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tåglich kaufen. Für solche übersättigte Menschen muß der vaterländische Kunstfleiß auf andre feine Hölzer denken, die feltner und theurer sind.

Wirklich ist längst bekannt, daß man auch das außerordentlich theure Atlasholz, über dessen Pracht vielleicht kein andres geht, zu Prachtgeråthen verarbeis tet, ein Lurus, den nur die Reichsten unter den Reichen bezahlen mögen. Ganz neuerlich ist auch das Rosenholz wieder hervorgesucht worden. Man weiß, daß dieses köstliche Holz *) schon seit langer Zeit von dem Kunsttischler gebraucht wird: gemeiniglich nimmt man es zur eingelegten Arbeit. Es gehört zu den kostbarsten Höls zern und wird nur in kleinen schmalen Stücken einges führt. Große Geråthe hat man vielleicht niemals dars aus gemacht.

Um so mehr Aufmerksamkeit erregte ein Tisch aus Rosenholz, den Kidds, ein angesehener Mobilienmacher in Newbondstreet, gegen das Ende des Aprils ausges stellt hatte. Der Tisch war etwa vier Fuß lang und zwey Fuß breit, also von ziemlicher Größe. Die Stükken waren so genau in einander gefügt, daß man glau ben konnte, der Tisch wäre aus dem Ganzen gemacht. Unabhängig von dem schönen Geruche hat dieses Holz eine angenehme dunkelbraune Farbe, große vieladrige Masern wie türkisches Papier, und ist einer spiegelblans ken Glattung fähig. Sowohl um die Schönheit des Holzes zu heben, als die vielen Stücken, woraus der Tisch zusammengesetzt war, fester zusammenzuhalten,

*) Die Geräthschafter in London sagen, es komme aus Ostins dien, weil sie es von den Ostindienfahrern erhalten: aber die Botaniker in London versichern, daß es in China wachse, obschon noch Niemand eine genaue Beschreibung dayon ges liefert habe.

lief, ungefähr einen Zoll breit von der Kante, ein eins gelegter Streif Meßing rings um den Tisch. Uebrigens war es ein Pfeilertisch, wie die meisien, welche man jest macht. Nehmlich das Tischblatt stüßt sich in der Mitte auf einen Pfeiler, oder ein sehr starkes Bein, welches auf vier gebogenen Füssen mit ståmmigen mess singenen Rollen ruht. Der Pfeiler hat oben eine viereckte Platte, auf welche eine åhnliche am Tischblatte paßt. Wenn man den Tisch nicht braucht, so ist das Blatt aufgeschlagen, und bekommt eine vertikale Richtung. Hat es aber seine natürliche Lage, so befestiget man es an den Pfeiler, vermittelst starker messingener Klammern. Man stellt diese Tische in die Winkel der Eßsåle und Unterredungszimmer. Ihre Form ist ents weder eyrund, oder ein långliches Viereck, dessen Ecken abgerumpft sind. Preis zwanzig Guineen.

Wenn aber ein Paar überreiche Menschen des Lans des die feltneren Hölzer vorziehen, so wird man deswe gen nicht glauben, das Mahagoni habe von seinem bisherigen Ansehen verloren. Das kann schwerlich eher geschehen, als bis man ein andres Holz ausfindig macht, das alle Vorzüge desselben besitzt, und in gleicher Menge, und auf einem eben so kurzen Seewege nach Europa gebracht werden kann. Die Einfuhr des Mas hagoni in die englischen Häfen ist jetzt so ungeheuer *), daß ein schlecht unterrichteter Ausländer leicht auf den Gedanken kommen könnte, es müsse hier wachsen. Vor zwen Jahren ließ der Herzog von Northumberland das Innere eines neuen oder ausgebefferten Schlosses ganz mit Mahagoni ausbauen: nehmlich alle Thüren, Fens sterrahmen, Dielen, Treppen, Schwellen u. s. w. wurs den von Mahagoni gemacht. Das Holzwerk in einem *) Voriges Jahr wurden 40,479 Pf. Sterl. Zoll dafür bezahlt,

großen Schloffe beträgt nicht wenig; und da man gewiß nur das beste Mahagoni, also die mittelsten Bohlen, dazu nahm, so läßt sich denken, wie viel Blökke man hierzu nöthig hatte. Wenn dieser Lurus Nachahmer finden sollte, wie würde sich nicht erst dann der Verbrauch des Mahagoni mehren! Die Londner Mds. blirer können jetzt schon zuweilen nicht so viel gute Bohs len bekommen, als sie zu den feinen Geråthen brauchen, die man bey ihnen bestellt, nicht nur weil sich die Nachfrage aus dem Reiche und den Colonien so schnell vers mehrt, sondern auch, weil man gegenwärtig die Tische aller Art, die Schränke, Pulte, Waschbeckengestelle u. d. gl. so außerordentlich groß macht. Ein Schreibpult. nach der neuesten Mode würde ihrer zwey geben, wie sie sonst gemacht wurden.

