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„Mein Sohn, sagte er zu Hobson, ich halte dich für einen sehr herzhaften jungen Mann; von beute an befehl ich dir, auf der Schanze oder dem Oberdeke zu gehen, *) und nachdem du dich künftig betragen wirst, sollst du von mir Vorschub erhalten.” Hobson überzeugte seinen Patron bald, daß die ihm erwiesene Güte nicht übel angewandt war. Er stieg von einer Stuffe zur andern, bis er Admiral wurde.

Ein armer Mann gieng ungefähr eine Viertel meile von Uppingham in ein Feld, um sich zu ents leiben. Er durchschnitt sich mit einem Scheermesser beynahe die Luftröhre; aber entweder aus Unentschlos senheit oder irgend einer andern Ursache konnte er die That nicht vollenden. Er febrte in die Stadt zurük; sein entsezlicher Zustand zog Leute herbey, und man führte ihn in ein Haus. Er machte ein Zeichen, daß er Pavier und Feder zu haben wünschte. Er schrieb dann: Mein Nahme ist S. Edwards, ich bin aus Halifax in Yorkshire; vom Unglük genöthiget, habe ich diese That begangen. Ich bin ein Riemer, konnte aber keine Arbeit bekommen; seit drey Tagen babe ich nichts gegessen. Man bohlte einen Wunde arzt, welcher die Wunde zunähere, und es war Hofnang vorhanden, daß der Mann davon kommen würde.

Robinson, ein kleiner Krämer, der mit Leinen und baumwollenen Zeugen in einem Karren umberrciste, befand sich in einem Bierhause zu Maidenhead. Es war ihm eigen, daß er sehr oft in Gesellschaft fag=· te, er wollte sich niemals von Strassenräubern besteh len lassen. Diese Bemerkung wiederhohlte er auch

*) d. h._ich_mache dich von Stund an zum Officier. Blos der Capitain und die Officiere dürfen am Bord der englischen Kriegsschiffe auf dem Oberdeke umbergehen.

dieses Mahl, in Gegenwärt zweyer Räuber mit Nahmen Dormer und Alder. Die Landkutsche nach Henley war im Begriffe abzugehen, und Robinson dachte, ihr in seinem Karren zu folgen; aber sein Pferd wurde zu fpåt angeschirrt, und die Kutsche fuhr fort, che er fertig werden konnte. Er schien ein Vorgefühl von seinem Schiksale zu haben, und galloppirte mit Macht, um die Landkutsche zu erreichen. Die bey den Räuber bezahlten sogleich ihre Rechnung, als sie hörten, daß Robinson feinen Karren anschirren licß. Sie folgten ihm. Dormer ergrif sein Pferd, und rief: halt! Robinson brauchte seine Peitsche mit solchem Nachdruk, das Dormer beynahe bezwungen worden wåre; er zog also feine Pistole, und schoß sie dem Robinson vor den Kopf, daß er fast augenbliflich leblos hinfiel Die Räuber Büchteten, weil sie nicht Muth hatten, seine Kleider und seinen Karren zu durchsuchen. Man fand bald den entscelten Körper. Die Entdekung dieser Greuelthat geschah vermittelst der Pistolen, die man an demselben Tage in dortiger Gegend bey ihnen bemerkt hatte: und Alder gestand sie vollends. Dormer war ein schreflicher Abschaum von Menschen. Ais man ihn in Maidenhead gefangen nahm, warnte er die Gerichtsdiener, sich seiner wohl zu versichern, denn er machte sich weder aus Fesseln noch Schliessen etwas. Man that ihn in eine Kammer, wo Kampfhähne zu fechten pflegten, und woraus er nicht schien, entkommen zu können; aber in der Nacht zerbrach er die Handschellen, machte ein Loch in die Deke, und war schon mit dem halben Leibe zum Dache hinaus, als glüklicherweise visitirt wurde.

Der kleine Sohn eines Themsenschiffers spielte

an der Wassertreppe von Cherry gardens mit einer grossen Neufundländischen Dogge in seines Vaters Boot. Kind und Hund fielen über Berd. Der Knabe versank gleich tief hinab. Leute, die es vom Ufer fahen, warfen Steine auf den Ort, wo der Junge gofunken war. Das kluge Thier, welches gewohnt war, aus dem Wasser zu rapportiren, tauchte sogleich hinter den Steinen her, und brachte den faßt leblosen Knaben herauf, welcher durch die gehörigen Bemůbungen gerettet wurde.

