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Umständen, den er aber, um eines guten Unterrichts zu geniessen, bald verließ. Man hat behaupten wol len, er habe weder lesen noch schreiben gekonnt: ein eben so falsches als unerklärbares Vorurtheil; denn nach Erlernung der Anfangsgründe schikte man ihn nach Leyden, um Latein zu studiren, ob wohl seine Fortschritte hierin nicht sehr glänzend waren. Er brachte nachher fünf Jahre bey zwey verschiedenen Mahlern zu, deren Anweisungen er sehr schnell bee grif. Dann ließ er sich in Amsterdam nieder, heurathete, und sammelte bald nachher ein ansehnliches Vermögen, sowohl durch seine Gemåhlde und Kupferstiche, als durch seine Lehrlinge, von denen er sich den ertheilten Unterrricht reichlich bezahlen ließ; ausserdem pflegte er auch die Copien, welche sie von seinen Werken machten, zu verbessern, und sie dann ganz für seine eigene Arbeit zu verkaufen.

Manchmal hatte er die sonderbarsten Launen. Einst als er die Portraits einer ganzen Familie in eis ner grossen Schilderei vorstellte, sezte er sichs in den Sinn, seine Affen und seine Kaze mit einzubringen. Dies war den Leuten unangenehm, und sie ersuchten ihn, diese Zusäze auszulöschen, aber er behielt lieber das Gemahlde für sich, als daß er einwilligte.

Die Habsucht gieng so weit bey ihm, daß er seis ne Kupferstiche durch seinen eigenen Sohn unter der Hand verkaufen ließ, als ob dieser sie entwandt håtte. So kauften viele begierig, weil man gewöhnlich das für hält, daß ein Dieb nicdrige Preise mache. Seis ne Schüler kannten seine Geldliebe sehr wohl; sie machten sich daher oft die Luft, Rembrandten zu berüfen, und ihm Kartenstükchen, die wie Geld bemahlt waren, in den Weg zu legen, die er allezeit gierig aufhob.

Einmal hatte er eine anschnliche Reihe von eis genen Gemahlden, von Copien derselben, die er res tuschirt hatte, und von Kupferstichen und Zeichnun gen liegen. Diese beschloß er öffentlich versteigern zu lassen; aber da er wohl wußte, daß Gemählde bey Lebzeiten ihres Meisters niemals gut abgehen, so una ternahm er eine kleine Reise, und lieg von jemand einen Brief schreiben, worin seiner Frau gemeldet wurde: er sey in cin Fieber verfallen, das ihn jähling weggeraft hatte; aber kurz vor seinem Tode ha be er befohlen, daß alles, auffer feinem Hausgeråth, verkauft werden sollte. Seine betrübte Wittwe legte gleich Trauer an, und veranstaltete, laut dem lezten Willen ihres feligen Herrn, eine Auction. Aber kaum war sie geendigt, als Rembrandt zum Erstaunen der Stadt zurükkehrte, und den Amsterdamern viel zu lachen machte.

Durch einen sonderbaren Wechsel wurde dieser Künstler endlich aus dem strengsten economen der ausgelaßenste Verschwender. In den Auctionen, die er fleißig besuchte, waren seine Gebote für die Gemåhlde alter Meister so hoch, daß ihn niemand zu überbieten wagte; auf gleiche Weise erstand er seine eige nen Kupferstiche, um sie selten zu machen. So gerieth er zulezt in Concurs und flüchtete aus Amsterdam in den Dienst des Königs von Schweden, der ihm lange zu thun gab.

Wenn man in diesem Gemahlde die Engel von der Leiter herabsteigen und den schlafenden Jacob in mos dernem Anzuge sieht, so kann man nicht umhin zu bes dauern, daß Rembrandt niemals das Uebliche studierte. Aber manche Menschen wissen die größten Unvollkom menheiten mit den größten Tugenden zu paaren. So

hat auch dieser bewundernswürdige Künstler seine Feh Ier durch unverkennbare Schönheiten in diesem Cabis netsstücke vergütet. Jedem muß die außerordentliche Stärke des Colorits im ganzen Gemählde auffallen. Und wer kanu seine Verwunderung der magischen Hand versagen, welche die Leiter gezeichnet hat? Durch das ungeheure Volumen von Luft, welches der Künstler schuf, hat er einen erstaunlichen Abfand der Erde vom Himmel hervorgebracht und eine Landschaft von vielen Meilen in dem Umfange von etwa zwey Fuß dargestellt.

