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hervor. Ungeachtet aller Einfachheit kostet jeder Stuhl dennoch Ein Pfund acht Schillinge bey Woolley, Cabi net and Upholstery manufactory No. 196. Piccadilly.

Wenn man hier zu Lande nach dem Essen das Tafelzeug wegnimmt, um den Wein aufzutragen, so wird bekanntlich jedem eine Art kleiner Serviette (doyley) gegeben, worauf man das Glas fezt, damit der Glanz des Mahagonytisches nicht leide,: Diese Tücher haben insgemein Troddeln und sind von dunfelfarbigem Baumwollenzeuge gemacht. Seit einiger Zeit hat man ondere Gläser Unterlagen eingeführt. Es sind vierette Stüfe Wachsleinwand, welche von überaus verschiedenen sehr schönen Mustern sind, so Daß sie einem Stük Zeuge gleichen; unten sind sie mit Boy gefüttert. Sie dauern weit länger als die gewöhnlichen. Das Duzend kostet 5s, 6a bey Dobson No. 55. Piccadilly, new Bondftreet und in allen Baumwollenlåden.

Weil Gelehrte, welche viel lesen, durch den Druk der Brußt und des Unterleibes am Tische oder Pulte sich oft schaden, so hat der berühmte Geräth fabricant Oakley in Neubondstreet einen Lesestuhl nebst dazu gehörigem Buchgestell erfunden, wobey dieser Nachtheil keinesweges zu besorgen ist. Man sezt sich dergestalt darauf, daß man die Lehne, welche gebogen ist, vor der Brust hat, woran sie reicht. Vor dem Obers theile der Lehne ragen zwey starke Aerme hervor, welche mit demselben ungefähr einen halben Kreis bil den. Der Siz ist zunächst der Lehne sehr schmal, weil er da zwischen die Schenkel kommt, vorn aber breit und bequem. Dieser sowohl als die Aerme sind mit Pferdchaar sehr wohl gepolstert und mit fein zubercis tem schwarzem Leder überzogen. Hinter die Lehne ist

ein Buchgestell mit einem beweglichen Beine, vermöge dessen das Gestell, wenn es nicht gebraucht wird, herabgelassen werden kann. Der Stuhl lauft auf Rollen, wie bekanntermassen alle Geräthe der Englischen Wobu, zimmer. Der Preis ist siebentchalb, Guineen. Für den, welcher beym Lesen zugleich die Feder brauchen will, ist dieser Stuhl freylich nicht, aber im übrigen läßt sich nicht leicht eine bequemere Lage des Körpers zum Lesen denken, als auf diesem Stuhle. Krum mung und Druf der Brust, so wie Zusammenpressung des Unterleibs können hier nicht Statt haben. Um sich von dem äussern dieser Möbel einen vortheilhaften Begrif zu geben, darf man nur sagen, daß Oatley sie gemacht hat. Dieser Stuhl hat für eine zahlreiche Classe von Männern und Jünglingen einen ausneh, mend grossen Nuzen, welcher von der Form entsteht; und da man diese auch in dem schlechtesten Holze nachahmen kann, so wäre zu wünschen, daß er in Deutschland eingeführt würde.

Für die, welche reicher sind und die gewöhnliche Stellung beym Lesen vorziehen, verkauft Oakley die bekannten Faulstühle oder Grosvaterstühle von groffer Schönheit und Güte; sie haben an der rechten Seite ein bewegliches Bult und sind mit feinem schwarzen Leder um und um so kunstreich überzogen, daß man keine Falte und keinen Nagel wahrnimmt; das Leder gleicht einem Ueberhange. Preis fünfzehn Guineen.

Mistreß Lloyd Gibbon, Kingstreet, Coventgars den, London hat ein neues Leibchen erfunden, welches den Nahmen je ne fais quoi Stays trägt. Es geht weit über die Mitte des Körpers hinab, und hat daher im Laden kein sehr einladendes Ansehn. Die Länge dieses Leibchens ist für corpulente Damen bes

rechnet; die durch allzugutes Gedeihen der Speisen hervorgebrachte Rundung wird dadurch in gehörigen Gränzen gehalten, und die verlorne Proportion wieder hergestellt. In der City von London, wo sich die Damen besser und sorgfältiger nåhren als in dem westlichen London, werden diese Leibchen sehr gesucht. Man schnürt sie nur bis in die Mitte; unterhalb find Heftel mit neben einander stehenden Reihen von Lò. chern, vermöge deren man sie nach Gefallen erweis tern und verengern kann.

