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Geist S. 50. Erweiterung des großen Viehmarkts, Smith field Stadt des Herzogs von Bedford S. 51. Neue Bus cher: Beobachtungen eines Vendeers über die verschiedes nen Charaktere, auf einer einsamen Reise von Caernarvon bis London. Fortsezung. Bruchstüke: S. 52–62. Der Schuhpuzer S 62. Anekdoten S. 65–74. Gelehrte Neuigkeiten: Aikins Ausgabe der englischen Dichter. Hager chinesisches Wörterbuch. Fell's Reise nach Paris. Rus. sel ostindische Schlangen, ster Bd. S. 75. Ritson Be arbeitung alter engl. Schauspiele. Barclay anatomische Nomenclatur. Nesbitte Edinburger medicinische Schule. Thomson's Chemic. PreißAufgabe. Chinesische Ueberse zung der Bibel S. 76. Cambridger Universitätscalender Masons Werke. Hornemann's Tagebuch seiner Reise Burder's oriental. Costume. Topographische Geschichte von Cleveland S. 77. Blaine's Vicharzneikunde. Nechnung der Missionaren Gesellschaft. Hunter's Entdefung von Tansein's Grab. Aloc Papier S. 78. Seardow's Charte von Doncafier. Der französische Schauspieler Talma S. 79. Des Herzogs von York ökonom. Bemühungen. Vorlesungen über die Dekonomie von praktischen Land wirthen S. 80. Vorschlag, Hunde zu Rettung ertrunke ner Menschen abzurichten. Küchensalz gegen Kröpfe. S. 81. Bost, wider die Fluth und Wind zu fahren. Nähere Nachricht von dem neuen musicalischen Spiel. S. 82. Holemberg neue PatentSchlösser. Chabanes BatentMaschine zu Sonderung der Steinkohlen. S. 83. Wichtige Entdekung für den Cartoffelbau. Neue Kupferstiche. S. 84 Neue Musicalien. S. 86. Neue Bücher vom November 1801. S. 87.

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Uiber einige Vortheile und bequeme Handgriffe der Buchbinder in England. (Mit einem erläuternden Kupfer.)

Die Buchbinderen gedeihet nirgends zu gröffrer Vollkommenheit, als in England. Wer Gelegenheit gehabt hat, die englischen Bände mit den deutschen, holländischen, französischen u. a. zu vergleichen, wozu jede grosse Bibliothek Anlaß giebt, wird dies nicht leicht in Zweifel ziehen. Selbst ein gemeiner eng lischer Band, der schlecht liegt, zu viel beschnitten, ungleich geschlagen ist, und andre Fehler hat, unters scheidet sich von den besten deutschen, französischen zc. durch eine gewisse Nettigkeit, und besonders durch Fe ftigkeit und Vergoldung.

Unter den englischen Bånden find wiederum die der deutschen Buchbinder, welche sich in England, vornemlich in London, aufhalten, ohne Widerrede die vorzüglichßten. Die englischen Buchbinder sagen dies selbst, und nehmen daher lieber deutsche Gesellen an, als ihre Landsleute. Wenn man die deutschen Buchbinder in London nach dem Grunde dieser Erscheinung fragt, so wissen sie selbst nicht gleich, wo er liegt ; indessen wollen sie ihn endlich darin finden, daß die englischen Buchbinder weniger Gedult haben, als die deutschen. Die deutschen Buchbinder in London kön nen bey weitem nicht so viel fertig schaffen, als bey ihnen bestellt wird; ihre Werkstätten sind voll Leute, und man darf nur einige Erfahrung in London haben, um zu wissen, daß die Groffen, die Damen, die reis chen Kaufleute, die gelehrten Dilettanten schön ausse Engl. Miscellen. VI. 1.

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hende Bücher und die grossen Buchhändler die feinste Arbeit den berühmten deutschen Buchbindern übergeben.

Man wird hieraus folgern, daß deutsche Buchbindergesellen häufig nach England gehen, oder daß denen, die einer Seereise nicht abgeneigt sind, zu rathen sey, cin Land zu besuchen, wo, andrer Vortheile nicht zu gedenken, ihre Kunst so schöne Nahrung hat, und, wie die Sachen jezt liegen, nirgends vollkom mener ausgeübt wird.

