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Es ist höchst unerklärbar, warum die Holländer den malayischen Sklaven, einer Menschenclasse von weit uns bedeutendern Naturgaben und die nicht nur immer eigens sinnig, sondern auch bey der geringsten Anreizung graufam und rachgierig ist, den Vorzug gegeben hat. Die Negern aus Mosambique und Madagascar find harmlos und damisch wenn sie ankommen, werden aber bald durch den Umgang mit ihren ålteren Landsleuten, listig und betrügerisch. Mit allen Lastern, die unfehlbar aus dem Stande der Leibeigenschaft entspringen müssen, giebt es doch kein Land, wo die Haussklaven aller Art so wohl behandelt und so sehr betrauert würden, als auf dem Vorgebürge der guten Hofnung. Ihre Kleidung, ihre Nahrung und ihre ganze Lage ist unendlich besser, als die der Bauern in irgend einem Theile von Europa *). Aber der Stand der Leibeigenschaft wirkt so nachtheilig auf das Herz, daß sie nicht vermögen, die mindeste Res gung von Dankbarkeit für gute und sanfte Behandlung zu empfinden, indeß sie unter der harten Hand eines strengen und grausamen Herrn die besten Sklaven wer den. Es ist klar, daß die Folgen allezeit dieselbe seyn müssen, wenn man den Menschen zur niedrigsten aller Stufen herabwürdiget und ihn zum Eigenthum eines andern macht.

Die Holländer sind nicht sehr klug oder vorsichtig mit ihren Haussklaven. Wenn diese hinter ihren Stüh len zum Aufwarten stehen, wechseln die Herren gegen einander ihre ungeläuterten Meinungen von Freyheit und Gleichheit ohne den mindesten Rückhalt. Doch will man behaupten, daß gerade ehe die Engländer das Cap eine nahmen und als man eben glaubte, die Franzosen würs

*) Wieder zu allgemein gesprochen. S. die obige Aumerkung.

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den ihnen zuvorkommen, die Sklaven, welche die Sänf ten der Damen tragen, ihren Frauen ohne Umstände zu fagen pflegten:,,Jeht tragen wir Sie, aber in Kurzem wird die Reihe an Sie kommen, uns zu tragen." Das Verhältniß der Sklaven zu den Weiffen beyderley Ge= schlechts und jedes Alters in Capstadt ist nicht mehr als wie zwey zu Eins; aber das Verhältniß der leibeigenen Mannspersonen zu den weissen Mannspersonen ist beynahe wie fünfe zu Eins.

Die Feldsklaven, welche den Pachtern zugehören, werden lange nicht so gut behandelt als die in der Stadt, jedoch unendlich besser, als die Hottentotten, welche in ihren Diensten stehen. Da des Pachters Nutzen bey dem ganzen Leben des Einen im Spiele ist und da er den andern nur fünf und zwanzig Jahre behalten darf, so kann man sich den Unterschied in der Behandlung leicht erklären. Der eine ist auch veräusserliches Eigenthum, ein Vortheil, welchen man immer noch nicht auf den andern hat übertragen können. Dennoch werden. die Haussklaven schlecht gekleidet und schlecht genährt; sie müssen sehr stark arbeiten und werden oft mit der grösten Schärfe bestraft, zuweilen mit dem Tode, wenn Wuth über Klugheit und Mitleiden die Herrschaft erhält.

Die Caffern in der Gegend des Caps sind zwar åusferst freundlich, wohlwollend und gastfrey, aber weder so nachgiebig noch duldsam als die Hottentotten. Sie sind mehrentheils groß und wohlgebaut, ein deutlicher Beweiß, daß Fleischkost keinesweges zum Wachsthume des Menschen nothwendig ist, oder die Stärke der Fibern in den fleischigten Theilen des Körpers vermehrt. Im Gegentheil, wenn man nach dem allgemeinen Baue und nach der Statur der holländischen Bauern urtheilt, die sich mit Fleischspeise in Fett schwimmend von früh bis

in die Nacht füllen; so möchte man die Folge ziehen, daß Fleischessen zur Stärke der Muskeln nicht nur uns nöthig, sondern sogar undienlich ist, und nichts als eine Lockerheit der Fibern, eine Stimmung des Körpers zur Trägheit und aufferordentliche Völligkeit hervorbringt: denn obgleich die holländischen Bauern über die Maaßen dick find, so besißen sie doch weder Kraft noch Gewandtheit.

Die Hauptnahrung der Caffern ist geronnene Milch, wozu sie zuweilen allerley Wurzeln, Beeren und Körner essen. Rindvich schlachten sie nur bey besondern Gelegenheiten, und andere Schlachtthiere, z. B. Schaafe, Schweine und Ziegen haben¡ sie nicht, eben so wenig als Federvich.

