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falls eine Lobrede war, die man ihm vorgesagt hatte. Nichts erregte bey meinen Freunden, den Pariser Phis losophen, mehr Erstaunen, als dieser Vorfall.............

Man vermuthet, daß mir diese Ehre ausdrüklich auf Befehl des D. erzeugt wurde, der überhaupt keine Gelegenheit vorbeyläßt, mich zu loben.

Soviel Aufmerksamkeiten und Lobeserhebungen waren mir anfangs drüfend, aber jezt nehme ich mich besser dabey. Ich fange nach und nach an, meine vorige Geläufigkeit in der Sprache wieder zu bekommen und mache Freundschaften, die viel angenehmer sind, als einfältige fremdbleibende Bewunderung. Die Leute ziehen mich nun auf, und erzählen drollige Geschichten von mir, wozu sie den Stof entweder selbst gesam= melt, oder von andern gehört haben; Ste sehen daber, das ich jest anfange, hier wie zu Hause zu seyn. Wahrscheinlich wird diese Stadt lange meine Heimath bleis ben.

Ich fühle wenig Neigung für die parthensüch tigen Barbaren in London, und habe immer in dem Dre te zu bleiben gewünscht, wo ich mich jezt befinde. Um wie viel mehr, da es der beste Orte in der Welt ist? Ich könnte hier von der Hälfte meiner Einkünfte in großem Ueberfuße leben, denn es giebt keinen Ort, wo ein Mann, der sich entweder durch seine Geburt øder seine persönlichen Eigenschaften auszeichnet, so wenig Geld braucht. Sie sehen, daß ich in eine Lobrede des Volks ausschweifen könnte, aber Sie wür den argwöhnen, daß wir es miteinander verabredet håtten. Indessen dringt es sich meiner Wahrnehmung auf, wie ganz anders die Gelehrsamkeit und die Ges lehrten sich hier stehen, als unter den partheysüchtis gen Barbaren, von denen ich oben sprach.

Hier ist mir eine erstaunliche historische Seltens

heit in die Hånde gefallen, die Memoirs König Jas cobs II. in vierzehn Bånden, alle mit seiner eigenen Hand geschrieben und im Schottischen Collegio befindlich. Ich habe darin geblättert, und große Entdekungen gemacht u. s. w. Ich bin, lieber Doctor, aufrichtig Ihr David Hume.

Nach einem Zwischenraum von acht Jahren fam Robertson's Geschichte von America heraus. Anfånglich war seine Absicht blos seine Nachricht von den großen Begebenheiten zu vollenden, welche mit der Regierung Carls V. in Berbindung fanden; allein er fah im Fortschritte des Berks, daß eine Geschichte von America, welche sich allein mit den Verhandlungen und Angelegenheiten der Spanier beschäftigte, schwerlich allgemein interessant seyn würde; deswegen entschloß er sich, seinen Plan über die Thaten aller cus ropäischen Nationen in der neuen Welt auszudehnen. Daß auch dieses Werk den Ruhm des Verfassers vers mehrte, ist nicht nöthig zu erinnern. Man muß ihn darinn nach den Materialien, die er damals hatte, beurtheilen. Gegen die Spanier ist er allerdings viel zu gelinde verfahren; seine Herzensgute konnte an eine ausserordentliche Boßheit der menschlichen Natur nicht glauben. Die Spanier wußten sehr wohl, wie viel sie der Mäßigung des D. Robertson zu danken hatten, und erwählten ihn im J. 1777. zum Mitglied der königlichen Academie der Geschichte in Madrid. Burcke und Gibbon, deren Briefe Herr Prof. Stew art anführt, waren sehr mit dieser Geschichte zufrieden. Der americanische Krieg, den Robertson nicht billigte, hinderte die ganze Ausführung des Plans zur Geschichte von America.

Unter andern Ausstattungen dieser anziehenden

Lebensbeschreibung, sind auch im Anhange etliche bis, her ungedrukte Briefe von Gibbon mitgetheilt, welche überaus lesenswürdig sind. Für Robertson und Adam Smith scheint dieser berühmte Mann eine sehr aufe richtige Hochachtung gehegt zu haben; nichts, sagt er, ist ihm schmeichelhafter als mit Robertson und Hume zugleich genannt zu werden, „ob ich gleich nur, fügt »er hinzu, von diesem Triumvirate der Lepidus bin." Gibbon ist auch stolz auf Blair's Lob, so wie er sich über den Tadel des Abbé Mably freut: „dies find gera. „de die beyden Månner," sagt er, „deren Lob und Tadel ich zu erhalten wünschte; der Abbé scheint alle „gleichzeitige Schriftsteller zu hassen, und stellt sich, als ob er fie verachtete." Gibbon that seinem Freuns de Robertson den Vorschlag, die Geschichte der Protestanten in Frankreich zu schreiben, deren Begeben. heiten an sich selbst wichtig, und mit den grossen europäischen Revolutionen innig verwebt wären; auch würde er da etliche der unerschrokensten und liebenswürdigsten Männer, den Admiral Coligny, Heins rich IV. c. zu schildern haben; die Materialien dazu wären zahlreich, authentisch und zukommlich, und die Gegenstände schienen in der gehörigen Entfernung zu stehen, welche Antheil erregt, ohne Leidenschaft zu entflammen.

