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Fleisch und Federvieh zu Markte; bauen Reiß, Pfeffer, Caffee und Zucker zum Verbrauch und zur Ausfuhr; treiben den ganzen Handel der Insel, sowohl im Inneren als an den Küsten; sind die Mäkler, Faktoren und Dolmetscher zwischen der holländischen Regierung und den Eingebohrnen; pachten und heben die Taren und Eins künfte, sowohl für die ersteren als die letzteren; kurz, fie besitzen den Alleinhandel der ganzen Insel.

Wie wenig den Bewohnern des Caps der guten Hofnung die Veredlung desselben am Herzen liegt, kann man aus folgendem abnehmen. Man nennt hier Kloof oder Kluft eine fortgesetzte Reihe von Gebürgen die gespalten find, so daß die beyden entgegengesetzten Seiten, wenn man sie wieder schlöße, an einander passen würden; und die Defnung ist mehr oder weniger steil im umgekehrten Verhältnisse zu der Größe der Spalte. Unter der holländischen Regierung war Holland's Kloof so vernach lässiget, daß man kaum mit Wagen hindurch konnte, aber seitdem die Engländer diese Colonie bekommen has ben, ist die Schlucht durchgängig ausgebessert worden. Zur Ausführung dieses nützlichen Unternehmens wurde von denen, welche den größten Vortheil davon zogen, eine kleine Beysteuer erhoben. Aber die Leute sind so wunderlich, und widersehen sich so sehr allem, was zum df= fentlichen Besten dient, daß viele von denen, die aus entfernten Gegenden kommen, lieber ihren Paß veråndern, und auf einem Umwege von zwey Tagereisen durch den Kloof Rhode Sand, der noch schlimmer ist, giengen, als daß sie einen unbedeutenden Schilling bezahlt hätten.

Und obschon die Ausbesserung manchem armen Ochs sen das Leben erhalten hat, so sah Hr. Barrow doch, als ihn sein Weg dort durchführte, zwey dieser Thiere dort liegen, welche man ganz kårglich zwischen den Fels

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sen hatte umkommen lassen. Wenn ein holländischer Bauer diese armen Geschöpfe mit seiner ungeheuren Peits sche blutig gehauen und zerfleischt hat, und er dann sein Thier völlig erschöpft sieht, so vermindert sich vielleicht feine Wuth, und er spannt es aus, anstatt, wie haus figer geschieht, sein Messer zu ziehen, oder unter dem Bauche des Ochsen ein Feuer anzuzünden. Aber aller Wahrscheinlichkeit nach, stehet das Thier niemals wies der auf. Sobald es verlassen ist, fliegen gewiß eine Menge egyptischer Gever, und die noch gefråßigeren geverartis gen Krähen herab, und reissen es in Stücken, so daß es einen höchst grausamen und langsamen Tod erdulden muß. Herr Barrow sah ein Beyspiel dieser Art, welches wirklich die Gefühle der Menschlichkeit empörte. Auf der einzigen großen und öffentlichen Landstrasse, die aus Capstadt nach Rondebosch führt, einer Straffe, welche des Tages wenigstens von tausend Menschen manchers ley Art bereißt wird, sah er einen Ochsen mit heraushäns genden Eingeweiden mitten im Wege, und zwey Meilen von der Stadt liegen. Den dritten Tag darauf kam er wieder desselben Weges: der Ochse lebte noch, und hielt den Kopf aufrecht; seine Eingeweide lagen neben ihm auf der Erde; und so möchte er vielleicht noch långer vor Hunger und Schmerz verschmachtend gelegen haben, håtte H. Barrow nicht den obersten Polizeybeamten ers sucht, das Thier von der Marter zu befreyen. Die df= teren Beyspiele von Grausamkeit gegen Thiere und Menschen, welche die Einwohner der Colonie sehen, müssen unfehlbar Hartherzigkeit hervorbringen, und die Gefühle der Zärtlichkeit und des Wohlwollens ersticken. Wirks lich wird die Strenge der Gerechtigkeit selten durch den Balsam des Erbarmens gesänftiget. Alle zum Tode vèra urtheilte Verbrecher werden nachher in Ketten nahe an Engl. Miscellen. XV. 2.

die Landstrasse gehenkt, wo sie den Krähen und Geyern zur Speise werden: und wenn unter der alten Regierung ein Sclave sich den Mord eines Colonisten hatte zu Schulden kommen lassen, begnügte man sich nicht, ihm alle Folter anzuthun, die eine teuflische Erfindsamkeit ersins nen konnte, so lange der Verbrecher nur das geringste Zeichen von Leben blicken ließ; sondern der unversöhn= liche Groll ließ ihm auch ein Glied nach dem andern abreissen, und die verschiedenen Theile auf Säulen hången, welche absichtlich in den öffentlichen Pläßen der Heerstrassen errichtet waren. Noch jezt erblickt man viele solche Säulen, die jammervoll beurkunden, was rach= süchtige Bosheit erfinden konnte, ohne von åhnlichen Verbrechen abzuschrecken.

