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Manufacturen, wo alles fabrikenmåssig betrieben, und wo also jedem sein eigenes Geschäft angewiesen ist. Da nun jeder Gefelle oder Bursche gewöhnlicherweise stets bey einer Sache bleibt, (ob er sie gleich alle lernen muß) so findet kein Aufenthalt Statt. Die grossen Buchbinder in London haben meistens zwey Ge fellen, die nichts thun, als die Bücher schlagen; und ihre unglaublichen Geschäfte machen, daß der Hammer faft nie falt wird. Andre formiren, rüfen und beschneis den blos. Wiederum andre überziehen. Die geschik testen sammt dem Herrn verrichten die sogenannte fei» ne Arbeit, das Vergolden, die Titel und die Ziera rathen. Der Herr wird aber durch die vielen Gånge in grosse Häuser, durch die Unterredung mit anrus fenden Kunden, und durch den Ankauf der beträchtlichen Erfordernise an Pappe, Leder, Fileten, sehr tm Arbeiten gehindert.

Die Arbeit wird dadurch noch mehr vereinzelt und beschleuniget, daß die Londner Buchbinder sich mit drey unwesentlicheren Theilen der Profession gar nicht befassen. Es ist ziemlich auffallend für einen Deuts schen, wenn er bey dem Londner Buchbinder vier bis sechs Weibspersonen, auffer den vielen Gesellen, in voller Arbeit findet. Die Heftlade ist ganz ihr Feld. Kein Geselle oder Bursche giebt sich damit ab, ob sie es gleich als einen Theil der Buchbinderkunst verste. hen. Die Frauenspersonen falzen und bestechen auch mehrentheils die Bücher, oder machen die Ca= pitalbånder. Dadurch, daß Frauenzimmer diese drey Operationen verrichten, erhält der Buchbinder nicht nur Zeit, sondern auch Geld, weil er den lezteren weit geringern Lohn gicbt als den Gesellen.

Die marmorirten Schnitte, welche in England

jezt so beliebt sind, werden auch nicht vom Londner Buch binder, sondern von den Marmorpapiermachern (marblepaper makers) verfertiget, welche immer darauf eingerichtet sind, und daher schneller, schöner und wohlfeiler marmoriren, als die Buchbinder. Man fennt ohne Zweifel in Deutschland die Vorzüglichkeit des englischen Marmorpapiers, welches eine grosse Zierde des Vorsezpapiers der englischen Bücher ist. Derselbe Mann, welcher dieses Papier dem Buch binder geliefert hat, bekommt auch die halbfertigen Bücher zugeschift, um sie eben so auf dem Schnitte zu marmoriren, als das vorgesezte Papier aussicht. Dies giebt eine Uebereinstimmung, die dem Auge sehr schmeichelt. Oft erhält der Marmorpapiermacher auch das schon ganz fertige Buch, um nebst den Schnitte auch die einschliessenden Kanten zu marmoriren, wels ches noch besser aussicht, da in diesem Falle (bey Halbbånden, d. i. bey denen, die man in Deutschland Bånde mit ledernen Rüfen und Efen nennt) auch das dusere Papier von derselben Art ist.

3. Von den Werkzeugen.

Wir kommen nun zu den Werkzeugen der englis schen Buchbinder. Zwey Instrumente sind in Deutschland vorzüglicher: die Heftlade und das Punctureisen. Die englische Heftlade hat keinen Hefthafen, wie in Deutschland, und ist daher minder bequem. Anstatt des Punctureisens bedienen sich die englischen Buchbinder eines Cirkels, der lange nicht so bequem ist als jenes Instrument.

Alle übrigen Werkzeuge der englischen Buchbins der sind, nachdem man sie zu gebrauchen gelernt hat, den deutschen Buchbinder-Instrumenten vorzuziehen.

Das erste ist der Stein (siehe Fig. 3.). Wenn Schreiber recht berichtet ist, so braucht man noch (einzelne Ausnahmen abgerechnet) in Deutschland zum Schlagen der Bücher, entweder Marmor oder Kiesels stein. In England nimmt man dazu eine starke eisers ne gegossene Platte, welche a bookbinder's beating ftore heißt (A. A. C. C.). Platten von Mittelgrösse wågen vier Centner, und sind etwan zwey englische Zoll dik. Die grösseren sind ungefähr vier Zoll dif, vierzehn Zoll ins Gevierte, und nach Verhältniß schwer. Sie haben vier angegossene Füsse, welche in einen starken ziemlich tief in die Erde hineingehenden Kloz (Fig. 3. B. B.). befestiget werden. Die Schlagehäm, mer wägen 12 bis 18 Pfund und kosten hier uns gefähr eine halbe Crone bis drey Schillinge. Die bes schriebenen eisernen Schlagesteine, (um mit dem englis schen Buchbinder zu reden) würden, wenn die deutschen Buchbinder ihre Vorzüglichkeit einsåhen, sehr leicht auf den schlesischen Eisenwerken zu Malayanne, Gleis wiß, und Kreuzburg, ferner im Mansfeldischen, Oes sterreichischen, Wirtembergischen u. f. w. eben so gat gegossen werden können. Sie sind gewiß, wegen ihrer Härte nuzbarer als die Kieselsteine und Marmorblös fe, indem der Hammer von dem massiven Eisen einen so grossen Widerstand erhält, daß er von selbst zurákspringt, und die höchst mühsame Arbeit des Schlagens bis zum Spiele erleichtert. Hingegen der Stein ist wie todt, und treibt den Hammer nicht zurük. Das Papier wird auch auf dem Eisen mehr zusammen ges schlagen, das Eisen ist glätter. Wenn die Wittes rung feucht ist, und die eisernen Schlagesteine schwizen; so überdekt man sie mit einem Pappenfutterale. Viele dieser Steine find so eingerichtet, daß zwey Personen

