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(woollen velvet cloth and wollen velvet cord of Fancy cloth). Sie vereinigen darin Schaafwolle mit Baumwolle auf eine Art, die man bisher für uns ausführbar hielt und versichern, es sey ihnen erst nach vielen Jahren geglükt mit ihren Versuchen diesen langegewünschten Zwek zu erreichen. Sie sagen, diese beyden Fabricate überträfen in Hinsicht der Nettigkeit, Dauer, und lebhaften Farbe jedes andre Tuch, und hatten wegen der Methode des Gewirks, das Ei, gene, daß sie sich weit besser trügen. Es ist gewiß, daß sich dieses wollene Sammet Tuch eben so gut wie Leinwand und baumwollene Zeuge wäscht, und feine Farbe nicht verliert. Der Cafimir schrumpft bekann termaßen leicht ein, wenn er gewaschen wird: eine Una bequemlichkeit die bey dem wollenen Sammettuch und den wollenen Sammetmanchester nicht zu besorgen ist. Da dieser Artikel ganz neu ist, so kann man, troz seines schönen Ausschens nicht mit Gewißheit sagen, ob er alle die gerühmten Vorzüge befizt: Doch wenn man aus dem beträchtlichen Abgange etwas schliessen darf, so hat er sich schon einen guten Namen erwor ben. In London ist diese neue Erfindung zu haben bey Gouldsmith in NewBondstreet.

Der Spatwinter hat einen neuen, schönen und zugleich wohlfeilen Halsschmuf für Frauenzimmer hervorgebracht. Dies sind die gelben Glascorallen. Sie zeichnen sich durch die vielen Facetten aus, welche daran geschliffen sind, und haben verschiedene Größ sen. In der Mitte ist die größte und schönste Coralle; die übrigen vermindern sich dann zu beyden Seiten, Man findet sie bey allen Juweliren der modischen Strafz sen in London.

Die Saffian and Corduanstiefeln zum Schnüren,

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die von den Frauenzimmern, welche zu Füße find, allgemein getragen werden, füttert man insgesammt mit Petzwerk. Wenn es stark gefroren hat und giatt ist; ziehen sie darüber noch eine besondre Art niedlicher warmer Schuhe, die aus Saalleisten aller Farben (list shoes) von den französischen Emigranten gemacht werden.

In den englischen Juwelierläden verkauft man Långst eine Art kleiner Verlen, welche aus Ostindien kommen, von weißer, schwarzer, brauner 2c. Farbe find, und Seed-beads heißen, weil sie kleinen Saas menkörnern gleichen. Von diesen macht man jezt in London einen Halsschmuk, der wegen seiner simpeln Eleganz den größten Beyfall erhält, und im Februar für den Morgenanzug der Damen alle andre Hals bänder verdrängt hatte. Aller sechs Perlen wird eine Stahlperle von gleicher Größe eingereiht, welche geschliffen ist. Die Stahlperlen blinken nun an dem matten Schmuke wie die Sterne in dunkler Nacht. Diese Schnuren puzen bescheidner als falsche Steine. Die Schnur also gereibeter seed-beads oder Saamencorallen kostet 165. man mag nehmen, was für eine Farbe man will. Man erhålt sie unter andern in einem ganz neuen Gewölbe bey Sanderson St. James'street, neben dem Caricaturladen der Mistreß Humphrey.

Sanderson's Silber- und Juwelengewölbe ist an sich selbst eine neue Mode. Gothische Fenster, wie fie an der Westminsterabtey, am Parlamenthause und an allen altsächsischen Cathedralen in England gesehen wird, sind jezt der neueste Geschmak für große Gewölber, und es wird kein halbes Jahr vergehen, bes vor die kostbaren Låden in Newbondstreet, St. Ja mes's, Pallmall 2c. diese Form angenommen haben,

welche um so mehr gefällt, da die Engländer, wie man weiß, große Bewunderer des ächt gothischen Geschmaks find, so wie z. B. der König seinen neuen prächtigen Pallast in Kew ganz in diesem Geschmake aufführt.

Eine andre Ladenverzierung in Newbondßreet zicht viele Augen auf sich. Der Stationer Munn No. 107. hat hinter einem Gewölbefenster eine Art von Pyramide oder Schaugestell errichtet. Die Stu fen desselben sind mit Verstand und Geschmak besezt, so daß man alle die verschiedenen Artikel seines Krams mit einemmale zu Gesicht bekömmt. Was der Byramide eine grosse Wirkung mittheilt, find die Spiegelglåser, womit er die Unterlagen einer jeden Stufe verziert hat. Ganz zu oben sicht eine Vafe von schönfarbigem Spath aus Derbyshire.

