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Gott im Himmel, fürchten Sie sich etwa mir das Kind anzuvertrauen? mich soll Gott bewahren, daß ich je mals ein Kind ståhle; ich bin selbst schwanger. Wirks lich schien sie ungefähr im fünften Monath ihrer Schwans gerschaft zu seyn. Die Mutter sagte dann, sie wolle das Kind nur erst ein wenig ordentlich anziehen. Miß Moody rufte: laßt mich nicht warten, gute Frau, ich versichre euch, das Kind wird bessere Sachen anhaben, wenn es zurückkommt. Man gab der Moody das Kind und sie ging. Beym Weggehen schenkte sie der Mutter zwey halbe Cronen und sagte ihr, fie sollte sich dafür gütlich thun. Zu gleicher Zeit zog sie ihre Uhr heraus und sagte, wenn das Kind ruhig wåre, so würde fie bey der Dame zum Thee bleiben, außerdem wollte sie in einer halben Stunde zurückkommen; die Dame wohnte im Tempel. Von der Zeit an bekam die Mutter weder ihr Kind noch die Diebinn desselben eher zu sehen, als bis der Versteck der letztern entdeckt wurde. Die. Moos dy war von gutem Hause, und Maitreße eines vorneh men Mannes, dem sie das Kind als das seinige zeigen wollte, um sich seiner långeru Zuneigung zu verfichern.

Ein junger Mensch von sehr guter Aufführung, der als Sergeant unter den leichten Dragonern in Guildford stand, war einer Summe Geldes bedürftig, die er mit der Post erwartete. Das Bedürfnis wurde so dringend, daß er in der Noth die silbernen Trefen von seinem Cas misol abschnitt und sie versetzte. Bald darauf sollte das Regiment gemustert werden, und da es sich zeigte, daß der Sergeant die Treßen von der Montur getrennt hatte, bedrohete ihn sein Befehlshaber mit Regimentsstrafe. Sein zartes Ehrgefühl wurde durch diesen Gedanken so sehr verwundet, daß er sich in seinem Quartier erschoß. Tags darauf kam das erwartete Geld mit der Post an;

aber seine Verwandten erhielten es mit der traurigen Zei tung zurück.

Die Stadt Bristol hat seit etlichen Jahren mehr Klopffechter hervorgebracht als das ganze übrigeEngland. Belcher, der größte Borer unserer Zeit, ist von dort ges bürtig, hat sich aber entschlossen, theils weil er im Ballhause ein Auge verlor, theils weil es ihm seine Feinde anriethen, sich in keine gefoderte Balgereyen mehr einzulasfen. Damit er es nicht mehr nöthig haben möge, sind etliche Liebhaber der edlen Borkunst zusammengetreten, und haben ihm einen Blerschank in Wardourstreet gekauft, wo der brittische Held seinen Ruhm in Frieden genießt. Bourke hielt sich sofort får den sogenannten besten Mann in England und machte auf den Namen des Verfechters von England Anspruch, den er auch einige Zeit ungestört führte. Ganz unerwartet aber traf unlångst ein junger Kerl ebenfalls aus Bristol in London ein: man hieß ihn das wilde Huhn, welches allen Streithähnen in England trok bot. Bourke hatte Bürgschaft gestellt, daß er sich auf einige Zeit nicht boren wollte, und hielt sich ruhig, bis sie verflossen war. Ein sogenannter Feldtag erschien, wo die Stierheter sich unweit Shooter'shill versammelten, und einen abgerichteten Bull zu ihrem Vergnügen an einen Pfahl gebunden hatten. Das Thier spielte seine Rolle zur Verwunderung der Zuschauer, welche über die blutigen Auftritte zwischen dem Stier und dem Hunde entzückt waren. Da das Huhn in London fremd war, so war nichts natürlicher, als daß man es sogleich in diesen und andern ähnlichen Lustörtern einführs te, auch war es bey gedachter Stierhaße zugegen. Auf dem Heimwege warfen Bourke und das Huhn manchen bedeutenden Blick auf einander. Das Huhn maß nicht über fünf Fuß 84 Zoll, und wog eilf Stein und eilf

Engl. Miscellen XIV. 1.

Pfund: Bourke ist sechs Fuß lang und wiegt über is Etein. Nach der Rückkehr kamen fie in einem Londner Bierhause zusammen. Die gegenseitigen Freunde hatten schon allerley Nachrichten hin und hergetragen, was einer von dem andern dächte: die Folge war ein Zank. Man wurde einig, mit einander zu boren, aber es war Mitternacht, ehe die Lords und Herren, denn mehrere derselben fanden sich ein, alle zusammen kamen. Man wählte ein entlegenes Zimmer, welches höchst glänzend. erleuchtet wurde. Die ersten vierzehn Gånge gab es lauter gerade derbe Püffe ohne List und Kunst. Bourke bez mühete sich sehr, auszupariren, aber er empfieng fast jeden Hieb. In den folgenden Gången gewann das Huhn mit jeder Minute. Bourke war zu langsam und schwers fällig; zweymal wurde er zu Boden gestreckt, und jeder hielt ihn für todt. Die Herren vom Handwerk, welches fast alle Anwesende waren, betheuerten, daß sie dergleis chen kraftige Fauftschläge in ihrem Leben nicht gesehen hätten. Nach 20 Minuten mußte fich Bourke für überz wunden erklären. Er gefand, alle Schläge, die er eh mals empfangen, wären Flohbisse gegen die heutigen : er war so zugerichtet, daß er dieses krånkende Gestånds niß kaum herausbringen konnte. Man harte ungeheuer gewertet. Das wilde Huhn ist nun der Verfechter von England.

