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fen Daum und Zeigefinger unmittelbar auf die müssige Seite des Steins, und die Fassung des Perschafts kann durch die Pressung nicht leiden. Damit aber das Pers schaft als Zierrath des Uhrbandes. sein Ansehen behalte, geht ein Stämpel mitten durch den Griff, welcher in der Mitte eine Feder hat, inwendig auf den Stein prest, und ihn in horizontaler Richtung hält; will man das Petschaft brauchen. so läßt sich der Stämpel leicht zurüfschieben. Diese und viele andre Petschafte von neuer Erfindung kauft man bey Merrifield No. 50. Newbondstreet.

Die neuesten Nähkissen sind ungemein niedlich; ke gleichen ungefähr einem oben und unten eingedrüf ten etwas flachen Balle, und sind aus zwey beliebigen Farben von Tafft gemacht; der Saum zwischen jedem dreyekten Stük Seide ist mit einem schmalen weißs seidenen Bande überzogen, welches oben und unter in der Bertiefung befestiget ist. Das Kissen ist ferner von aussen mit einem schmalen weißseidenen Bande umgeben, wodurch es völlig straff gemacht wird. Es kostet nur Einen Schilling bey Overton. No. 47. Newbondstreet.

Die ledernen Geldbeutel, deren oben gedacht wurde, find blos für die Frauenzimmer der Mittelstände. Damen und Herren der höhern Classen haben jezt blos durchsichtige sehr fein aus weisser oder farbiger Seide gestrikte Geldbeutel, welche blos bisher zwey gol. dene oder übergoldete Ringe zur Ecfthaltung der Gelds flüten hatten. Aber das neue Jahr hat diese schönen Börsen mit theuren geschliffenen Stahlringen, und au jedem Ende mit einer kleinen Quaste von geschliffenen Stahlperlen und andern Zierrathen ausgestattet, so, daß sie ein prachtvolles Ansehen erhalten. Man kann

hier im Vorbeygeben eine Eigenheit der englischen Grossen, beyderley Geschlechts, mitnehmen. In dies se Börsen wird niemals etwas anders als goldne Munze gethan; erhalten Leute von Stand je Sibergeld, so steken sie es sorglos in die Tasche, in den Arbeitss beutel, oder sonst wohin, als etwas von unerheblichem Werthe; sie nehmen sich auch nicht die Mühe es genau anzusehen. Da nun in England wenigstens die Hälfte des umlaufenden Silbergeldes falsch ist, so bekommen vornehme Leute auf diese Art, wenn sie Scheidemünze nehmen, meistentheils übersilbertes Kupfer. Diese Beutel find die eigentlichen jezigen Geldbörsen der vornehmen Engländer.

Anstatt der gewöhnlichen Håkerlingsbank (Futterbank, Häffelschneide) hat Herr Lester No. 251. Highholborn, London, eine Maschine erfunden, womit man den Håkerling viel schneller und leichter als auf die alte Weise schneidet. Das Messer ist an ein Rad befestiget; mit jedem Umschwunge desselben rüft das Stroh oder Heu ein wenig heraus, und in acht Minuten ist das größte Bund Stroh zu Håferling geschnitten.

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Guest und Rowney No. 82. Vallmall haben neue Glanz - Firnisse und Patent - Farben für die PaIette erfunden, welche vielen Beyfall finden; man kann jeden Artikel einzeln oder ganze Parthien Farben in Kasten haben. Sie verkaufen auch sehr bequeme Pas tent Skizzen - Bücher, wobey sich Pinsel, Kreiden, Farben und alles Benöthigte befinden, um Landschaften nach der Natur zu studiren. Sie haben ferner ein vorzügliches Weiß erfunden, das der Luft, der Sonne, der Feuchtigkeit und den phlogistischen Dám pfen Troz bietet, ohne zu verschiessen; es vermischt sich ungemein leicht mit andern Farben.

Die englischen Schlittschuhe geben wenigstens des nen der übrigen nördlichen Ländern nichts nach; aber ein Herr Rees No. 9. Red Lion passage, Red Lion square rühmt von seinen Patent - Schlittschuhen be sonders, daß sie alle andere bekannte überträfen. Weil die Hölzer woran sie befestiget sind, zuweilen brechen und gefährliche Zufälle verursachen, so hat er die Schlittschuhe ganz aus Eisen gemacht. Er verkauft auch Schnürstiefeln mit daran befestigten Schlittschuhen für 1 Pf. 18 Schill. Diese sind wirklich allen Schlitts schuhfahrern zu empfehlen, weil sie viel fester sizen als wenn man die Schlittschuhe anschnallt. Wer die Patent-Schlittschuhe an seine eigenen Stiefeln befe ftiget haben will, bezahlt 1 Pf. Sterl.

Ueber die Knisteneaur Indianer in Nord

America.