Ein französischer Emigrant, der im May nach England fam, brachte unter andern Dingen auch eis, nen Koffer mit, in welchem viele Juwelen, Perlen u. f. w. waren, welche man auf 1000 Pfund Sterling schäzte. Es befanden sich auch viele Briefe und Papiere in demselben. Er ließ alle seine Sachen in einen Karren thun, um sie in sein Logis unweit Coventgars den führen zu lassen. Unterwegs wurde der Coffer gestohlen, wodurch der arme Emigrant in die traurigste Lage fam. Man konnte nicht gleich die Thåter ents defen. Endlich aber fand sichs, daß ein Gardist der Dieb war. Er hatte den Coffer unmittelbar in eine Miethkutsche gethan, und war nach Goldenlane in ein Bierhaus gefahren, wo ihm die Wirthin für alles, was der Coffer enthielt, sieben Pfund Sterling bezahlte. Der Soldat samt den Wirthsleuten wurden nach kurzem Verhör gesezt.

In England giebt es gewisse Dinge, welche selbst dem größten Tadler Ehrfurcht abdringen: darunter ges hört die Langmuth der Geseze, absonderlich in Crimi, nalfällen. Nachstehendes Beyspiel ist eins von unzäh, ligen. Im Man wurde Antoine Hoffmann Thierres, ein gebohner Franzose, schon ein alter Mann, und

von sehr ehrwürdigem Ansehen, vor Gericht gebracht; angeblich hatte er falsches Geld gemacht. Er war durch die Wochsamkeit eines berühmten Polizeydieners aus Bowûresse, mit Nahmen Sayers, entdekt worden. Dieser gieng in Begleitung zweyer Anderer in das Haus des Franzosen nach Churchstreet, in Westminster. Nachdem sie zwey bis dreymal an die Thüte gepocht hatten, ließ Thierres sic herein; sie ergriffen ihn auf der Stelle. Er hatte ein Schurzfell um, und seine Hände waren etwas beschmuzt. Als die Polizeydiener ins Haus traten, empfanden sie einen sehr schád, lichen erstiker den Geruch, wie von brennendem Schwe fel. Eie durchsuchten verschiedene Zimmer des Haujes, und giengen endlich in die Küche, wo sie allerley Werkzeuge fanden, womit falsches Geld gemünzt wird; jedoch fehlte es an verschiedenen Artikeln, ohne die man nicht münzen fann. Es war kein geschmolzenes Silber, fein Scheidewasser, fein Cremortartari da, welche alle nothwendig sind, um falschem Silbergelde das Ansehen des ächten zu geben. Es lagen etliche halbfertige Schillinge und Sixpencestüke da, ferner Instrumente, womit man sie ausschneidet, jedoch waren die leztere nicht vollständig vorhanden, so daß es schien, als ob man sie nicht gebraucht hätte. Indessen war es möglich, daß man beym Eintritte der Polizeydiener das Scheidewasser ins Feuer geworfen hatte; wirklich lag ein Stab da, der sehr stark nach Scheidewasser roch, und mit dem man es umgerüht zu haben schien; ingleichem fand man Schmelztiegel, Sandpapier, Schwärze und die meisten andern Din ge, die benm falschen Münzen erforderlich sind. Unter dem falschen Gelde, welches als gefunden vorge= jeigt wurde, waren auch viele nachgemachte ganze und

Falbe Guineen. Während des Verhörs kam das ganze Verfahren des falschen Münzens vor; indeß durfte Davon nichts gedrukt werden, damit diese Publicitát nicht Schaden thun möchte. Aus allem folgte, das hier kein falsches Geld gemacht worden seyn könnte, wenn man nicht noch viele andere Erfordernise dazu gehabt hatte, woran es dein Ansehen nach fehlte. Die Beweise mußten also blos von dem, was man wirklich antraf, hergenommen werden. Thierres wurde zwar schon von zwey Sachwaltern vertreten, aber er bat sichs aus, noch selbst ein paar Worte hinzuzufügen. „Er sey, sagte er, ein Ausländer, und wisse nicht, wie er sich aus der gegenwärtigen Verlegenheit zichen sollte; weswegen er auf die Nachsicht des Gerichtshofes Anspruch mache. Er sey mit dem verstorbenen Grafen von Bute als dessen Haushofmeister nach EngLand gekommen, und die Handschrift dieses Herrn wirde beweisen, wie gut er bey ihm geßauden habe; seitdem sey er bey mehreren fremden Gesandten in Diens ften gewesen; er sey 66 Jahre alt, und habe sich 33 Jahre in England aufgehalten, während welcher Zeit man nichts wider ihn habe sagen können; er sey nie weder in einem Gefängnisse noch vor einem Richter gewesen. Da sein Alter ihm nicht mehr ver gönnete, die vorige Lebensart fortzufezen, so habe er seine Kenntniß der Chemie zur Schmelzung und Verarbeitung des Silbers und andrer Metalle genuzt, aber sich niemals eingebildet, daß er etwas unerlaub tes thåte. Håtten die Gerichtsdiener in seinem Hau, se gedultig gewartet, ohne einen Aufstand zu machen, so würde der, dem die rohen Schillinge gehörten, ohne Zweifel gekommen seyn, sie zu hohlen. Er hätte sich der Freyheit die Hälfte der Geschwornen aus sei=

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