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bisher nie anders verziert, als mit erhabenen Figuren aus derselben Waare: und man kann, neben dem Pors zellane, nicht leicht schöneres Theegeschirr aufweisen als dieses. Aber der grosse Haufen ist selten mit einfacher Niedlichkeit zufrieden und zieht gemeiniglich das überladene vor. Vermuthlich hat man ihm zu gefallen jest angefangen, diese schwarzen Theekannen mit Silber zu bemalen. Fürerst geschieht es noch ziemlich bescheiden und erträglich. Geht es aber, wie meistens der Fall ist, weiter damit; so wird diese schöne Kupferwaare völlig dadurch verunstaltet.

Silberzeug und plattirte Waare wird, wie man weiß, in den englischen Familien sehr häufig gebraucht; es ist einer der kostbarsten Zweige des englischen Lurus: aber um diese Geråthe in beständiger Politur zu halten, erfordert es nicht wenige Mühe und einige Kenntniß. Der oberste Bediente, welcher das Silberzeug unter sich hat, muß darauf sehen, und der Kunstfleiß hat zu dies fem Endzecke schon mehrere Pulver erfunden, von denen zu seiner Zeit eins angeführt worden ist. Es hat sich aber ausgewiesen, daß nichts so gut zum Poliren des Silberzeuges ist, als Leder, welches einer gewissen Zubereitung unterworfen wird. Die Lederhändler bereiten und verkaufen es nun in Menge unter dem Namen : leather for cleaning plate.

Daß die Kürschner durch ihre Waare diejenigen, welche es nöthig haben, warm halten und so für die Gesundheit des schwächern Publikums sorgen, weiß jes der: aber man hat wohl noch nicht gehört, daß diese ehrlichen Handwerker ein heilendes Specificum mitten uns ter ihren Müffen, Mänteln, Müßen und Palatinen anbdten. Und doch ist dies der Fall mit einem deutschen Kürschner Binter in Oxfordstreet, der seine zube

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reiteten Hasenfelle als ein vorzügliches Mittel für Engbrüstigkeit empfiehlt, wenn man sie auf bloßem Leibe trågt. Damit man aber nicht glauben möge, er wolle die Zahl der in England so zahlreichen und blühenden Quacksalber vermehren, sett er anspruchslos hinzu: recommended by the faculty, von den Aerzten ems pfohlen.

Bey den unentbehrlichen Bequemlichkeiten des tågs lichen Lebens hat man die Anhänglichkeit an demjenigen Alten, das die Mehrheit der Verständigen für verwerfa lich erklårt, mehrentheils aus dem mächtigen Einfluße des Eigennutzes herzuleiten. Wie würde man z. B. einsehen können, warum die unverzeihlichen Verbesserun gen des großen Rumford an den Caminen so lange Zeit nur von der kleinsten Anzahl des brittischen Publikums benutzt wurden? Rauchende Camine und ein starker Kohlenverbrauch ohne angemessene Wärme sind eine so häufige Klage in den brittischen Reichen, daß man håtte glauben sollen, Rumfords Camine, welche treflich zie= hen, wenig Kohlen erfordern und die Gemächer am bes ften erwärmen, würden gleich wenigstens in alle neuen Häuser Eingang gefunden haben. Aber die Fabricanten waren einmal auf die gewöhnlichen Feuerroste eingerich= tet und es kostete ihnen wenig Mühe, die kleineren des Grafen Rumford in den Augen des Publikums herabzuwürdigen. Nur die Vornehmeren und Verständigeren glaubten ihren Augen mehr als den neidischen Vorspie= gelungen der Fabricanten und Eisenhåndler. Das Bey= spiel wirkte allmählig auf die niederen Claffen und erst jezt scheint es, als ob die Rumfordischen Caminroste recht in Aufnahme kämen. Man sah sie im vergange. nen Winter unter mannigfaltigen Formen und Verzierun= gen fast in allen großen Eisengewölben der Hauptstadt,

wo fie stark gekauft wurden. Da sie zu beyden Seiten und hinten mit weissem Sandstein ausgeseßt und niedris ger als alle andere Feuerroste sind, so zeichnen sie sich sehr aus.

Die Stühle, Sessel, Sofa's, Leuchterstände und Feuerschirme in den Prachtsålen der Reichen sind noch immer weiß mit Cold; aber die neuesten haben eine stärkere Vergoldung und die Geräthe sind größer und bes quemer, als bisher. Nichts kann über die Pracht ders selben gehen, wenn ein reiches Licht aus den Cronleuchtern auf sie herabfällt; aber kein Lurus kann auch kostspie liger seyn, denn der geringste Fleck zeigt sich auf ihnen und die Londner Atmosphäre, welche immer mit Steinkohlendampf geschwängert ist, wird ihnen in kurzem höchst nachtheilig, wenn man sie nicht immer, so lange sie ausser Gebrauch sind, mit tiefen Kappen überhångt. Da sich die englischen Frauen jetzt fast durchgängig weiß tragen, so harmonirt diese Geråthschaft sehr gut mit ihrem Anzuge.

