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Wiewohl der

gewiß den Nes

regelmäßigen Anblick. Jetzt bearbeiteten sie das Feld zum zweytenmale. Die Arbeiten bestanden aus Månnern und Weibern mit Hacken. Sie waren nach ihrer Stärke vertheilt, zwey oder mehr an einem Loche, und verrichteten ihre Arbeit in einer Reihe hinterrücks schreis tend. Sie schienen heiter zu seyn und ihre Arbeit leicht und fröhlich zu verrichten, während die schwarzen Treis ber mit Peitschen, welche sie jedoch, so viel ich sah, keine Veranlassung erhielten zu brauchen, bey ihnen standen und theils Achtung auf die Arbeit gaben, theils dazu antrieben. Gegen Mittag verließen sie das Feld und stellten sich kurz nachher in Ordnung: man 'rufte sie einen nach dem andern und gab ihnen ihre gehörigen Lebensmittel, nehmlich Mais und getrocknete Fische, die man vorher auf eine Terrasse gelegt hatte. Pflug da, wo man ihn eingeführt hat, gern in der Zubereitung des Landes zum Pflanzen, große Erleichterung verschafft, so sind doch alle Uckerbaugeschäfte nothwendigerweise langsam und kostbar, wegen der Entnervung und Schwäche, die mit solchen Arbeiten in diesem Himmelsstriche verbunden sind. Ez ist nichts ungewöhnliches, sechzehn oder gar zwanzig kleine Ochsen*) sich mit einer geringen Last martern oder drey bis vier starke Negern mit einer Arbeit beschäftiget zu sehen, welche in England Ein Mann mit Einem Pferde und Karrn ohne Mühe verrichten würde. Dieselbe Entkråftung Herrscht in allen Stånden. Man begegnet in und vor der Stadt Leute zu Pferde in weiten leine*) Andre Lastthiere, die man in Westindien versucht hat, wollten nicht so gut gedeyhen. Cameele wurden vor vies len Jahren eingeführt, aber kamen nicht fort; vermuth lich weil man ihnen nicht das gehörige Futter gab, oder sie nicht gehörig behandelte, Anm. d. Verf.

nen Anzügen und breitråndrigen Regenschirmhüten, die Schritt vor Schritt reiten; ein schwarzer Bedienter, der vielleicht seine Haud in den Schweif des Pferdes gewickelt hat, folgt nach; und eine Entfernung von zwölf bis. vierzehn Meilen ist eine Tagereise, die keine unbeträchtliche Anstrengung kostet.

Die angenehmsten Gegenden auf der Insel sind gewiß die windwärts gelegenen, ein Ausdruck, dessen man sich allgemein in Westindien bedient, um den Osten zu bezeichnen, von wo der Wind mehrentheils her weht. Die Plåte, welche man zum Bauen wählt, find gewöhnlich die höchsten und wo der Windzug am heftigsten ist.

Antigua, eine kleine Insel von großem Werthe, ist meistentheils mit einer Reihe von Bergen umringt, die sich gegen Mittag und Südwesten zu einer ansehns lichen Höhe erheben. Das Innere, ein Paar steinigte Hügel und Huthungen ausgenommen, bietet eine ebene und wohl angebaute Oberfläche von reichen Zuckerrohrs feldern dar. Die niedrigen Gegenden, welche ich zu sehen Gelegenheit hatte, bestanden durchgängig aus schwarzem Erdreiche; auf den Anhöhen war es oft mit Thon oder Kalkerde vermischt und an den fruchtbarsten Stellen nahm es eine schöne Chocoladefarbe an. Von einer Erhöhung in der Mitte nach Osten zu und von dort Nordwårts nach der Stadt St. Johns hat man einen der schönsten und angebautesten Landstriche in den Inseln über dem Winde vor sich. Wer erst vor Kurzem die Holzungen und Gebürge der südlicheren Colonien besucht hat, empfindet ein großes Vergnügen, wenn er eine so weite Strecke entholzten ) Landes vor sich sicht.

*) Cleared land. Volney in seinem Tableau du climat et du sol des états unis d'Amérique. I. p. 7. giebt diesen

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Indessen ob schon das ganze Binnenland größtentheils von seinem ursprünglichen Holze befreyet ist, so hat man es doch noch nicht umgehackt: ein beträchtlicher Theil der Insel, wo der Boden für das Zuckerrohr, die vornehmste Sorge des hiesigen Pflanzers, nicht zu passen scheint, ist zu Weiden eingerichtet und mit Viehheerden bedeckt. Hier und da sah ich auch kleine Baumgrups pen, die hauptsächlich aus weissen Cedern bestanden und auf den Huthungen eine Menge Kujavabüsche, aus deren Aepfeln die berühmte Marmelade und Gelée gez macht werden. Nichts hat eine vollkommnere Aehnlichkeit mit einem Garten, als eine gut bestellte Zucker, pflanzung; und diesen Anblick hat man hier überall im Innern der Insel, wo nur das Erdreich bearbeitet wers den kann. Die grånen Felder von Zuckerrohr, welches eben damals vor der Zeit der völligen Reife gefiederte Spitzen hatte, waren mit Feldern von westindischen Gemüsen (Vams und Eddoes) oder schwarzen und res gelmåsigen Beeten mit gleichentfernten Gruben vermischt, worein die Zuckerrohrpflanzen des folgenden Jahres koms men sollten. Eine große Windmühle auf jedem Gute, des Pflanzers Wohnhaus und Zuckerwerk nebst den Hütten der Negern in ihren schönen Gruppen von Orans gen-Pisang und Kokosnuß-Bäumen füllten eine Lands schaft aus, die auf der Reise über diese Insel beständig wiederkehrte. Unglücklicherweise tritt zuweilen Dürre, das natürliche Uebel dieser Colonie, ein und thút viels leicht desto mehr Schaden, da Antigua seine Waldung verloren hat.

