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ben. Unparthenische Beobachter haben versichert, daß Capstadt auf St. Domingo und einige andere ihrer vor. nehmsten Städte einen unstreitigen Vorzug vor den engs lischen besitzen.

Seit einigen Jahren haben sich die Caffeepflanzun gen in Jamaika sehr vermehrt, welches man unter ans dern dem Beyspiele der aus St. Domingo eingewan derten Franzosen zuschreibt. Da sich in den Gebirgen noch ungeheure mit Holz bewachsene Gegenden befinden, deren Himmelsstrich der Erzeugung des Caffees günstig ist, so kann man leicht voraussehen, daß sich die Caffeepflanzungen ungemein vermehren werden. Ich hörte, daß der schnelle Anwachs der Caffeegüter in dem südwestlichen Bezirke der Insel während des letzten Jahres diese Erwartung rechtfertigte. In dem Theile der Liz ganngebirge, welchen ich besuchte, waren einige anscheis nend rauhe und wenig versprechende Flecke so eben zu diesem Ende entholzt worden, und nicht weit davon nach Südosten hat man seit wenigen Jahren zwey große und gedeyhende Caffeepflanzungen angelegt. Ich habe aber sowohl in diesem als in andern Theilen der neuen Welt bemerkt, daß, so bald eine neue Erwerbsquelle ge öffnet ist, der Unternehmungsgeist und die Mitbewerbung zu eifrig sind. Daher werden einzelne Personen gemeiniglich durch die Spekulationen, welche das all. gemeine Wohl wesentlich befördern, in große Verlegens heit gesetzt. Im Jahr 1802 wurden aus Jamaika gez gen 18,000,000 Pfunde Caffee ausgeführt, welches fast um ein Viertel mehr ist, als im Jahr zuvor verladen wurde.

Jamaika zerfällt in zwey Grafschaften, die in zwanzig Kirchspiele eingetheilt sind, deren jedes vier und dreyßig Städte und Dörfer enthält. Zusammen

mögen sie etwa viertchalb Millionen englische Acres betras gen, wovon, wie man vermuthet, kaum ein Viertel angebaut ist. Im Jahr 1802 wurden ausgeführt, 129,544 Orhoft, 45,405 Lierces und 2403 Barrels Zucker; 45,632 Puncheons, 2,073 Orthoft, 473 Barrels und 205 Kegs Rum, 366 Casks Melaßen- Zucker, 2,079 Såcke und 23 Casks Ingwer; 7,793 Såcke und 591 Casks Pimento, und 17,961,923 Pfund Caffee. Bça trachtet man die Summe dieses Eigenthums und die vielen vornehmen und reichen Familien aus Jamaika, die sich in jedem angesehenen Kreise finden, wo hauptsächlich Englisch gesprochen wird, so muß sich ein Fremder, welcher diese Insel bereist, ein wenig wundern, wenn er fie von ihren vornehmsten Einwohnern fast ganz verlassen antrift. Man sagt, daß in einem der nördlichen und reichsten Bezirke von achzig Güterbesitzern gegenwärtig nicht drey auf dem Plaße sind. Ihre Pflanzungen werden mittlerweile von Abgeordneten bewirthschaftet, die sich eine einstweilige Verbannung von ihren Heimathen gefallen lassen, um ihr Vermögen zu erweitern, ins dessen der ganze Reichthum des Landes ausgeführt wird, um in fremden Låndern verzehrt zu werden.

Von den größeren Bahamașinseln oder Inselgruppen kann man ungefähr vierzehn zåhlen; die kleineren hat man zum wenigsten auf siebenhundert bes rechnet, wiewohl dies fast verlorne Mühe ist, da so viele derselben kleine Unterabtheilungen haben und Felsen und Sandbänke mit unter sich begreifen. Himmelsstrich, Gestalt, Boden und die Gegenstånde der drey Naturreis che sind sich in ihnen allen ausnehmend gleich. Das Clima ist eins der angenehmsten, und man kann in ihnen die meisten Gewächse sowohl des gemäßigten als des heiss fen Erdgürtels ziehen, Man könnte sich daher wundern,

warum nicht auf allen Bahamainseln Colonien angelegt worden sind. Aber theils ist die Schiffahrt zwischen dens selben sehr verwickelt, theils ist der Boden nicht so fruchtbar, als auf den andern brittischen Colonien.