Corwell No. 200, Temple-bar, London verkauft crystallisirte Citronensäure, welche wie Candyzuker aussicht, und in aller Absicht die Stelle der Citros nen vertritt. Um Limonade, Punsch u. s. w. zu ma» chen, kann nichts bequemer seyn. Keine Witterung, kein Clima benimmt dieser Säure etwas von ihrer Güte: sie ist auch wohlfeiler als Citronen und Citros nenessenz. Für Schifscapitains ist dieses Präparat eine trefliche Erfindung; auch werden diejenigen wohl thun, fich damit zu versehen, welche den Qualen der See, frankheit unterworfen sind, während welcher man oft Tage lang nichts als Citronensäure zu sich neh, men kann.

In den neuesten Papiertapeten ist ungemein viel grun; meistens find sie mit Spalieren und Weinlaub, mit Felsen und wilden Nanken bemahlt und von billi, gen Preisen. Die schönsten Muster sieht man im Strande und in Neubondstreet.

Die neuesten Crystallglasbouteillen sind sehr prachts voll. Sie sind durchaus in viele Facetten geschliffen, besonders der Stöpselfnopf, welcher von der Grösse einer mittleren Zwiebel, und so schön geschnitten ist, daß er wie ein Brillant funkelnde Strahlen wirft.

Auf einer gut erleuchteten Tafel fehen diese Flaschett recht wohl aus. Man fauft sie unter andern No. 7. old Bondstreet.

Caffée sans pareil. Mademoiselle Rose, eine Emigrantinn in London, welche Nro. 12. Denmark, street, Soho square, London wohnt, hat nach vie. len Versuchen eine CaffeeEssenz erfunden, welche eben so gut als der beste Caffee schmekt, und blos siedendes Wasser braucht, um getrunken zu werden. Ein Theelöffel dieser Essenz giebt eine Tasse slarken Caffee, der þereits versüßt ist. Die Essenz hält sich, wenn sie gut zugestöpfelt ist, ohne Mühe ein ganzes Jahr, und ist viel wohlfeiler als der gemeine Caffee. Da man bekanntlich verschiedene Arten von dieser beliebten Bohne hat, so findet man auch die Essenz der Erfin, derina von verschiedener Güte. Die, welche von ara, bischem Caffee gemacht ist, kostet mehr als die Effenz der gewöhnlichen Sorten; jedoch versichert Mamfell, daß auch diese aus gutem Caffee gemacht, und nur etwas weniger geistreich ist. Ein Fläschchen, welches so viel Essenz enthält, daß man zwölf Tassen davon machen kann, kostet, je nachdem man die Qualität wünscht, theils zwey Schillinge, theils zwey und fit. pence, theils drey Schillinge. Man crhält dabey uns sonst eine Dissertation, wie es Mamsell nennt, von den Vorzügen des Caffees, den sie insonderheit für England, wo der Spleen so sehr herrsche, anprei

fet. Das Caffectrinken hat seit etwa 15 bis 20 Jahren in London besonders unter den gemeinen Leu ten überaus zugenommen, theils weil feine Verfål. schung mit den Bohnen vorfallen fann, welches berm Thee in England häufig bemerkt wird, theils weil der Caffee in grosser Menge durch Schleichhändler nach

London gebracht wird, und mithin nur wenig kostet. Ueberdiß trinken die vielen Ausländer in London inss gemein viel lieber Caffee als Thee. Da nun Mamsell Role's Essenz gar nicht übel schmekt, woraus sie auch immer bestehen mag; so ist zu vermuthen, daß fie in Kurzem ein beträchtliches Vermögen dadurch erwerben werde.

Obgleich die schwarzen PatentSpizen-Enveloppen schon voriges Jahr in England aufkamen, so sind sie doch erst im verfossenen Sommer recht Mode worden. Es ist bekannt, daß bisher in England keine Spizenden Brüßeler Points gleichkommen konnten, und es pflegten ungeheure Summen dorthin für Spizen zu gehen. Aber die erwähnten neuen englischen Patentspis zen find so vorzüglich schön, daß sie von vielen Frauenzimmern den Brüßelern vorgezogen werden. Auf einem weissen Anzuge nehmen sie sich vortreflich aus, wie denn die Damen wissen, daß nichts so sehr puzt als fei ne Spizen. Man kauft sie theuer und wohlfeil, von zwey bis sieben Guineen. Gegenwärtig begegnet man in London keinem wohlgekleideten Frauenzimmer, die nicht weiß gekleidet wäre, und eine schwarze Patents mantille trüge. Sie sind sehr gut zu haben bey Marrict, manufacturer of Patent Lace and all Kinds of Net Work Nro. 30. Southampton street, Coventgarden.

Zu den Strohhüten der Damen hat die Mode bereits wieder eine Menge Zusäze gemacht. Man färbt jezt die Strohblumen, wovon wir unlångst sprachen, braun, gelb, und blau. Sehr anspruchlos und gefällig sind die kleinen Hüte aus schwarzgefärbtem Stroh, welche eine Guirlande von gelben und schwaren Strohblumen haben. - Ganz neu find die blauen

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