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Dieses Haus verkauft auch Reißpapier. Dies ist ein ostindisches Produkt, welches bey den englischen Damen jetzt sehr in Aufnahme gekommen ist. Der finnreiche Hindu bereitet es aus einem Muße oder Brey von Reiß, der den allerhöchsten Grad von Feinheit und Reinheit besitzen muß. Das Muß wird sodann entweder in seinem natürlichen Zustande oder mit einer Zumischung von Farben auf den allerfeinsten Muselin, wofür Ostindien so berühmt ist, gegossen; daher hat das Reißpapier, wenn man es genau betrachtet, alle die unsåglich zarten Fåden an sich, welche den ostindifchen Muselin auszeichnen; indessen je vollkommener das Papier, desto unmerklicher die Form dieser Fåden. Das weisse und rosenfarbne ist das schönste. Man verkauft es in kleinen vierekigten Stüken, die zwei Zoll ins Gevierte haben; jedes Stük kostet nicht mehr als Einen Penny. Der Nahme Papier ist ihm der Aehnlichkeit wegen beygelegt worden; man bedient sich desselben aber lediglich, um künstliche Blumen daraus zu schneiden. Je doch darf man es nicht brauchen, wie man es kauft, weil es spröde ist, und leicht bricht; sondern es wird über Wasserdampf gehalten, und läßt sich dann ohne Mühe modeln und behandeln wie man will.

In den Silberlåden findet man jest häufig die bes kannten Eyerbecherchen aus blauer Wedgewoodwaare. Außer dem Email haben sie noch grüne Sternchen, und thun in dem silbernen Gestell eine gefällige Wirkung. Man findet sie unter andern bey Tuk, Jeweller, No. 9. Cokspurstreet.

Der Gagat oder schwarze Bernstein wird in Engs land weit häufiger zum Schmuke der Frauenzimmer gez braucht, als auf dem festen Lande. Man macht dar aus Perlen, die eine schöne Politur annehmen; auch

Ichleift man den Gagat wie Juwelen, und braucht ihn zu Trauerschnalleu, Kudpfen, Halsbåndern, Ohrrins gen u. s. w.; sein tiefes, vortrefliches Schwarz eignet ihn besonders dazu. Dieses Frühjahr hat man angefangen, die großen Frauenzimmerkämme aus Schildpatte mit Gagatsteinen zu besetzen; sie werden von Damen getragen, welche sich schwarz kleiden. Man bekommt sie in demselben Gewölbe.

Ohne hier am ungehörigen Orte auf Wiz ausgehen zu wollen, bemerken wir blos, was jeder Einwohner von London bestätigen kann, daß diesen Frühling auch neue Geister und Gespenster im Strande zu vers kaufen sind. Die Phantasmagorie des Herrn von Philipsthal hat ausserordentlich viel Beyfall in London ge= funden, und viele veranlaßt, die Vorstellungen in ihs ren Familien nachzuahmen. Daher hat Scott No. 417. Strand folgende Nachricht an sein Ladenfenster ge= steft: Ghosts and speetres for phantasm illusions: great variety within and painted to any fancy d. i. hier sind Geister und Gespenster von großer Mans nigfaltigkeit für Blendwerke zu haben; auch werden hier welche gemahlt, wie man sie nur immer bestellt.

Die Schattenriffe, welche während des physiognomischen Schwindels in Deutschland so gemein waren, daß beynahe jeder Schulknabe sillhouettirte, find gegen= wårtig bey der Mittelclasse in England sehr beliebt. In London macht sie jetzt mit vielem Geschmak Miers, Profilpainter und Jeweller No. 111. Strand. Am ges wöhnlichsten werden sie in Ringen getragen, deren Kasten gemeiniglich einen Dekel hat. Er verfertiget auch Schattenrisse in Form eines anderthalb Zoll lane gen Ovals, welche von den Frauenzimmern anstatt eines Brustkreuzes getragen werden. Es ist unndthig

zu bemerken, daß sie alle, um Liebhaber zu finden, niedlich gezeichnet und mit Geschmak gefaßt seyn müs sen! beydes kann man besonders von den RingSillhouetten versichern.

Zu den neuesten wunderlichen Moden etlicher Londs ner Damen gehdren die dunkelblauen seidnen Strümpfe mit großen bunten Zwikeln. Sie werden zu den duns kelblauen Reithabiten getragen. Preis 12s. 6d. bey Churton No. 91. Oxfordstreet. Sieht man blos auf die Qualität der Manufaktur, so wird man gestehen müssen, daß sie zu den schönsten Arbeiten der englischen Seidenstrumpfwirker gehören. Eben dies Geständniß muß man nach Untersuchung der schwarzseidenen Strümpfe mit weißen Zwikeln ablegen, welche bey der jeßigen ungemein häufigen schwarzen Tracht der Engländerinnen ein wesentlicher Theil ihres Anzuges ges worden sind, wenn auch die Aerzte den Kopf dazu schütteln.

