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håndler Chaulton Befehl hätte, es nicht eher wegzus geben, als bis er den H. Mortimer selbst antråfe. Die Magd, welche den Dunning vorher in Gesellschaft des Jungen gesehen hatte, dachte, beyde stånden im Dienste des Kaufmanns und gab ihm das Packet. Hierauf ging er zur Frau Hale No. 6 Great Queenstreet, Lincoln's innfields, wo der Junge auch ein Päckchen abgeliefert hatte, und sagte, Herr Chaulton schickte ihn nach einem Packete, das er um zwey Uhr dort abge= geben; es sey ein Irrthum mit den übersandten Sachen vorgefallen, und er solle nun das Packet zurückbringen, damit man den Irrthum berichtigen könne. So erhielt Dunning lange Zeit viele Waaren, bis man ihm auf die Spur kam.

In Portpatrick kam ein irländischer Viehhändler, Nahmens Cawfield an, um von dort nach Donaghadee in Irland überzufahren. Es fand sich dort ein andrer angeblicher Passagier zu ihm; beyde fiengen an zu trinken, und Cawfield berauschte sich so, daß man ihn zu Bette bringen mußte. Der andere, welcher den Cawfield ganz und gar nicht kannte, aber sein inniger Freund zu seyn vorgab, sagte zu einigen Personen im Wirthshause, daß, da sein Freund so ohne Besinnung sey, er dessen sämmtliche Baarschaften aus der Tasche nehmen, fie in ihrer Gegenwart zählen, und sie bey sich behalten wollte, bis sein Freund wieder nüchtern wäre. Die Gåste im Wirthshause dachten nicht, daß der Mann etwas unebenes im Schilde führe, und sagten, er hans delte sehr weislich. Er nahm also aus Cawfields Ta= schen alles Geld, welches hundert und drey Guineen und etliche irländische Guineen Noten betrug. Der Bichhändler wurde nun zu Bette gelegt, und während er schlief, machte sich der vorgebliche Freund mit den

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Guineen davon.

Als der Wiehhändler des Morgens erwachte, wåre er über seinen gestrigen Rausch, den er so theuer bezahlen mußte, fast wirklich von Sinnen gekommen. Dem Schelme sette man vergebens nach.

Vor Kurzem wurde H. Thomas Dussy, ein sehr achtungswerther Påchter zu Eperstone, bey Mansfield in Nottighamshire mit Miß Grame einem reichen Frauenzimmer aus Westmoreland verheirathet. Diese Verz måhlung ist wegen der ununterbrochnen Zuneigung merks würdig, welche die Liebenden gegeneinander nåhrten. Beyde lernten sich sehr früh kennen, und liebten einans der zärtlich, aber die unerbittliche Strenge ihrer Eltern hinderte die Verbindung. Duffy machte eine andre Bes kanntschaft, heurathete, und hatte etliche Kinder. Er wurde Witwer, und seine alte Liebe erwachte; er hielt abermals an, allein ein neues Hinderniß kam dazwischen. Seine Umstände nöthigten ihn, wieder zu heirathen, und seine Familie vermehrte sich auch in dieser zweyten Ehe. Die zweyte Frau starb gleichfalls. Seine erste Liebe, immer noch nicht erlöscht, loderte nun in volle Flammen auf, wiewohl beyde sich ganze fünf und zwans zig Jahre nicht gesehen hatten. Alle vorige Hindernisse waren jetzt aus dem Wege geräumt, und beyde wurs den durch ihren gegenseitigen Besiß glücklich.

Folgendes Beyspiel von weiblichem Muthe ereigs nete sich vor Kurzem. Etliche Diebe dfneten die Malzdörre eines Hrn. Highway in Broadwaters bey Kidders minster vermittelst eines Nachschlüssels. Sie waren im Begriffe eine Menge Malz fortzuschleppen, als ein Spürhund, der nicht weit davon eingeschlossen war, durch sein Bellen die Magd weckte. Sie ging ans Fens ster, und als sie ein wenig gewartet hatte, sah sie etliche Männer aus der Malzdörre kommen,

jeden mit

einem Sacke Malz auf der Schulter. Sie lief gleich hinunter, um den Bedienten sowohl als den Herrn und die Frau aufzuwecken. Dann nahm sie eine Vogelflins te, die immer geladen da stand, gieng in den Hof und feuerte auf die Diebe, welche gleich das Malz wegwar fen und fortliefen. Auf der Straße ließen sie drey Säcke voll Malz zurück; einer davon war bezeichnet, welches zur Entdeckung der Diebe führte.

