriken, eine Patent - Schrotmanufactur, Bleygießereyen, Meßingwerker, Fabriken irdner Waare, ein Patentstreckwerk für Papier und eine sehenswürdis ge Patentmanufactur, in welcher durch Hülfsråder das Herumdrehen einer Achse erleichtert und die Richtung derselben verringert wird.

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Bristol zeichnet sich jetzt auch sowohl in den nüzlichen als schönen Wissenschaften aus: der Vorwurf, daß es blos auf Eigennuß und Geldspeculationen denke, hat aufge=

hört. Coleridge, der beliebte Dichter, entwickelte faye Las jente in Bristol; der unglückliche Chatterton sang zuerst hier; Southey, deffen Joan of Arc, audrer Producte zu geschweigen, ihn unter die besten Dichter des Zeitalters seßt, ließ seine liebs lichen Lieder zuerst von hier ertönen; und die beyden Cottles haben aus ihrer eigenen Officin in Bristol vortrefliche Gedich te geliefert. Doctor Beddoes ist auch den auswärtigen Ges lehrten als Philosoph und Arzt bekannt. Vor etlichen Jahren war er Professor der Chemie in Orford; da ihn aber gewiße Umstände vermochten seine Stelle niederzulegen, so hat er sich seitdem in Clifton niedergelassen. Er wählte diesen berühmten Badeort vor andern, weil er hier die öfterste Gelegenheit erz hielt seine neue Behandlungsart der auszehrenden Krankheiz ten, das Resultat eines angestrengten Nachdenkens, zu vers suchen. Zu gleicher Zeit stiftete er in Bristol auf Subscription die Pnevmatische Institution, um dieselbe Curart auch auf Aermere ausdehnen zu können. Seine Bemühungen wurden hier durch die Freygebigkeit der Einwohner von Bristol unterstüßt und er fand einen außerordentlich geschickten Gehülfen in einem ganz jungen Menschen, Humphry Davy, der mit Recht für ein Phänomen in der Chemie gehalten wird und um einen weiteren Spielraum für seine ungewöhnlichen Talente zu ers halten, seit kurzem zum Professor an der königlichen Institution in London berufen worden ist. Unter der Aufsicht dieser beyden treflichen Männer hat die Pnevmatische Institution fchon beträchtliche Fortschritte in der Entdeckung neuer Thats fachen gemacht, welche der Heilkunde viel núßen werden. Ihr verdanken wir auch die sehr sinnreiche und geschickte Untersu chung und Anwendung eines neuen Gas, welches Herr Davy nitrous oxyd nennt; die Wirkungen desselben auf das Nervens fystem und auf die Sinnwerkzeuge sind eben so außerordentlich als angenehm. Die Lebensgeister werden dadurch aufgeregt und es folgt weder Mattigkeit noch Niedergeschlagenheit dars auf. Die Stiftung hat auch ein Feld eröfnet, mit Fingers hut, einem neuen und schäßbaren Mittel in Auszehrungen', zahlreiche Versuche anzustellen, welche den besten Erfolg gehabt Engl. Midcellen, VII, 2.

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