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Schauspiele und Concerte; auch während seines Auffenthalts in Salisbury, war sein Haus unter weisen Einschränkungen Freunden und Bekannten offen: da, ber wunderten sich viele, wie er Muße finden fonnte im J. 1775 ein andres gelehrtes Werk herauszuge= ben, welches er philofophical arrangements nannte; es ist blos ein Bruchstüt eines größeren über die Pes ripatetische Logik, das er aber nicht zu Stande brach te. Was die Anordnung der Begriffe anlangt, ist es vollständig, aber es hat auch noch andre Zveke. Es bestreitet mit großer Kraft und Geschiklichkeit die atheistischen Lehren des Zufalls und Materialismus, welche unter dem beschönigenden Gewande der neuen Philosophie unlängst in Frankreich wieder aufgekom men sind, einen großen Theil von Europa über, schwemmt haben, und nun durch den Umsturz der Sittlichkeit und Religion das Glük der Menschheit an jedem Orte, den sie erreichen, untergraben.

Sein leztes gelehrtes Werk erschien im J. 1781 unter dem Namen der Vhilologischen Untersuchungen. Es er hielt mehr Beyfall als alle seine vorigen. Der Inhalt desselben ist mehr ein kurzer Inbegriff der Schlüße, auf welche die Philosophie der Alten sie in ihren critis schen Untersuchungen geführt hatte, als ein regelmägi. ges und vollkommenes System. Deswegen hat er die Prinzipen ausgelassen, worauf sich diese Schlüße stüzen; sie waren zu dunkel und lagen zu tief, als daß sie in seinen Plan gepast båtten, welcher sich darauf be schränkte, durch Erläuterung und Beyspiel, nicht durch strenge Beweise zu belehren. Ueberhaupt scheint diese Schrift nicht blos ein Rückblik auf die Studien gewesen zu seyn, womit er sich als Jüngling und Mann beschäftigte, sondern auch ein Denkmal der Liebe, das

er vielen seiner innigsten Freunde errichtete, sie zeugt von einem Geißte, der bey schon vorgerüftem Alter noch einen beträchtlichen Grad seiner ehemaligen Kraft und Thätigkeit besaß, und was noch seltener ist von einem Herzen, dessen Wärme und Wohlwollen im Alter unverringert blieben.

Ehe dies lezte Buch völlig zu Ende gebracht war, fieng seine Gesundheit offenbar an sehr schwach zu werden. Er war niemals ein rustiger Mann gewesen, aber gegen das Ende seines Lebens hatten sich die Keime der Zerstörung allmählig mehr entwifelt. Seiz ne Familie feng endlich an, eine Auszehrung zu be forgen; man sah die Merkmale davon offenbar, und niemand sah sie deutlicher als er selbst, wie man aus mehrern fleinen Umständen abnehmen konnte, obwohl keinesweges aus merklicher Ungedult, Mißlaune oder Verzagtheit, welche öfters mit ausnehmender Schwä che des Körpers, besonders wenn diese einer nahen Auflösung vorangeht, verbunden sind. Im Gegentheil blieb er gleichmüthig und sanft, wie er immer gewesen war; die Zärtlichkeit und Theilnahme, wel che er beständig seiner Familie in gesunden Tagen bewiesen hatte, dauerten, ohne alle Verminderung, bis auf sein Ende fort; feine Seele war völlig in Frieden mit sich selbst, und konnte ohne Unruhe und Schreken die furchtbare Aussicht in die Zukunft betrach ten. Nachdem seine Kräfte durch Krankheit ganz erschöpft waren, gab er am 22. December 1780 in zweyundsicbenzigsten Jahre seines Alters fanft seinen Geist auf. Sein Körper wurde in der Cathedralkirche von Salisbury, wo seine Verfahren schon ruheten, bestattet.

Den Lesern dieses Artikels wird seine Grabschrift

nicht unangenehm seyn: M.S. Jac. Harris Sarisburiensis' Viri boni, et docti, Graecarum literarum praecipue periti, cujus opera accuratiffima de artibus elegantioribus, de Grammatica, de Logica, de Ethice, ftylo brevi, limato, simplici, fui more Ariftotelis confcripta, pofteri laudabunt ultimi. Studiis feverioribus addictus, communis tamen vitae officia, et omnia patris, mariti, civis, fenatoris munia, et implevit et ornavit. Obiit XXII. die Decembris MDCCLXXX. Anno aetatis LXXII.

Oberhalb dieser Inschrift ist eine Bildsäule der Philosophie, welche über Harris Medaillon eine Rolle mit folgensen Borten halt: Το φρονειν μονον αγαθόν τα δ' αφρονειν κακον.