Es ist nicht leicht, von dem Zustande der Bauern auf dem Vorgebürge der guten Hofnung, man mag sie auch beschreiben wie man will, einen angemessenen Bes griff zu geben; denn er ist von der Lage derselben Classe in Europa, und in jedem andern Theile der Welt unaussprechlich verschieden. Die Landleute in den sogenann= ten hinteren Niederlassungen von Nordamerika sind durch harte Arbeit im Stande, mehr Lebensmittel zu erzielen, als sie selbst nöthig haben, vornehmlich aber mehr Ges treide; denn an Schlachtvich haben sie keinen Ueberfluß. Die europäischen Bauern arbeiten sechs Tage in der Woche, und der größere Theil von ihnen kann kaum für fich und seine Familie einen kårglichen Unterhalt erwers ben). Aber ein Capbauer kennt weder die nagende *) Barrow dachte hier vermuthlich an die Cottagers und Labourers in England, welche besonders seit Zusammenzie: hung der vielen kleinen Pachtgütchen in große Meyereyen elendiglich daran sind. Aber die Engländer wissen nicht, daß in Deutschland, auf welches sie oft so verächtlich

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Pein eines leeren Magens, noch hört er seine Kinder um einen Bissen Brod`schreven. Fleisch, sollte man sagen, denn Brod bekommen sie sehr selten zu essen. Wenn ein Reisender in ihre elenden Hütten eintritt, darf er nie bez forgen, daß er die Bewohner vom Mangel gedrückt ans treffen werde. Er findet meistens gesalzenes Rindfleisch oder Wildpret in dem Rauchfange hången, und höchst vermuthlich sieht er auch einen ganzen oder halben abs geschlachteten Hammel von der Decke herabhången. Ein Capbauer arbeitet niemals. Für ihn ist jeder Tag, Jahr aus Jahr ein, ein Feyertag. Eeine größte An= strengung, die ihm noch überdies eben so viel Vergnůs gen als Vortheil bringt, besteht darin, daß er jagt. Auch darf man die Bewegung, welche er sich bey solchen Gelegenheiten macht, nicht nach der Thätigkeit, Beharrs lichkeit oder Strapaze messen, denen sich ein europäischer Jagdliebhaber zuweilen unterziehen muß. Ein hollåns discher Capbauer jagt niemals zu Fuße, sondern feuert meistens vom Sattel. Er hält es sogar für zu ermůs dend, daß er seine Flinte tragen soll, und hat sich daher einen Hottentottenjungen abgerichtet, der ihm als Waffenträger nachreiten, oder nachlaufen muß, ein Amt, welches in diesen Gegenden schwerlich zu Ehre oder Vors theil führen kann.

Hr. Barrow hat schon in dem ersten Theile seiner Reise von der unmenschlichen Art gesprochen, womit die herabblicken, viele Tausende von Bauern wohnen, die, gegen die englischen Cottagers gehalten, Fürsten sind. Die Bauern in Oberöstreich, im Gothaischen, im Altenburgis schen, im Meißnischen, und in mehreren Gegenden, trins Ten ihren Wein, und geben ihren Töchtern neugekauftes Silberzeug als einen Theil der Aussteuer mit. Und was für wohlhabende Bauern giebt es nicht in Meklenburg, Pommern ic. 2c.!

Hottentotten von den holländischen Capbauern behandelt werden. Er bringt in diesem noch mehrere Erempel bey: unter andern folgendes. Er sah einen hübschen Hottentottenknaben, etwan acht Jahr acht, in dem Winkel eines Bauernhauses sitzen. Ein Paar eiserne Ringe, zehn bis zwölf Pfund schwer, waren ihm um die Beine geschmiedet, und so lange in einer und derselben Lage geblieben, daß sie in das Bein versunken zu seyn schienen, indem der Muskel sowohl über als unter den Ringen geschwollen war. Die Last hatte den armen Juns gen so starr gemacht und unterdrückt, daß er nur noch auf der Erde hinkroch, da er nicht mehr bequem gehen konnte. Auf Erkundigung zeigte es sich, daß ihm die Ringe schon mehr als zehn Monate um die Beine geschmies det waren. Was sollte man bey einem Vorfalle von so ausgelassener und vorsetzlicher Grausamkeit thun? Das Herz wollte zerspringen über den Anblick eines unschuldigen Knaben, der auf eine so grausame Art für immer vers stümmelt war; und wie konnte man zu gleicher Zeit den kaltblütigen Wüthrich ohne ein Gefühl von Entseßen, mit Erbitterung vermischt, ansehen, ein Gefühl, wels ches zu sagen schien, daß der Sache der Menschheit das mit gedient seyn würde, wenn man die Welt von eis nem solchen Ungeheuer befreyete. Der Kerl suchte allers len Ausflüchte, als der entrüstete General Dundas ihm Fragen darüber vorlegte. Er konnte nichts wider den Knaben vorbringen, als daß er allezeit ein nichtswürz diger Junge gewesen wåre; er håtte ihm so viele Schaafe verloren, er hätte geschlafen, wenn er das Vieh hüten follen, und was dergleichen nichtige Beschuldigungen mehr waren, die am Ende, wenn es mit ihnen seine Richtigkeit hatte, dahinaus liefen, daß sein Nutzen von dem Knaben vernachlässiget worden war.

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