Robertson hatte sich über dem americanischen Krie ge einen andern Stoff auserschen, nehmlich die Ges schichte von England von der Revolution bis auf die Thronbesteigung des Hauses Hannover. Der Biograph fagt: „Die Intriguen der verschiedenen Partheyen un ter der Königin Anna würden seiner scharfsichtigen „Beurtheilungskraft ein weites Feld cröfnet haben; Marlboroughs Feldzüge verdienten einen solchen Ge

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„schichtsschreiber; während die Litteratur und Philo. „sophie dieses merkwürdigen Zeitraums dem feinen kris tischen Gefühle, das er in einem so hohen Grade be

saß, und wovon er unglüklicherweise kein Denkmal hin, „terlassen hat, völlige Beschäftigung würden gegeben „haben. Die flüchtigen Abrisse dieser Art, welche in „die Erzählung von Hume's Geschichte eingeflochten „find, haben geschmakvollen Lesern allezeit vorzüglich "gefallen; und, wenn ich nach Robertsons Unterhaltun „gen gehen darf, so würde ihn in diesem Fache kein „Zeitgenosse übertroffen haben.”

Jedoch gab er diesen Plan auf, ohne daß man die Ursache davon weiß. Wirklich scheint er auch nun an Ruhe gedacht zu haben. Seine Umstände waren ges mächlich; er nahete sich dem sechzigsten Jahre, und seis ne fizende Lebensart hatte seiner Gesundheit geschadet. Er entfernte fich nun auch aus den geistlichen Gerichten, und sieben bis acht Jahre lang widmete er alle Zeit, die ihm von Amtsgeschäften übrig blieb, der Lecture und feinen Freunden. Im acht und sechzigsten Jahre seines Alters veranlagte ihn Rennels Erläuterung einer Charte von Indostan, die Untersuchung über das älteste Indien zu schreiben; sie war die lezte seiner litterarischen Arbeiten, und kostete ihn ein Jahr Zeit. Die Gelehrs ten haben auch zum Vortheile dieser lezten Schrift entschieden.

Nur noch ein paar allgemeine Bemerkungen.

In den Edinburger Kirchenversammlungen hatte Robertson ungemein viel Einfluß; seine Ucberredungsgabe und die lichtvolle Ordnung, womit er alles vortrug, waren unwiderstehlich. Er war es, der die Zwis stigkeiten der schottischen Kirche völlig heilte.

Er liebte Gesellschaft, und war åusserst angenehm

und lehrreich in derselben, denn ohne seine groffe Belesenheit in Anschlag zu bringen, hatte er immer viel Umgang mit unterrichteten Leuten gehabt, und inte» ressirte sich stets angelegentlich für die Begebenheiten der laufenden Zeit. Er haschte niemals nach Wiz, aber wenn er unter seinen vertrauten Freunden war., fehlte es ihm nie an Aufgewektheit und Laune. Er fand Vergnügen an harmlosen characteristischen Anekdoten seiner Bekannten, und sie gewannen ausserordentlich durch die theilnehmende muntere Art, womit er fie erzählte: überhaupt liebte er den Scherz, ohne jedoch der Würde seines Standes etwas zu vergeben. Er hatte sich so sehr gewöhnt, richtig und in schönen Perioden zu sprechen, daß er sich selbst im Umgange davon nicht losmachen konnte.

Im J. 1791. befiel ihn eine Gelbsucht, woran er 1793. im 71 Jahre seines Alters starb. Sein haus. liches Glük war niemals unterbrochen worden. Er hatte drey Söhne und zwey Töchter. Der älteste Sohn ist ein geachteter Rechtsgelehrter in Edinburg, und die beyden andern haben Kriegsdienste genommen. Die älteste Tochter ist an Herrn Bridone verheura, thet, dessen angenehme Reisen jedermann kennt. Robertson war kein sehr scharfsinniger Mann, besag aber viel gefunden Verstand und Lebensweisheit; das her sein Rath, welchen er jedoch niemals aufdrang, unschäzbar war. Von der Vortreßlichkeit seines moralischen Characters kann man nicht genug sagen; niemand bat je etwas daran getadelt. Er war von Mittelgrösse und gesund; er hatte regelmäßige und månnliche Gesichtszüge; in feinen Augen lag Verstand und Guthmüthigkeit. Aus einer Note lernen wir, daß Robertson lieber selbst niederschrieb als dictirte, und daß

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