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ford eine Einladung nach München zurükzukehren angenommen hat. Beyde Umstände sind sehr ungünstig für das Emporkommen dieser Stiftung; aber das Verdienst des Grafen um dieselbe bleibt das nähmliche.

Der weise, menschenfreundliche und geliebte Fürst, welcher jezt Pfalzbaiern regiert, wird gewiß nicht bes reuen, einen Mann zurükberufen zu haben, der, wie der unvergeßliche Howard, sein Vergnügen darin sucht und findet, das Loos der verachteten und vergessenen Menschenclasse erträglicher zu machen, und das menschliche Elend da, wo es am tiefsten eingewurzelt ist, auszurotten.

Der Graf Rumford hat einen schwächlichen Körper, und nur die äusserste Mässigkeit erhält ihn gefund. Wein sammt allen hizigen Getränken, sind wie das Fleisch von seiner Tafel verbannt; er genießt blos Die allerleichteste Nahrung. Er ist ein hagrer langer Mann. Uber seine regelmässigen Gesichtszüge ist im mer ein gutmüthiges Lächeln verbreitet, und sein gan ser Anstand ist einnehmend. Er redet mehrere Spra chen fertig; die deutsche, welche er vorzüglich liebt, ist ihm so geläufig im Schreiben und Sprechen, daß man ihm den Ausländer kaum anmerken fann. Wenn er kleine Schwachheiten hat, so kommen sie gegen seis ne mannichfaltigen Tugenden und Vorzüge in keine Betrachtung. Schon sein Zeitalter läßt ihm Gerechtigkeit widerfahren, aber die Nachwelt wird ihn als einen der edelsten Menschen verehren.

Er hat eine einzige Tochter, welche sehr geschäzt wird.

Neue Bücher.

Memoir of a campaign with the Ottoman army in Egypt, from February to July 1800 etc. By Mr. I. P. Morier private Secretary to his Excellency the Earl of Elgin, London, Debrett. 1801. 8. 100 S.

Diese wenige Bogen haben folgenden interessanten Inhalt: 1. eine Beschreibung der türkischen Armee.. 2. Ein Tagebuch ihres Marsches aus Syrien nach Egypten. 3. Algemeine Beobachtungen über die Ara ber, und über den Tractat von ElArish, mit einer Nachricht von der Begebenheit, die darauf folgte. Als im J. 1799. der Grosvezier eine Armee in Das mascus gesammelt hatte, und sich auf seinem Marsche nach Egyptens syrischer Gränze befand, fam Lord Elgin, der außerordentliche englische Gesandte in Conftantinopel an, welcher den Verfasser ins türkische Lager schikte, um von den Operationen der Armee unmittelbare Nachricht zu erhalten. Das erste, was er zu beobachten hatte, war der Zustand der Ottos mannischen Armee. Die gemeinen Soldaten erhielten ungefähr fünf bis zehn Aspers des Tages, ausser eis nem täglichen Deputat von Brod und Reiß; Fleisch gibt man ihnen zweymal die Woche. Der Kessel, worin sie ihre Speisen kochen, wird für heilig gehal, ten; es befindet sich allezeit eine Wache dabey, und gewährt jedem, der sich in dessen Nachbarschaft rets ten will, eine sichere Freystätte. Die Truppen, wels che in Morea, Epirus, Albanien und Macedonien engeworben werden, kennt man unter dem Namen Arnauten. Sie sind ein kriegerisches Volk, denn die Waffen machen ihre einzige Beschäftigung aus; indess sen ist das, was sie in ihrer Heimath befizen, kaum des Vertheidigens werth, daher finden sie es weit vorz

theilhafter, sich für ihre Feldzüge besolden zu lassen ; fie sind Söldlinge der Türkey, und verdingen sich an die verschiedenen Pascha's, sogar bis nach Medina und Jedda. Sie haben noch viel von der Wildheit der Spartaner an sich, deren Abkömmlinge fie seyn sollen. Sie ftchen im Rufe einer grossen Tapferkeit; und da sie von ihren eigenen Offizieren kommandirt werden, für wels che sie Hochachtung hegen, so könnte man sie gewig besser benuzen. Lesghi's nennt man diejenigen Trup, pen, welche aus Georgien und Circassien kommen; fie bilden die leichte Cavallerie, sind ein männlicher Schlag Leute, ausnehmend schön, blond und wohlge baut. Der Krieg ist ihnen zur Gewohnheit geworden, weil sie auf den unzugänglichen Höhen des Caucasus in beständiger Feindseligkeit untereinander leben, und mit den russischen Truppen an ihren Gränzen in haus fige Scharmüzel verwikelt sind.

