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hamensis, welches allgemein auf den. Bahamainseln wächst, wird nicht so häufig auf Crooked Island ans getroffen. Schon ehe man auf diesen Inseln eine regels måßige Niederlassung anlegte, besuchte man sie dieses Holzes wegen, das immer noch außerordentlich gesucht wird, ob man gleich jetzt in den Wäldern nur noch wes nig ausgewachsene Båume davon findet. Das Blatt der Caesalpinia Bah. ist klein und enförmig, und der Ast ungemein zart. Ein dritter vorzüglich merkwürdis ger Baum in diesem Walde ist der Mastixbaum, wel cher ein ungemein hartes und dauerhaftes Holz hat. Der Ingenieur, welcher ungefähr vor sechs Jahren Fort Nassau auf der Insel Providence bauete, und die Pals kisaden aus diesem Holze machte, sagt, das Mastirholz widerstehe den Kugeln einer Drehbaße, und daure huns dert Jahre in der Erde. Andre Arten von Bäumen, die eben dergleichen Eigenschaften haben, z. B. das Heiz ligenholz, Eisenholz, Bulletwood u. s. w. finden sich auf dieser Insel, so wie in dem übrigen Westindien sehr häufig.

Als ich zu Nassau in Newprovidence war, kamen mehrere africanische Sclavenschiffe dorthin, deren einige ihre Frachten auf der Insel los wurden, die meisten aber nach der Havanna abfuhren. Ich wohnte dem Verkaufe einer ziemlich ansehnlichen Fracht bey, und sah, daß es dabey in Hinsicht der Sclaven viel anständiger zugieng, als ich mir eingebildet hatte. Sie waren mehrentheils in kleine Gruppen eingetheilt, auf deren eine fünf bis zwanzig giengen: aber etliche Knaben und Mädchen hats ten einen abgesonderten Plah. Um den Hals eines jeden Sklaven war ein Zettel gebunden *), worauf der für * Gerade wie bey den Sclaven des Alterthums. Man erins nert sich z. B. an Propert. IV. 5.

Aut quorum titulus per barbara colla pépendit,
Cretati medio, &c.

Engl. Miscellen XVI. t.

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ihn geforderte Preiß stand: dieser belief sich auf zwey bis dreyhundert harte Thaler, je nach dem Alter, der Stärke, dem Geschlecht ze. 2c. Es befanden sich in dieser Schiffsladung, wie gemeiniglich der Fall ist, Leibeigene von verschiedenen Nationen, und die wegen der abweichenden Sprache einander nicht verstehen konnten. Es herrschte unter ihnen einige Besorgniß, ungeachtet man sie vom Gegentheile zu überführen auf alle mögliche Weise bemüht gewesen war, daß sie hierher ge= bracht wären, um gemåstet und gegessen zu werden. Den Tag nach dem Verkaufe hatte ich Gelegenheit, bey wohlwollenden Herren zwey bis drey von ihnen, die zu Hausbedienten gekauft worden waren, zu beobachten; sie schienen sehr zufrieden, sowohl mit ihrer Behandlung, als mit der Veränderung ihrer Umstånde. Anstatt naks kend zu seyn, waren sie, wie in diesem Himmelsstriche gewöhnlich der Fall ist, in Tuch gekleidet; ihre Nahrungsmittel waren viel vorzüglicher, als sie je zuvor gez habt hatten; sie sahen, daß man ihnen Wohnungen eins geräumt hatte, die voll Bequemlichkeiten waren, von welchen einige sogar ihre Begriffe überstiegen; und auf den Straßen sahen fie viele von ihrer eigenen Farbe, des ren Aufzug, Freundschaft und Heiterkeit gewaltig viel dazu beytrug, sie in ihrer neuen Lebensweise zufrieden und glücklich zu machen. Ich unferfange mich nicht, einen so ernsthaften und wichtigen Gegenstand, als der Sklavenhandel ist, zu berühren, der im brittischen Pars lamente mit so vieler Beredsamkeit abgehandelt worden ist, daß er nun fast die Aufmerksamkeit desselben ers schöpft hat. Aber indem ich die Menschenliebe bewuns dere, welche sich immer noch für die Abschaffung dies ses Handels verwendet, muß ich anmerken, baß, meiner Erfahrung gemäß, das Urtheil manches edel

und aufgeklärt denkenden Fremden in Westindien gelins der wird, wenn er die wahre Lage und den wahren Charakter der Negern kennen lernt. Ob vielleicht die meis sten, mit denen ich sprach, auf irgend eine Art von pers sönlichem Eigennuße verblendet wurden, ob fie die gegenseitige Meynung angesteckt hatte, weil sie mit den Eigenthümern von Sklaven umgegangen waren, oder ob das Laster bey nåherer Bekanntschaft unser Gefühl weniger empört, darüber kann ich nicht entscheiden.

