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schen von dem grösten Werthe sind; so können doch bes fondre Umstände eine solche Seltenheit ganz gewöhnlicher Dinge und eine solche Nachfrage nach ihnen herbeyführen, daß fie eine Zeit lang selbst diese Metalle im Werthe übertreffen. So kann, wie Locke gut bemerkt, Silber auf einem Kriegsschiffe dem Schießpulver nicht am Werthe gleich seyn, und eine Hungersnoth kann allers dings die Wirkung haben, daß Gold nicht soviel gilt, als Kleye von gleichem Gewicht.

Der Werth einer jeden Sache hångt so gänzlich von dem Verhältnisse zwischen der Nachfrage nach ihr und der Menge derselben ab, daß keine neue Eigenschaft, wenn sie auch sonst der Waare noch so viel Vortreflich keit mittheilte, den Werth derselben wesentlich ändern könnte, vorausgesezt, sie wirkte weder auf die Nachfra- • ge nach ihr, noch auf die Menge derselben. Man neh me an, dem Getreyde könnte die wichtige Eigenschaft mitgetheilt werden, daß ein Korn, wenn man es einem Kinde an dem Lage seiner Geburt gåbe, ihm dadurch ein ganzes Jahrhundert hindurch die festeste Gesundheit zus ficherte: gewiß nichts würde dem allgemeinen Geschmacke der Menschen angenehmer seyn; aber da es keine Aende rung in der Menge des Getreydes und auch nicht in der Nachfrage hervorbringen würde, weil man dann nur wenig brauchte, so würden wir gewiß in seinem Werthe keine Aenderung wahrnehmen können.

Die Beschaffenheit der Dinge hat so wenig mit ihrem Werthe zu thun, daß eine Waare sehr oft alle Eis genschaften, welche sie begehrungswerth machen, in der höchsten Vollkommenheit besitzt und dennoch im niedrig= sten Werthe steht, da hingegen ihr Werth oft am höchs sten ist, wenn sie dieselben in einem sehr geringen Grade besiht. Mit dem Getreyde ist dies fast immer der Fall.

In fruchtbaren Jahren ist es von guter und in unfruchte baren von schlechter Beschaffenheit: weil aber ein fruchtbares Jahr insgemein mehr und ein schlechtes weniger hervorbringt, so richtet sich der Werth des Getreydes mit gänzlicher Verachtung der Beschaffenheit jedesmal nach dem hier angeführten Grundsaße, und die Größe der Quantität vermindert dessen Werth, ungeachtet der bef= fern Beschaffenheit, indeß die Verminderung seiner Quan= titåt, obschon die Beschaffenheit sehr schlecht ist, den Werth auf dem Markte vermehrt. —

Die hier angeführten Meynungen über das Wesen und die Ursachen der Veränderung des Werthes sind keineswegs neu. Indessen scheint man sie nicht so deutlich eingesehen zu haben, daß sie die Vorstellung vertilgt håtz ten, als ob es etwas gåbe, welches wahren und festen. Werth besitzt, der es zum Werthmaaße eignet. Diesem Steine der Weisen haben viele nachgejagt, und nicht we= nige eben so scharfsinnige als gelehrte Månner, haben sich eingebildet, daß sie in der Arbeit das entdeckt håtz ten, was ein wahres Werthmaas ausmacht, z. B. Petty, Smith, Harris und der Baron von Herßberg.

"Was für Wirkungen die Verminde rung der Menge einer Waare auf den Werth dieser Waare habe." (S. 59-) Beym ersten Anblicke denkt man natürlicherweise, daß, wenn die Glieder einer Gesellschaft einen Theil ih= res Vermögens zum Ankaufe einer bestimmten Waare angewendet hätten, und eine plößliche Theurung den gewöhnlichen Vorrath auf die Hälfte desselben herabbråchte, aber dieselbe Quantitåt andrer Güter, welche vorher zum Ankaufe des Ganzen hinreichte, für die Anschaffung der Hälfte übrig bliebe, der Werth einer jeden gegebenen Quantität der Waare verdoppelt seyn würde.

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Wenn, zum Beyspiel, eine. Gesellschaft ordentlichers weise tausend Pfund Zucker verbrauchte, und funfzig Pfund Sterling den Werth der Waaren vorstellten, wos mit die Glieder der Gesellschaft den Zucker eintauschten, so würde das Pfund Zucker dann einen Schilling kosten, weil ein Pfund der tausendste Theil von Eintausend Pfund ist, und ein Schilling ein Tausendtheil von fünfzig Pfund. Wenn aber der Vorrath des Zuckers bis auf fünfhundert Pfund vermindert wåre, so würde dann ein Pfund Zucker den fünfhundertsten Theil des ganzen Vorrathes ausmachen, und es wäre daher ganz natůrs lich, wenn man schlöße, daß ein Pfund Zucker zwey Schillinge kosten würde, weil diese Summe der fünfhundertste Theil von funfzig Pfund ist. Dennoch würde es sich ergeben, daß diese Schlußfolge ganz falsch ist. Deny die Veränderung des Werthes, welche aus der Verminderung der Quantitåt einer Waare entspringt, beruhet auf einem ganz andern Grundsatze.