Die grösten Mißgönner der Britten gestehen ihnen eine durchgängige Nettigkeit in ihren Häusern und Ges råthen zu, die in allen andern Ländern nur bey den bemitteltern Stånden gefunden wird. Der englische Kun fleiß ist darauf bedacht, daß selbst der niedrigste Bewohner des Landes an dem Vergnügen Theil neh= men kann, welches schöne Formen, kunstreiche Veredlungen der rohen Stoffe, und geschickte Combinationen derselben ohne Zweifel gewähren. Der Theetisch der ars men englischen Nåhterinn, so unbedeutend er im Lande selbst seyn mag, ist weit niedlicher und angenehmer für das Ange, als der ungleich reichlicher besetzte Caffeetisch der Wienerinn aus demselben Stande. Diese Bemer kung drångt sich dem Fremden bey hundert Dingen auf,

die zum Gebrauch des Volks verfertiget werden. Man kann hierzu eine neue Theekanne rechnen, die in den Töpferengewölben unter den neuen Produkten der Frühs lingsversendungen erscheint. Sie ist aus gemeiner Töpferwaare und gut gebrannt; die Glasur ist ein tiefes Caffeebraun und vorzüglich. Der Deckelknopf und ein Rand rings um den Bauch sind vergoldet. Der geringe Preiß steht mit der gefälligen Aussenseite in keinem Vers håltnisse.

Es ist nicht zu läugnen, daß die Kälte und Feuch tigkeit der meisten Kirchen im Winter, schwache, alte und kränkliche Leute oft vom Besuche der öffentlichen Gottesverehrungen abhält: und wie vielen verbietet es nicht gar der Arzt! Selbst von den Jungen und Gesunden, die mit dem besten Willen, sich zu erbauen, im kalten Winter die Kirchen besuchen, würden gewiß zwen Drittel wegen der Unbehaglichkeit der Witterung zu Hause bleiben, wenn sie nicht die öffentliche Stimme oder den Einfluß des Beyspiels fürchteten. In England hat man schon seit geraumer Zeit eingesehen, daß die Ers wärmung der Kirchen im Winter den öffentlichen Ans dachtsübungen eine Menge Menschen gewinnen würde, die größtentheils aus Besorgniß für ihre Gesundheit in denselben fehlen: und obwohl nur erst eine sehr kleine Anzahl mit Defen versehen ist; so wird es wohl nicht lange dauern, bis man sie überall sieht, wo die Umstånde es erlauben. Wenigstens merkt man bereits, daß die grossen Eisengewölbe der Hauptstadt darauf speculirt haben. In ihren Niederlagen findet man jetzt ganze Reihen gegossener eiserner Defen, die zur Erwårmung der Kiren und anderer dffentlichen sehr grossen Gebäude bestimmt sind. Eins der grösten Häuser für solche Waaren ist Oldham, Oldham & Comp. in Holborn,

Diese Defen kosten siebzig, achtzig bis hundert Guineen. Man muß sich aber darunter immer englische Caminöfen denken, deren Einrichtung und Unterschied von den deutschen Oefen bekannt ist. Man hat dabey weder auf schönes Ansehen noch Ersparung des Feuermaterials Bes dacht genommen: ersteres erwartet man an diesem Artikel nicht und die unerschöpflichen Steinkohlengruben machen das letztere unnöthig. Man trift in diesen Ges wölbern auch schöne Winddfen für Schiffe an, die aber, auffer ihren angenehmen Formen, nichts neues darbieten.

Die neuesten Koffer werden mit Juchten überzogen, dem man seine rothe Farbe läßt, wie er aus Rußland eingeführt wird. Der Beschlag ist aus Messing und sticht gefällig gegen dem Ueberzug ab. Ausserdem, daß viele Engländer den Geruch des Juchten, z. B. an den Einbänden der Bücher, gern haben, hält man auch das für, daß er den Motten widrig sey, welche daher von folchen Koffern abgehalten werden.

Die neuesten Lampen für die Hausfluren in den Häusern der Reichen sind aus Alabaster und ungemein groß und kunstreich gearbeitet. Das Stück kostet 20 Guineen bey Blore, Statuary, 78, Piccadilly. Sie sind prächtig und werden jcht für ein nothwendiges Decoras tionsbedürfniß der vornehmen Häuser gehalten. Uebers haupt erfordert der neueste englische Lurus mehrere Sachen aus Alabaster, die sehr ins Geld laufen. Die. theuersten sind die herrlichen Eamingesimse, wofür man geschickten Bildhauern oft unglaubliche Summen bezahlt. Sodann werden grosse Prachtvasen, Stußuhren, Potpouris, Leuchter u. dgl. häufig aus Alabaster gemacht.

Schon lange hat man Theemaschinen aus Messing gemacht, besonders für Schottland, wo die Leute mins der wohlhabend und daher råthlicher sind. Die gewöhn

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