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gehen die Caminaufsätze, welche man in sehr vielen Häus fern der Bürger und schlechter Leute findet, die sich den Gillen der åndrungssüchtigen Mode nicht unterwerfen mögen. Hiernächst gehen die Leuchter ziemlich. Des= wegen verwendet auch die Fabrik die meiste Mühe auf diese beyden Artikel, welche zum Beyspiel jetzigen Winter in allerley neuen und verschönerten Gestalten erschienen find. Die Vasen, welche bisher meistens nur von einerley Form zu haben waren, werden jetzt von meh reren Formen gemacht und die Leuchter setzt man aus Epath von zweyerley Farben zusammen. Ein großes Gewölbe dieser Waaren ist in Tavistock street.

Die bronzirten Theewassermaschinen findet man fast in allen europäischen Ländern, wo Thee getrunken wird, und in England sind sie, wie sich denken låßt, fast in allen Häusern zu sehen, wo einige Wohlhabenheit herrscht. Indessen hat sich die Mode nicht gewagt, deren Einrichtung und Gestalt sehr wesentlich zu ändern. Nur in der Verzierung åndert man gelegentlich etwas. Urnen, wie diese Maschinen hier heißen, mit filberplattirten Råndern sind schon lange gewöhnlich. Jetzt hat man auch Gold für ihre Verschönerung zu Hülfe genommen. Ein stark vergoldeter Hercules trågt jetzt die Wasserkugel und der Reif nebst den beyden Henkeln ist ebenfalls stark vergoldet.. Weil man so lange keine Aenderungen dieser Gez fäße vorgenommen hat, wird diese hier begierig gekauft. Preiß viertehalb Guineen bey Temple and Hale. Nro. 5. Holbornbridge.

Da dies bekanntlich das Land der Carricaturen ist, so stach man auch gleich, nach Anfang dieses Krieges, hunderte auf den ersten Consul und seine beabsichtigte Landung. Der Beyfall, welchen sie besonders beym Volke finden, hat so eben einen Porzellanhändler Jones

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in Ludgatehill auf den Gedanken geführt, sie auf Bierkrüge einbrennen zu lassen. Sie sind blos schwarz und etwas unkünstlerisch ausgeführt, aber die Neuheit der Sache verschafft ihnen zahlreiche Liebhaber. Preiß 9 bis zehn Schillinge.

Keine Nation thut es jetzt den Deutschen im Fache der Almanache zuvor, besonders was den innern Werth anbetrifft, da selbst unfre größten Schriftsteller ihre Lalente dazu leihen. Von dieser Seite hat England nur wenig aufzuweisen; die meisten englischen Almanache find Spielereyen für Kinder und Frauen. Allein man kann wahrnehmen, daß sich dies in wenigen Jahren åndern wird. Mittlerweile thut der Kunstfleiß an dem Aeußern derselben redlich das seine, und da muß man denn gestehen, daß die Taschenbuchmacher und Buchbinder an Eleganz und gefälligen drolligen Verzierungen für den Kindergeschmack sich weder von den Franzosen noch Deutschen übertreffen lassen. Unter andern hat jeht ein Almanach Glück gemacht, der kleiner ist, als der kleinste, den wir in Deutschland gesehen haben: gewiß ist er sehr niedlich. Das Maroquin, die filbernen Schlößer, die Futterale und der Druck find sehr gut. Der Preiß ist steigend bis auf eine halbe Guinee: der Inhalt ganz gewöhnlich. Bey Godwin, No. 290. Middle Now, Holborn.

Aus rothem Saffian hat man auch sehr schöne neue Zwirntaschen, housewifes, auf den Neujahrs-Markt gebracht, mit denen Jones No. 2. Poultry keine vers ächtlichen Geschäfte macht.

Unter den neuen kleinen Galanterien, welche man sich in England wie in Frankreich am neuen Jahre verehrt, verdienen kleine Riechfläschchen hervorgezogen zu werden, welche recht artig sind. Das Glas ist schön

geschliffen: auf beyden Seiten befindet sich ein sinnbilds liches Gemåhlde, das sich meistens auf die zårtlicheren Verhältnisse bezieht und angemessene Motto's hat.

Man vernehme es nicht ungünstig, wenn hier noch ein dritter neuer Bierkrug angeführt wird. Der Kunstfleiß muß sich nach dem Geschmacke des großen Publicums richten. Pellat and Green auf St. Paul'kirchhofe haben jetzt Bierkrüge aus weißem Steingute mit Hålsen von blauer, herrlicher Glasur zu verkaufen. Der Deckel ist entweder mit Silber beschlagen, oder nur silberplats tirt, nachdem man es verlangt. Dieses Geschirr ist von der Art, daß es selbst auf der Tafel des Lords erscheis nen kann.

