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ne heilige Pflicht, nahm alle Geschwister zu sich nach Gladsmuir, und erzog die sechs Schwestern in seinem Hause, bis sie anständig versorgt wurden. Nur dann erft® glaubte er eine Verbindung schliessen zu dürfen, die er schon långst gewünscht hatte, und die er mit Recht unter die glüklichsten Ereignisse seines Lebens zählte. Bis ins Jahr 1751. war er unverheurathet geblieben; dann ehelichte er seine Muhme Miß Marie Nisbet, die Tochter eines Edinburger Predigers.

Im J. 1745. als die Rebellion ausgebrochen war, hatte er Gelegenheit den Eifer für die bürgerlichen und religiösen Freyheiten seines Vaterlandes zu beweisen, welchen er mit seiner ersten Erziehung angenommen hatte. Einmal war die schottische Hauptstadt in der Gefahr, den Rebellen in die Hände zu fallen, und der Zustand der öffentlichen Angelegenheiten schien so miß, lich, daß er sich für berechtiget hielt, eine Zeitlang das friedliche Gewand seines Amts bey Seite zu legen, und seine Pfarrwohnung in Gladsmuir zu verlassen, um unter die Edinburger Freywilligen zu gehen: ja als es zulest beschlossen war, daß man die Stadt auss liefern wollte, war er einer von den wenigen, die sich nach Haddington begaben, und dem königlichen Feldherrn ihre Dienste anboten.

Als Prediger erwarb er sich durch die Pünktlich keit, womit er sein Amt verwaltete, die Achtung und Liebe seiner Gemeine, während die Beredtsamkeit und der Geschmak, welche in seinen Canzelvorträgen herrsch, ten, ihn vor der benachbarten Geistlichkeit bemerkt machten, und den Weg zu dem Einflusse in der schots tischen Kirche babuten, den er nachmals erhielt. Er hat zwar nur Eine Predigt druken laffen, aber sie ist fünfmal aufgelegt worden, und beweißt hinlänglich,

Engl. Miscellen. VI. 2.

wie weit er es in diesem Fache håtte bringen können. In Deutschland ist sie aus einer Uebersezung des würdigen Herrn Prof. Ebeling bekannt.

Die Stiftung der Select Society (im J. 1754. öfnete ihm ein neues Feld, feine Talente zu zeigen und auszubilden. Diese Gesellschaft, deren Zwek theils philosophische Untersuchungen, theils Uebung in öffentlichen Reden war, wurde vom Mahler Allan Ramsay und etlichen seiner Freunde gestiftet, erregte aber bald eine so allgemeine Aufmerksamkeit, daß sie schon im zweyten Jahre über hundert Mitglieder zählte, wor, unter die fähigsten und geschiktesten Männer, sowohl in Edinburg als der umliegenden Gegend waren. Zu denen, die nebst Ramsay diese Societåt ftifteten, ges hörten unter andern Robertson, Hume, Adam Smith, Wedderburn (gewesener Lord Canzler), Lord Kames, John Hame, D. Carlyle, Andreas Stuart, Sir Gil bert Elliot und Lord Alemoor. Dieser Verein blühete fechs bis sieben Jahre, und veranlassete Debatten, wie fie wohl in Versammlungen neuerer Zeiten nicht oft geführt worden seyn mögen. Hier thaten weder Rånke der Staatsflugheit noch ausgelassene Partheysucht der Würde der Redner Eintrag, sondern die allerglänzendften Geistesgaben, deren sich Schottland jemals zu rühmen gehabt hat, wurden durch den liberalen und herzerweiternden Ideentausch über Literatur und Philosophie zur åussersten Anfrengung angeregt. So lange diese Stiftung währete, crhielt sie den eifrighten® Vorschub von Robertson; er ließ selten eine Gelegen= heit vorüber, an den vorhabenden Erörterungen Theil zu nehmen; und daß er jedesmal seinen Ruhm dadurch vermehrte, wird denen, die seine nachherigen Schriften gelesen haben, von selbst einleuchten.

In den geistlichen Gerichten, deren Ansehen in Schottland so groß ist, zog Robertson immer alle Augen auf sich; insbesondre ereignete sich ein Umstand, der die Kraft seiner Beredtsamkeit, und den Einfluß seines sanften persönlichen Characters in das schönste Licht feste. John Home, ein Prediger in Athelstonford gab im J. 1757. das berühmte Trauerspiel Douglas hers aus, welches seitdem unter die dramatischen Meisterftüke der. Engländer gerechnet worden ist, und alle Jahre unausgesezt auf die Bühne gebracht wird. Dar. über gerieth die puritanische Strenge der schottischen Geistlichen in Flammen, welche selbst der grosse Bey, fall des Stüks nicht zu stillen vermochte. Ja das Vergehen wurde dadurch, wie es schien, noch rügba= rer gemacht, daß etliche von Home's Amtsgenossen, theils aus Neugierde, theils aus dem freundschaftlichen Bewegungsgrunde, die angebliche Verschuldung mit auf ihre Achseln zu nehmen, der ersten Vorstellung des Stúfs auf dem Edinburger Theater beywohnten. Während dieser ganzen Sache verwandte fich Robertson auf das allerlebhafteste für seine Freunde; und man hatte seiner Ueberredungsgabe hauptsächlich das milde Endurtheil zuzuschreiben, wodurch diese Sache beygelegt wurde. Seine Gründe bey diesem Vorgange hatten wahrscheinlich ein desto grösseres Gewicht, dæ er selbst niemals ein Schauspielhaus betreten. Dies ist einer der vielen ausgezeichneten Beweise, welche die Geschichte seines Lebens darbietet, von der strengen Bedächtlichkeit in seiner Aufführung, die nicht blos seinen Nuzen als Geistlicher ausdehnte, sondern auch zu seinem Einflusse als Anführer einer Parthey wes sentlich war.