Der geschikte und reiche Juwelier Price in Oxfordstreet, von dessen schönen Arbeiten wir nun schon mehs rere kennen, hat jest eben wieder äußerst geschmackvolle Schreibzeuge ausgestellt. Alle seine Sachen zeichs nen fich durch eine gewisse Leichtigkeit aus, und es vers gehen selten ein paar Wochen, ohne daß er irgend eine ganz neue Form, oder doch eine Veredlung der ålteren hervorbråchte. Das neue au seinen jeßigen Schreibezeugen ist in der Mitte eine Büchse oder Dose, welche bald aus Silber, bald aus Glas, und an den Råndern mit Silber Eeschlagen ist.

Die sammtnen Frauensmüßen oder Bonnets, welche ber eintretenden warmen Witterung halber bald den Strohhüten weichen müssen, werden jezt am häus figsten aus blauem Sammt gemacht. Ihre Verzierung

besteht erstlich aus einer diken reichen Schwanenfeder von gleicher Farbe, und dann aus einem ebenfalls blaugefärbten Hahnfederbusch, an dessen Ende goldene Kno spen befestiget sind, welche mit dem schönen Blau des, feinen Sammts vortreflich harmoniren, und der Müge ein prächtiges Ansehn geben. Die Hahnfedern sind ins, wendig, sowohl um sie von den schweren Knospen nicht, herabbeugen zu lassen, als auch um die Wirkung glån zender zu machen, mit übergoldeten Streifen besezt. Man finder diese schönen Mützen bey den meisten Modehåndlerinnen in London und Bath.

Die Puhmacherinnen bedienen sich diesen Frühling mit grossem Vortheile, der weissen, Seidenblumen mit veilchenblauen Rändern. Sie winden um Turbans aus dem feinsten weissen Muselin eine Guirlande dieser Bluz men, und bringen dadurch einen ungemein gefälligen Effect hervor.

In England ist es gewöhnlich, Tische aus feinen Hölzern, wenn sie nicht gebraucht werden, mit grünen Decken zu überlegen. Um auch diese Decken nicht ganz ohne Verzierung zu lassen, wirkt man jetzt eine breite gelbe Kante daran. Aus den Yorker Wollmanufactu ren ist eben eine Menge solcher Decken in London aus gekommen.

Man hat gefunden, daß die Grieben des Wall fischspeks, welche noch vor kurzem als ein hdchst übelriechender Abgang in die See geworfen wurden, einen vortreflichen Dünger geben. Durch diese Erfahrung ist der Wallfischfang, welcher die Unternehmer so schon schneller bereichert, als alle andre Arten von Schiffahrt, noch gewinnvoller geworden.

Gegenwärtig ist bekanntermaßen die herrschende Decoration der englischen Prachtsåle die sogenannte

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Egyptische. Das Hauptzimmer des Pallasts, den der König in Kew bauen läßt, wird nach diesem Geschmake verziert. Unter der Aufsicht eines verständigen Baumeisters ist der egyptische Styl einer der prachtvollsten. Es kommt dabey vornehmlich auf die Dimensionen des Saals an. Der in Kew ist ungefähr 25 Fuß breit und 65 Fuß lang. Die Wände werden wie Berde antique Marmor bemahlt; die Plinthe ist Porphyr, die obern Vers zierungen weißer Marmor. Auf jede Seite des Saals kommen vier starke Säulen; die Capitale aus weißem Marmor stellen characteristische egyptische Zierrathen darz die Basen find Porphyr, und paffen zur Plinthe des Zimmers. An der rechten Seite sind zwey starke Thüren aus Mahagony in antiker Form, und mit ges fchmackvollem Schnißwerk verziert; die Unterbalken aus Porphyr geschwizt mit weismarmornen in einander verwickelten Schlangen. Zwischen den Thüren sind drey Nischen, in welche braune antike Statuen gesezt wer den. In der entgegenstehenden Wand ist mitten der Camin mit einem Gesims aus weißem Marmor und Porphyr. Der Theil des Camins, welcher sich unmits telbar unter dem Gesimse befindet, stüzt sich auf braune egyptische männliche Figuren, und ist mit einem großen Spiegel verziert, dessen Rahmen angemessene Decora tionen bekommen. Der Caminrost hat eine antike Form und egyptische Charactere. Die Säulen tragen ein stars tes einfaches Gebälk, und über jeder Säule ist eine Vers zierung, die aus zwey egyptischen weiblichen Köpfer besteht; den Zwischenraum füllen Pantherköpfe in gleis then Entfernungen. Die beiden Enden des Saals bils den einen halben Zirkel, und sind von dem Körper des Zimmers durch einen Schirm von vier neben einander Stehenden Säulen getrennt; ihr Gebålk ist wie das vor=

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