Ausdruck sehr gut durch déboisé, welches hier im Deuts schen nachgebildet ist. Der würdige Ebeling braucht dafür in seiner unvergleichlichen Erdbeschr. u. Gesch. von Amerika (J. B. IV. 130): Waldland urbar machen.

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Man sicht hier nicht dieselben Zeichen der ehemalis gen Einwirkung des vulkanischen Feuers wie auf den meisten caraibischen Inseln, ungeachtet mich důnkte, daß sich in den Gebirgen Spuren davon fånden, denn einige wie Zuf aussehende Steine waren, wie es schien, geschmolzen gewesen. Man hat sich große Mühe mit den Landstraßen gegeben, ob sie gleich theils wegen des Bodens an vielen Stellen, theils wegen der Heftigkeit der periodischen Regen nur für leichte, einspånnige Wagen, dergleichen man hier gemeiniglich braucht, taug= lich sind. Zur Fortschaffung der Sachen von einem Orte zum andern, ausgenommen wenn sie von sehr großem Umfange sind, findet man nirgends mehr Sklas ven bereit stehen, als auf den Landstraßen. Ich habe niemals einen lebhaftern oder possirlichern Auftritt ges sehen, als sie des Sonntags gewähren, welches ihr Markttag ist. Sie überlassen sich dann der Fröhlichkeit und Erhohlung, und alle Negern auf der Insel scheinen dann in Bewegung zu seyn. Die Kleider, in welchen sie bey solchen Gelegenheiten erscheinen und das Eigen= thum, welches man da in ihrem Besitze sieht, könnten einen auf die Gedanken bringen, daß die Härte der Leibeigenschaft auf vielen Pflanzungen durch die Milde und Gutmüthigkeit der Herren nicht wenig gesänftiget wird; und wirklich, ungeachtet der unbedingten und unbeschränk ten Macht, welche sie rechtmäßig besigen, beschützt den noch ein Ehrgefühl unter den Pflanzern den Sklaven in dem Genuße des kleinen Eigenthums, welches er sich etwa erwirbt, eben so kräftig als die heiligsten Gesetze, indeß etliche Negern vielleicht reicher sind, als viele Bauern mitten in Europa.

Der allgemeine Character der Westindier hat für Fremde etwas sehr Einnehmendes. Sie sind offen

lebhaft und freygebig. Gastfreyheit wird bis auf eine Höhe getrieben, die in Europa nicht bekannt ist; und ich glaube, es giebt wenig Personen, die diese Inseln bes suchen, ohne sich ungern von vielen der Bewohner zu

trennen.

Die Stadt Kingston in Jamaika liegt an der Nordseite des Hafens. Sie ist regelmäßig gebaut; die Straßen durchschneiden sich in rechten Winkeln und find gegen die See abhängig. Die Unterstadt, wo die Hâuser am engsten neben einander stehen und wo die meisten Leute wohnen, ist größtentheils von Backsteinen gebaut, und in den Straßen, welche mit dem Ufer der Bay parallel laufen, ruhen die oberen Stockwerke auf Saulengången. Geschåhe das allgemeiner, so würde die Stadt an Kühle und Anmuth viel gewinnen. Der Boden ist ein leichter Sand, welcher in den Straßen über, aus låstig wird, so bald sich ein starker Wind erhebt.

Es scheint sonderbar, daß die wichtigste und reichste Stadt in Westindien nicht gepflastert ist. Zerbroches ne glåserne Flaschen liegen überall auf den Straßen umher. Doch hat es allen Anschein, daß sich dies bald åndern wird. - Ich kenne die Städte in Westindien zwar nur sehr unvollkommen, muß aber gestehen, daß sie außer der Gasifreyheit, welche sie dem Reisenden gewähren, sehr wenig Anspruch auf Lob oder Bewunderung machen können. Vielleicht mag das einigermaßen von der vorwaltenden Gesichtsfarbe ihrer Bewohner herkommen. Allerdings giebt es auch viel örtliche Nachtheile: doch sind sie nicht unübersteiglich, da die Franzosen, welche gemeiniglich ihren Aufenthalt auf Lebenszeit in den Colonien nahmen, sich etlicher schönen Städte rühmen konnten. Sie sollen auf den Bau und die Verzierung ihrer Häuser weit mehr Sorgfalt verwandt has

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