Erliche Freywillige erercirten auf dem Paulskirch hofe innerhalb des Geländers, um welches wie gewöhn lich sehr viele Leute zum Zusehen standen. Ein wohlge= kleideter Mann, anscheinend vom Lande, befand sich neben einem reichen Herrn aus der Altstadt, den er sehr ans gelegentlich fragte, was denn das hieße, wenn Los! commandirt würde. Der Herr erklärte es ihm aus Höf lichkeit so deutlich als möglich und nahm, um es recht

anschaulich zu machen, eine militärische Stellung an. Sogleich ris ihm der Schelm die Uhr aus der Tas he," und entkam durch Doctor's Commons, da ihm einig seiner Epießgesellen in der Flucht beystanden.

Folgender sonderbarer Vorfall begab sich in einem Dorje, nicht weit von Boston in America. Ein einzelz ner Herr, der eine beträchtliche Summe klingende Münze besaß, und seinem Nachbar damit auszuhelfen pflegte, hatte so eben eine Zahlung von achthundert Dellars ers halten. Als er Abends zu Hause ging, redete ihn ein Wesen an, dessen ganzes Aeußere seiner Einbildungskraft. genau das Vildniß des Teufels vormalte: es forderte keck von ihm tausend Dollars. Erschrocken über diese unerwartete und furchtbare Erscheinung, sagte ihm der Herr, er håtte nicht so viel bey sich. Das sonderbare Wesen antwortete, es wisse wohl, daß er so viel hätte, und es mußte sogleich herbengeschaft werden. Der Here erwiederte, daß er in der That nicht mehr als 800 Dol lars bey sich hätte, daß er aber, wenn ihm Zeit gelassen würde, tie übrige Summe auch herbeyschaffen könnte. Der Teufel ließ sich das gefallen, und nannte bestimmt zehn Uhr des folgenden Abends, wo er sich ben iom eins stellen nollte, wenn er aber sein Versprechen nicht hielte, würde er ihn wegholen; er band ihm zugleich ein, sowohl über diesen Besuch, als über alle folgende das tiefste tillschweigen zu beobachten. Da der Herr die Summe nicht vorräthig hatte, so muste er sie borgen. Er wandte sich deshalb an einen Freund, der seine Umstånde kannte. Dieser erstaunte über die Bitte, besons ders da sie höchst dringend schien, und da der Herr äusferst b.wegt war. Er wünschte zu wissen, wie das käs me? er Herr antwortete, die Sache sey von äußerster Sichtigkeit, und er wäre auf immer zu Grunde gerich

tet, wenn er das Geld nicht aufbringen könnte. Sein Freund sagte ihm dann, er håtte die benöthigte Baars schaft liegen, wollte sie aber auf keine andere Bedingung hergeben, als wenn er ihm sagte, wozu er sie brauchte. In dieser Noth wählte er aus zwen Uebeln das kleinste, und glaubte, daß, wenn der Hauptpunct des Versprechens genug erfüllt würde, der Leufel höflich genug seyn würde, ihn von der Zusage des Geheimhaltens loszusa= gen. Er entdeckte also mit sehr ernsthafter Miene die ganze Verhandlung des vorigen Abends. Sein Freund gab ihm dann das Geld, jedoch mit dem Beding, daß er bey dieser sonderbaren Unterredung zugegen seyn dürfe. Er versteckte sich nun mit einer geladnen Pistole in einem kleinen Verschlage des Zimmers. Zur angesetzten Stunde erschien der Teufel pünktlich, um das Geld zu empfangen. In dem Augenblik trat der Versteckte aus dem Verschlage, fragte, was für ein Teufel er wåre, und drohete zu feuern, wenn er das Staatsgewand der Finsterniß nicht auf der Stelle ablegte. Bestürzt über dies sen unerwarteten Vorfall verlor der arme Teufel alle seine übernatürliche Macht. Er mußte Hörner und Pferdefuß bey Seite legen, und zeigte sich nun als ein naher Nachbar von beyden, der diesen feltsamen Entwurf zu einem Schelmstücke gemacht hatte. Diesmal war der Teufel überlistet: er verscherzte 800 Dollars, um taus send zu bekommen, und verlor alles. Ueberdieß wies man ihm eine Wohnung an, die eben so unangenehm war, als die Residenz der Person, die er vorstellen wollte, seyn soll.

Literarische Nachrichten.

Hr. J. L. Knapp, Mitglied der linnäischen Gesellschaft läßt ein sehr glänzendes botanisches Werk unter dem Titel: Gramina Britannica erscheinen. Es wird 119 illuminirte Kupfer von Pflanzen enthalten, die der Verf. an den Orten, wo sie wachsen, selbst gesammelt hat. Um dieses Werk mdgligst vollständig zu machen, durchreiste er selbst die verschiedenen Theile von England, Schottland und Wallis. Der Verf. vereiniget mit den Kenntnissen eines Botanikers Liebe zum Ackerbau, woburch sein Werk doppelt schäßbar wird.

Taylor's Uebersetzung des Plato kommt zu Ende

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