Er war am allgemeinsten als Gelehrter bekannt, und wird als solcher vermuthlich auch auf die Nachwelt kommen. Seine tiefe Kenntniß des Griechischen, welche er mit dem besten Erfolge auf die Erklärung der alten Philosophie anwandte, entstand aus einer frühen und innigen Bekanntschaft mit den vortrefli chen Dichtern und Geschichtschreibern in dieser Spra che. Sie machten nebst den besten Schriftstellern aus dem Zeitalter des Augustus seine beständige und niemals täuschende Erhohlung aus. Durch seinen vertrauten Umgang mit ihnen wurde er in den Stand gesezt, die tieferen und ernsteren Betrachtungen zu beles ben, wie man zur Gnüge aufjeder Seite seiner Schrif, ten sieht. Aber seine Kenntnisse schränkten sich nicht auf alte Philosophie oder philologische Gelehrsam feit ein. Er hatte sich in der neueren Geschichte um gesehen, besaß einen richtigen Geschmak in allen schö nen Künften, und in einer derselben, der Musik, war er, wie oben bemerkt worden, Meister. Sein selte

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ner Fleiß machte es möglich, daß er alles das lernen konnte,, ohne die Pflichten zu vernachlässigen, welche er seiner Familie, seinen Freunden und seinem Vaters Tande schuldig war. Ausser den Proben von Arbeitfamkeit und tiefem Nachdenken, die Harris öffentlich gab, hat Lord Malmesbury noch andre, die man selten findet, in Hånden. Er hatte sich nicht nur wäh rend einer langen Reihe von Jahren gewöhnt, starte Auszüge aus verschiedenen Büchern, die er las, ju machen, und bey vielen Stellen kritische Bemerkun gen und Vermuthungen hinzuzuschreiben, sondern er pflegte auch regelmäßig alle Betrachtungen, die ihm während des Lesens beyfielen, zu Papier zu bringen; aus ihnen leuchtet nach der Versicherung seines Sohnes ein sorgfältig angebauter Geist, und ein raftloses Bestreben nach Selbstkenntnis und Selbstbeherrschung hervor. Indeß, ob er gleich an tiefes Nachdenken und mühsame Lecture gewöhnt war, so sah man ihn doch gemeiniglich heiter und aufgeräumt, selbst bis zur Kurzweil. In seinen Manieren und feiner Unterhaltung war nichts pedantisches; er zeigte seine Kenntnisse niemals mit Selbstgefälligkeit, noch weniger behandelte er minder Unterrichtete mit Verach tung oder Schnöde. Er suchte ihnen vielmehr den Schein gleich groffer Kenntnisse zu geben, als daß er sie durch den Prunk mit seiner eigenen Ueberlegenheit håtte frånken sollen. Er hatte nichts von dem gchäßigen Naserümpfen an sich, das den Gelehrten so oft zur Schande gereicht, und sie hindert die Vors fålle des gemeinen Lebens interessant oder unterhaltend zu finden, oder wenigstens den Schein davon zu haben.

Ben ihm war es ein Grundsaz, daß die schwerste

und bey weitem vorzüglichste Art der Critik diejenige sen, welche sich bemühe, vielmehr Schönheiten, als Fehler ausfindig zu machen. Es fehlte ihm gewig nicht an Beurtheilungkraft, das Vortreflichere zu unterscheiden und höher zu schäzen, allein er hatte Vers stand genug es nicht oft zu erwarten, und war zu weise, um an gewöhnlichen Fehlern und Unvolltem, menheiten Anstoß zu nehmen. Seines Bedünkens vers diente schon der Wunsch zu gefallen, so sehr er auch vom vorgesezten Zweke entfernt blieb, einigen Dank und einige Billigung: er glaubte, Gerechtigkeit, Guts müthigkeit und gesunder Versand forderten, daß man sich bemüse, an solchen Bestrebungen Wohlgefallen zn finden.

Er umfieng seine ganze Familie mit gleicher Liebe. Als Vater, Gatte und Herr war er immer gütig und nachsichtig. Er hielt es für feine Unterbrechung der ernst, hafteren Geschäfte, seine Töchter selbst zu unterrich= ten: viele Jahre lang übte er sie im Lesen und in schriftli chen Auffäzen. Niemand verstand besser, was zur Verfeis nerung der weiblichen Sitten gehörte, und niemand schäzte es mehr: aber ihm lag vielmehr am Herzen, seine Kinder früh zur Religion und Sittlichkeit an zuhalten. Deshalb lehrte er nicht nur, sondern er war selbst Beyspiel; er fehlte nie in den öffentlichen Gottesverehrungen, und drang darauf, daß jeder Zweig seiner Familie dabey gegenwärtig war.

Toufaint Louvertüre.

Ein Capitain Rainsford hat herausgegeben a memoir of transactions that took place in St. Domingo in the fpring of 1799. London, Lawrence, Strand opposite Beauford buildings, woraus man fich

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