Der wachsende, Ruf verschafte ihm Verchrer und

Freunde, die allerdings feine Musse etwas schmälerten ; aber da feine Gesellschafter gebildet waren, fo gewann er durch ihren Umgang. In spätern Jahren erinnerte er fich deswegen oft der Unterhaltungen mit dem aufgewekten und unterrichteten Lord Elibank. Indef fen ließ sich Robertson durch nichts von dem frühesten Gegenstande feines Ehrgeizes abwendig machen; mitten unter allen Beschäftigungen schritt er gradweise in feinen Studien fort. Endlich im Frühjahre 1758. reiste er nach London, um mit einem Buchhändler Verabredungen wegen seiner Geschichte von Schott, land zu nehmen, eines Werks, wozu er schon den Ents wurf bald nach seinem Aufzuge in Gladsmuir gemacht haben soll. Es erschien den ersten Februar 1759., und fand eine so gefällige Aufnahme, daß ihn der Buchhändler noch vor Ablauf des Monathes bat, Anftalten zu einer zweyten Ausgabe zu machen.

Von diesem Augenblik an gewannen seine Umstån, de ein andres Ansehn. Er hatte lange im Dunkeln gelebt, und seine geringen Einkünfte wollten kaum für eine wachsende Familie hinreichen: nun klärte sich der Gesichtskreis schnell auf. Die Unabhängigkeit, welche aus Glüfsgütern entspringt, war erkämpft, und er schmeichelte sich, noch einen höheren Flug mit seinem Genie zu nehmen, wenn ihn keine ängstlichen Nahrungssorgen mehr niederdrüken würden. Nie kann ein Gelehrter süsser und schmeichelhafter für seine müh famen Arbeiten belohnt worden seyn, als Robertson. Noch che das Publicum die Eristenz des Werks wußte, theilten ihm schon Horace Walpole, Warburton, und Garrick, drey der größten Leute ihres Zeital ters, denen die Geschichte von Schottland zugeschikt: worden war, ihren Beyfall in Briefen mit. Herr

Prof. Stewart hat diese eingerükt, und sie werden Lesern, die sich in ähnlichen Lagen befunden haben, grosse Unterhaltung gewähren. Es ißt bekannt, daß zwis schen Robertson und Hume eine lange und ununterbroche ne Freundschaft bestand, gewiß ein höchst ehrenvoller UmKand, wenn man die größte Verschiedenheit ihrer Gefinnungen über die allerwichtigsten Gegenstände bedenkt, nicht zu erwähnen, daß das Zusammentreffen ihrer his storischen Arbeiten in minder grossen Seelen Eifersucht und Reid erzeugt haben würde. Der Biograph hat mehrere Stellen aus den Briefen des gedachten Welts weisen eingeflochten; in Einer derselben sagt der unfterbliche Hume: „Sie haben sehr gute Ursache mit „dem Glüte zufrieden zu seyn, welches Ihre Ge"schichte gemacht hat, insofern sich davon nach den wes „nigen Wochen, seit denen es erschienen ist, urtheilen „lågt. Mir ist noch kein Meusch vorgekommen, der »fie nicht warm gelobt hätte, und wenn ich alle die „herzählen wollte, deren Stimmen ich entweder selbst »øder durch andre zu Ihren Gunkten gehört habe, fo „würde ich meinen Brief mit einem Namenverzeich»nisse anfüllen müssen. Mallet sagte mir, er glaube »zuverläßig, daß kein Engländer im Stande wäre,

ein solches Werk zu schreiben. Die Leute in London „behaupten, daß Sie in Oxford studirt haben müßten, „weil ein blosser ungereister Schottländer unmög„lich sich so ausdrüfen könnte. Kurz, Sie können "sich darauf verlassen, daß Ihr Werk gefällt, und daß "Ihr Name sehr zu Ihrem Vortheile bekannt ist."

Man wird hierbey von selbst in Erwägung ziehen, daß Robertson in Schottland schrieb, wider welches die Engländer besonders damals erstaunliche Vorurtheile hatten. Robertson selbst, wie man aus einem

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