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Dies Gemåhlde gehörte dem Prinz Rupert, eis nem Neffen Carls I., und dem Erfinder derjenigen Art in Kupfer zu stechen, welche Mezzotinto genannt wird. Dieser Prinz, gleich berühmt wegen seiner kriegerischen Beherztheit und seines richtigen Ges schmaks, vermachte sein Cabinet einer achtungswer, then Familie, in welcher es bis vor etlichen Jahren blicb. Von dort kam es in diese Sammlung.

Alle Gemälde von Claude sind immer so sehr geschäzt worden, daß fie öfters diejenigen, in deren Hånde sie fielen, nach der Reihe bereichert haben, weil ihr Werth fortdauernd seit dem Tode des Kunstlers gewachsen ist, vornehmlich jezt da ihre Anzahl durch verschiedene Zufälle sehr vermindert worden ist. Laurent Gelée, ein aus Lüneville gebürtiger Huimacher, gieng um das Jahr 1710 nach Paris, um sich dort zu sezen. Unter dem Hausrathe, den er mit dorthin nahm, befand sich auch eine Landschaft, deren Verdienst und Werth er aber nicht kannte. Er hatte fie von seinem Grosvater geerbt. Dieser war der Oheim und Pathe des Claude Lorraine, den er ers jogen hatte, wofür ihm der dankbare Künstler das Gemählde nebst seinem Bildnisse zu der Zeit schikte, als er in Rom blühete.

Kurz nachdem der Hutmacher sein Gewölbe in Paris crôfact hatte, kam das Gemählde einem Kenner zu Gesicht, welcher auch andre hinführte, um es zu beschen. Dies brachte bald ein Gebot dafür zu Wege, worüber Laurent ftuzte; indeß fühlte er feine Versuchung zum Verkaufe, weil er beschlossen hatte, es aus Achtung gegen seine Eltern zu behalten. Seine kindliche Liebe wurde durch ein ungeheures Bermo» gen belohnt. Denn das Gemählde hatte so viel Auf

feben gemacht, daß sowohl Einheimische als Fremde schaarenweise es zu sehen kamen. Dies vermehrte die Kundschaft seines Ladens erstaunlich, und er wurde der erste Hutmacher im ganzen Königreiche. In Lyon hatte er vier eigene Manufacturen errichtet, die blos für ihn Hüte machten, und diese wurden end, lich so berühmt, daß kein Mann von Geschmak andre Hüte als die chapeau à la Gelée, wie man sie nach. ihm nannte, tragen wollte.

Laurents Bruder war Kammerdiener bey dem berüchtigten Cardinal Dubois, ersten Minister des Regenten von Frankreich. Seine Eminenz wünschte dies berühmte Gemåhlde zu sehen, und wieß es dem Regenten, der es sehr gern gekauft hatte; aber der Hutmacher weigerte fich es abzustehen, weil er seinen Laden zumachen müßte, wenn ihm sein Schild fehlte.

Nach seinem Tode wurde es für eine unglaubliche Summe verkauft, und es soll jezt dem Juwelier L'Empereur auf dem pont neuf in Paris zugehören.

Jacob Stella, gebohren in Lyon 1596. — No: 65. der h. Joseph in seinen lezten Augenbliken. Man hat dem berühmten Cardinal Barbarini die. Erhaltung dieses Künstlers zu verdanken, welcher kurz nach seiner Ankunft in Rom, wo er unbekannt, ohne Geld, ohne Hülfsmittel, ohne alles war, ins Gefångniß geworfen wurde. Håtte ihn der Cardinal nicht gerettet, so würde er unfehlbar umgekommen seyn.

Stella hat mit einer Kohle die Jungfrau mit dem Kinde an die Wand des Kerkers gemahlt. Ein Kunstkenner, der dann und wann einen der Gefangenen aus Mitleid besuchte, sah diese Zeichnung durch Zufall; er betrachtete es genau, und die Vortreflich

keit. desselben fiel ihm so sehr auf, daß er mit dem Cardinal Barbarini davon sprach, welcher selbst ins Gefängniß gieng und sie ansah. Er sezte den Künst» Ter sogleich auf freyen Fuß und blich beständig fein Gönner.

Die übrigen Gefangenen sahen seine Befreyung als ein Wunder an, das auf Verwendung der Jungfrau geschehen war, welcher Stella allerdings feine Loslassung verdankte. Sie huldigten ihr daher, und der Kerkermeister bauete ihr einen Altar, an welchem die Gefangenen noch bis auf diesen Tag beten.