Eine andere Art Truppen, welche Freywillige genannt werden, besteht aus religiösen Schwärmern. Diese verkaufen das Wenige, was sie zu Hause befizen, und kommen aus den entferntesten Theilen des Reichs, um der Fahne Mahomets zu folgen; sobald ihre kleine Baarschaft verbraucht ist, kehren sie zurük. Viele von ihnen sind ihr ganzes Leben über Räuber oder Mörder gewesen, und folgen einem Heere blos in der Hofnung, Beute zu machen. Die zahlreichsten und berüchtigsten unter diesem herumziehenden Stamme sind die Deli's, d. i. Verrükte, ein Name, der sehr passend für sie ist. Sie bilden eine leichte Cavallerie, und prahlen, daß sie sich niemals weigern, die allerbeschwerlichsten Züge zu unternehmen, sie sind die enfans perdus der türkischen Armec. Im Falle einer Niederlage plúndern sie ihr eigenes Lager, und öfters schon, während

der Hauptkörper des Heers im Gefechte begriffen ist. Auf den Märschen durchstreichen fie die Gegenden und plündern dem armen Landmann aus.

Es ist vielleicht ein glüklicher Umstand für Europa, daß die Mühe, welche sich europäische Officiere zu verschiedenen Zeiten gegeben haben, und noch ge ben, Kriegszucht unter den türkischen Truppen einzuführen, vergeblich geblieben ist; denn in Rüksicht ihres Muthes, ihrer Rüstigkeit und ihrer harten Les bensart, können sie sich mit allen andern Truppen vergleichen, und sind ihnen wohl gar überlegen. Viele von ihnen nähren sich beständig blos von Brod und Zwiebeln; Reiß ist ihnen ein festliches Mahl, und Fleisch eine Lekerey. Bey dieser einfachen Kost, bleis ben ihnen viele unsrer Krankheiten unbekannt, und die Strapazen eines Lebens im Lager sind ihnen zur Ges wohnheit geworden, weil sie von Jugend an auf der Erde und unter freyem Himmel schlafen. Die Kriegszucht würde gewiß Leute, welche so viel natürliche Vortheile haben, fehr furchtbar machen, da sie hingegen aus Mangel an Disciplin verächtliche Feinde sind. Disciplinirte Truppen agiren einmüthig, welches ihnen zur Zeit der Gefahr Zutrauen einfößt; aber jes der türkische Soldat sieht eine feindliche Armee als seinen individuellen Widersacher an; er findet, daß es unmöglich ist, ihr zu widerstehen, und hält es daher für nicht mehr wie billig, sich zurüfzuzichen. Anstatt der Vaterlandslicbe, des Ehrgefühls und der Neigung zu einem Feldherrn, wodurch europäische Armeen oft zu den allertapfersten Thaten angefeuert wer=" den, scheint blos Eigennuz hier jeden zu beseelen; und dies wird so weit getrichen, daß sie Herr Morier in der Schlacht bey Heliopolis die Köpfe ihrer eigenen ↑

Engl. Mistetten. V. 3.

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Cameraden vor den Bezier bringen fah, blos um die Belohnung zu erhalten, welche jedem bestimmt ist, welcher einen feindlichen Kopf vorzeigen kann.

Eine türkische Armee läßt sich füglich mit einem Haufen bewafneten Gesindels vergleichen; der Bes fehshaber erhält zwar eine grosse Ordnung, aber diese erstreft sich nicht weiter, als seine eigene Entschlossenheit, und reicht öfters nicht hin Ausschweifungen z. B. Plünderungen in Dörfern, und Zwistigkeiten unter ganzen Regimentern einer und derselben Armee zu verhindern. Zu Catich, während Herr Morier im Lager war, hatten sich an 7000 albanische Truppen in der Nähe des Grosveziers gelagert. Als es finster wur de, fiengen sie an lustig zu werden, und da ihre Freu denbezeugungen einzig darin bestehen, daß sie jauchs. zen und mit Kugeln aus ihren Musketen feuern, so wurden sie bald lästig. Der Grosvezier schikte ih nen durch einen Officier den Befehl zu, daß sie aufs hören sollten allein dies bewog fie nur, noch stärker zu feuern, so daß man båtte glauben sollen, es sey eine Musterung in der Nähe. Die Gewohnheit mit Kugeln zum Bergnügen zu feuera, ist so gewöhnlich in einem türkischen Lager, daß man beständige Ges fahr läuft, erschossen zu werden: das Zelt des Herrn Morier war an vielen Orten durchlöchert; „einmal," sezt er hinzu, „sah ich einen Kerl ganz gelassen seine „Muskete auf meinen Hut anlegen, und hatte nur ges „rade noch Zeit genug mich zu entfernen."

Vom Lager bey ElArish giebt Hr. M. folgende Beschreibung: der Ort, auf dem es stand, war unregel mässig, und eine völlige Wüste von weissem Sande, wors auf weiter nichts wuchs als ein paar Dattelbäume, die in einiger Entfernung eine Gruppe bildeten. Die

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