Johann Lingelbach, gebohren in Frankfurt 1625. Nro. 74 die Wahrsagerinn. Als dieser Künstler in Rom war, fam alle Moren eine Aufs wärterin zu ihm, welche seine Zimmer in Ordnung hielt. Als sie eines Tages in seiner Abwesenheit die Stube reinigte, worinn er gewöhnlich mahlte, hatte sie das Unglük, ein Gemählde, das eben der Vollendung nahe war, von der Staffeley herabzustossen. Es fiel fach auf den Boden, und wurde weiter nicht beschädi get, als daß sich etwas Staub an die Oelfarbe sezte. Dies beunruhigte aber die Magd. nicht, weil sie oft gesehen hatte, daß ihr Herr den Staub von seinen alten Gemälden mit einem Schwamm abwusch. Sie holte sofort einen, tauchte ihn in Wasser, und rich dieses Gemählde damit. Alle Farben verschwanden sogleich. Indem kam ihr deutscher Herr zu Hause, der zu ihrem Erstaunen nicht die geringste Empfindlichkeit verrieth, sondern sich ruhig an die Arbeit machte, und das verwischte Gemahlde wieder herstellte.

Die sogenannte Wahrsagerinn ist von bober Vollendung, und fester Ausführung. Man sieht eine Parthie von Rom; rechts ist ein schönes Gebäude mit

drey marmornen Säulen, wovon ein Theil hinter einer Terrage verborgen ist; unterhalb sizt ein junger Mensch von etwa vierzehn Jahren auf einer Bank, und eine Zigeunerinn sagt ihm wahr, indem ein alter Mann, der auf der Erde sizt, zuhorcht und beyde ansieht. Linker Hand liegen einige Trümmer von Säulen, und auf dem zweyten Grunde sizen zwey Männer und eine Frau mit einem Kinde auf einer Pallasttreppe, welcher gegenüber eine Statue zu Pferde steht.

Nro. 110.

Jacob Fouquieres (Fucher) gebohren in Antwerpen 1580. Eine Landschaft mit Vich und Figuren. Dieser Künstler war ein Abkömmling der Fuchers in Augsburg, die zur Zeit der Reformation, wegen ihres Credits und Reichthums in der kaufmännischen Welt so berühmt waren. Sie hatten ein ausschließliches Privilegium für den Gewürzhandel bekommen, und konnten daher den Preis dieser köstlichen Waare nach Gefallen einrichten. Ges würze waren damals so theuer, daß man eine Unze Zimmet für zwey Ducaten verkaufte.

Der Großvater unsers Künstlers hatte Kaiser Carln V. eine nahmhafte Summe Geldes vorgeschofsen, wofür dieser Monarch eine Verschreibung aus stellte. Da er aber zur bestimmten Zeit nicht bezahIen konnte, so gerieth er in Unruhe wegen seines gegebenen Wortes. Indessen als er aus Italien zurük kam und durch Augsburg reiste, stieg er dennoch bey Fuchern ab, der Se. Majeståt mit einer angemeßenen Pracht empfieng, und mit einem Pomp bewirthete, den nur ein unermeßlicher Reichthum gutheißen kann.

Der Kaiser hatte nur vier und zwanzig Stunden in Augsburg verweilt, und schifte sich zur Abreise. Er erwähnte endlich seiner Schuldverschreibung, und

wie schwer es ihm würde, sie jezt zu lösen. Mitlerweil hatte man dem Monarchen das Frühstük vorgesezt ; es war Herbst und er bemerkte Håndereibend, daß er den Unterschied des warmen italienischen Himmelstrichs und des deutschen ziemlich fühlte. Fucher ließ auf der Stelle Feuer machen, und damit es hell und angenehm seyn möchte, wurden etliche Bündel Zimmer hers eingebracht. Fucher langte dann aus einem Schubfache des Kaisers Obligation, wieß sie Sr. Maj. und zündete den Zimmet damit an. —

Jacob, sein Enkel, lernte bey Brügheln; doch nahm er dessen Manier nicht an, sondern bildete sich felbst einen Styl, der zwischen Tizian und Rubens mitten inne steht. Er wurde sehr berühmt, und Ludwig XIII. adelte ihn; von dem Augenblicke an mahlte er niemals anders als im Degen.

Das gegenwärtige Stük stellt eine schöne Landschaft dar; rechts ist eine Baumgruppe und eine große Scheune; man sieht dabey einen Schäfer mit seinen Schaafen, und linkerhand eine Wasserparthie mit etli chen Kühen.

Neue Fußteppiche.

Die Teppiche, womit man in England die Fußböden der Zimmer fast allgemein belegt, tragen so viel zur Reinlichkeit und Anmuth derselben bey, daß man viele Ausländer sagen hört: wenn ich wieder nach Hause komme, sollen meine besten Stuben auch solche Dielentapeten erhalten! Man findet zwar in allen. Gegenden des festen Landes reiche Häuser, welche nebst andern Artikeln des englischen Lurus auch diesen aufgenommen haben: aber die Kosten der guten enge lischen Fußtapeten sind schon auf dem Plaze, und be sonders wenn Fracht und Spesen dazu kommen, so

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