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des geschliffenem Stahles fehlt und anstatt der gemeinen ståhlernen sind sie zu theuer, da sie drey Guineen kosten.

Westindien.

Nach Edwards's vorzüglichem Werke über die wests indischen Eilande lassen sich nur noch einzelne Bemerkuns gen sammeln, bis etwa eine neue Ordnung der Dinge, welche diesem Inselsunde bevorzustehen scheint, alles umåndert, was Menschen zu ändern im Stande sind. Solche Bemerkungen hat der Befasser des folgenden Werkchens geliefert: a Tour through the British Westindies, in the years 1802 and 1803 giving a particular account of the Bahama Islands. By Daniel Markinnen Esq. London, White 1804. 8. Preis fünf Schill.

Der Dunstkreiß innerhalb der Wendezirkel ist einis gen Naturen überaus angenehm. Ich hörte von eis nem jungen lungensüchtigen Menschen, der nach Wests indien reiste. Während der ganzen ersten Zeit war er bettlågrig: als man sich aber dem Wendekreise nåherte, schien er gleichsam plößlich aus einem peinlichen Traume zu erwachen; er sprang mit ausschweifenden Freudenss bezeugungen auf das Verdeck und rief: es wäre ihm eine drückende Last vom Kopfe genommen. Dies ist nicht zu verwundern, denn man hat glaub' ich gefunden, daß der Luftdruck zu gewissen Jahreszeiten innerhalb des Wendekreises nur halb so stark ist, als innerhalb der Polargegend. Indessen obgleich die Veränderungen in dem Zustande des Dunstkreises nicht immer sichtbar sind, so werden sie doch sehr gefühlt und ereignen sich häufig. Nervenschwache Leute klagen dann wechselsweise über Heiterkeit und Niedergeschlagenheit.

Das erste Zeichen, welches wir von der Nähe des

Landes hatten, war der würzhafte Duft von dem festen Lande von Südamerika, oder von den dabey liegenden Inseln.

Barbados wird allezeit ein sehr wichtiger Posten in den Inseln unter dem Winde bleiben, da es der vorderste Ort nach Osten zu von allen englischostindischen Inseln ist, die in Gestalt eines Halbkreises im amerikanischen Inselsunde von Norden nach Süden liegen. Das her kann man von keiner Insel leichter nach denselben gelangen, als von dieser, welche am meisten windwärts liegt. Es werden regelmäßig jeden Monath_zwey Postschiffe aus England hierher geschickt und ihre Ankunft wird durch eine Flagge bekannt gemacht, die man auf dem Schlosse erhebt. Das erste monathliche Postschiff legt hier an, ehe es nach Jamaica segelt, von wo es durch die lukavischen Inseln zurückkehrt: das andre geht von hier nach Dominica, Antigua, Montserrat, Nevis, St. Christophe und Tortola. Man kann diese Schiffe mit Recht empfehlen, da sie die bequemste, sicherste und schnellste Gelegenheit, welche man jemals in so weits läuftigen Meeren gehabt hat, darbieten. Die Felleisen · für diejenigen caraibischen Inseln, nach welchen die Postschiffe nicht steuern, werden von kleinen Schunern oder Postbooten abgeholt, die auf ihre Ankunft warten und fie gleich nach ihrem Bestimmungsorte befördern. Bridgetown in Barbados ist auch ein Ort, wo die Sclavens schiffe von der afrikanischen Küste und nordamerikanische Fahrzeuge gewöhnlich einsprechen, um den Zustand der Mårkte in den verschiedenen Håfen leewårts zu erfahren. Daher findet man den Hafen in Carlisle Bay immer voll Thätigkeit und Handelsverkehr, sogar in den Jah reszeiten, wo die Kaufleute der Insel nicht selbst an dem Handel Theil nehmen.

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Als wir in den Hafen einliefen, bemerkte ich in eis niger Entfernung ein Schiff mit Sclaven, die eben ans kamen. Sie waren alle begierig durch die Lucken zu sehen und begrüßten den Anblick des Landes mit Tönen voll wilder Freude: ein Schauspiel für die, welche eben solche Empfindungen hatten wie fie. Ich war zugegen, als etliche von ihnen ans Land traten und die Straßen paarweise durchgingen. Es war in ihren Mienen ges wißlich nichts, das Niedergeschlagenheit oder Furcht ans gezeigt håtte. Im Gegentheil waren sie alle froh und schienen voraus zu sehen, daß ihre Lage sich bessern, wůr, de. Das Schiff, in welchem sie ankamen, war reinlich und wohl gelüftet; man begegnete ihnen mit ans scheinender Güte.

