Page images
PDF
EPUB

Im J. 1778 jog D. Moore mit seiner Familie aus Glasgow nach London, und gab im folgenden Jahre seine vortrefliche Schildrung der Gesellschaften und Sitten in Frankreich, der Schweiz und Deutschland heraus. Dieser folgte im J. 1781. eine Schildrung der Gesellschaft und Sitten in Italien. Beyde Werke wurden mit ausserordentlichem Beyfalle aufgenommen, und auch in einer deutschen Uebersezung begierig ge lesen. Man erblikt darin durchaus den Manu von tiefer Menschenkenntnis und feiner Lebensart, vers bunden mit dem edelsten Eifer für alles Gute. Wer diese und alle folgenden Schriften des D. Moore, sonderlich den unvergleichlichen Eduard, in der Ursprache liest, wird überdies von der Simplicität und Kraft seines Styls unwiderstehlich hingerissen.

Der D. Moore, obgleich ein Schotte, erhielt nun auch einige Praris in London, und würde ohne Zweifel mehrere bekommen haben, wenn er sich von seinen lieben Büchern hätte trennen wollen. Daß er als Arzt Zutrauen verdiente, bewieß er durch seine „medicinische Skizzen" die wie alle seine andern Werke günstig aufgenommen wurden, ob er gleich etlichen engbrüftigen Kunstgenossen Aergerniß gegeben haben soll, weil er gewisse Geheimnisse entdekte, welche sie aus Eigennuz zu verbergen wünschen, und deswegen eine Bekanntmachung derselben für Hochverrath ansehen.

D. Moore's Zeluco, das Tagebuch seines Auffenthalts in Frankreich im J. 1792, und der Mordaunt find alle ins Deutsche übersezt und gehören unterdie besten Producte der englischen Literatur. Er hat auch das Verdienst, den beliebten schottischen Dichter Burns früh hervorgezogen zu haben.

Jezt lebt Moore in London, geschäzt und geliebt

von vielen würdigen Leuten. Seine Frau ik die Toch ter eines Profeffers der Theologie in Glasgow. Er ist Vater von einer Tochter und fünf Söhnen, an welchen er grosse Freude erlebt. Der Aelteste, dessen wir oft in seinen Schriften, unter dem Namen „Jack” erwähnt finden, war unlängst ein Mitglied des Par laments, welches, wie unsere Leser ohne Zweifel wifs fen, in Grosbritannien ein sehr grosser Rang ist. Er nahm früh Kriegsdienste, reiste einige Zeit mit dem Herzog von Hamilton und seinem Vater, und hat sich zum Gèneralmajor hinaufgeschwungen, da er sich besonders in Corsica bey mehr als einer Gelegenheit auszeichne te. Die Leser werden sich erinnern, daß dieser Ge neral Moore bey der lezten Expedition nach Egypten zugegen war, und schwer verwundet wurde; indessen ist sein Leben ausser Gefahr. — Moore's zweyter Sohn ist ein geschäzter Wundarzt in London, der im J. 1789. für eine trefliche Abhandlung vom Liceum Medicum Londinense den Preiß erhielt. Der dritte ist Seccapitain, und hat sich ehrenvoll ausgezeichnet. Der vierté war Privatsecretair des Herzogs von Leeds, und hat jezt den Marquis Cornwallis nach Amiens zum FriedensCongresse begleitet. Der fünfte endlich ist ein Sachwalter, von dem man grosse Hofnungen hat. Wel cher Vater, der dies liest, muß den würdigen D. M o os re nicht glüflich preisen! Er ist einer von denen, wels che den Sclavenhandel herzlich verabscheuen.

Graf Rumford.

Sein Geburtsort ist das Städtchen Rumford in Nordamerica, wo seine Eltern zu dem glüflichen Mittelstande gehörten, welcher von Mangel und Ueber Auß gleichweit entfernt ist. Ob ihm gleich seine Gee

burtsstadt keine vorzüglichen Lehrer geben konnte, so erfezte er sie doch durch eigenen Fleiß, und wußte bald so viel, daß er in einem Alter, wo man gewöhnlich noch lernt, schon Andern Unterricht ertheilte. Er `heurathete früh und vortheilhaft. Da er den Soldatenstand liebte, so erhielt er den Rang eines Majors in der Miliz seiner Geburtsgegend. Beym Ausbruche des americanischen Krieges folgte Herr Thompson, wie er damals hieß, der englischen Parthey. Er wünschte das Mutterland zu besuchen, wohin er mit den besten Empfehlungen versehen wurde.