Hier, wie bey allen östlichen Caffern, und übers haupt wie bey jeder Nation, die sich so eben aus einem Zustande der Wildheit erhoben hat, unterziehen sich die Weiber aller der schweren Arbeit und Plackerey, die zum Unterhalte der Familie erforderlich sind. Sie brez chen nicht nur das Erdreich mit einer Art von eisernen Hacke auf und bepflanzen es dann, sondern sie bauen auch ihre Wohnungen und sammeln die dazu erforders lichen Baumaterialien. Sie erndten das Getreide, reiz nigen es von der Schaale und heben es in den Scheuern auf, welche sie so wie andre irdne und hölzerne Gefässe selbst verfertigen. Die Männer geben den Häuten die gehörige Zubereitung, und mad en daraus Schuhe und Måntel für sich und für ihre Kinder. Sie hüten auch die Rinder, melken die Kühe und jagen Antilopen und andres Wild mit einem Gewehre, das Hafsagai heißt und auch im Treffen gebraucht wird.

So lange man es für nöthig achten wird, die gros sen englischen Armeen in Indien mit europäischen Trups

pen vollzählig zu machen, würde es höchst wünschens werth seyn, eine mittlere Besitzung zu haben, um die Länge der See-Reise in zwey Hålften zu theilen, eine Besitzung, welche zu gleicher Zeit eine mittlere Temperas tur des Himmelsstrichs zwischen äusserster Hiße und Kälte gendsse, damit der Körper gewöhnt und fähig ges macht würde, die eine oder die andere in einem heftiges ren Grade zu ertragen.

Das Cap der guten Hofnung ist vorzüglich zu einem solchen Posten geschickt. Seine geographische Lage auf der Erde ist ein so gebietender Zug, daß der blosse Anblick einer Landcharte, ohne alle andre Angaben, mit einemmal dessen Wichtigkeit und Werth sowohl in die-> ser als in andern Rücksichten aufdringen, muß. Seine Entfernung von Brasilien ist eine Monatsfahrt; von den holländischen Colonien, Surinam, Demarara, Berbice und Essequibo so wie von den westindischen Inseln sechs Wochen; eben so vom rothen Meere; und zwey Monate nach den Küsten Malabar und Coromandel. Mit der östlichen und westlichen Küste von Afrika und den umliegenden Inseln steht ihm eine ununterbrochene Gemeinschaft Jahr aus Jahr ein zu Gebote. Man håtte glauben sollen, daß ein so gelegener Ort, gerade mitten zwischen England und Indien, unter einem gemåsigten und gesunden Himmelsstriche, und wo Erfrischungen jeder Art zu haben sind, der ostindischen Compagnie nicht nur durch seine Lage und örtliche UeberLegenheit, sondern auch durch die vorhandenen Mittel, einen neuen Markt zu eröfnen und ihn zum Stapelplage zu machen, unwiderstehliche Vortheile dargeboten und daß sie mit Vergnügen jeden Preiß für einen Platz von so unermeßlicher Wichtigkeit gegeben haben würde.

Kränkliche Leute aus Indien erhohlen sich sehr

schnell am Cap. Die ostindische Compagnie erlaubt ihren Untergebenen ohne Nachtheil für ihren Rang eine Reise hierher zu machen; und gemeiniglich genesen sie hier bald. Zwey Regimenter von ganz jungen Leuten, die auf ihrer Fahrt aus England sehr krank geworden waren und unter höchst bedenklichen Umständen landes ten, wurden am Cap sehr schnell gesund: aus schwas chen Ankömmlingen, die keine Muskete tragen konnten, wurden sie zwey sehr schöne Regimenter, welche man in jede Weltgegend håtte schicken können.

Für England hat das Cap mehr Werth als ein Ort, welcher seinen Handel und seine Niederlassungen in Ostindien sichert, denn als ein Ort, aus welchem man andre Völker anfeinden oder ihre Handels- Unters nehmungen unterbrechen kann. Der unbegrenzte Credit der ostindischen Compagnie, die Unermeßlichkeit ihres Capitals, die vorzüglichere Beschaffenheit der brittis schen Manufakturen und der niedrige Preiß, wofür man fie auf dem auswärtigen Markte verkaufen kann, wird ihr allezeit den vorzüglichsten Theil von dem Handel nach Indien und China zusichern und den Engländern sowohl über die andern europäischen Seemächte als auch über Amerika den Vorzug geben. Es könnte also keine andere Seemacht, als Frankreich, Eifersucht fühlen, oder billigerweise Einwendungen machen, wenn das Cap eine Niederlassung des brittischen Reiches würde: aber jeder derselben, besonders den Amerikanern, muß viel daran liegen, daß es nicht den Franzosen in die Hände fällt. Frankreich würde bemüht seyn, bey jeder kleinen Gelez genheit die zahlreichen amerikanischen Schiffe von den indischen Gewässern auszuschliessen und den wachsenden Handel der Amerikaner in Asien zu vernichten. Hinges gen würden andere Nationen die Vortheile, welche das

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