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Grösse, Feinheit ze. Indessen kann diese Aenderung feine Verbesserung genannt werden, da durch die gelben Wände, welche das ganze Fenster einnehmen, derLaden verdunkelt wird, so daß die Staffirer in ihrer Arbeit gestört werden müssen.

Die Parfumeurs, welche mit Damenperüken handeln, haben eine neue Gattung von Lurus eingeführt, welche von Tage zu Tage kostspieliger wird. Jede Perufe erfordert einen Perükenstof. Nun weißt Jedermann, daß die Perükenstöke bishero äusserst gerin ge Ansprüche auf Kunst hatten; aber in London find diese übersehenen Köpfe die schönsten hölzernen Bùsten, die man nur verfertigen kann; die interesantes' sten Züge, die schmachtendsten Augen und regelmåffigsten Umrisse werden mit einem feinen Firnisse über-' zogen, der den besten Gypsbüsten und Wachsköpfen nichts nachgiebt. Ueberdies haben diese Köpfe mehrentheils eine zurüksehende oder gebogne Stellung, wodurch ein schöner langer Hals geltend gemacht wird. Diese zierlichen Köpfe werden nun mit Perüfen von dem schönsten Haare aller Farben, und mit goldnen Nadeln und prachtvollen Kämmen, die von falschen Steinen funkeln, bekleidet. Verükenliebhaberinnen übersehen hier sogleich, was für Gesichts- und Haarfarben. zusammenpassen. Wenn es ein Vergnügen ist, schöne Gesichter zu sehen, so leidet es keinen Zweifel, daß diese Parfümeurladen ein sehr anlokender Anblik seyn müssen. Die verschiedenen Verükenladen wetteifern in der Schönheit der Köpfe mit einander, und da die Damen meistens mit der Verüte einen neuen Perùkenstok kaufen, so wird dadurch nichts verloren.

Unter die wahrhaft nüzlichen Erfindungen, gehö ren die tragbaren Bettgestelle. (portable

bedsteads) In einem Kasten, der etwa eine lange Elle ins Gevierte haben mag, und mit schwarzem Les der, wie die Koffer, beschlagen ist, kann man ein eins schläfriges Himmelbette nebst allem Zugehör mit sich führen. In wenig Minuten ist das Bett aufgesezt und wieder auseinander genommen; man schließt es zu, und Regen, Schnee und Staub können ihm eben so wenig schaden, als einem guten Koffer. Auf Schif, fen, im Felde, auf Reisen, wo schlechte Wirthshäuser sind; in Orten, wo schon alle Better in Beschlag genommen sind; auf Messen, wo man der Sicherheit wegen in seiner Niederlage schlafen möchte; auf kleis nen Landhäusern, Weingärten, Obstaårten :c., wo man dann und wann ohne viel Umstände übernachten will; und in vielen anderen Fällen ist dieses tragbare Bett äusserst bequem. Es wiegt complet nicht mehr als hundert und fünf Pfund; allein der Preis ist allerdings englisch: neuntbalb Guineen. Es ist zu haben bey James and Playfair, Trunk and Plate-case makers No. 14. corner of Cliffordstreet, New Bondstreet. Dieses Bettgestell ist so eingerichtet, daß man es ohne Mühe in einen Sofa umåndern kann, wodurch es sich ganz vorzüglich zur Möbel eines Zelts empfiehlt. Die genannten Koffermacher sezen diesen nüzlichen Artikel in grosser Menge ab.

Die Damenschuhe ahmen jezt in der Abstumpfung die männlichen nach; alle Spizen, wodurch so viel Unheil für die Füsse der Weiber angerichtet wird, fallen weg.

Fast bey allen Londner Leder - Hosenmachern und Schustern kann man die neuen Koth - Camaschen (mudboots) faufen, die zum Reiten in schlimmen und boDenlosen Wegen ein sehr zu empfehlendes Kleidungs

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stük sind. Es sind eigentlich Camaschen, welche einen-völligen Schuh haben, an dem nichts als der Abfaz fehlt; sie werden aus schwarzem Leder gemacht, sind sehr lang, und reichen bis an die obersten Schenkel. Preis eine Guinec. Diese Erfindung ist an die Stelle der sogenannten Over-alls oder der Ueberzich Schariwari getreten, die zwischen den Beinen von oben bis unten mit Leder besezt waren, und vielen zu warm schienen.

Gegenwärtig macht man Vogelbauer aus Atlasholz, und verziert sie mit Einlegungen und gemahlren Medaillons. Man kann sie in Neubondstreet sehen.

Es ist diesen Winter eine neue Art von MannsHandschuhen aufgekommen, die aus Filz (hat) gemacht, und von brauner Farbe find. Sie sind weich, und ausnehmend dauerhaft. Das Paar kostet fünf Schil linge. Zu haben in St. James'sstreet, und bey allen grossen Hutmachern.