Allein troz des deutschen Unternehmungsgeistes, troz der löblichen Begierde deutscher Gesellen, die ferns ste Fremde zu bereisen, sind sie doch in England vers hältnißmässig selten. Die Reisekosten, die Sec, die bekannten Schwierigkeiten, womit ein Fremder in England zu kämpfen hat, und andre eigenthümlichere Ursachen halten sie ab. In Wahrheit muß ein deuts scher Buchbindergeselle, vornehmlich wenn er ohne Empfehlung nach England kömmt, sich mit einer mehr als gewöhnlichen Gabe von Gedult ausrüsten. Wenn schon ein Mann von Erziehung und Geburt nach seis ner Ankunft vom festen Lande hier in eine andre Welt versezt zu seyn glaubt, um wie viel mehr muß nicht der Handwerker betreten seyn, der durch Bücher ziems lich unvorbereiter ist, und mehrentheils kein Wort Englisch versteht. Bey ihm haben die deutschen Vors urtheile weit tiefere Wurzel gefaßt, als bey dem beLesenen, unterrichteten Manne. Er findet alles so ganz anders, so erstaunlich seltsam; er wird durch die wes nigen Umstände, die man hier mit den Fremden macht, so wenig angezogen; er kann sich an die Küche, an die Luft e. so schwer gewöhnen; er wird über die erken Versuche, das Englische nachzusprechen, so grau

fam ausgelacht daß er in den ersten 24 Stunden meistens eben so oft wünscht, er möchte ein Land nicht betreten haben, wo die Leute, seinen Schlüssen nach, alle grob, zurükstossend und toll find.

Erreicht er London, und bekommt Arbeit bey einem deutschen Meister, so glaubt er alle Noth habe nun ein Ende, weil seine Geschiklichkeit für ihn spre chen müsse denn es wird hier vorausgesezt, daß er seine Kunst mit Fleiß gelernt habe, da er im Gegen- · theile doppelte Mühseligkeiten auszußtehen haben würs de. Aber wie erstaunt er, wenn er sieht, seine zu Hause erworbene Kenntnisse wollen hier wenig sagen, weil das Werkzeug und die Handgriffe von den deuts fchen ungemein verschieden sind. Mithin muß er gleiche fam von neuem lernen. Die fauren Jahre des Lehra purschenstandes treten ihm hier wieder in ihrer ganzen häflichen Gestalt vor die Augen. In der Werkstatt kann er Niemanden fragen, als den Herrn; die Gefellen verstehen ihn nicht. Es giebt da hundert Unannehmlichkeiten, die für viele so unübersteiglich sind, Daß fie nach wenigen Monaten in ihr Vaterland zu rüffehren, und höchst wenig oder wohl gar nichts. von der hiesigen Verbesserung der Buchbinderkunst zurüfbringen.

Ist aber ein Mensch gewandt, faßt er leicht, fchift er sich in den Herrn und in seine Mitgesellen, brennt in ihm ein Feuer nach Vorzug in seiner Profession, und hat er den Muth, von den gegenwärtigen schweren Anfängen auf die schöne Zukunft zu sehen, wo er im Herrenstande glänzende Guineen einstreis chen, als geschifter Buchbinder von Grafen und Herrn im Hause besucht werden, und den beneidenswerthen Wohlstand der englischen Professionisten erreichen wird;

so überwindet er alle Schwierigkeiken, und dankt nach wenigen Jahren der Vorsehung, daß sie ihn in ein Land geführt hat, wo allein die Talente des Buch. binders nach Verdienst bezahlt werden.

Diese leztere Bemerkung löst auch zugleich das anscheinende Räthsel auf, warum die deutschen Buche binder erst nach London gehen müssen, um schönere Bände zu verfertigen, als sie uns in Deutschland her, vorbringen? Ihre Fähigkeit bringen sie aucrdings mit, aber nur im Keime; der englische Reichthum befruchtet und erzicht ihn zur Pflanze der vollendeten Kunst. Folgendes find die eigentlichen ungeschmink ten Worte eines grossen deutschen Buchbinders in London hierüber: „Gemeine Bånde laß ich von meinen „Leuten machen, denn sie haben ihren gesezten Preis. Aber die feinste Arbeit mache ich und etwa noch drey bis vier Gesellen, die ich mir abrichte; ich fordere „dann, was meine Arbeit werth ist, und man giebt mir als „lizeit, was ich begehre. Denkt einer ans Abhan„deln, so sage ich ihm:`„Herr, meine Arbeit ist „nicht für Sie; geben Sie anders wohin.” — Die grossen Herren hier in London sind weit leidenschaftlichere Liebhaber von geschmakvollen Bånden, als „in Deutschland. Dort dingt mir selbst der Graf und der groffe Capitalist etwas von dem Geforderten ab; oder er läßt nur Halbleder, bånde, oft gar blos Pappenbände machen. Hier habe ich für die gemeins ften Gelehrte bessere Arbeit zu machen, als in Deutsch„land für den hohen Adel und den Minister. Für die vornehmeren Leute muß ich immerfort in Juften, "Saffian, Corduan, feines Pergament und dgl. und zwar alles zierlich vergoldet, und inwendig mit „Seide, binden. Ich kann mir nicht Zeit genug neh

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