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hat sie von drey bis vier dunkeln Farben, und sie locken die Käufer durch das "neuerfunden, " womit es jedoch nicht immer seine Richtigkeit hat, an. So viel darf man versichern, daß sie stark sind, und in diesem Regenlande dem gemeinen Manne, der viel zu gehen hat, gute Dienste thun. Zu haben 49. Orfordstreet. Preis 3 Schill. 6 pence.

Nichts beweißt im Kunstfleiße den Nutzen einer Erfindung so sehr, als die schnellen Verbesserungen, welche man daran macht. Man wird sich erinnern, wie geschwind die Maschinen zum Spalten des Strohes für Weiberhüte und Bonnets sich theils in ihrer wesentlichen Einrichtung theils in ihrem Aeußeren und ihrer Verschdnerung geändert haben. Es bedienen sich derselben so viele Arbeiterinnen, daß der Absatz beträchtlich ist. Nas türlich fällt nun der Fabrikant, welcher seine Erfindung eine so gute Laufbahn machen sicht, auf Zusäße und Abånderungen, die ihm anfangs entgiengen. Zu den vielen Umstaltungen der Strohmaschinen oder des Halmspalters haben wir daher wieder eine neue hinzuzufügen. Jeht wird dieses nüßliche Werkzeug wie ein Nähkißen an den Arbeitstisch geschraubt, und da man es nicht mehr zu halten braucht, kann die linke Hand das Durchziehen des Strohhalmes beschleunigen helfen, wodurch die Arbeit ohne Zweifel mehr gefördert wird. Die Schraube ist von schwarz gebeiztem Holze und niedlich gedrechselt. Auf der messingnen Schraube befinden sich sechs Oefnungen mit Eternen, welche den Halm vier bis zehnmal spalten. Zur Bequemlichkeit ist einer jeden Defnung die Zahl beygeschrieben, wofür sie eingerichtet ist. Preis Eine Guinee bey Hoole, razormaker and cutler 69. Orfordstreet.

Die Drehwürfel (totons) welche in England te

totums heißen, sind hier kein bloßes Kinderspiel, sondern nehmen oft ansehnliche Summen aus den Taschen der Gäste in großen Spielhäusern und Clubs. Ja es ist ein uraltes Herkommen auf der Universität Cambridge, daß die Studenten in den kleinen Zwischenråuz men während ihrer Prüfungen sich blos domit, und auf keine andere Art, erholen dürfen. Wie dem auch sey, man kann das verhältnißmäßige Ansehen der Drehwürz fel schon daraus abnehmen, daß der große Pitschierste= cher Griffiths in Orfordroad für das neue Jahr aller liebste goldne Uhrschlüssel in Gestalt derselben verkauft. Auf den Seiten sind, wie gewöhnlich die Ziffern 1 bis 6 eingegraben. Preis 16 Schillinge.

Es sey nun eine Folge des unfreundlichen Hims mels und des Genußes grober Speisen oder Angewöhnung, starke Getränke aller Art werden wohl nirgends so häufig verbraucht, als in England, Schottland und Irland. Man erstaunt auf den Einfuhrlißten, die ungeheuern Schiffsfrachten von Wein aus allen Weinlåndern zu sehen; und es ist bekannt, daß fast an jedem Orte in Europa, wo vorzüglicher Wein wächst, Engländer entweder selbst ansåßig sind, oder ihre beständige Agenten halten, damit sie das beste Gewächs, um jeden Preis, vorweg kaufen und ihren Nabobs zuspediren können. Sodann überlege man, was außerdem für Gemengsel in England von den Weinküpern gebrauet, und dem unkundigeren Trinker unter hundert Gestalten, vornehmlich unter der des Portweins haufenweis verfauft wird. Ferner macht man hier überaus viel Cyder, Bierwein und andre Obsiweine. Dazu kommen die starken Wasser, welche man in solcher Menge abzieht und in noch größerer verstohlen einschwärzt. Allein wie fleisfig müssen die wackern Britten ihren sterblichen Thon ans

feuchten, wenn wir zu allen diesen köstlicheren Getrån= ken noch die ungeheuren Gebräude von Bieren aller Art rechnen, die von einem Ende des Reichs bis zum andern verbraucht werden! Das ist klar, in England hat man die Wassertrinker nicht zu suchen, und da die Menschen dennoch so alt werden, daß man nirgends mehr betagte Leute in allen Stånden findet, so möchten die ausgemachten Zecher hiervon wohl gar einen Beweis hernehmen, daß man sich alt trinken könne. Ohne etwas so widerfinniges zu behaupten, hat es seine Richtigkeit, daß die englischen Biere, aus der ersten Hand gezogen, den brits tischen Naturen vortreflich zusagen. Man weiß daher långst, auch aus gelegentlichen Bemerkungen, in diesen Blättern, daß die Leute hier zu Lande ihre Achtung ge gen das Bier unter andern durch die köstlichen Gefäße an den Tag legen, welche sie vom Kunstfleiße für den edlen, herzstärkenden Hopfen- und Malztrank machen lassen. Selbst der feine Hofmann, `auf dessen Tafel man alles versammelt findet, was für englisches Gold im Osten und Westen gekauft werden kann, schämt sich niemals auf seinem Schenktische Aele und Porter dem Madeirawein und dem Champagner beyzugesellen und die ersteren in silbernen Krügen an die Liehaber herumreis chen zu lassen. Diese Krüge sind deswegen ein stehender Artikel in den Londner Silbergewölben, und die Silberarbeiter wenden darauf verhältnißmäßig mehr Mühe, als auf die Kleinigkeit der eigensinnigen Mode. Zu Ans fange des neuen Jahres hatte Gray, ein berühmter Ju welier und Silberschmid in Altbondstreet, ein solches köste liches Geschirr ausgestellt, das seinem Geschmacke eben so viel Ehre brachte, als dem alten Landesgetränke. An der Form hatte er sich nicht unterfangen, etwas zu åndern, weil sie herkömmlich ist und einen gewißen Grad

