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Spizen, um den nicht verzehrten Tabak damit auss zuráumen. Nun versammeln sich die Männer; zuweis len läßt man auch die Weiber demüthige Zuschauer abgeben, während, durchgängig die religiöseste Stille und Feyerlichkeit beobachtet wird. Der Michiniwais oder Gehülfe nimmt die Pfeife, zündet sie an, und überreicht sie dem vorzugsweise Gerufenen, welcher fie stehend empfängt, und zwischen beyden Hånden hålt. Dieser wendet sich dann nach Often, thur etliche Züge, und blåst den Rauch nach dieser Weltgegend. Dass jelbe thut er nach den übrigen drcy Winden, und rich tet seine Augen die ganze Zeit über aufwärts. Er fakt das Rohr ungefähr in der Mitte zwischen den drey ersten Fingern beyder Hände, erhebt fie, bis fle der Stirne gegenüber sind, und zieht es drenmal in einem Halbkreise von Osten nach Westen, wie die Sonne lauft; hierauf richtet er sie, und hält sie schwes bend nach verschiedenen Punkten, und legt sie endlich wieder auf die Gabeln zurüf. Demnächst hält er eine Rede, worin er den Zwek der Zusammenberufung ers flårt; er schließt mit Danksagungen an den Herrn des Lebens für die erhaltene Gnadenbezeugungen, und mit einer Bitte um die Fortsezung derselben. Hierauf sezt er sich, und die ganze Gesellschaft legt ihre Bil ligung und ihren Dank durch das Wort Ho! an den Tag, dessen lezter Buchstabe nachdruksvoll verlängert wird. Der Michiniwais nimmt nun abermals die Pfeife, und bålt fie an den Mund des Vorhererwähn, ten. Dieser thut erst drey Züge, und sagt ein kurzes Gebet ber; dann geht er mit der Pfeife rings um von Often nach Westen zu jedem Anwesenden, welcher seiner Seits etwas zu ihm sagt; so wird die Pfeife gemeiniglich ausgeraucht; hierauf dreht er sie drey

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bis vier mal um seinen Kopf, und legt sie dann wieder hin, wo sie zuvor lag. Endlich dankt er der Gesellschaft für ihre Gegenwart, und wünscht derselben, so wie dem ganzen Stamme, Gesundheit und langes Leben.

Diese Ceremonie des Rauchens wird vor jeder Sache von Wichtigkeit mit mehr oder weniger Ums stånden, aber allezeit mit gleicher Feyerlichkeit beobachtet. Sie ist nicht ohne Nuzen. Wenn ein Obers haupt die Gesinnungen seines Volfs gegen ihn wissen will, oder wenn er eine Mishelligkeit unter ihnen beyzulegen wünscht, so deutet er an, daß er seinen Arz neybeutel öfnen, und aus seinem heiligen Rohre rauchen wolle; und niemand, der etwas wider Einen der Anwesenden hat, kann mit dem heiligen Rohre rau chen, weil diese Ceremonie alle Zwieträchten heilt, und niemals übertreten wird,

Jeder muß sich unumgänglich beh solchen Vorfäl len einfinden; indessen wenn er anführt, daß er die nöthige Reinigung nicht vorgenommen habe, so ist dies ein gültiger Grund an der Ceremonie nicht Theil zu nehmen. Hat er binnen vier und zwanzig Stunden vor der Ceremonie feiner oder einer andern Frau beys gewohnt, so ist er dadurch unrein geworden, und kann mithin feinen Theil der Ceremonie verrichten. Hat man einen Vertrag durch den Ritus des Rauchens besiegelt, so wird ihm ohne allen Zweifel treulich nach gefommmen. Läßt jemand, ehe er eine Reise antritt, das heilige Rohr als ein Pfand seiner Wiederkehr zus ruf, so hindert ihn nichts in der Welt sein Wort zut halten.

Wenn ein Häuptling ein Gastmahl geben will, so schift er allen, die er bey sich zu sehen wünscht,

Federfielen oder kleine Stüfchen Holz zum Zeichent der Einladung. Die Gåste kommen zur bestimmtea Zeit, jeder mit einem hölzernen Teller und einem Messer; sie sezen sich zu beyden Seiten des Oberhauptes, von welchem sie nach ihren verschiedenen Altern sizend empfangen werden. Die Pfeife wird dann angezün det, und der Häuptling' vertheilt alles, was zubereitet ist, in gleiche Theile. Während die Gäste effen, fingt er, und begleitet seinen Gesang mit dem Tam bourin, oder der Klapper. Man hält den für den ausgezeichnetsten Gast, welcher das, was ihm vorges legt worden, am ersten verzehrt hat. Kann einer das ihm Zugetheilte nicht ganz aufessen, so sucht er einen seiner Freunde zu bewegen, daß er es für ihu thun mo ge, und belohnt ihn dann für seinen Beystand mit Pulver und Schrot und Tabak. Ehe diese Gastmåhler anfangen, wird auch etwas Speise und Getränk geopfert, welche man entweder ins Feuer oder auf die Erde wirft.