Der Friede hat allerley seidene Bånder für das englische Volk eingeführt, die zum Theil sehr schön find. Man verkauft z. B. breite blaue Bånder, wore auf verschiedene Figuren und Motto's, besonders Welcome peace (Willkommen Friede) mit Weiß getüpfelt find. Diese Bänder sind bereits in grossen Rosen und Schleifen zusammengelegt, und werden von den Månnern an Hüten, von den Frauen aber an der Brust getragen.

Jedermann weiß, daß man in grossen Städten um gute Bezahlung einen ganzen Mund voll der schönften falschen Zähne erhalten kann. Bisher waren die Pariser Zahnmacher in London die berühmtesten, und noch jezt verdient Dechemant mit seinen Zähnen aus Porzellan sehr ansehnliche Summen. Aber die Er

fahrung hat diejenigen, welche sich mit falschen Zäh nen behelfen müssen, belehrt, daß elfenbeinerne Zähne allen andern vorzuziehen sind, wenn man es für zu ekelhaft hålt, sich Menschenzähne, denen freylich nichts` künstliches beykommt, cinsezen zu lassen. Die elfens beinernen sind jezt in London an mehreren Orten von der größten Schönheit und aus dem Kerne des Elfen. beins zu haben. Die kleinen Zahn- Operateurs ha ben in ihren Fenstern mehrere Reihen Zähne, und dabey grosse Stüfe Elfenbein, wie auch unschädliche Zahnpulver liegen; z. B. Porter in St. Martin's Court. Aber die gesuchten Dentisten halten ihre Equi pagen, wohnen anständig, und verschmähen alle sichtbare Zeichen ihrer Kunst.

Damen von Geschmak, welche Strohhüte tra gen, bleiben stets bey den einfachen weissen oder schwar zen, welche entweder mit kostbaren Bändern, Blumen und Flören sparsam verziert, oder am häufigsten ohne allen Zusaz getragen werden. Aber die Mittelstände müssen etwas Lebhafteres haben, und dafür wird tåglich gesorgt. Der neueste Strohhut für sie ist aus schwarzem und blauem Stroh mit Strohblumen von gleichen gemischten Farben. Diese Hüte lassen wirklich sehr schön, und werden von grosser Feinheit ge macht. Ihr äusserst geringer Preis verschaft ihnen noch mehr Eingang.

Das Schönste, was der Anfang des Winters für den Kopfpuz der Frauenzimmer in den Mittelständen und für Damen im Morgen - Anzuge eingeführt hat, ist ohne Zweifel folgendes. Wir erwähnten neulich der Kamme, womit man den Zopf auf den Scheitet befestiget, es geschehe nun auf Verüken oder auf ciges nem Haare. Diese Kämme sind aus Schildpatten;

fie wurden bisher mit falschen Steinen und falschen Perlen besezt, und find noch jezt in dieser Form allgemein Mode. So eben aber hat der Juwelier Cather No. 411. Strand den Schmuk falscher Granaten hinzugefügt, welche mit doppelten Reihen von nachge machten Perlen eingefaßt, und dadurch sehr herausgehoben werden. Man trågt drey solcher Kåmme übereinander, wovon der erste sieben Granaten, der zweyte fünf und der dritte drey hat. Eine solche Garnitur oder set foftet L. 1. 85. Einzeln bezahlt man für einen schildpattenen Kamm mit drey Granatenrosen nach der ebenbemerkten Art, fieben Schillinge; und für einen mit vier Rosen eine halbe Guinee.

Bey dem Klempner Dare No. 4. Cockspurstreet, Charingcross kann man eine zinnerne Bratenschüssel für Rindfleisch und Wildpret haben, welche der irdnen, unlängst von uns erwähnten, darin gleicht, daß sie von dem einen Ende einen Steg oder Zaun mit kleinen Löchern hat, welcher eine Art von Beken oder Behälter für die Brübe bildet, die aus dem anges schnittenen Fleische fließt; vermittelst der kleinen Löcher sammelt sich diese in der Absonderung, und fann desto leichter mit dem Löffel herausgenommen werden. Der Leser beliebe sich hier wieder zu erinnern, daß die Engländer keine langen Brühe lieben, und bey ihrem gefochten und gebratenen Fleische weiter keine Sauce haben, als die, welche aus demselben unmittelbar herab fließt.

Eben daselbst verkaufen die groffen Porzellanhåndfer Sharpus and Comp. recht niedliche und gefällige Fruchtkörbchen, aus Stroh geflochten, für das Obst einer Desserttafel, wo es nicht auf Pracht abgeschen ift. Es find ihrer fünfe, und dieser „set” foftet 9 Schil

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