von Partheylichkeit für sich erregt, ob gleich wir Auslånder sie ohne Umstände eine große Humpe heißen würden. Aber die Verzierung war vorzüglich, und würde einem Benvenuto Cellini keine Schande gemacht haben. Ein herzogliches Wappen, welches darauf gestochen war, beurkundete, daß dieses schöne Stück Arbeit für die Ta= fel eines der edelsten und åltesten Häuser des brittischen Reichs bestimmt war.

Obwohl, nach der Versicherung des Moniteurs, England, das wortbrüchige England, von den tugends haften, freyen Republikanern gewiß in kurzem in die Luft gesprengt werden wird, so haben dennoch die bes thörten Britten die unerklårbare Verwegenheit, ein wenig daran zu zweifeln, und sich zur Gegenwehr zu bereiten, anstatt anbetend im Staube die Ruthe zu küssen. Desz wegen fåhrt der englische Kunstfleiß fort, das Seinige zur Erleichterung der erwarteten Feldstrapazen beyzutras gen, In dieser Rücksicht kann man die neuen Feldflas schen empfehlen. Sie sind aus lackirtem Blech gemacht, und haben in der Mitte eine Beugung, damit sie sich beffer auf dem Rücken tragen lassen. Der mittlere große Raum ist für Wasser oder Bier. An jeder Seite befinden sich lange dünne Fläschchen für Wein oder starke Wasser. Bey allen dreyen dient der Deckel zugleich zum Becher, dessen Form er hat. Er läßt sich so sest ans schrauben, daß die Flüssigkeit nicht durchdringen kann. Preis 4 Schill. Man findet sie fast bey allen Sattlern unter dem Nahmen Canteens. Es giebt ihrer mehrere Arten, aber die gegenwärtige wird für die beste gehalten.

Manche Leserinn wird sich erinnern, bey ihrer Gross mutter Müffe aus seidenen Troddeln gesehen zu haben. Diese alte Mode ist jetzigen Winter von etlichen englis schen Kürschnern mit gutem Erfolg erneuert worden, nyr

mischt man die Seide mit Angorahaaren. Sie sind nicht so theuer als die bekannten Angora - Müffe, und haben mehr Glanz. Man muß sie sorgfältig vor Schnee und Nässe in Acht nehmen. Es werden dazu große mit Tafft gefütterte Palatinen aus denselben Troddeln getragen. Der Preis eines Muffs, so wie einer Palatine, ist etwa drittehalb Guineen bey Braune und Comp. 40. Holborn. Kein Pelzwerk thut es dieser Nachahmung an Pracht gleich, daher man sie besonders in Gesellschaften trågt. Etliche Galanteriehåndler z. B. Schabner in Tavistockstreet fårben die Enden dieser seidenen Troddeln mit Orans gengelb, wodurch sie ein noch schöneres Ansehen erhalten. Ueberhaupt scheint dieser Winterputz zu gefallen, und wird vielleicht in kurzem dem åchten Pelzwerk gross sen Abbruch thun.

Lammswollene Netze für den Hals, die schon seit etlichen Wintern Mode sind, haben den Manufacturisten ein schweres Geld eingebracht. Die Lieferungen derselben für den laufenden Winter sind stärker als jemals, und man trägt sie weit långer und größer als vorher. Roth und grün sind immer noch die beliebtesten Farben, doch findet man sie fast auch von allen andern. Es ist eine Tracht der Volksstånde und die meisten Mädchen aus demselben, welche die Kosten der Palatine nicht erschwin gen können, bewaffnen sich damit wider den Winter.. Sie heißen jetzt fashionable long nets.

Man kann in Nemnich's Waarenler. nachsehen, was für mannigfaltige Sachen in England aus dem Spath der Grafschaft Derbyshire gemacht werden. Doch erhält dieser Zweig des Kunstfleißes nur geringe Aufmunterung, wenn man ihn gegen das Fortkommen der andern hält. Der größte Theil dieser Fabrik ist wenig mehr als Curiositäten und Spielwerke. Am meisten

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