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Der eben erwähnte Kidds hatte im April ein solches Schreibpult verfertiget, welches man sehr schön fand. Alle Schubladen fallen jetzt unten weg; die vers ånderliche Mode sagt, sie hätten zu sehr das Ansehen von Geschäften, und schickten sich mehr in eine Expedition, als in die Studierstube des Gentleman, des Mannes von Vermögen, der sich nicht eher ans Pult seßt, als bis es ihm gut dünkt. Weil aber doch für allerley Papiere Raum seyn will, so hat man oben über dem Pulte ein Behältniß angebracht, dessen man sich bedienen kann, ohne aufzustehen. Es besteht in der Mitte aus einem Fache, das man verschlieffen kann. Zu beyden Seiten find die Räume mit den bekannten Schiebeschirmen vers macht, die, wenn man sie zurückstößt, gar nicht ges sehen werden: sie sind mit grünem Lafft drappirt, welches einen angenehmen Effekt macht. Der Deckel des Pults ist ein Zirkelschnitt, und auch zum Zurückschieben gemacht, so, daß er nicht bemerkt wird, während man schreibt. Die inwendige Einrichtung und Vertheilung

der Fächer ist die bekannte: man findet da für eine Menge Bedürfnisse gesorgt, die nur in den reicheren Ständen einheimisch sind. Es steht auf starken messingnen Rollen. Dieses Pult hat wegen seiner Größe, seiner ganz ungewöhnlichen Einrichtung, und schönen Arbeit viel Auffallendes. Kidd war im April noch nicht über den Preiß, welchen er dafür fordern sollte, mit sich einig, meynte aber, daß es schwerlich unter fünfzig Guineen verkauft werden könnte.

Der Feldzug, welchen die Engländer unter Abers crombie in Egypten machten, wird in der Geschichte unses rer Zeit immer zu den merkwürdigsten gerechnet werden: aber für wen kann er es mehr seyn, als für die, welche ihm beywohnten? Selbst dem geringsten Soldaten wird noch als Greise die Brust schwellen, wenn er den Enkeln von seinen Beschwerlichkeiten in dieser fernen Erds gegend erzählt. Man hat daher den Officieren und Ges meinen, die in Egypten gewesen sind, Ehrenzeichen ges geben, welche den Kriegern und ihren Nachkommen auf lange Jahre zum Andenken dienen sollen. Sie bestehen aus einer Sphinx, unter welcher Egypten geschrieben steht. Man sieht diese Zeichen jest bey Grant et Fis her in Cockspurstreet, und der Kunstfleiß hat sich bes mühet, bey dieser Gelegenheit sein Bestes zu thun. Die Zeichen für die Officiere sind aus edlen Metallen, die der Gemeinen aus stark vergoldetem Messing: die legs teren kosten nur fünf Schillinge.

Vor zwey Jahren bildete sich in London ein Liebs habertheater von Leuten aus den höchsten Ständen; aber der Neid der beyden großen Theater in Conventgarden und Drurylane ließ es nicht aufkommen, und gab ihm die gehäßigsten und lächerlichsten Namen. Es sollte nach jeder Vorstellung Ball und Piquenique seyn, Dieses

lehtere Wort war, so wie die Sache, welche es bezeich net, dem gemeinen Mann gleich fremd und lächerlich. Daher benutzten es die Feinde des Privattheaters, stells ten sich, als ob sie nie davon gehört hätten, und gaben, unter dem Vorwande eines Versuchs, dessen Sinn zu entziffern, die boshaftesten Erklärungen von piquenique ́zum Nachtheile der Liebhabergeschaft. Wer englisch vers steht, wird dies sehr begreiflich finden. Gewiß so uns wahrscheinlich es klingen mag, hat der Spißnahme picnick, mehr als alle andre Minen, die man springen ließ, diese an sich völlig harmlose Gesellschaft aus dem Felde geschlagen. Das Wort spielt auch jetzt noch seine Rolle, und wird einer Menge ganz ungleichartiger Dinge beygelegt, weil der gemeine Mann hier, wie überall, Sachen, die einen ihm unverständlichen Nahmen führen, vorzugsweise zu kaufen pflegt. So hat man gewisse seidene Handschuhe aus feinem Filch, die wir bey ihrer erz sten Erscheinung unter den neuen Artikeln des Kunstfleisses angeführt haben, picnics genannt, um ihnen einen schnelleren Abgang zu verschaffen. Man muß ges stehen, daß sie zu den besten Waaren der Galanterielå den gehören; aber nimmermehr würde man sie so stark tragen, wenn ein feiner Ladehåndler nicht darauf ges fallen wäre, ihnen diesen Nahmen zu geben.

Weil im Winter die Shawls vor den Palatinen und mannigfaltigen Velzen nicht aufkommen konnten, so sah man die neuen in London nicht cher, als mit Anfang des Frühjahrs. Die Hauptfarbe ist gelb, in drey bis vier Schattirungen. Die Borten sind viel schöner und geschmackvoller als die vorjährigen, da sie mehrentheils aus Rosengewinden bestehen, die besonders gegen den strohgelben Grund gefällig abstechen. Der kalte Frühs ling verschaffte ihnen viele Käufer: überhaupt hat man heuer mehr Shawls getragen, als seit etlichen Jahren.

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