Page images
PDF
EPUB

und alles, was im Hause ist, mitgeniessen kann. Man fieht solche Besuche nicht für überlåstig an, sondern jeder im Hause freut sich darüber, weil man Gastfreyheit nicht nur aus natürlichem Wohlwollen übt, sondern sie auch für eine heilige Pflicht hält. Man empfängt daher den Ankömmling mit der zuvorkommendsten Aufmerk samkeit, und kann er vollends ein Instrument spielen oder Geschichten aus der Vorzeit erzählen, welche Bes wunderung erregen oder das Herz der Zuhörer rühren, fo wetteifert man in jeder benachbarten Hütte um die Ehre, ihn zu bewirthen.

Da sie größtentheils von Gewächskost leben, und selten etwas anders als Wasser und Milch trinken, so ergiessen sich bey ihnen die Lebensgeister mit einer Lebhaf= tigkeit, die man in Låndern, wo Fleisch und starke Ge= tränke die beståndige Nahrung ausmachen, gar nicht kennt. Nach vollendeter Tagesarbeit sißen sie nicht da. und sehen einander mit můrrischem Stillschweigen an, sondern die Alten rauchen einer nach dem andern aus derselben Pfeiffe, indeß die Jüngeren bis um Mitters nacht entweder nach einem Instrumente oder nach ihren eigenen Stimmen tanzen. Die irländische Nationals harfe ist fast ganz ausser Gebrauch; das beliebteste und gewöhnlichste Instrument ist eine Art von Dudelsack oder Sackpfeife *). Es ist unmöglich, die Freude zu beschreis *) Man darf hierbey nicht an das schottische oder deutsche Ins strument dieses Nahmens denken. The Irish bagpipe ist von besserer Bauart und ein höchst angenehmes Instrument. Es giebt Virtuosen auf demselben, die man in London und andern brittischen Städten aufferordentlich schäßt. Jest ist ein Herr O'Farrell wegen seiner Fertigkeit auf demselben berühmt: man hört ihn zuweilen im covent-garden theatre wenn Oscar und Malvina gegeben wird.

ben, welche in den Gesichtern dieser Bauern leuchtet, wenn irgend ein berühmter herumziehender Spielmann in ihre Gegend kommt: sie strömen dem Hause zu, wo er einkehrt, und machen es, so lange er dort bleibt, zum Schauplaße der Festlichkeit.

Die gemeinen Irländer auf dem Lande haben eine auffallende Sonderbarkeit in ihrem Character: bey freus digen Vorfällen, wo andre Menschen lustig find, håns gen sie dem Schmerze und Schwermuthe nach; hinge gen bey traurigen Gelegenheiten überlassen sie sich der unmäßigsten Freude. Ben Hochzeiten ergößet es sle, die beweglichsten Klagelieder zu singen und anzuhören, und wenn sie Branntwein getrunken haben, wimmern und weinen sie während der Anhörung einer Trauerges schichte. Stirbt aber ein Nachbar oder Freund, so gehen fie zwar angeblich hin, um über der Leiche zu weinen, aber in demselben Zimmer, wo sie liegt, bringen sie die ganze Nacht mit Scherzen und Springen zu, die nur Lachen erregen können.

Die Rohheit, Trägheit und Lasterhaftigkeit der Irs ländischen Bauern, entstehen, ausser den erwähnten Be drückungen, größtentheils von der åusserst schlechten Er ziehung. Die englischen Gesetze haben bisher alles mdgs liche gethan, um die irländischen Catholiken in der Uns wissenheit zu lassen. Da nuu die Bauern, welche inse gesammt catholisch sind, keines guten Unterrichts geniess sen dürfen, so haben sie einen sehr schlechten. Die cathos lischen Dorfschullehrer sind aus der niedrigsten Classe; sie verstehen blos Schreiben und ein wenig Rechnen; sie können kaum ein gemeines englisches Buch lesen, und das wenige Englisch, welches sie verstehen, reden sie sehr unrichtig. Die Bibel zu lesen ist ihnen bekanntlich von der Geistlichkeit verboten; gute Bücher können fie

aus Armuth nicht kaufen; daher haben sie nichts anders zu lesen, als elende, abentheuerliche und lasterhafte Schriften, von denen das Stück 6 Pence kostet. Von Dublin aus werden im ganzen Lande Balladen verbreis fet, wovon das Stück nur einen halben Penny kostet. und die voll unzüchtiger, schädlicher Dinge sind, so daß oft die catholischen Dorfpriester das Singen derselben bey Excommunication verbiethen müssen.