Frauen aus den Mittelstånden tragen eine Art von neuen kleinen Ohrringen, die man snaps nennt. Man hat sie aus Stahl und überfilbert. Ihre Form ist cy= lindrisch, aber sonst ohne alle Auszeichnung. Preiß I Schill.

Die ansehnliche Menge von Kriegern, welche jetzt in England auf den Beinen ist, hat größtentheils scharlachne Monturen. Da nun diese Farbe sehr eckel ist und leicht von den Gewehren Metallflecke bekommt, so hat ein Herr Byerly, Chymist, 105 Holbornhill ein Pulver erfunden, womit man sie ausmachen kann, ohne dem Luche oder der Farbe zu schaden. Die Büchse davon kostet bey ihm eine halbe Crone.

Swift.

Die Regierung der Königinn Anna ist oft das goldene Zeitalter der Englichen Sprache genannt worden. Wenn es aber erst der spåteren Welt gebührt, dies zu bestimmen, so darf man doch behaupten, daß dieses Zeitalter immer unter den merkwürdigsten der englischen

Besonders war

Geschichte gerechnet werden wird. Swift einer von denen Männern, die großen Einfluß auf dasselbe hatten. Er stand mit den vornehmsten und berühmtesten Personen seines Vaterlandes in enger Vers bindung und intereffirte jeden der lesen konnte. Chesterfield sagte:,,wer in den drey Brittischen Reichen nur ,,ein Paar Bücher hat, hat gewiß den Swift: und seine Bagatellen sind mehr werth, als die Kleinig,,keiten andrer Leute." Noch vor drev Jahren erschien eine prächtige Ausgabe seiner sämmtlichen Werke mit Anmerkungen, und so eben ist die Theilnahme an diesem Mann durch die Swiftiana aufs neue geweckt worden. Sie sind die dritte Sammlung von Merkwürdigkeiten berühmter Britten, und eben so wie die Walpoliana und Addisoniana'in zwey niedlich und correkt gedruckten Bändchen bei Phillips in klein Oktav mit der Jahrzahl 1804 herausgekommen. Voran steht Swifts Leben, das einige neue Angaben enthält. Vor dem zweyten Bande befindet sich sein Bildniß, welches von seiner Büste in der Cathedralkirche zum H. Patrik in Dublin copirt ist. Beygefügt sind Schriftproben sowohl von Swift selbst als von Lord Bolingbroke, dem Grafen Orford und von Voltaire, dessen Englicher Brief an Swift eine wahre literarische Merkwürdigkeit ist. Ans gehängt ist ein überaus wichtiges Echreiben des H. Theophilus Swift eines noch lebenden Verwandten des Schriftstellers. Beyde Bändchen sind äußerst interes= fant, welches man einigermaßen aus folgenden Auszügen wird abnehmen können.

Swift (hier und von seiner Zeitgenossen mehrens theils schlechtweg, the Dean genannt) war einst bey der Familie Ludlow zu Ardsalla in der Irländischen Grafschaft Meath zum Besuche. Es hatten sich dort

mehrere seiner Freunde eingefunden, vermuthlich weil. Ludlows dem berühmten Mann seinen Aufenthalt so an genehm als möglich machen wollte. Unter andern / war Dr. Sheridan *) da. Eines Abends da alles zur Ruhe war, wollte dieser in den Hof gehen. Er konnte entweder die hofthüre nicht finden, oder sie war verschlossen. Aus dringendem Bedürfniß mußte er den Hof in seiner Schlafkammer suchen. Swift, dessen Bemerkung nichts entgeben konnte, erfährt den Vorfall und giebt ihm denselben auf den Kopf Schuld. Sheridan läugnet tapfer und Swift dringt desto, schårfer in ihn. Eine halbe Erone, die er der Magd in die Hand drückt, setzt die Sache auffer allen Zweifel. Die halbjährlichen Gelistage sind eben vor der Thür und Swift beschließt ihm förmlich den Proceß zu machen. Zu dem Ende wurden die Nachbarn vorgeladen, die wohlhabenden als die grossen Geschwornen und die Niedrigen als kleine Jury, die dem Straffälligen das Urtheil sprechen sollten. Wer da weiß, was für einen Einfluß die höheren Stånde in Frland auf den niedri gen haben, wird diesen Theil der Verhandlung ohne Anstand glauben, besonders da der Einfluß damals weit größer war als jetzt, nicht zu erwähnen, daß Swift's Befehle, seines großen Ansehns halber, schlechterdings befolgt werden mußten. Es wird ein Gerichtsftuhl errichtet und alles ganz förmlich zubereitet. Ein gemeiner Küchentisch wird umgekehrt und muß zum Standorte des Beklagten dienen: in diesen wird Sheri

*) Dieser Sheridan war der Vater des bekannten Lerikographen und sein Sohn (also der Enkel von Swift's Freun de) ist der jeßt so berühmte Brinsley Sheridan, wel cher wißiger und geschäzter ist, als sein Vater und Grospater.

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