Herr Alexander Mackenzie hat nun seine Entdes fungsreisen, die er aus Montreal auf dem St. Laus rence Flusse durch NordAmerika bis an das Eis- und Stille Meer machte, herausgegeben. Die erste Reise unternahm er im J. 1789, und die zweyte im F. 1793. Der so lange streitig gewesene Punkt, ob es einen nordwestlichen Weg um America gåbe, ist nun durch ihn verneinend entschieden; es war der Gegenstand seiner ersten Reise. Auf der zweyten versuchte er, ob es möglich wäre, durch das feste Land von dem atlantischen bis an das stille Meer zu dringen; und er fezte dieß ausser allen Zweifel. Die ausgestandenen Gefahren, die überwundenen Schwierigkeiten und die Beharrlichkeit, womit er seinen Zwek troz alles Unmuthes seiner zagenden Gefährten verfolgte, find fast unglaublich: sie machen diese Reise zu einer Art von

höchst unterhaltendem Romane, besonders da der Schauplaz unter lauter Wilden liegt, deren Lebensart, Gebräuche und Sitten ein ungemeines Interesse erre gen. Wir liefern einen Auszug seiner Nachrichten über die Knistenéaur und Biber - Indianer.

Die indianische Völkerschaft der Knistencaur ift über eine ungeheure Streke des Landes zwischen Canada und dem stillen Meere ausgebreitet. Die Knis fteneaur sind von Mittelgröße, wohlgebaut und sehr gewandt. Ungestalte Leute sicht man selten unter ihnen. Sie sind kupferfarbig, und ihr Haar ist schwarz, wie bey allen gebohrnen NordAmericanern. Es ist ziems Tich allgemein unter ihnen, ihre Härte auszurupfen, und beyde Geschlechter zeigen eine Neigung, das Haar von allen Theilen ihres Körpers zu vertilgen. Sie haben schwarze und durchdringende Augen; ihre Miche ist offen und angenehm; überhaupt sind sie vorzüglich darauf bedacht, sich so viel wie möglich auszuschmüken. Sie verbrauchen deshalb viel Roth, ferner bedienen fie sich der blauen, weissen und braunen Erde, und sehr oft der Holzkohlen.

Ihr Anzug ist einfach und bequem, er bestehet bald aus zubereiteten Thierfelles bald aus curopäischem Tuche. Das Leder ist niedlich bemahlt, und hier und da mit den Stacheln des Stachelschweins, und dem Haar des Muhßthiers oder Elends niedlich verziert; ihr Anzug ist auch ausserdem mit beträchtlicher Geschik lichkeit verfertiget: indeß bat jeder seine eigene Art ihn anzulegen. Sie gehen zuweilen im hårtesten Froste, überaus dünn bekleidet auf die Jagd. Ihr Kopfs ruz besteht aus Schwans. Adlers- und andern Federn. Gelegentlich verzieren sie auch den Kopf und den Hals mit den Zähnen, Hörnern und Klauen verschiedener

Thiere. Wie aber auch immer ihr Haar geordnet ißt, fie schmieren es allezeit mit Fett ein. Alles was zum Anzuge gehört, wird von den Frauen verfertiget, und ob diese gleich keineswegs auf den Schmuk ihrer Person unachtsam sind, so suchen sie doch noch weit mehr darin das Acussere der Männer zu besorgen, deren Gesichter mühsamer bemahlt werden, als die der Weiber.

Die Frauenzimmer der Knisteneaux Indianer zeich nen sich durch ihre Schönheit aus; sie sind wohl ge wachsen, und haben regelmässige Gesichtszüge. Ihre Gesichtsfarbe ist nicht so dunkel als man sie an denen Hilden sieht, welche minder reinlich sind.

Gewöhnlicherweise haben die Knisteneaux nur we ©nige Krankheiten, Indessen ist die Luftseuche gemein unter ihnen; sie heilen dieselbe mit Kräutern, deren Kräfte ihnen wohl bekannt zu seyn scheinen. Sie wers den auch von Ruhren und Schmerzen in der Brust bes fallen, welche nicht sowohl, wie einige sagen, von der sehr falten und scharfen Luft herkommen, die sie einathmen, sondern vielmehr von dem unmäßigen Genusse des fetten Fleisches bey ihren Gastmåhlern, besonders wenn diese nach langem Fasten eintreffen. Sie sind sanft und freundlich, und in ihren Verhandlungen, sowohl unter sich selbst als mit Fremden, beweisen sie sich sehr redlich. Sie sind ebenfalls großmüthig, gastfrey und ungemein gutmüthig, ausgenommen wenn ihr Hus mor durch den entflammenden Einßus geistiger Getränke verstimmt worden ist. Gegen ihre Kinder bezeugen fie sich nachsichtig bis zur Ungebühr. Der Vater schränkt die Knaben zwar nicht ein, ist aber unablägig bemühet, sie in allem zu unterweisen, was sie zum Kriege und zur Jagd geschift machen kann; während die Tochter von der Mutter mit gleicher Sorgfalt zu. Engl. Miscellen VI. 2.

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