Es giebt nur eine Ausnahme von dieser schlechten Unterweisung. Die Bauernknaben verlassen oft ihre Heis math ohne Schuhe und Strümpfe, und vielleicht ohne das geringste Geld, um sich nach irgend einem Orte durchzubetteln, wo man sie umsonst unterrichtet. Sie find überall unter dem Nahmen,,armer Schüler“ (poorscholars) bekannt, und sie bitten unterwegs selten verges bens um ein Almosen. Fast jeder Lehrer nimmt sie auf, und sieht dahin, daß ihnen kein Mitschüler ihre Armuth vorwerfen möge: zum Danke übernehmen sie, sobald sie selbst einige Fortschritte gemacht haben, den Unterricht der jüngeren Schulknaben. Die poorscholars wenden sich hauptsächlich in die Provinz Munster, weil hier die meisten und besten Schulen für die Erlernung gelehrter Sprachen sind. Der Wunsch dieser jungen Leute ist, dereinst catholischer Priester zu werden, welches ihnen, wenn sie fleißig sind und sich gut betragen, selten fehle schlägt. Unter den jeßigen catholischen Geistlichen in Frland sind viele überaus würdige und gelehrte Måns ner, die sich auf diesem Wege emporgeschwungen haben. Zuweilen gestattet man diesen årmern Schülern selbst auf der Dubliner Universität Zutritt, wo sich mehrere von ihnen in allen Fächern der Gelehrsamkeit hervorgethan haben.

Jacob Beattie.

Wer nur einigermaßen mit der englischen Litteratur bekannt ist, hat diesen Nahmen gehört. Beattie's Schrift ten werden vielfach von deutschen Philosophen angeführt und sind größtentheils ins Deutsche übersetzt. In England rechnet man ihn zu den vorzüglichsten Schriftstellern der Nation, und die Schotten find mit Recht stolz auf ihn. Folgende gute Nachricht von seinem Leben ist ein interess santer Beytrag zur Litterärgeschichte: An account of the life of James Beattie L. L. D. Professor of Moral Philosophy & Logic, Aberdeen etc. by Alex. "Bower. London, Baldwin, 1804. 8. Preis 5 Schill. Sollte auch nachstehender Auszug nicht befriedigen, so wird er wenigstens zur Lesung der angenehmen Lebenss beschreibung selbst anreißen. ·

Dr. Jacob Beattie war den 5. Nov. 1735. ju Laurencekirk in der Grafschaft Kincardinë in Schottland gebohren. Sein Vater, ein Pachter, besaß viel Vers stand, und beschäftigte sich in den Mußestanden mit dem Lesen unterhaltender Schriften; er machte auch Verse, die noch von seinen Nachkommen aufbewahrt werden. Dieser Umstand ist einigermaßen merkwürdig, weil er beweist, daß Dr. Beattie die Liebe zur Dichte kunst von seinem Vater annahm. Dieser starb, als Jacob sieben Jahre alt war. Laurencekirk hat zwey bez. rühmte Schullehrer gehabt, den Thomas Ruddiman und Jacob Milpe. Der erstere war ein vorzüglicher Kens ner der lateinischen Sprache, und seine Grammatik ist noch jetzt in Schottland berühmt. Milne, obschon durch keine Schriften bekannt, besaß eben so große Kenntnisse in der classischen Litteratur, und hatte ausserordentliche Verdienste als Lehrer, besonders um Beattie. Milne zog den vid allen andern Cläffikern vor, und ließ ihn

feine Schüler am meisten lesen, daher auch Beattie dies. sen Dichter sehr liebte. Er benutzte auch alles, was in der Schule gelehrt wurde mit solchem Fleiße, daß er immer der Oberste in seiner Classe war, und schon in diesen frůs hen Jahren eines kleinen Rufes genoß. Man nannte ihn den,,Dichter Beattie." Indeß war seine Gesundheit sehr schwach, weswegen ihn seine älteste Schwester allezeit in die Schule begleitete, und während des Unterrichts bey ihm blieb. Sie liebte ihn so, daß sie auch zu Hause mit ihm studirte, und den Virgil ohne Schwies rigkeit verstehen lernte.

Sein Bruder, David, ein edler junger Mann, welcher die våterliche Wirthschaft übernommen hatte, beschloß, unsern Beattie, dessen Anlagen und Kenntnisse allgemein anerkannt wurden, nach Möglichkeit zu uns terstüßen, und ihn auf die Universitåt Aberdeen zu schicken. Marischalcollege daselbst stand in solchem Rufe, daß Beattie beschloß, sich dort um ein Stipendium zu bes werben. Ein Professor dictirt bey diesen Gelegenheiten den Mitbewerbern einen englischen Aufsaß, den sie in das Lateinische übertragen müssen. Man verschließt sie in den großen Saal des Collegiums nebst einem der Stadtschreiber und den erwähnten Professor. Erst nach Vollendung ihrer Version dürfen sie sich hinwegbegeben. Jeder schreibt seinen Nahmen auf seine Arbeit ganz uns ten hin, damit er abgeschnitten werden kann, nachdent man vorher die Version und den Nahmen mit gleicher Ziffer bezeichnet hat. So können die Richter nicht parthenisch seyn, selbst wenn sie wollten. Beattie war bald mit seiner Arbeit fertig, und sein Bruder, welcher glaubte, daß er zu sehr damit geeilt hätte, dufferte deswegen nicht geringe Besorgniß. Aber bey Verlesung der Nahmen, stand Beattie oben an und bekam das beste Stiz

« PreviousContinue »