Page images
PDF
EPUB

Bem angeführt werden, was man für ihre Lage und ihren Stand nothwendig hält. Der Mann scheinet un ter den Kindern seiner Frau feinem den Vorzug zu geben, wenn sie auch von andern Våtern erzeugt sind. Unrechtmäßigkeit haftet nur auf denen, welche geboh, ren werden, ehe ihre Mutter mit einem Manne unter dem Namen eines Ehemannes verbunden gewesen.

Keuschheit scheint ben ihnen für keine Tugend angesehen zu werden; auch hält man Treue nicht fire wesentlich zum Glük der Ehe. Zwar trift es sich zu= weilen, daß die Untreue eines Weibes mit dem Verluft ihres Haares, ihrer Nase und vielleicht ihres bens bestraft wird; aber diese Strenge kommt dabe daß sie ohne seine Erlaubniß Gunßbezeugungen ertheil hat, denn ein einstweiliger Tausch von Weibern nicht ungewöhnlich, und ihre Bersonen anzubieten, wird für einen nothwendigen Theil der Gastfreundschaft gehalten, die man Fremden schuldig ist. Verliert einer seine Frau, so wird es für Pflicht geachtet, ihre Schwester zu heurathen, wenn sie eine hat, øder er kann sie beyde zu gleicher Zeit erhalten, wenn er es wunscht.

Durch den Genuß der geistigen Getränke hat diefer Stamm gewiß schr viel Nachtheil von seiner Ver bindung mit gefitteten Völkern gelitten; jedoch war er porber nicht ohne seine zum Theil höchst abscheulis ge Laster z. B. Blutschande und Bestialitát.

Heurathet ein junger Mensch, so fángt er gleich an bey seinen Schwiegereltern zu wohnen, die ihn jedoch völlig wie einen Fremden behandeln, bis sein ers stes Kind gebohren ist; er hält sich dann mehr zu ih nen als zu seinen eigenen Eltern, und seine Frau nennt ihn sofort niemals anders als den Vater ihres Kindes.

Krieg und Jagd find die Beschäftigung der Männer; auch werfen sie mit dem Speere nach den Fischen, während der Fang mit Nezen den Frauen überlassen bleibt. Die lezteren leben in eben dem unterwürfigen Zustande, wie die Weiber aller andern wilden Völ kerschaften, aber die Härte ihrer Arbeit wird dadurch sehr gemildert, daß sie an den Ufern der Seen und Flüsse wohnen, wo sie sich der Nachen bedienen. Im Winter, wenn die Gewässer zugefroren sind, machen fie ihre Reisen, welche niemals sehr lang sind, in Schlitten, die von Hunden gezogen werden. Zu gleicher Zeit müssen sie alle schwere Arbeit im Hause ver richten; fie bereiten das Leder, machen Kleider und Schuhe, knüpfen die Neze, hohlen Holz, schlagen die Zelte auf, gehen nach Wasser, und thun alles was in der Küche erforderlich ist; wenn nun die Pflichten der Mutterschaft hinzukommen, so sieht man, daß das Leben dieser Frauen eine ununterbrochene Folge von Beschwerden und Mühe ist. JIn diesem Lichte sehen sie auch ihre Lage selbst, und der Einfluß dieser Empfindung geht zuweilen so weit bey ihnen, daß sie ihre Mädchen umbringen, damit diese den Mühseligkeiten, welche sie selbst gelitten haben, entgehen mögen. Sie wissen auch sehr wohl durch den Gebrauch etlicher Kraus ter Fehlgeburten zu bewirken, welches sie manchmal thun, entweder weil sie den Vater hassen, oder weil fie sich die Beschwerlichkeiten ersparen wollen, welche Kinder verursachen; und man will behaupten, daß diese That wiederholt wird, ohne der Gesundheit der Müts ter zu schaden.

Begräbnisse, wie alle andre feyerliche Ceremonien, beginnen mit Tabaksrauchen, und werden mit einem Gastmahle beschlossen. Dem Leichname werden die

Besten Kleider angezogen, welche entweder der Verbli chene besaß, oder welche seine Verwandten haben; hiers auf legt man ihn in ein Grab, das mit Zweigen ges füttert ist; ferner wird einiges Hausgeräth hineinge than, und eine Art von Baldachin darauf erichtet. Wäh rend der Ceremonte hört man grosses Wehklagen, und wenn der Verstorbene sehr bedauert wird, so schneiden seine nahen Verwandten ihr Haar ab, durchstechen den fleischigten Theil ihrer Schenkel und Arme mit Vfeis len, Messera u. s. w., und schwärzen ihre Gesichter mit Kohlen. Es fehlt nicht an Beyspielen, daß Weiber, wie im Morgenlande, sich ihren verstorbenen Männern zu Ehren geopfert babea, Alle Haabselig keiten des Abgeschiedenen werden vernichtet, und die Verwandten nehmen für die hingegebenen Kleider jede Art von Lumpen, womit sie ihre Naktheit bedeken kön nen. Das Gastmahl, welches bey dieser Gelegenheit gegeben wird, wiederholt man alljährlich, und begleis tet es mit Belobungen des Verstorbenen. Die Sinnbilder des Völkerstammes, welche von den verschiedes nen Thieren der Gegend hergenommen sind, werden auf das Grabmahl entweder gemahle oder eingegraben.

