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Man gehe die dort aufgestellten Kunstproducte durch: wie viele darunter würden wohl, trotz ihrer Schönheit, auf dem festen Lande groffes Glück machen? Ihre Mehrzahl ist national und hilft in so fern, obschon mit leisen Strichen, das Charactergemåhlde dieser merkwürdigen Nation vollenden.

Was ist, um ein neues Beyspiel zu geben, auf dem festen Lande alltäglicher gearbeitet, als ein Musikpult? Wer würde sich dort die Mühe nehmen, solche Geråthe zu verschönern? Wer fände sich wohl in einer Versammlung, die ganz Ohr ist, aufgelegt, so unbedeutende Dinge zu bemerken? Vielleicht trift man dort in etlichen sehr vornehmen Häusern Musikpulte an, die sich etwas von den gewöhnlichen unterscheiden. Aber dies ist hier das Feld des Kunsifleisses; dieser läßt sich in England niemals um seine Rechte bringen. Daher haben auch die englischen Musikhändler, bey denen man bekanntlich alles bensammen findet, was nur irgend zu einem Concerte erforderlich ist, schon seit lange Musikpulte von Mahagonį verkauft, die man mehrentheils in Familien sieht, welche öfters Concerte geben (denn von den öffentlichen kann hier nicht die Rede seyn). Aber da die Tonkunst in England täglich Fortschritte macht, und Familienconcerte häufiger werden, so bemerkt man jetzt, daß in den Instrumenten sowohl als in dem übrigen Zubehör der Lurus ungewöhnlich zunimmt.

verkauft Dale, ein großer Musikhändler in Newbondstreet, Musikpulte das Stück zu vier Pfund Sterl. Sie sind auf das feinste lackirt und bemahlt; das Brett oben bewegt sich an einem Bogen und ist so eingerichtet, daß es zu einem kleinen Tischchen dienen kann. Die meßingenen Leuchter zu beyden Seiten sind schön gears

beitet und gut polirt. Das ganze Musikpult ist für die schönsten Zimmer berechnet.

Seit einigen Monaten ist kein Halsschmuck so beliebt. als die großen goldenen und vergoldeten Eichenblätter. Man trägt sie auch als Bandeau um das Haar, als Armbänder 2c.

Eine der nützlichsten Sachen, welche der englische Kunstfleiß erfunden hat, sind die Copirmaschinen. Nicht allein der Kaufmann, sondern auch andre Classen von Leuten sind bekanntlich genöthiget, Abschriften von ihren Briefen zu machen. Daher waren die Copirmaschinen kaum von dem geschickten Watt erfunden, als man sie fast in allen englischen Schreibestuben sah, wo die Ge= schäfte von Bedeutung waren: auch sind sie von andern z. B. von Gaimes auf St. Pauls Kirchhof nachgemacht worden, obgleich die ersteren die besten sind. Aber es giebt nicht selten Fålle, wo man in der Geschwindigkeit von einem Briefe oder anderen Aufsatze mehrere Abschriften haben muß, und da tritt die Nothwendigkeit ein, auf die gewöhnliche langweilige Art mit der Feder zu copiren. Man hat daher in England, um auf auss ländische Erfindungen keine Rücksicht zu nehmen, die bes kannte penna duplex erfonnen, mit welcher man mehs rere Abschriften in demselben Augenblicke, wo das Original geschrieben wird, machen kann. Es scheint indessen nicht, als ob diese Erfindung viele Freunde gefunden håtte, vermuthlich weil der Preis zu hoch ist. Es hat daher ein Amerikaner, Hawkins, ähnliche Maschinen erfunden, die ungleich weniger kosten, und sich einen guten Ruf erworben haben. Der Patent- Polygraph, so heißt diese Maschine, macht zwey, drey, vier und mehrere Abschriften auf einmal. Die Vorrichtung ist einfach. So oft der Schreiber mit der Hauptfeder in das

Distenfaß taucht, thun alle andre Federn dasselbe: fie machen auch jede kleine Bewegung nach, welche die Haupts feder macht. Die Dintenfäßer sind von der Art, daß die Federn sich nicht über die Gebühr füllen können. Eine genaue Unter uchung der Maschine hat gelehrt, daß sie mit geringer Uebung sehr nützlich werden kann. In dem Repertory of Arts findet man den Mechanismus ders selben ausführlich beschrieben. Der Erfinder wohnt No. 11. New Lislestreet, Leicester place. Jede Feder kostet drittehalb Guineen, so daß eine Maschine, welche zwey Abschriften liefert, mit Emballage ungefähr auf neun Pfund Sterl. zu stehen kåme.