Diese Schmause sind nach den Umständen verschie den. Zuweilen beträgt die Portion eines Mannes nicht mehr als er in zwey Stunden beendigen kann; manch mal aber wird Jedem so viel gegeben, daß er wohl eis ne ganze Woche daran genug haben könnte, obschon alles in Einem Tage verschlungen werden muß. Bey folchen Gelegenheiten hält es sehr schwer Stellvertre ter zu finden, und das Ganze muß aufgegessen werden, es mag so viel Zeit erforderu als es wolle. Bey einigen dieser Gaßtereyen ist die Anordnung vernünftiger, und die Gäßte dürfen das Ueberflüssige ihrer Portionen mit zu Hause nehmen. Die Knochen verbrennt man allezeit mit grosser Sorgfalt, weil man es für eis ne Entheiligung halten würde, wenn die Hunde sie berührten.

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Ueber die Biber-Indianet.

Die Männer find im Ganzen genommen schön und schmüfen sich gern; bey den Frauen findet das Gegentheil Statt, und sie sind die Sclavinnen der Männer. Unter ihnen, wie unter allen Indianischen Stämmen herrscht die Vielweiberey. Sie haben eis nen grossen Hang zur Eifersucht, welche öfters gefährliche Folgen nach sich zieht. Aber ungeachtet der Wachsamkeit und Strenge, die der Mann anwendet, trift es sich selten, daß die Frau ohne ihren Liebling ist, welcher in der Abwesenheit des Mannes dieselbe Unterwürfigkeit fordert und dieselbe Tyranney ausübt. Die Weiber find nicht sehr fruchtbar, welches grossens theils den Beschwerlichkeiten zugeschrieben werden mug, denen sie unterworfen find; denn (etliche kleine Hunde ausgenommen) verrichten sie allein die Arbeit, welche in andern Ländern den Lastthieren zu Theil wird. Während die Männer nichts als eine Flinte tragen, i es nichts ungewöhnliches, daß ihre Weiber und Töchter ihnen mit schweren Lasten folgen; ja wenn fie dieselben ablegen, können sie sie nicht wieder auflas den, da die Männer ihnen diese Gefälligkeit nicht ers zeigen wollen; während ihrer Reisen müssen sie sich also oft an einen Baum lehnen, um ein wenig Athem schöpfen zu können.

Sie werden nur von wenig Krankheiten befallen, und brauchen dann feine andere Mittel dawider, als Daß sie die Schläfe binden, Ausdünstung bewirken, fingen, und auf den kranken oder blos auf den wun den Ort blasen. Stirbt jemand, so wird alles, was er besaß, geopfert und vernichtet; man hört grosses Wehklagen; die näheren Verwandten schwärzen ihre Gesichter und schneiden zuweilen ihr Haar ab; sie durch

stechen auch ihre Aerme mit Messern und Pfeilen. Noch viel fårker äussert sich der Schmerz der Frauen; diese schneiden nicht blos ihr Haar ab, und weinen und heulen, sondern nehmen auch dann und wann, mit der äusser ften Kaltblütigkeit, ein scharfes Jußrument, womis fie den Nagel vom Finger trennen, und dann das Fleisch über das erste Glied zurüflegen, welches sie sogleich ablösen. Aber diesen außerordentlichen Bes weiß von Traurigkeit geben sie blos, wenn ihnen ein Lieblingssohn, ein Ehemann oder ein Vater stirbt, Viele alte Weiber haben dies so oft wiederholt, dağ sie an feiner Hand einen ganzen Finger übrig haben.

Herr Mackenzie erzählt folgendes Beyspiel einer entsezlichen Zerstörung, welche die Pocken im Jahr 1780 unter den Wilden am Fluße Assiniboin anrichteten.

Diese fürchterliche Seuche fraß um sich wie Feus er, welches ein Feld mit dürrem Grase ergriffen hat; man fonnte weder flichen noch Widerstand leisten. Ganze Familien und Stämme wurden hingerafft und diejenigen, welche Zeugen des traurigen Auftritts waren, sahen zu gleicher Zeit Todte, Sterbende und Verzweifelte, die um dem gräßlichen Geschik ihrer Freunde zu entgehen, sich anschikten, der Landplage ihren Maub zu entreißen, und sich selbst das Leben zu nehmen.

Da diese elenden Leute, wie alle Wilden, nicht gewohnt waren, auf die Bedürfnisse des morgenden Tags zu denken, so wurde der Jammer einer solchen Anfechtung noch empfindlicher; es fehlte ihnen nicht blos an Hülfe, sondern auch an Linderung. Nichts blieb ihnen übrig als sich in Jammer und Verzweif lung zu ergeben.

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