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In den mehresten Ländern bleiben die großen Måns ner der Nation und die Vorfallenheiten, welche dem Vaterlande Nußen oder Ehre bringen, nur einigen Perso= nen aus den gebildeten Stånden bekannt. Das Volk erfåhrt wenig davon. In England sorgt der Kunstfleiß bekanntlich dafür, daß selbst der gemeine Mann merkwürdige Personen und große Begebenheiten, die auf das Vaterland Einfluß hatten, nicht vergesse. Eine Menge Geråthe und selbst die gemeinen Bettvorhånge, wie in den Misc. erwähnt worden ist, stellen öfters anstatt unbedeutenden Scenen, Seesiege, persönliche Aufopferungen, menschenfreundliche Stiftungen, freudige Nationalbege= benheiten, Bildnisse verdienter Männer und mancherley andre Gegenstånde vor, welche die Vaterlandsliebe und den Gemeingeist den Kindern (die am ersten nach solchen Bildern sehen) einimpfen und sie bey den erwachsenen Pers fonen lebendig erhalten können. Man wird schon bey Bez suchen der englischen Gewölbe in den deutschen Handelsstädten und auf den Messen dies überflüßig bestätiget fins den. Unter den Männern, die ihrem Vaterlande neuer dings sehr nützlich gewesen sind, behaupten vornehmlich Sir Sidney Smith und Lord Nelson einen ausgezeichne ten Rang. Der leztere, welcher hundert und etlichen zwanzig Seetreffen in seinem Leben beygewohnt und dem Vaterlande ein Glied nach dem andern aufgeopfert hat, dennoch aber selbst einårmig und einåugig auf dem Mittelmeere den Feinden Troß bietet, ist ganz besonders der Liebling des Volks. Man wird in London wenig Galanteriegewölbe finden, wo nicht etwas an Lord Nelsons Siege erinnerte. Im jetzigen Sommer verkaufte Philips, in Porzelan - Glas - und Steinguthåndler, 135 Orfordstreet, Teller, die abermals seinem Andenken gewidmet find. In der Mitte ist ein Anker gemahlt und darunter

fteht,,Nelson." Oberhalb: glorious 1. of August und ganz unten 2. April, Baltic., welches bekanntlich die beyden Lage sind, wo er seine beyden größten Siege erfocht.

Dieser und andere ähnliche Laden verkaufen eine Art kleiner runder Bilder, womit die niedrigen Stånde sehr häufig ihre Stuben verzieren. Die Rahmen sind alle aus Spath von Derbyshire, woraus bekanntermaßen in Engs land ungemein niedliche Galanterien, Vasen und Spiels sachen gemacht werden. Die Bilder zeichnen sich ebens falls durch Beziehungen auf Nationalvorfälle aus, und find bald auf Glas bald auf Elfenbein gemahlt. Auf dem Einen waren zwey Neger in Ketten, die in rühs render Stellung zum Himmel mit den Worten fleheten: Lord undertake for us! (Herr! führe Du unsre Sache) da diesen Sommer die Abschaffung des Eclavenhandels mehr als gewöhnlich zur Sprache kam, so fand dieses Bild erstaunlichen Abgang. Preiß 4 bis 7 Schillinge, je nach der Güte des Gemähldes.

Die vornehmen Frauen tragen jezt in England grdstentheils Schuhe mit Rosen, welche wie die Pantoffeln durch nichts als ihren Schluß an den Fuß befestiget sind. Aber ein geschickter Schuster, Webb, 121. in Newbonds street macht eine neue Art von Schuhen, die, gleich des ' nen der Männer, zugebunden, und also bald fester bald Loser zusammengezogen werden können.

Wenn die Engländer, wie das Ausland ihnen vors wirft, keine sonderlichen Fortschritte in der Tonkunft machen, so ist es die Schuld des Kunstfleißes nicht. Alle englische musicalische Instrumente haben sich durch ihre Güte überall in große Achtung gesetzt, und was vollends ihr Aeußeres anbetrifft, wird man schwerlich in andern Ländern etwas eleganteres in dieser Art ausfindig machen

können. Die Guitarren, die Davidsharfen, die dolischen
Harfen, die Fortepiano's, die Hackebreter u. s. w. die
jcht so häufig in englischen Familien angetroffen werden,
empfehlen sich durch eine Arbeit, die des ersten Manufac=
turlandes würdig ist. Ein Instrument, das ebenfalls
häufiger wird, ist die Lyra. Ein ansehnlicher Musik-
laden Goulding, Pfipps und d'Almaine in Newbond-
street verfertiget sie von vorzüglicher Schönheit. Das
Holz ist violett gebeizt und stark polirt. Um den Rand
läuft eine Einfassung von Arabesken. Kopf und Fuß sind
stark vergoldet. Preiß zehn Guineen.