Hüte oder Müzen werden, wie man weiß, allezeit von den Engländerinnen getragen, wenn sie aufs gehen; sie lassen sich ausser dem Hause niemals wie unsre Frauen in blossen Hauben oder blossen Frisu ren sehen: es ist bekannt, daß der Grund hiervon in dem unfreundlichen Clima liegt. Wie wohl num Strohhüte, seidne Hüte, seidne, baumwollene, sammetne und Zeug-Müßen sehr allgemein getragen werden, so kommen doch die Filz und Castorhüte niemals ganz ab: man trägt sie allezeit zu Redingottes oder Amazonenhabiten und auf der Reise. Daher findet man auch in den Londner Damenhutlåden immer etwas neues und schönes, wie denn überhaupt die Castorhüte unter die vortreflichsten Manufacturartikel der Engländer ges hören. Die Damen tragen fünf sechs Farben; weiß, schwarz, grau, blau, grün, braun und Apfelblüthe. Die mazarinblauen Hüte sind diesen Winter die schönsten und gesuchtesten; ihr Glanz und ihre ganze Appres

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tur haben viel Gefälliges. Man sieht auch viel braune Hüte bey den Damen, welche in Hydepark reiten. Ihre neueste Form ist halmartig: drey oder vier Seiten an der Crone, und vorn eine hervorstehende Crempe.

Herr Phillip Diron bar eine neue Stärke erfun den, welche aus vegetabilischen und mineralischen Sub flanzen gemacht wird, aber weder von Waizen noch Kar toffeln zusammengesezt ist. Er bereitet sie blos auf trof nem Wege und verkauft sie im Pulver. Sie hat das vorzügliche; daß die damit gestärkte Wäsche bey feuch tem Wetter. nicht erschlafft, stofftekig oder gelb wird. Er hat ein Vatcut dafür erhalten, aber die Stärke war im Februar uoch nicht ausgegeben.

Jakob Harris.

Unstreitig schäzen viele von unsern Lesern den Hermes dieses großen und geschmakvollen Gelehrten so sehr, daß sie schon deswegen wünschen würden etwas von seinem Leben zu erfahren. Besonders aber werden Sprachforscher und Philologen, welche alle seine vortrefliche Schriften studirt haben, begierig seyn, nå, beren Unterricht über einen Mann zu erhalten, der ihnen so oft das reinste intellectuelle Vergnügen verschafte. Folgende Nachricht von ihm ist aus der neuçn Quartaus, gabe seiner Werke in zwey Bånden genommen, welche sein Sohn, der berühmte Lord Malmesbury besorgt hat.

James Harris Esq. war der älteste Sohn eines wohlhabenden Mannes Jacob Harris, von dessen zweyten Frau, der Lady Elisabeth Aschley welche die dritte Tochter Antons, Grafen von Shaftesbury, und eine Schwester sowohl des berühmten Verfassers der Characteristik als des Herrn Maurice Ashley Cooper war, welcher Xenophon's Cyropädie so geschmakvoll ins

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Englische übersezt hat. Seine Eltern wohnten in dem schönsten Theile von Salisbury, welcher die Close beißt, wo er den 20 July 1709 gebohren wurde. Seinen ersten Unterricht empfieng er in Salisbury von Hele, einem Schulmanne, der im westlichen England lange Zeit mit großem Beyfall die Jugend unterwieß. Von hier wurde er in seinem sechszehnten Jahre nach Oxford auf die Universität geschift, wo er in Wadham College. als Gentleman Commoner die gewöhnliche Anzahl von Jahren zubrachte. Sobald er seine academischen Stu. dien beendiget hatte, ließ ihn sein Vater in Lincoln's Inn, einem bekannten Londner Rechtscollegio, eins schreiben, nicht als ob er ein Sachwalter hätte wers den sollen, sondern weil damahls die Erlernung der Landesrechte für einen Theil der Erziehung eines jun gen Mannes von Stand angesehen wurde.

Als er vier und zwanzig Jahr alt war, starb sein Vater. Da er hierdurch freyer Herr über sein Vers mögen und in allem Betracht blos von sich unabhängig wurde, so konnte er nun das Studium der Rechtsges lehrsamkeit mit Beschäftigungen vertauschen, die mehr nach seinem Geschmak waren.

Er hatte allezeit eine starke und entschiedene Neigung für die griechischen und lateinischen Schriftsteller des Alterthums geäußert. Er zog sie aller andern Lectüre vor. Jezt umfieng er seine Lieblingsbücher mit Innigkeit, verlich London und sezte sich in der Close zu Salisbury in dem Hause, welches seine Familie schon sehr lange bewohnt hatte, um hier ohne Störung seiner eigenen Lebensart nachhängen zu können.

Vierzehn bis fünfzehn Jahre lang las er die bes sten Schriftsteller des Alterthums fast ohne Unterlag und sein Fleiß war so anhaltend, daß ihn nur wenige

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