Bey diesem Hawkins findet man eine Patent- Pors tråtmaschine, die den Bildnißmahlern von Nußen seyn wird. Mit einem Stäbchen, das ausserhalb der Ma= schine ist, beschreibt man den Umriß des Kopfes, welcher gemahlt werden soll, während sich inwendig derselbe Umriß, nach beliebigem verjüngtem Maasstabe, auf Papier oder irgend eine andre Fläche zeichnet. Man sieht von selbst, daß sie blos für Profile bestimmt ist. Der Mes chanismus ist, wie jeder ohne Erinnerung wahrnimmt, der des bekannten Storchschnabels. Der Umriß ist binnen einer halben Minute genommen, und wenn der Künfts ler auf das Ausmahlen geübt ist, kann das Portråt binnen einer Stunde fertig seyn. Die Aehnlichkeit ist nicht leicht zu verfehlen.

In den englischen Prachtstühlen herrscht seit zwey Jahren eine Modebeständigkeit, die Befremden erregen würde, wenn diese Geräthe jetzt nicht eben so schön als theuer wåren. Jedoch giebt es immer einzelne Familien, die begierig das Neue für das Geschmackvollere wählen, und die vielen Möblirer lassen sich das gern gefallen. Uns ter den neuen Stühlen, welche diese Leute in dem laufens

den Sommer ausgestellt haben, zeichnen sich die bey Kidds in Neubondstreet aus. Sie sind verhältnißmäßig klein und ungemein simpel sowohl in Gestalt als Decos ration. Lehnen und Size sind (aus gespaltenem Vamıbusrohr geflochten, aber weit dichter als gewöhnlich. Bey ihm sah man auch im July eine neue Art von Stüh len, wie sie auf den Hausfluren in allen wohlhabenden Familien gefunden werden (hall - chairs). Die Form derselben war bisher ziemlich schwerfällig und stach daher gegen die übrigen Geräthe des Hauses sehr ab. Die neues ren, von denen hier die Rede ist, sind auch auf die Dauer gemacht, nåhern sich aber mehr der jetzigen Stuhlform und sind aus Mahagoni.

Die englischen Theekästchen (tea - caddies) werden bekanntlich aus sehr verschiedenen Stoffen gemacht, da, mit alle Classen von Menschen ein Bedürfniß, welches hier so nothwendig ist, nach ihrem Geschmacke befriedigen können. Unter andern hat der Bürger gern die, welche man aus feinem Mahagoni macht. Diese find jeht durch) eingelegtes Rosenholz zc. verschönert auf den Markt ge= kommen und man sieht in mehreren Galanterielâden ein artiges Assortiment von inlaid Mahagony tea-caddies.

Porter, ein Arbeiter in Bein und Elfenbein, in St. Martinscourt, ist den Lesern schon aus verschiedenen Waaren als ein geschickter Mann bekannt. Er hat jetzt wieder eine nützliche Kleinigkeit geliefert, die gut gehen wird. Es ist ein hörnerner Becher für Soldaten und Reisende (a portable drinking horn), in welchem drey Büchsen befindlich sind, für Butter, Salz und Ingwer. Zum Gebrauch des lettgenannten Lieblingsgewürzes ist auch noch an der unteren Büchse eine kleine, Reibe aus Stahl (a steelgrater) angebracht. Das

nüßliche Geräth kostet nur ein paar Schillinge und ist von schlichter, guter Arbeit, ohne Unterscheidung zu fordern.

Man kann in der Reise des ehrwürdigrn Campe aufs neue bewiesen finden, daß die Engländer durchaus besser gekleidet sind, als die Bewohner des festen Landes. Vor allen Dingen hålt man, wie bekannt, auf feineWåsche. Junge Leute beyderley Geschlecht machen darin einen Aufwand, der über dem Canale eben so unerhört als unerschwinglich ist. Und zwar ist bekannt, daß die Feinheit eines Stücks Wäsche deswegen nicht geringer ist, weil es nicht sehr gesehen wird. So sind alle Stiefelstrümpfe eines rechtlichen Mannes in England über allen Vergleich vorzüglicher als die, welche man zu diesem Zwecke auf dem festen Lande trägt. Auch hat die Mode sehr hoher Stiefeln, die dicht an die Beinkleider schliessen, schon deswegen für viele junge Männer aus den wohlhabenden Ständen etwas widriges, weil es scheinen dürfte, als trügen sie grobe, oder (wie bey so vielen Mannspersonen in der capitale de l'Univers der Fall seyn soll) gar keine Strümpfe. Ungeachtet nun die sogenannten Halbstiefeln nicht mehr in England Mode sind, so treten doch an ihre Stelle andre Arten von Stiefeln, die den Strumpf sehen lassen. Da aber in der Regel jeder rechtliche Mann, wie gesagt, feine Strümpfe selbst in die Stiefeln anzicht, so wollen reiche oder vornehme Männer, besonders die jungern unter ihnen, die allerfeinsten haben, und tragen daher schon längst blos seidene Strümpfe in den Stiefeln. Wie allgemein dieser Lurus sey, kann man daraus sehen, daß die englischen Seidenweber besondere seidene Strümpfe für diesen Gebrauch wirken. Unter den Sommerliefe= rungen dieses Jahres findet man auch ein neues Assortis ment von diesen, welches sich durch allerley Vorzüge auszeichnen soll, die man einstweilen den Kaufleuten auf ihr

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