Es giebt viele und mannigfaltige Ursachen, die cis nen Wilden zum Kriege vermögen; er will entweder feinen Muth beweisen, oder den Tod eines Verwandten, eines Landsmannes råchen. Hält sich ein ganzer Stamm zum Kriege veranlagt, so versammeln die Aeltesten das Volk, um die allgemeine Meynung zu vernehmen. Ist diese für den Krieg, so macht der Häuptling seinen Entschluß bekannt, zu einer bestimmten Zeit aus dem heiligen Robre zu rauchen, zu welcher Feyerlichkeit man sich durch Nachdenken und Fasten vorbereiten muß. Nachdem das Volk versammelt, und die Zusammen.

funft durch die Ceremonie des Rauchens eingeweyber ist, läßt sich der Häuptling über die Ursachen aus, um derentwillen er die Gemeine zusammenberrfen hat. So, dann ladet er diejenigen, welche ihm folgen wollen, ein, aus dem heiligen Rohre zu rauchen, welches für ein Zeichen der Anwerbung gehalten wird; und wenn man allgemein dafür hålt, daß Beystand nöthig sey, so werden andere mit grosser Förmlichkeit eingelasen, fich¡ ihnen zuzugesellen.

Sie gebek häufige Gastmåhler z. B. nach der Ges nesung von einer langwierigen Krankheit, nach langem Fasten u. s. w. Wer den Schmauß geben will, macht öffentlich bekannt, daß er an einem festgesezten Tage seinen Arzneybeutel öfnen, und aus seinem heiligen Rohre rauchen wolle. Diese-Bekanntmachung wird für ein heiliges unverbrüchliches Gelübde gehalten. Im Frühjahr und Herbst werden auch grosse Feyerlichkeiten begangen, wobey sie sehr fette und milchweisse Hunde opfern; auch fügen sie einen grossen Theil ihrer Habseligkeiten hinzu, woraus diese auch immer be stehen mögen. Der Schauplaz dieser Ceremonien ist eine Umzäunung am Ufer eines Flusses oder Sees, und in einer sehr freyen Lage, damit die Vorüberziehenden ebenfalls bewogen werden mögen, ihr Opfer darzus bringen. Bey solchen Gelegenheiten herrscht die be sondre Gewohnheit unter ihnen, daß ein Vorübergehender, er sey von ihrem Stamme oder nicht, wenn er etwas zum Opfern da liegendes wirklich braucht, berechtigt ist, es zu nehmen, dafern er anstatt desselben etwas anders binlegt, wäre es auch von weit ge ringerem Werthe: aber muthwilligerweise etwas anzu» rühren oder wegzunehmen, wird für gottesräuberisch angesehen, und fie glauben, daß der grosse Herr des

Lebens, wie sie sagen, welcher der heilige Gegenstand threr Berchrung ist, höchlich dadurch beschimpft werde.

Die Scene eines Privatopfers ist die Wohnung dessen, der es bringt; man räumt zu dem Ende alles aus derselben, und bestreuet sie überall mit grünen Zweigen. Feuer und Asche werden auch weggenomme es wird ein neuer Heerd aus frischer Erde gemacht, und ein andres Feuer angezündet. Blos der Eigenthümer der Wohnung bleibt darin. Er beginnt die Ceremonie damit, daß er ein Stük neues Tuch, oder eine wohlzubereitete schön bemahlte Elend - Haut ausbreitet, worauf er seinen Arzneybeutel öfnet, und das darin Befindliche darlegt. Das Vornehmste davon ist ein Hausgöze, welches ein geschnigtes ungefähr acht Zoll langes Bildchen ist, das man in Flaumfedern, Buchenbork und mehrere Stüfe rothen und blauen Tuchs einwikelt. Dieser kleinen Figur zollen sie die innigste Verehrung. Der nächste Artikel ist des Opfernden Kriegsmůze, welche mit allerley Federn seltener Vögel, Adlersklauen u. s. w. geschmüft ist. Ferner bångt daran ein Kiel oder eine Feder für jeden Feind, den der Besizer derselben im Treffen erschlagen hat. Weiter befinden sich in dem Beutel ein Stük brasilischer Tabak, etliche Wurzeln und Kräuter, welche wegen ihrer Heilkräfte in grosser Achtung stehen, und eine Tabakspfeife. Nachdem alle diese Dinge herausgelangt sind, und das Rohr auf zwey Gabeln ruhet, weil es die Erde nicht berühren darf, so läßt der Herr der Wohnung den, welchen er am meißten schäft, hohlen; dieser sezt sich ihm gegenüber; dann wird die Pfeife gestopft, und an das Rohr bes festiget. Es liegt eine hölzerne Zange da, um das Feuer in die Pfeife zu thun, und ein Pflok mit zwey

« PreviousContinue »