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bers Gillman gieng frisch und munter zu Bett. Früh, als er noch schlief, bemerkte man, daß er, obgleich von Natur zum Fettwerden geneigt, sehr eingefallen war. Er schlief ohne Unterlaß zwölf Tage und zwölf Nächte nach einander, während welcher Zeit man in blos durch dünne Brühe am Leben erhielt, die ihm Theelöffelweise mit vieler Mühe eingeflößt wurde. Die ganze Zeit über nahm er zusehends ab. Als er erwachte, wußte er nicht, was mit ihm vorgegangen war, und konnte auch im geringsten seinen vorherigen Zustand nicht schildern: er war hierauf zwar schwächlich, wurde aber doch nach und nach wieder ganz gesund.

In Liverpool kam ein Beyspiel seltener Grausamkeit vor Gericht. David Hoare und seine Frau wurden beschuldiget, der Tochter des erstern, welche aber ein Stiefkind seiner jezigen Frau war, mehrere Monate lang so kärgliche Nahrung gereicht zu haben, daß sie beynahe verhungerte. Das Mädchen erholte sich in dem Armenhause so wundervoll, daß die Magistratspersonen, die es vorher gesehen hatten, es schlechterdings nicht mehr kannten. Der Vater und die Stiefmutter wurden zu zweyjähriger ZuchthausStrafe in Preston verurtheilt, und nachher zu einer Sicherheit von hundert Pfund, daß sie sich drey Jahre Jang, besonders gegen das arme Mädchen, geziemend betragen wollten. Vater und Mutter hatten ein sehr gleichgültiges Ansehen im Gerichtshofe, da hingegen die ganze Stadt Liverpool der Entscheidung mit grö stem Interesse beywohnte. Eine arme, aber würdige Frau, welche gegenüber wohnte, entdekte das ahscheuliche Benehmen der unnatürlichen Eltern zuerst, und zeigte es der Obrigkeit an. Es war höchst rührend

anzusehen, als das Kind im Gerichte zu dieser armen Frau gieng, und ihr aus Dankbarkeit die Hand reich. te; denn wegen der erstaunlichen Veränderung kannte es die Frau nicht mehr.

Ein schönes großes Fuhrmanns Pferd fiel im neunten Jahre, ob man ihm gleich von außen nichts an» sehen konnte. Als es geöfnet wurde, fanden die Vieh årzte zu ihrem Erstaunen am Magen einen festen braunen Stein, der zwölftchalb Pfund wog, und bey, nahe dem Holzblocke eines Hutmachers glich. Man suchte weiter, und fand einen andern Stein, der drey Pfund wog, und zulezt noch zwey kleinere. Es ist zu verwundern, wie das Pferd gedeihen oder nur leben konnte. Man zeigt diese Steine jezt als eine Seltenheit im Londner Vicharzney - Collegio.

In Leek spielten einige lose Vögel folgenden Streich. Sie giengen ins Wirthshaus und bestellten ein gutes Mittagsmahl. Sie ließen auch den besten Wein herbenbringen, den der Hr. Gastgeber nur im Kel ler hatte. Dies machte sie lustig und der Wirth, der schon in Gedanken den schönen Gewinn dieses Schmauses einstrich, bezeugte sich durch Bücken, Schmunzeln und Bereitwilligkeit auf alle Weise gefällig. Die Her ren fiengen an, blinde Kuh zu spielen, und wusten die Sache so unterhaltend zu machen, daß sich der Wirth selbst bereden ließ, mit zu spielen. Endlich kam die Reihe der blinden Kuh auch an den Gimpel von Trai teur. Kaum hatte er das Tuch über den Augen, als die Gäste sich still auf und ins Weite machten. Er tappte einige Zeit im Zimmer herum, und fand dann zu seinem grossen Leidwesen, daß die Vögel ausgeflogen waren.

In Manchester wurde ein Vorfall gerichtlich ents

schieden, wovon man in andern gesitteten Ländern wohl wenig hören dürfte. Zwey Männer klagten einander des wechselseitigen Angriffs an. Sie zerfielen nehmlich und wurden hierauf eins, die Sache mit den Fáuften auszumachen. Man wählte dazu die Stube eines Bierhauses, dessen Wirth die Stelle des Flaschenhalters vertrat. Hier ließ er sie sich einander zerfeßen, beißen und stoßen, bis beynahe kein Leben mehr in ihnen war. Einer von ihnen erschien im Gerichte mit einer halb abgebißenen Nase, und Ein Ohr, welches fein Gegner ebenfalls mit den Zähnen abrig, hatte er bey sich in der Tasche. Man hatte nach der fehlenden halben Nase in der ganzen Stube gesucht, da man sle aber nicht finden fonate, so wurde vorausgesezt, der andre Wütrich müße sie verschluft haben. Der Richter erkannte wider Beyde, aber der Nasenfreßer wurde zu dreymonatlicher Gefängnißstrafe verurtheilt, während der andre bles 13s. 44. Geldbuge an den König erlegen mußte. Beyde gaben auch Sicherheit für gutes Betragen.

