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Diese Lage wurde, wo möglich, dadurch noch fürchterlicher, daß die faulenden Körper entweder von den Wölfen mit wüthender Gefråßigkeit aus den Hütten gefchleppt, oder innerhalb derselben von den Hunden zerfleischt wurden. Es war nichts ungewöhnliches, daß ein Vater, den das anstekende Gift der Seuche noch nicht erreicht hatte, die Seinigen zu sich rufte, ihnen die grausamen Leiden und das schrekliche Loos ihrer Verwandten vorstellte, welche von dem Einflusse eines bösen rachgierigen Geistes, der ihren Stamm vertilgen wollte, aufgerieben würden; und daß er sie endlich ans reizte, dem Tode mit allen seinen Schrefen durch ih re eigenen Dolche zu trojen. Ja, wenn ihnen der Muth zu diesem widernatürlichen Auswege gebrach, so war er selbst bereitwillig, ihnen den Gnadenstreich mit eigener Hand zu geben, und ihnen gleich darauf in den allgemeinen Ort der Zuflucht von irdischem Uebel zu folgen.

Man hat niemals genugthiend erfahren köns nen, wodurch diese bösartige Krankheit eingeführt wurs de, aber man glaubte allgemein, daß eine Parthie, die aus dem Kriege am Missisoaic zurükkam, sie mits gebracht habe.

Gelehrte Neuigkeiten.

Account of the life and writings of William Robertson; read before the Royal society of Edinburgh. London, Cadell. 1801. Herr Professor Dus gald Stewart in Edinburg wurde von dem grossen Robertson kurz vor dessen Tode ersucht, seine Biographie zu übernehmen, ein Umstand, welcher dieser lehr reichen Nachricht ein doppeltes Interesse ertheilt. Robertson's Vater war erst Landgeißtlicher zu Borthwick

(wo unser Geschichtschreiber im Jahr 1721 gebohren wurde) und nachher Prediger an der alten Gray Friar's Kirche in Edinburg. Den ersten Unterricht empfieng er in Dalkeith, einer damals in Schottland sehr be rühmten Schule. Im Jahr 1733 bezog er die hohe Schule in Edinburg. Von dieser Zeit an bis in das Jahr 1759, wo er durch die Herausgabe seiner Ges schichte von Schottland in der Geschichte der Gelehr samkeit seines Vaterlandes Epoche machte, finden sich wenig Lebensumstände, welche Materialien für eine Biographie abgeben könnten. Es bleibt der Einbildungskraft überlassen, den langen Zwischenraum aus. zufüllen, den er in stillem Fleisse hinbrachte, und der durch die geheime Ahnung seiner künftigen Größe bee lebt wurde. Sein Genie hatte nicht den uppigen wilden Wuchs, welcher sich früh reif auszeichnet; nur ein paar vertraute, scharfschende Freunde konnten aus Der angebohrnen Stärke seiner Naturgaben und aus dem gedultigen Anbau derselben seinen künftigen unvergänglichen Ruhm muthmassen,

Daf D. Robertson einen so grossen Theil seines. Lebens in Dunkelheit zubrachte, muß um so mehr auffallen, da er sich so früh und so schwärmerisch dem Studiren überließ. Etliche seiner ålteßten Collecta, neen oder Excerptenbücher von den Jahren 1735, 1736 und 1737, die sein Sohn noch hat, tragen Spuren eines ausharrenden Fleisses an sich, der vielleicht in einem so zarten Alter ohne Beyspiel ist; und das Motto,,Vita sine literis mors est" welches vor allen sieht, beweißt, wie früh sich in ihm die Zweke und die Denkart bildeten, welche seiner Ehrbegierde bis auf die lezte Lebensstunde Richtung und Adel gaben. Jezt, wo literarische Größe auf andere Belohnungen

führt, ftrengen sich die Gelehrten oft nicht blos aus Ruhmbegierde oder Geniedrang an; aber als D. Ros bertson seine Laufbahn antrat, waren dies die einzigen Reize, die seine Bemühungen belebten. Von der Autorschaft, als ein Gewerbe betrachtet, wußte man damals in Schottland nichts; der Rang, den es früh unter den gelehrten Völkern in Europa erlangt hatte, wurde blos von Männern erreicht, die von einem uneigennütigen Eifer für die Wissenschaften angespornt wurden.