Auf dem festen Lande, dafern wir recht berichtet sind,
haben die Klingelschnuren, womit man in den Zimmern
der Wohlhabenden den Bedienten schellt, anstatt der
Griffe mehrentheils Quasten von Seide oder vielfarbigem
Garne. Eben dies findet man auch noch in vielen eng-
lischen Häusern; aber der Lurus begnügt sich schon lans
ger Zeit nicht mehr damit, sondern braucht dafür Griffe
aus Meßing, Elfenbein, Marmor, Spath aus Der-
byshire, und, welches die schönsten und theuersten sind,
aus geschliffenem Glase. Hierzu kommen jetzt noch Griffe
aus Porzelan, von allerley Güte und Größe bey Pears
son und Lygo, Porzelanhändlern in Newtondstreet.

Die Selbstverläugnungen, Unbequemlichkeiten, Mühs
seligkeiten und Gefahren des Seelebens sind oft so groß,
daß jeder, der nur etwas zur Erleichterung derselben beys
trågt, den wärmsten Dank verdient. Vornehmlich ist
noch viel zur Pflege des Magens, der so leicht erkrankt,
zu erfinden übrig. Eine warme Mahlzeit, Thee, Caffe,
Chocolade, frisches Brod und was man sonst mit Hülfe
des Feuers zur Nahrung bereitet, gewährt zur See, sos
bald man ein wenig an sie gewöhnt ist, doppelten Eenuß.
Aber wie kann man, wenn das Meer hoch geht, und die

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Schiffe anf das gewaltsamste hin und her geschleudert werden, Feuer auf ihnen erhalten? Bald wird es von den einbrechenden Wellen ausgelöscht, bald wirft es ein Stück an Derter, wo es gefährlich werden kann: kurz man kann bey stürmischem Wetter nur auf größeren Fahrzeugen Feuer haben. Daher hat sich Eduard Wals ker, der Wirth des Perch-Caffehauses, Rathboneplace, London, ein dauerndes Verdienst um die Seefahrer durch feine patentirte tragbare Küche erworben. Sie bes steht ganz aus gegossenem Eisen. Das Feuer, welches darin nur verhältnißmäßig wenig Brennmaterial erfors dert, wird in einem kleinen Ofen angemacht, der von allen Seiten völlig verschlossen ist. Dieses Feuer erhitzt die ganze tragbare Küche, so daß man zugleich braten, foden, schmoren, dampfen und rösten kann. Das Kos: chen geschicht oben auf den erhißten Platten auf eine reins lichere Weise, als in allen andern Vorrichtungen dieser Art. Der Erfinder speiset selbst tåglich in seinem Caffe haufe, das unter die ansehnlicheren gehört, eine beträchtlice Anzahl von Gästen, ohne sich dazu eines größeren Feuers zu bedienen, als dieses ist. Das gröste, wie das kleinste Schiff kann von dieser Erfindung Näßen ziehen, ingleichen ist sie in Lagern und Casernen, und überhaupt in allen großen Anstalten brauchbar, wo man viele Mens schen speisen muß und auf die Ersparung des Brennmas terials sehen will. Diese Patentküchen kauft man bey Angell No. 20. Charlottestreet, Fitzroysquare. Der Preiß wird von der Größe bestimmt.

Der Goldschmidt Edmonds, 14. Strand hat ein neues Assortiment silberplattirter Leuchter feil, die wenigs stens durch ihre sonderbare Form Aufsehen machen. Der Pfeiler, oder der mittlere Theil des Leuchters soll einenAnker vorstellen, indeß der Fuß und die Dille unveråns

dert geblieben find. Die Bewunderer aller neuen Sachen sehen diese Form über alle gewöhnlichen; aber es scheint nicht, als ob die Erfinder durch angemessenen Absaß bes lohnt würden. Ein Paar solcher Leuchter kostet zwey Pfund zehn Schill.

Mehrere von unsern Lesern werden auf oder in ihrem Schreibpulte eine Papierscheere haben; sie ist ein nothwendiges Bedürfniß, denn nicht überall in Deutsch land verkauft man beschnittenes Briefpapier. Die ben kannte Liebe der Engländer zur Gemächlichkeit würde dies unerhört finden. Der Papierladen muß alle Arten Pas piere, auf die man schreibt, beschnitten und vergoldet vorråthig haben, und sogar alle Formen; denn man ist fogar zu bequem, einem Quartblatt die Octavgestalt zu geben, welche bekanntlich unter dem Namen note-paper in allen englischen Papierlåden feil ist. Fållt es nun den Damen ein, ihre wichtige Morgencorrespondenz auf kleinen Sedezblättchen zu führen und sie in Fidibus gee dreht umher zu schicken, so muß der Stationer flugs ganze Ballen in solche lilliputtische Billets schneiden und sie auf dem Schnitt vergolden lassen, weil Mylady um alles in der Welt keine Papierscheere in die Hand nehmen mag. Dieser Fall ist jetzt eingetreten. Die Låden, wele che den sämmtlichen Schreibebedarf verkaufen, haben jeßt auch ganz kleines Papier mit vergoldetem, versilbertem und schwarzem Schnitte feil, weil es unter den Frauen= zimmern anfångt, für påbelhaft gehalten zu werden, mehr als ein Paar Dutzend Worte an einander zu schreiben.

Der Londner Kunstfleiß hat für den Puß der Weiber lange nichts hervorgebracht, das so schön gewesen wåre, als die Kämme des Juwelier Watson 149, Strand. Es ist schon aus vorigen Angaben bekannt, daß diese frans

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