Joseph wird in diesem Gemåhlde als sehr alt, und während seiner lezten Augenblike vorgestellt. Er ist im Bett, und hört mit der größten Aufmerksam. keit unserm Erlöser zu, welcher neben ihm sizt, ihn tröstet, und ihn zur Ewigkeit vorbereitet. Die Jungfrau ist auch zugegen; sie ist betrübt, und vergießt Thränen über die nahe Auflösung ihres Gatten. En= gel halten sich mit ihnen in der heiligen Wohnung auf, aus welcher aller Anschein von Uippigkeit vers bannt ist; einer von ihnen kniet am Fuß des Verts, indeß ein anderer mit gefaltenen Hånden und voll Ehrfurcht hinter ihm steht. Rechts ist ein weig übers defter Tisch, worauf einige Früchte stehen; und obers halb schwebt ein Cher betender Engel.

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Gaspar Poussin, gebohren in Frankreich 1600. No. 67. Eine Landschaft mit Figuren; Aussicht in der Gegend von Tivoli. — Da der Kdnig von Polen besonders wünschte, daß die Gemählde` dieses Meisters den Landschaftern in Warschau zu Mustern dienen möchten, so empfieng Desenfans vornehmlich Auftrag, alles zu kaufen, was sich von ihm Anden lies; jedoch kind seine Werke so selten, daß

dieses das einzige ist, welches Desenfans auftreiben konnte. An dem Tage, wo er es gekauft hatte, meldete er es dem Könige in einem Briefe. Der Monarch hielt eben Reichstag in Grodno, und fah voraus, daß er einen Theil von Polen verlieren würde, weswegen er antwortete: Je vous remercie de tout mon coeur, car à present mon bonheur n'est plus qu'en peinture. Da das Wort peinture doppelsins nig ist, und sowohl Gemählde als Einbildung oder Erdichtung heißt, so bediente er sich dieses treffenden Ausdruts, um anzuzeigen, daß sein Vergnügen hins füro auf Mahlereyen eingeschränkt seyn würde, und zu gleicher Zeit, daß sein Glük jezt weiter nichts als blosse Einbildung sey. Das Gemählde stellt eine kleine Landschaft vor, die ausnehmend geisvoll ist. Den Fehler, welchen man Gasparn so oft vorgewor fen hat, nähmlich daß seine Landschaften zu grün wären, fann man diesen hier nicht nachsagen.

Giuseppe Ribera, genannt Spagnoletto, gebohren in Eativa 1598. No. 46. Seneca die, tirt sein Testament. - Als der berühmte Kurferste= cher Hogarth eines Tages den Präsidenten der Mah. leracademie Sir Joshua Reynolds besuchen wollte, mußte er ein wenig im Eintrittszimmer warten, wo er am Camine einen Mann fizen fand, der ihn zwar ansah, aber weder aufstand noch seine Lippen öfnete.

Bald darauf gieng Hegarth ins Borzimmer, und zeichnete ihn in sein Taschenbuch, als Reynolds dazu fam. Seit einem halben Jahre, sagte der Kupferste „stecher, habe ich ein Stúf nicht vollenden können, weil

mirs an der Figur eines dummen Mannes fehlte, ,,endlich habe ich einen vollkommenen Tropf bey Jhaen ,,angetroffen, und mache mir eben einen Abrig von Engl. Miscellen. VI. 3.

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"ihm."

tor Johnson.

Es war der berühmte Schriftsteller Doc

Ein gleiches Bewenden hatte es mit der Figur des Spagnoletto, der so einfältig schüchtern und schaal aussah, daß man in ihm nicht nur nicht das geringste von dem grossen Manne entdekte, der er wirklich war, sondern ihn auch meistens für einen Menschen hielt, der faum gefunden Verstand hätte.

In dem vorliegenden Stük, welches eins der be. sten von diesem vortreflichen Meister ist, stellt die Composition dreyzehn Figuren in eben so rührenden als mannigfaltigen Gebehrden dar. Wir sehen den Seneca während seiner lezten Augenblike in den Armen und in der Mitte seiner Schüler, der größten und tugendhaftesten Leute; seine Adern sind so eben nach dem grausamen Befehl des Nero geöfnet worden. Er dictirt sein Testament, und einer seiner Schüler, der ihm zu Füssen sizt, schreibt. Zwey andre von seinen Schülern halten den geschwächten Körper des alten Mannes, der blos mit einem Theile des Gewandes bedekt ist, in ihren Armen, indeß ein Andrer seine Füsse hålt; etliche stehen ihm gegenüber, andre um ihn auf allen ihren Gefichtern sieht man nicht etwa den geheuchelten Schmerz geiziger Erben, sons dern ein mit Zärtlichkeit vermischtes Bedauern, daß fie ihren Freund und Lehrer durch ein so trauriges Ende verlieren müssen.

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Deutsche Schule Rembrandt gebohren in Rem Leyden 1606. Nro. 72. Jacob's Traum. brands Leben glich völlig seinen Gemählden; es war ein Gemisch von Weisheit und Thorheit, eine feltfame Vereinigung von Råthlichkeit und Verschwendung. Sein Vater war ein Müller in gemächlichen

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