Peter Shaw, ein Glaser in Salford bey Manches fter, war lange verheirathet, aber er hielt es mit einent schlechten Weibsbilde, und verließ seine Frau mit vier unmündigen Kindern. Sie bemühete sich aus allen Kräften, ihn wieder zu gewinnen, allein er war auf seis nen Abwegen schon zu weit gerathen. Das unglückliche Weib muste mit ihren Kindern bey dem Kirchspiele um Unterhalt ansuchen, welcher ihr nur sehr kårglich gereicht wurde. Ihr Mann war åußerst entrüstet, daß sie diefe Hülfe suchte, wiewohl er ihr selbst nichts gab, und fie noch dazu höchst grausam und unmenschlich behandelte. Eines Abends, als er mit seinem Lehrburschen von der Arbeit zurück kam, sagte er zu ihm, er wollte zu Haufe gehen und ihr einen Denkzettel geben. Den Lehrburschei ließ er im Bierhause, und als er etwan eine Viertelstunde nachher zurückkam, sagte er ihm, sie håtte nun ihr Theil und låge jammernd auf der Erde. Ein zehnjähriger Knabe, welcher der Hauptzeuge gegen seinen Vater war, befand sich damals zu Hause. Als er sah, wie übel seine Mutter behandelt wurde, suchte er den Vater zu besänftigen. Aber dieser hörte nicht auf zu schlagen, und schloß dann die Vorderthůr hinter sich zu. Der Knabe gieng zur Hinterthüre hinaus zu einem Nachbar, den er kannte, und erzählte ihm, was geschehen war. Die Nachbarn liefen herben und fanden die Frau finns los in ihrem Blute schwimmend. Man brachte sie in

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ein Hospital, wo man an ihrem ganzen Leibe Beweise der äussersten Gewaltthätigkeit fand. Hier blieb sie eis nige Tage, ohne daß man ihre Aufkunft håtte hoffen können; dennoch bat sie selbst, daß man ihrem Manne kein Weh zufügen möchte, weil man auf die Kinder denken müßte. Der Mann führte sogar während dieser Zeir sein anstößiges Leben mit dem liederlichen Weibe fort. Endlich als er hörte, daß seine Frau im Hospital nicht genesen konnte, hielt er für rathsam, mit der Vettel zu flüchten. Seine Frau starb den nächsten Tag an ihren Wunden. Shaw, schon vorher der Sache nach ein Mörder, wurde es nun auch in den Augen der öffentlichen Gerechtigkeit. Man spürte ihm nach und fand ihn in London, wo sich, wie in jeder volkreichen Stadt, ruchloses Gelichter am häufigsten versteckt. Er arbeitete so eben in einem Laden in Scotland Yard. Die Diener der Gerechtigkeit erfuhren einigen Widerstand: endlich aber, als er alle Gegenwehr vergeblich fand, rief er aus: Es geschieht mir recht. Aus diesem Falle sieht man wies der, daß die verborgene Hand der Vorsehung allezeit die Flucht eines Mörders andeutet, und daß er früher oder später eingehohlt und der Räche überantwortet wird, welche schuldlos vergossenes Blut fordert. Diese Bemerkung ist hier um so mehr an ihrem Orte, da das nehmliche Weibsbild, mit welchem Shaw geflüchtet war, ihn verrieth.

Zu den Schelmereyen, wie man sie hier tåglich hört, zähle man auch folgende: Ein Herr Watson, Hausmöblirer in der Parliamentstraße, hatte unter ans dern auch ein Haus in Great George Street in West minster, welches er meistens fertig möblirt vermiethete. Es war so eben ledig geworden, als er des Abends zufålligerweise durch die Straße gieng. Es befremdete ihn

nicht wenig, zwey Personen ganz ruhig und unbefangen zur Hausthüre herauskommen zu sehen. Er fragte sie, was sie in diesem Hause gemacht, und wer sie hier eingelassen håtte? Die Schurken merkten Unrath und stürzten schnell an ihm vorüber auf die Straße, Wats son rief Leute herben und gieng in sein Haus, Wie ers schrack er, als er alle Betten und alle Geråthschaft zus sammen gepackt und größtentheils auf der Hausflur lies gen sah! In der vordersten Unterstube saß ein Kerl mit einem Lichte auf dem Tische, und schmauchte seine Pfeife, wie es schien, ohne alle Sorgen. Als die Stu benthür geöfnet wurde, ließ er nicht die geringste Bestürzung blicken, weil er glaubte, es wåren seine Diebsges nossen. Er sah aber den Augenblick seinen Irrthum ein, und wollte entspringen: jedoch man hob ihn auf. Die Bösewichter waren durch Nachschlüffel ins Haus ges drungen.

Eines Morgens sah man in Harrow durch die Gas sen einen Hund laufen, an dessen Kehle sich drey Ratten fest gebissen hatten. Der Hund erhob vor Schmerzen ein entseßliches Geheul. Ein Mann ergriff gleich, als er es sah, eine Flinte, erschoß zwey von den Ratten, verwundete ein Schaaf, erlegte eine Fledermaus, zers schmetterte vier Fenster, verwundete eine Kuh und der Hund entgieng unversehrt mit der dritten Ratte.

Meuterey unter den Soldaten zu Lande ist schon schrecklich, aber unter den Matrosen auf ofnem Meere, wo man ihnen nicht entgehen kann, ist sie entsetzlich. Folgena des Beyspiel zeigt, wie ein kluger Seecapitain sich in solchen Fällen zu betragen hat. Der Admiral Cornwals lis, welcher jest vor Brest auf Station ist, commans dirte den Canada, als eine Empörung auf diesem Lis nienschiffe ausbrach, weil zufälligerweise etliche von der

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