'Da die englischen Schuhe und Stiefeln auswärts einen grossen Ruf haben, so werden sie in viele Länder verführt; aber oft fällen sie bey der ersten Berührung des Wassers auseinander. Woher das komme, sieht man aus einer Beschwerde, die vor den fizenden Al derman auf dem Rathhäuse der Stadt London ge langte. Da hier die Gesellen fast alle in ihren eige nen Stuben arbeiten, so brachte einer von ihnen seis nem Meister Schuhe nach Hause, welche nach der ers haltenen Vorschrift gearbeitet zu seyn schienen, und ihm als solche bezahlt wurden. Aber ben zufälliger näherer Untersuchung fand es sich, daß sie nur mit etlichen weiten Stichen zusammengeheftet waren, wåh

rend der Gefelle die Sohlen und Seiten mit einer Maschine gezeichnet, und ihnen den Anschein gegeben hatte, als wären sie enge, und so wie sichs gehört, ges håhet. Es waren mehrere Schußter im Gerichte, welche den schädlichen Einfluß dieser betrüglichen Arbeit für ihre Kundschaft schilderten. Der unredliche Gefelle wurde auf drey Monat ins Zuchthaus geschikt, und zu schwerer Arbeit verurtheilt.

Im Kriege ist es Pflicht argwöhnisch zu seyn, und nichts ist verzeihlicher, als wenn einer verdächtig wird, der es nicht verdient, obschon solche Vorfälle oft große Beschwerlichkeiten nach sich ziehen, wie ein Beyspiel Hom lezten August beweißt. Der Obristlieutnant aus den Garden war unfern Malden in Esser auf einen wenigbesuchten Ort am Blackwaterriver gekommen, um sich dort in der See zu båden. Unglüklicherweise war gerade ju der Zeit ein französischer Offizier in Den Zeitungen angezeigt, welcher den Auftrag hätte, Charten von den Untiefen an der östlichen Küfte zu machen. Man glaubte, der Obrißlieutnant sey diese Person, hob ihn troz aller Vorstellungen auf, verstegelte feine Coffer und Sachen, und hielt ihn drey Tas ge lang in strengem Verhaft, bis man herausbringen konnte, wer er eigentlich wäre. Man bat dann freys lich sehr um Vergebung, wegen dieses so unangeneh. men Vorfalls.

Dag Gurken in Menge gegessen eine gefährliche Speise ind, ist längst bekannt. Wir geben hier einen neuen Beleg. Eine Wöchnerin fühlte sich in der fünfs ten Woche ihrer Entbindung so hergestellt, daß sie sich einen Gurkensallät zurichtete, und ihrer Eflußt nicht die gehörigen Schranken fezte. Die üblen Folgen zeigs ten sich schnell. Erst flagte sie über Schmerz und uns

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gewöhnliche Kälte an der Magengrube: bende aber vermehrten sich so schnell, daß die Familie nach einem Arzteschikte. Allein unglüflicherweise war keine Hülfe mehr. Sie starb 24 Stunden nach dem Genuße des Sallats.

John Beatson und sein Sohn William Wheat. ley Beatson, welcher sich Esquire nannte, und in dem vornehmsten Theile der Stadt wohnte, trieben den Strassenraub gemeinschaftlich. Sie hatten im Julius die aus Lewes abgehende Postkutsche bey East Grinstead bestohlen; man kannte aber ihre Personen, und wußte ihre Namen, wovon die Postmeister genaue Nachricht erhielten. Die Umstände, welche zu ihrer Entdekung führten, waren sonderbar. Gleich nach dem Diebstable reisten sie nach London, erstanden bey einem gross fen Auctionator ein Pferd und einen Gig, womit sie auf abgelegenen Landwegen Liverpool erreichten. Ihr Hund verrieth sie. Auf dessen Halsbande stand William Beatson Esq. Mountftreet, Grosvenorsquare. Man fand bey ihnen eine Menge Wechsel, Banknos ten u. s. w. die aus den verschiedenen Briefbeuteln waren genommen worden. Beyde hatten ein sehr rechtliches Ansehen, und Beatson der Vater war gegen siebzig Jahr alt. Der Strang war ihr Lohn.

Vorigen Spatsommer sah man früh um vier Uhr einen Mann in einem Graben bey Camberwell, der dem Anscheine nach ganz todt war. Zwey Tagelöhner, die auf ihre Arbeit gehen wollten, zogen ihn mit Mühe aus dem Graben, und trugen ihn ohne weitere Hülfe in die nächste Bierschenke. Durch die gewöhnlichen Mittel, kam er hier binnen einer Stunde wieder zu fich. Er war mit etlichen Bekannten auf dem Jahr markte in Camberwell gewesen. Abends als er zu Hause

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