Darauf zugleich schlagen können. In (Fig. 3.) ers scheint die Platte von dem Kloze abgesondert, das mit man sehen möge, wie die Füsse C bey Beingefügt find.

Das Hauptwerkzeug, welches den deutschen Buchs bindern abgeht, und die Arbeit der englischen Buch. binder erleichtert, ist die grosse Presse, the Standing press (fiche Fig. 1.). Ob sie gleich ganz einfach ist, und den deutschen Weinpressen beynahe völlig gleicht, so darf sie dennoch bey Strafe nicht ausser Landes ge führt werden. Man hat sie ganz von Holz, aber die besseren haben eiserne Schrauben (Fig. 1. A.), und müssen mit einem ́eifernen Hebel (Fig. 1. B.) (pin) von drey bis vier Leuten geschraubt werden. Jedoch fann man auch vermittelst eines bekannten Mechanis mus (Fig. 7.), wo durch Råder die Kraft vermin dert wird, diese Preffen mit einer Kurbel (Fig. 7. D.) auf das leichteste drehen. *) Diese einzige Presse ersezt alle die mannigfaltigen Stokpressen der deutschen Buchbinder, nimmt weniger Raum ein, und hat un gleich mehr Gewalt. Grosse Buchbinder haben ihrer zwey bis drey. Am meisten bedienen sich derselben die Papierglätter (hotpressers) Tuchbereiter, Cas

*) In (Fig. 7.) ist nur eine Pfofte vom Zeichner_vorgestellt, weil man sich die andre an E. und F. leicht denken kann. Das Sail steht mit dem Hebel C. in Verbindung. a. ist ein Hemmeisen, das sich an einem Nagel g bewegt, und das vorn in einem Einschnitte b. der Achse des Getriebes liegt, fo lange als ge. yreft wird. Will man aber die Presse wieder öfnen, und das Sail abwinden, so hebt man das Hemmeisen a. auf und schiebt die Achse F. in die Pfoße bis an den Einschnitt b. o läuft das Rad H. von felbft råkwärts. Soll wieder gepreft werden, so zieht man die Achse F. aus der Pfofte und das Hemmeisen fällt von selbst wieder auf den Einschnitt b.

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Landerer, und die Lichtzicher zum Auspressen des Fetts aus den thierischen Theilen, die sich nicht schmelzen lassen. Eine ganz hölzerne Standing press foftet an s bis 8 Guineen; aber eine mit eiserner Schraube an 25, 40 bis 50 Guineen.

Endlich hat man zu der feinsten Arbeit zwekmäs figere Instrumente. Wenigstens sagen die deutschen Buchbinder in Londen se, obgleich die Buchbinder in Deutschland glauben sollen, ihre Fileten seyen eben so gut als die englischen. Die deutschen Fileten find bekanntlich Bogenförmig, aber die Englischen völlig gerade, mit welchen, wie der engliche Buchbinder verüchert, man das Gold reiner ausdrüft, als mit den Deutschen, ohne so viel Gewalt brauchen zu dürfen. Man nimmt in England die Fileten blos zum Rúken. Zum Vergolden auf den Deken werden Rollen angewandt, dergleichen die Blindrollen sind, welche noch hier und da in' Deutschland zu Schweinslederbänden (wenigstens für Meisterstüte) gebraucht werden. Mit diesen Rollen arbeitet man schneller, sichrer und leichter als mit Filcten; man legt sie an die rechte Schulter an, und fährt damit in einem Augenblife über die Defe des Buches hin.

Jedoch scheinen die deutschen Buchbinder zu wis sen, daß die englischen Fileien und Rollen sehr brauch, bar sind, weil sie sich diese Instrumente verschiedentlich von hier verschreiben.

Ehe wir weiter gehen, werden hier etliche allge meine Anmerkungen an ihrem Orte seyn.

Die englischen Buchbinder verrichten ihre sämmte liche Arbeit im Steben. In Deutschland, wie bes kannt, fizen die Buchbinder noch zu vielen. Daher finden die deutschen Buchbinder nichts ermüdender,

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