Lord Sackville stand damals dem americanischen Departement vor. Dieser gab dem Hrn. Thompson einen ehrenvollen Posten in seinem Collegio, und zog ihn häufig zur Tafel. Kurz vor dem Ende des Kriegs wollte Lord Sackville noch für seinen Freund sorgen, und schikte ihn nach Neuyork, wo er ein Dragoners regiment errichtete, und den Rang eines Obrißlieutnants erhielt von da schreibt sich die Pension her, die er noch jezt vom englischen Hofe genießt, und welche die Hälfte seines damaligen Tractaments ist. Als er im I. 1784. aus America nach England zurükkehrte, schlug ihn der König zum Ritter und er › hieß nun Sir Benjamin Thompson.

[ocr errors]

Der Ruf seiner Geschiflichkeit fieng sich von nun an zu verbreiten, und da er mit dem baierschen Gea sandten in London genau bekannt wurde, so erhielt er vom verstorbenen Churfürsten von Baiern eine Einladung nach München. Er bekam auch des Königs Erlaubnis, diese anzunehmen.

Ganz Deutschland weiß, was München diesem grossen Manne zu danken hat. Man darf ohne Scheu fagen, daß er dort Wunder bewirkte. Die Betteley

war in Baiern zu einem Systeme gediehen, dessen Abscheulichkeit und Schädlichkeit kaum glaublich seyn würde, wenn nicht noch jezt Dublin und das zu Grunde gerichtete Venedig (f. Küttners Reisen. Leipzig, Göschen 1801. B. 4.) noch eben so traurige Beyspiele dieses fürchterlichen Uebels darstellten. Man fann nichts interessanteres und erfreulicheres lesen, als die Nachricht, welche der Graf Rumford davon in seinen kleinen Schriften (Weimar, Industriecomptoir) selbst giebt, so wie wenige Anstalten den Reisenden mehr Vergnügen gewähren, als die, welche in und um München unter des Grafen unmittelbaren Aufsicht errichtet worden sind. Seine Sorge für die Nahrung der årmern Classen, hat ihm dem verdienten Namen eines Wohlthäters der Menschheit erworben. Wer weiß, wie weit die Wuth des verhungerten Volkes in England während der lezten drey theuren und fürchterlichen Jahre gegangen wäre, wenn sich die Obrigkeiten, nicht nach Numfords Rathe, unmittelbar mit der Befriedigung des ersten Bedürfnisses beschäftiget hätten. In Edinburg hat man auch nach seinen Vorschlägen die Betteley abzuschaffen angefan gen, und vielleicht folgt selbst London dem Beyspiele.

Der verstorbene Churfürst von Pfalzbaiern be Lohnte ihn für diese treflichen Anstalten, wie man es erwarten konnte. Er hatte ihn schon vorher zum Generallieutnant gemacht, und erhob ihn in der Folge zum Grafen von Rumford, unter welchem Namen sein Ruf in alle Theile der gesitteten Welt gedrungen ist. Unter die Wohltaten, welche Baiern von der Gegenwart des Grafen årndtete, war besonders die Einführung der Kartoffeln, die den gemeinen Baiern bis dahin äusserst zuwider waren.

Als der Graf wieder nach England zurükkehrte, empfingen ihn seine Freunde mit offenen Armen; die Gelehrten wusten, daß sie von ihm interessante Aufklärungen zu erwarten hätten. Sein Ruf war ihm vorausgegangen, und er blieb nicht lange unthätig. Er hatte sich schon lange mit Ersparung der Brenns materialien, mit dem zwekmässigeren Bau der Camine und mit den Mitteln, die Menge der aus denselben reflectirten Hize zu vermehren, beschäftiget; in Baiern waren seine Versuche geglükt, sie glükten auch in London, und in kurzer Zeit waren seine Verbesserungen und Vorschläge, die er dem Publicum in seinen nach und nach erscheinenden Versuchen auf das faßlichste vortrug, in allen drey brittischen Reichen eingeführt.

Die wissentschaftlichen Auffäze des Grafen in den philosophischen Transactionen sind rühmlich bekannt. Er hat so wohl der königlichen grosbritannischen Societåt als der philosophischen Gesellschaft in Philadelphia ansehnliche Summen überreicht, die zu Preisaufgaben verwandt werden sollen; er ist auch Vicepräsident der Königl. grosbritannischen Gesellschaft.

Ueber die königliche Institution in London, des ren Stiftung er veranlassete, sind die Meynungen ziemlich getheilt. Seine Feinde denn es war nicht zu erwarten, daß ein so verdienter Mann dem Neide entgehen würde sprechen geringschäzig davon. Diejenigen hingegen, welche ihm wohlwollen, halten den Plan der Institution für vortreflich, und er wird allen, die von Vorurtheilen frey find, in diesem Lichte erscheinen. Es ist bekannt, daß die Harmonie, welche bisher zwischen dem Grafen und dem D. Garnett, der Professor an dieser Anstalt war, unterbrochen worden ist. Man weiß auch, daß der Graf von Rum

« PreviousContinue »