Die Stadt Bridgetown ist nicht mehr so wie Labat fie beschreibt. Da es den Englåndern wenige Nationen an Reinlichkeit gleich thun, so fiel mir dieser unangeneh me Anblick bey einem Orte auf, der in Westindien so wichtig ist. Die meistens ungepflasterten Straßen, die verfallene und krumme Aussenseite der hölzernen Häuser; die schmuzigen und unvollendeten Vordertheile der Woh nungen aus Backstein nebst dem unreinen Zimmerholze und den wankelhaften Säulengången brachten mich anfangs auf den Gedanken, daß der englische Nationalcharacter in diesem brennenden Erdgürtel entweder sehr verdorben worden oder ganz verloren gegangen sey. Aber nach einigem Nachdenken überzeugte ich mich, daß man das alles dem Einfluße von Ursachen beymessen konnte, die dem Geschmacke der englischen Niederlassungen an Reinlichkeit und Gemächlichkeit ganz und gar keinen Eina trag thun. Die beständige Hitze wird dann und wann vom Platzregen unterbrochen, worauf gleich wieder die Sonnengluth folgt: hierdurch muß alles, was der Wita

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terung beständig ausgesetzt ist, verkümmern und verderz ben. Daher das morsche und zerstörte Ansehen aller Gebäude, besonders an den Dächern und Grundlagen, die der Hitze und der Feuchtigkeit am meisten blosgestellt sind. Die starken Ausdünstungen und die vermischten Gerüche der Straßen, welche man gleich nach dem Res gen empfindet, fallen dem neuen Ankömmlinge auch nicht wenig zur Last: eine feine Nase kann als Bestandtheile Rum, Zucker und Eyrup unterscheiden, wozu sich der Duft der Früchte und Gemüse nebst dem Gestanke des Koths und der Negern mischt. Man muß auch ferner überlegen, daß die vornehmen Einwohner der westindischen Städte größtentheils ihre Wohnungen als einen einstweiligen Aufenthalt betrachten, bis sie sich die Mits tel erworben haben, in einen gemäßigteren Himmelsstrich zu ziehen; sie sind deswegen weniger geneigt ihr Geld auf Sachen zu verwenden, die ihnen keinen Vortheil bringen und die nur auf einige Zeit brauchbar bleiben. Eine dritte Ursache, welche sehr viel dazu beyträgt den westindischen Städten ein dürftiges und schmußiges Ans sehen zu geben, ist die große Anzahl der Häuser, welche farbigen Leuten und freygelaßenen Negern gehört, die nur selten Mittel besitzen etwas besseres als einen Schuppen zu bauen; diese Leute sind auch froh wenn sie Trum mer von Häusern, die sonst verlassen da stehen würden, in Besitz nehmen und einigermaßen zusammenflicken dûrfen. Was man aber auch im Ganzen von der Stadt denken mag, so sind doch die äußeren Theile derselben, ungeachtet nur Leute von der eben gemeldeten Art dort wohnen, ausnehmend schön. Die Fußsteige und Nebengaßen, in welchen ihre Hütten mit Pisangbåumen, Orangen, Jeßaminen, hier und da mit Papaya's, Kos kosnüßen und Tamarinden vermischt standen, bildeten

ein

ein Gemählde, das durch seine Neuheit bezauberte und die jugendlichen Träume der Einbildungskraft zu vers wirklichen schien.

Während meines kurzen Aufenthaltes in Barbados ließ ich mich selbst mitten in der Lageshitze versuchen, diese herrlichen Spaziergänge, welche sich nach allen Nichtungen ins Land erstreckten, zu durchstreichen. Aber der westindische Himmel ist für einen, der am Landleben Vergnügen findet, ausnehmend ungünstig. Nach der ersten Anstrengung im Gehen übermannen ihn Schwäche und Schweiß, während viele andere Ursachen hinzukom men, die seiner Neugier Hinderniße in den Weg legen. Es scheint eine sehr herrschende Meynung zu seyn, daß das einheimische Fieber seit einigen Jahren einen außer ordentlichen Grad von Bösartigkeit und Stärke erreicht hat. Es wird gegenwärtig ein so furchtbares Hinderniß für Europäer, daß man glauben sollte, sie könnten unmöglich eine Niederlassung zu Stande bringen. Ankömmlinge, die der Sonne ausgeseßt sind, die sich Bewegung machen, oder sonst den Körper ungewöhn= lich reizen, werden fast ohne Ausnahme krank. Nachtluft und Thaue sind auch eben so furchtbar als Tagess hike, so daß man sich klugerweise nur in dem Augenblicke des Auf- und Untergangs der Sonne aus dem Hause wagen darf.

Man muß sich wundern, wenn man sieht, was für Aufwand der Landbau unter diesem tropischen Himmelsstriche erfordert. Auf einer Pflanzung, die ich bes suchte, waren wenigstens sechzig Negern den ganzen Tag beschäftiget, Löcher für die Zuckerrohrpflanzen zu ma= chen. Die Löcher waren schon vorher etwa zwey Fuß in der Länge und anderthalb Fuß in der Tiefe ausgegraben wors den und gewährten in der Ferne einen sehr niedlichen und

Engl. Miscellen XVI. 1.

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