Indessen sah man schon etliche Vorzeichen von besseren Zeiten. Die Werke eines Thomson und Mallet waren bereits in der englischen Hauptkadt befannt und beliebt; und auf den schottischen Universi tåten gab es etliche geschikte und aufgeklärte Männer, deren Beyspiel die Jugend zur Nacheiferung antrieb. D. Hutcheson in Glasgow hatte durch seine vortreflis chen Schriften, und noch mehr durch seine beredten Vorlesungen, unter seinen zahlreichen Auditoren eine Liberale Denkungsart und einen verfeinerten Geschmak verbreitet, die bis dahin in Schottland fremd gewesen waren; und der Einfluß seines Beyspiels hatte sich in feinem unbeträchtlichen Grade bis auf die Schule vers breitet, wo D. Robertson war. Sir John Pringle, nachheriger Präsident der königlichen Societát in Lon don, war damals Professor der Moralphilosophie in Edinburg, ein Mann, der, wenn er auch Huicheson's Geschiflichkeit nicht hatte, doch gewiß von ihm weder im Umfange von Gelehrsamkeit noch in warmem Eifer für die Beförderung nüzlicher Kenntnisse übertroffen wurde. Er hatte einen wafern Gehülfen am D. Stes venson, einem gelehrten und fleissigen Mann, der Profesor der Logit war, und unter andern über den

Longinus vom Erhabenen und über Aristoteles Poetik las: diesen Erläuterungen verdankte D. Robertson, wie er in der Folge oft äusserte, mehr als seinem academischen Leben zusammengenommen. Zur Mathe marik und Physik hatte er keine Neigung, obschon der berühmte Maclaurin damals beyde Wissenschaften mit grossem Beyfalle vortrug; aber er mußte unfehlbar sowohl von der Bercdtsamkeit, womit dieser grosse Mann die allerabgezogenßen Gegenstände auszuschmüfen wußte, als von der Correctheit und Sprachreinige feit, die ihm immer noch einen hohen Rang unter den besten englischen Schriftstellern geben, und die kein damaliger Autor in Schottland erreichen konnte, Nus zen einerndten.

Noch viele andere gelehrte und geschäzte Männer von denen man jezt nur noch den Nahmen weißt, lebten damals in Edinburg. Der Rankenische Club unterhielt etliche Jahre lang eine Privatcorrespondenz mit dem berühmten Philosophen Berkeley in Friand über dessen metaphysische Schriften, und er soll die Glieder dieses Clubs unter die wenigen gezählt haben, welche völlig in den Geißt seiner Gründe wider die Exis stenz der Materie eingiengen. Daß diese Gesellschaft dazu beygetragen hat, die Liebe für philosophische Untersuchungen, die seitdem so sehr in Schottland Mode geworden sind, zu verbreiten, ist eine Thatsa che, die von allen denen bestätiget wird, welche die beste Gelegenheit gehabt haben, den Ursprung und Fortgang der schottischen Literatur zu beobachten.

Man sieht hieraus eines Theils wie Robertsons natürliche Neigung zum Studiren bestärkt wurde, ans dern Theils wie Schottland aus der vorübergehenden Dunkelheit, in welche es versunken war, sich zu der

Stelle emporarbeitete, die es seitdem in der gelehr. ten Belt behauptet hat. Viele Schotten zeichneten fich chen so sehr durch Genie als durch Gelehrsamkeit aus; aber die Schwierigkeit, das Eigenthümliche und Provinzielle der schottischen Mundart zu überwinden, schien den Gelehrten alle Wege zum Ruhme durch Schriften zu verschliessen, ausgenommen in solchen Fächern, die den Schmuf der Schreibart nicht zu erfodern schienen.

Robertson ließ sich durch diese Hindernisse nicht abschreken, und er scheint von sehr früher Jugend an mit großer Bebarrlichkeit die wirksamsten Mittel an gewandt zu haben, sie zu übersteigen. Unter andɛrn übersezte er fleißig; und er hatte diese sehr schwere Kunst so weit angebaut, daß er mit Ernst daran dach, te, cine Uebersezung vom Marcus Antoninus heraus. zu geben, als ihm eben ein Ungenannter in Glasgow darin zuvorkam. Daß er gerade diesen Schriftsteller. auswählte, mochte guten Theils von der Vorliebe herkommen, die er allezeit für die Ucherreste der Stoischen Philosophie bewies,

In seinen lezten Universitätsjahren übte er sich auch mit andern geschikten Freunden in der Beredtsamkeit und im unvorbereiteten Debattiren.

Im J. 1743. wurde er Prediger in Gladsmuir. Diese Stelle brachte ihm nur hundert Pfund ein, aber es war sehr glüflich, daß er sie bekam, denn seine Eltern starben beynahe zu gleicher Zeit, und hinters liessen ihm sieben hülflose Geschwister. Der edle Mann handelte hier mit der Entschlossenheit, die ihn immer auszeichnete. Ohne über eine FamilienLast kleinmůthig zu werden, welche seine bisherigen litterarischen Absichten niederzudrüken schien, dachte er blos an sei

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