Die Insel New Providence ist noch größtentheils unangebaut; aber um die Stadt, und långs der nårð. lichen Küste findet man Gårten, Viehweiden, Ananaspflanzungen, und Orangenwäldchen. Nahe bey der Liz nie des Wendezirkels gelegen, kann sich Providence cines Himmelstrichs rühmen, in deffen natürlichem Boden fich die Gewächse beyder Erdgürtel ziehen lassen, ob er schon vielleicht den besöndern Erzeugnissen von beyden nicht günstig ist. In der Stadt Nassau und deren Umkreise sah ich zwey Gårten, die mit großer Arbeit und vielem Kostenaufwande angelegt waren und unterhal ten wurden. In dem, welchen ich westwärts von der Stadt besuchte, waren Erdbeeren und viele nördliche Früchte mit einigen der schmackhaftesten Erzeugnisse der englischen Treibhåuser gepaart.

Die Landstrassen, welche auf jeder Seite der Stadt etliche Meilen långs der Küste hinlaufen, find ungemein gut. Nach Morgen zu ist die Landschaft mahlerisch, und mit ländlichen Anlagen und Landhåusern verziert, worunter sich besonders Eins ausnimmt, welches der letzte Gouverneur unter dem Nahmen der Eremitage mit beträchtlicher Arbeit angelegt hat. Gegenüber, nicht weit von der Stadt, sah ich eine große Ananaspflanzung. Die Pflanzen waren unregelmäßig zwischen den überall

herausstehenden Felsen zerstreut, und schienen sehr gut fortzukommen, `ob man sich gleich nicht viel Mühe da= mit gab, wenigstens nicht im Verhältniß nach unsern Begriffen von ihrem Werthe. In Nassau kauft man zuweilen hundert Stück Ananas für einen harten Thaler.

Dieser Ort war bekanntlich lange Zeit ein Aufents halt der berüchtigten Seeråuber *), die in den americas nischen Meeren so vielen Schaden anrichteten. Sie plůns derten alle Schiffe, die ihnen vorkamen, und schonten selbst nicht die Fahrzeuge ihrer Mitgenossen. Endlich hatte die Unverschẳmtheit und das Glück eines ihrer Anführer so viel öffentliche Aufmerksamkeit erregt, daß Georg I. auf das Ansuchen der Kaufleute in London und Liverpool bewogen wurde, eine ansehnliche Rüstung unter dem Befehle des unerschrockenen Seecapitains Woodes Rogers zur Unterjochung der Räubercolonie abzusenden. Aber der Gouverneur traf nicht eher ein, als bis John Teach, der obenerwähnte Anführer, welchem man den Beynahmen Black Beard gab, todt war. Die Bewohs ner von Nassau sprechen noch oft von ihm, daher ich mich besonders nach seiner Geschichte erkundigte. Dieser außerordentliche Mann hatte eine verzweifelte und furcht= bare Rotte von Seeräubern mit seinem Geschick vereinis get; er nennte sich ihren Commodore, und nahm das Ans fehen eines gesetzmäßigen Oberhauptes an. Unter einenr wilden Feigenbaume, dessen Stamm noch vorhanden ist, und mir im östlichen Theile der Stadt gezeigt wurde, pflegte er unter seinen Räubern Rath zu halten, und das Ansehen einer obrigkeitlichen Person anzunehmen. Er raubte oft nahe bey den englischen Niederlassungen an der Küste von Nordamerica, wo er außerordentliches

Bekanntlich hat Hr. v. Archenholz die Geschichte der Flibus ftiers vor Kurzem bey Cotta herausgegeben.

Click hatte. In der Geschichte der menschlichen Lasters haftigkeit würde man vielleicht schwerlich verworfenere und ausschweifendere Handlungen finden können, als Black Beard's Biograph von ihm aufgezeichnet hats Da die Erzählung, von welcher ich spreche, allgemein ge glaubt wird, und viel innere Wahrscheinlichkeit hat, so dürfte man vielleicht etliche Umstände von einem Mans ne, der auf einige Zeit für den Alleinbeherrscher dieser Insel gehalten wurde, nicht ohne Vergnügen lesen.

Dieser verzweifelte Kerl, ein gebohrner Engländer, schien von Person und Gemüthsart zum Oberhaupte eis ner Diebsrotte geeignet. Sein Bart gab dem Gesichte eine natürliche Wildheit, die er ohne Unterlaß dadurch zu vermehren suchte, daß er ihn unmåßig lang wachsen ließ, und ihn in kleine Zoten drehete, wovon er den Nahs men Blackbeard, Schwarzbart, bekam. Während eines Handgemenges zur See sah er ganz wie eine Furie ans. Drey Paar Pistolen in Hulstern waren ihm wie Bans deliere über die Schulter geworfen, und unter seinem Hute glimmten Lunten, welche über jedes Ohr herausrage ten. Alles Ansehen und alle Bewunderung wurde denen unter den Seeräubern zu Theil, die jedes Bubenstück an der Menschheit verübten, und sich durch die größte Verwes genheit und Ausgelaffenheit hervor thaten. Schwarzer bart's Ansprüche auf einen hohen Rang in der Meynung seiner Getreuen läßt sich aus dem Gepråge seiner Spåße abnehmen. Da er sich vor ihnen oft als ein Terfel gen zeigt hatte, so beschloß er auch, ihnen eine Hölle, wie er sie selbst schaffen könnte, darzustellen. Zu dieseni Ens. de häufte er eine Menge Schwefel und brennbare Sachen, zwischen den Verdecken seines Schiffes zusammen, zůns. dete die ersteren an, schloß die Luckenklappen zu, und Hållte sich mit seinem Schiffsvolke wörtlich in Feuer und,

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