Lausend Pfund Zucker war die Quantität, welche die Gesellschaft begehrte, als das Pfund einen Schilling kostete, und die Quantitåt, an deren Genuß sie sich ges wöhnt hatte. Um einen Begriff von der wahren Wire kung zu geben, welche sichtbar wird, wenn sich der Vorrath des Zuckers plötzlich bis auf fünfhundert Pfund vermindert, so wollen wir annehmen, diese Gesellschaft bestehe aus hundert Familien, deren jede gewohnt war, zehn Pfund Zucker zu verzehren, als der Vorrath taus send Pfund betrug: um diese anschaffen und bezahlen zu können, opferte jede Familie in der Anordnung ihrer Ausgaben von den Waaren, welche sie besaß, gewöhnlicherweise den Werth von zehn Schillingen auf; folglich betrug der Gesammtwerth der Waaren, welchen die huns dert Familien auf den Ankauf des Zuckers verwandten, hundert Pfund Sterling.

Da, nach der gemachten Voraussetzung, jede Fas milie gewohnt war, zehn Pfund Zucker zu verzehren, so musten sie natürlich allerseits wünschen, auch in der Folge eine Quantität zu verzehren, die derjenigen, an welche sie sich gewöhnt hatten, so nahe als möglich kam. Indessen da der Geschmack der Menschen verschieden ist, so dürften einige geneigt seyn, weit mehr von ihren übris gen Genüßen Preiß zu geben, als andre, wiewohl sie vermuthlich alle bereit sind, sich zu diesem Ende eines Theils derselben zu berauben, indem es höchst unwahrs scheinlich ist, daß Zucker oder ein jeder andrer Artikel, dessen Quantitåt jähling vermindert wird, unter allen den zahlreichen Gegenständen ihres Begehrens der einzige seyn sollte, dessen Verbrauch eine oder mehrere dieser Fas milien am liebsten unterlassen oder abkürzen möchten.

Demnach kann der Wunsch nach Zucker, welchen ents weder der Geschmack oder die Augewöhnung erzeugt has ben mag, etliche von diesen Familien bewegen, sich lieber einen Theil ihrer andern Genüsse zu versagen, und das durch den Werth von zwanzig Schillingen zu erûbrigen, als sich an ihrem Zucker etwas abzubrechen. Andre môgen ein so großes Verlangen darnach haben, daß sie, üm dreyßig Schillinge zu erschwingen, sich lieber andre Genüsse abgewöhnen, als die bisher gewohnte oder eine ihr ziemlich nahe kommende Quantitåt Zucker nicht ge= nieffen wollen. Und da man für die Wirkungen des Geschmacks und der Gewohnheit nicht haften kann, To dürften sich in der Gesellschaft vielleicht einige finden, die gern für vierzig Schillinge andre Genüsse aufgeben wollen, um nur soviel als möglich von der Quantitåt Zuks ker, an welche sie gewöhnt sind, beyzubehalten.

Die Mitbewerbung, welche auf diese Art entstehen würde, könnte offenbar den Preiß des Zuckers viel höa

her hinauf treiben, als wir beym ersten Anblicke aus der Verminderung der Quantitåt desselben schließen dürfe ten. Ja, es müßte so kommen, wenn nicht etliche Zuk kerverzehrer den Genuß der andern Dinge, an welche sie sich gewöhnt hatten, vorzögen, und deshalb geneigt seyn möchten, in diesem Punkte haushåltisch zu seyn, oder den Gebrauch desselben in ihrer Familie vielleicht ganz und gar abzuschaffen. Gesetzt, dieser Fall tråte ein, so würden die fünf hundert Pfund Zucker, welche wegen der angenommenen Verminderung der Quantitåt den ganz zen Vorrath des Marktes ausmachen würden, zuleht von den übrigen Zuckerverzehrern nach Maasgabe der Sum men, die jeder darauf wenden wollte, gekauft werden. Man nehme aber an, die Nachfrage, welche durch die Aufopferungen erzeugt wird, wozu sich alle verstehen wollten, wåre von der Art, daß man nun dreyßig Schils linge für soviel Zucker bezahlen müßte, als vormals zehn Schillinge kostete, so würden hundertmal dreyßig Schillinge, welche 150 Pf. St. ausmachen, nebst den obigen fünfzig Pfund, also überhaupt 200 Pf. St., den Werth der Waaren vorstellen, welche zum Ankaufe des Zuckers aufgeopfert wurden; und das Pfund Zucker wůra de natürlich acht Pfund kosten, weil ein Pfund Zucker der fünfhundertste Theil von fünfhundert Pfund ist, und weil acht Schillinge der fünfhundertste Theil von zweys hundert Pfund sind.

Diese Auseinandersetzung der angenommenen Vers mehrung des Werthes, welchen die Wegnahme einer Hålfte des Zuckervorraths verursachen könnte, will sich zwar nicht anmaßen, einen genauen Begriff von der wirklichen Höhe zu geben, zu welcher der Werth der Waare hin. aufgetrieben werden würde, kann aber doch der Einbils dungskraft zur Führerin dienen, sich von der Art, wie Engl. Miscellen XV. 3.

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