Diese kleinen långlichen Flecken Landes, welche nordöstlich von der großen Insel Cuba an das atlantische Meer grånzen und sich über einen Strich_desselben aus, dehnen, der eben so lang wie diese Insel ist, erheben sich fast senkrecht aus einer ungeheuren Wassertiefe und scheis nen, wenn man nach dem äußeren Anschen urtheilen darf, aus einer Anhäufung von Muscheln oder Kalk ents standen zu seyn. Das Land scheint durchgehends niedrig, und seine Oberfläche und Gestalt beynahe auf allen Ins seln dieselbe zu seyn. Auf den tiefsten Gründen, wohin die Einwohner bis jetzt gedrungen sind, hat man nichts als Kalkfelsen und zuweilen eine Beymischung von Mus scheln gefunden. Man bemerkt, daß an vielen dieser Inseln in einer geringen Entfernung von den Ufern ein Felsenriff der Richtung des Landes folgt und die Grånze der erreichbaren Wassertiefen ausmacht: ausserhalb dies ses Walles ist die See oft sogleich unergründlich; innerhalb desselben besteht der Boden entweder aus schönem weißen Sande, oder er ist mit kleinenFelskuppen beseßt, welche mit Seegras bedeckt sind,

Außer den vierzehn Hauptinseln oder Inselgruppen giebt es zwey große Sandbänke, welche die große und kleine Bahamabank heißen, deren Grånzen an vielen Orten durch eine unbestimmte Menge von Kaien oder Inselchen bezeichnet sind. Der Capitain Johnson (Introduction to a general history of the Pirates p. 24.) beschreibt die lehteren so: die Kaien (quays) sind kleine sandige Inseln, die nur ein wenig über die Brandung herausstehen, und auf denen nur etliche Gesträuche

oder, etwas Unkraut wächst: landeinwärts trifft man auf ihnen eine Menge Schildkröten und Amphibien an. Die Schildkröten wählen die ruhigsten und unbesuchtes ften Derter für ihre Eyer, welche man zur Legezeit in ungeheurer Menge antrifft, so daß ohne diesen Umstand Niemand, außer etwa Seeräuber, die Kaien gewahr werden würde. Schiffe aus Jamaica und den andern Inseln fahren hierher nach Schildkröten: man nennt solche Reisen Turtling. Etliche Kaien, die man sonst beständig sah, z. B. die in der Nähe von Jamaica, find erst seit Menschengedenken völlig weggeschwemmt und verschwunden, und andre nehmen täglich ab.”

Die Bahamainfeln werden allezeit in der Geschichte der neuen Welt merkwürdig bleiben, weil sie Columbus auf einem Zuge von der größten Kühnheit und Wichtigs tigkeit, der je über die Meere unternommen wurde, zus erst entdeckte. Sie waren damals mit Einwohnern bez setzt, die seine Ankunft auf ihren demüthigen Küsten mit Vergnügen und Gastfreyheit bewillkommten. Aber in wenigen Jahren wurden diese Eilande'völlig entvölkert und verlassen, bis auf das Ende des americanischen Krieges, feit welcher Zeit sie vielen bedrångten Rojalisten eine mißs liche und vielleicht nur vorübergehende Niederlaßung gewährt haben.

Von vielen Bahamainseln läßt es sich sagen, daß man unter drey Nahmen, welche ihnen zu verschiedenen Zeiten von den Engländern, den Eingebohrnen und den Epaniern gegeben worden sind, die Wahl hat. Die Eingebohrnen nannten sie gemeiniglich nach etlichen Eis genthümlichkeiten, die man jetzt nicht immer entdecken kann, da ihre Sprache beynahe mit ihrem Stamme ausgestorben ist. Die Benennungen der Spanier, welche man auf den älteren Charten findet, scheinen blos

blos willkührlich, und gleich ihrer Herrschaft über dies felben nur vorübergehend gewesen zu seyn. Die wenigen englischen Nahmen, welche verständlich sind, haben ih ren Grund in irgend einer Anspielung, auf welche man leicht fallen konnte, und stammen von den englischen Matrosen her, deren rastlosem Geiste und unerschrockes nem Muthe England diese Colonie zu verdanken hat. Die Sandbänke und Felsküsten derselben, welche von allen andern Völkern verlassen und vermieden wurden, gewährten ihnen viele Jahre einen Lieblingsversteck, der ihren sonderbaren Launen recht angemessen war. Ihnen kann man auch die Benennung der kleinen Inselgruppe beylegen, welche in den ålteren Charten von den Spaniern Las Amanas genannt wird, ein Nahme, der vers muthlich von den Eingebohrnen herstammt. Man sieht auf ihnen in großer Menge eine Zwergart von cactus, C. coronatus oder nobilis, (Melonendistel oder nach Wildenow Fakeldistel) welche auf Englisch insgemein Turk's head genannt wird, weil sie eine sehr auffallende und sonderbare Aehnlichkeit mit einem Turban hat: ver= muthlich also hat dieser Umstand den gegenwärtigen Nahmen verursacht, wofern nicht die Franzostn, auf de ren Charten man diese Inseln les isles Turques genannt findet, Urheber desselben sind. Sonst dürfte man daraus wohl auf ihre eigentliche Lage eben so wenig schliessen können, wie ein englischer Postmeister. Diesem kam vor wenigen Jahren ein Brief unter die Hände, der an Jes manden in Turk's Islands gerichtet war: da er nun von keiner dem Großherrn zuständigen Colonie in Westindien gehört hatte, se schickte er den Brief nach Cons stantinopel.

Die Lürk's Inseln sind ungeachtet ihres geringen Umfangs von einigem Belange in dieser Befehlshabers

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