Page images
PDF
EPUB

erstaunte außerordentlich, als man ihn hier sehr anges legentlich befragte, wie es jeht mit seiner Gesundheit, stünde, und wie die Krankheit, womit er durch seine Unvorsichtigkeit angesteckt worden, entstanden und forts geschritten sey. Jemehr er die Sache läugnete, desto långer bestand der Arzt darauf, sich durch den Augenschein davon zu überzeugen. Er hatte vorher die Thüre zugeschlossen, denn die Dame hatte ihm gesagt, ihr Sohn sey ausnehmend unverschämt, man würde daher List und sogar einen gewissen Grad von Gewalt anwens den müssen, um sich über einen Zufall ins Klare zu fetzen, welcher ihres Sohnes Gefundheit schmålerte, und ihrer eigenen Zufriedenheit Eintrag thåte. Der Arzt wollte auf diese Nachricht hin sein Amt verrichten, als der junge Mann, der nun sah, daß ihm jeder Rückzug abgeschnitten war, mit lauter Stimme die sechszig Louis forderte, um welche er gekommen sey. Sechszig Louis! wiederholte der Apotheker. Ihre Mutter bat mich, Sie wegen einer Krankheit zu untersuchen, wels che Sie sich unüberlegterweise auf ihrer Jagd nach Vergnügen zugezogen håtten. Die Entwicklung erfolgte nun, und die beyden Tröpfe eilten in das Gewölbe zurück. Die Dame hatte sich längst beurlaubt, und vorher die Mieth kutsche fortgeschickt, damit man ihr durch die Ziffer an derselben nicht auf die Spur kommen möchte.

(II. 556.) Die gute oder schlechte Aufnahme der Engländer in Paris wird, glaub' ich, auf ihnen selbst beruhen. Sollten sie etwa sich beschweren, daß man fie hier mit weniger Aufmerksamkeit behandelte, als vor der Revolution, so wird es, nach unpartheyischer Untersuchung, ihr eigner Fehler seyn. Der Hauptunterschied wird der seyn, daß man den Mann nicht nach dem Verhältniß seines Geldes, sondern seines gesellschaft.

Engl. Miscellen XIV, I,

lichen Werthes schätzt. Die Franzosen scheinen jetzt blos unter Menschen, nicht unter Nationen zu unterscheiden. Daraus folgt, daß wenn alles übrige gleich ist, der Ausländer, welcher sich am angenehmsten in der Ge= fellschaft zu machen weiß, hier am willkommsten seyn wird. Und dennoch pflegen fie, überhaupt genommen, nachfichtiger gegen einen Englånder zu seyn, und ihm nachzusehen, was sie bey jedem andern Ausländer für höchst unverzeylich halten würden. Bey solchen Ges legenheiten rufen fie gemeiniglich aus: les Anglois sont des gens bien extraordinaires! Ma foi! ils sont inconcevables! Und wirklich scheinen viele Engländer etwas darin zu suchen, daß sie dies wahr machen: sie wünschen die Franzosen durch die Seltenheit ihrer Aufführung in Erstaunen zu sehen. Allein diese Sonderlinge sollten sich erinnern, daß man einem Manne von überlegenen Geistesgaben manches verzeiht, was bey einem Alltagsmenschen lächerlich, wo nicht veråchtlich wird; und daß, indem sie ihre Ungereimtheiten eig nem fremden Volke gerade vor die Augen stellen, się einen Eindruck zurücklassen, welcher ihren vernünftigeren Landsleuten zum wahren Nachtheile wird. Ein andrer Umstand verdient nicht mindere Rüge.

Wenn unsre brittischen Jünglinge ihre erste Reise nach dem Auslande antreten, nehmen sie zu viele Volksz vorurtheile mit sich. Zu Hause gewöhnt, durch das Gewicht ihrer Börse, alles vor sich niederzuwerfen, sind sie nun zu sehr geneigt, sich einzubilden, daß sie, verg mittelst eines guten Vorraths von Gold, auf dem gan zen festen Lande, von Neapel bis nach Petersburg, den großen Herrn spielen können, und daß eine verschwenderische Geldausgabe sie der Nothwendigkeit überhebt, den festgesetzten Gebräuchen und Einrichtungen nachzukom

men. Anstatt so nachzusuchen, und Erkundigungen eins zuziehen, wie es sich gehört, wenn man gehörige Aufmerksamkeit zu erregen wünscht, fordern sie dfter das als ein Recht, was sie vielmehr als eine Gefälligkeit empfangen sollten. Finden sie sich nun in ihren eitlen Erwartungen getäuscht, so werden sie můrrisch; und da sie zu stolz sind, ihren Irrthum zurückzunehmen, oder auch nur ein kruges Stillschweigen zu beobachten, so geben sie ihre Unverschämtheit und Verunglimpfung in dem Maaße zum Besten, als sie Guineen zu vergeu= den im Stande sind. Daher müssen sie natürlich die eigenthümlichen Gewohnheiten und Gebräuche aller frem= den Völker mit gelbsüchtigem Auge betrachten, ohne zu überlegen, daß man in den meisten Ländern, moralisch und physisch betrachtet, Vorzüge auffinden kann, die man anderer Orten vergeblich sucht. Ein wohlbekannter Reisebeschreiber sagt: le pour et le contre se trouvent en chaque nation. Die große Aufgabe der Reisen ist eben, sich eine Kenntniß dieser Für und Wider zu verschaffen, weil man dadurch seine Vorurtheile ablegt, und gegenseitige Duldung lernt: denn unter allen Arten von Tyranney ist diejenige die allerunerträglichste, welche über Dinge ausgeübt wird, die an sich selbst gleichgültig sind. Daher ist es nicht so schwer, eine Nation ihrer Gesetze zu berauben, als ihre Angewöhnungen umzu

åndern.

Etwas von den Negern um Sierra Leone.

Die Kenntniß von Africa hat durch folgendes Werk einen ansehnlichen Zusaß erhalten: An account of the native Africans in the neighbourhood of Sierra Leone; to which is added an account of the present state of medicine among them: by Thomas

Winterbottom M. D. physician to the Colony of Sierra Leone. 2 Voll. 8. London, Hatchard. 1803. Man kann jeden Theil einzeln bekommen, weil der zweyteblos für Aerzte interessant ist. Der erste, welcher für den allgemeinen Leser geschrieben ist, kostet neun Schill. Da die vorstehenden Auszüge unsern Raum etwas verengt haben, müssen wir uns blos auf die Inhaltsan= zeige des Ersten Bandes und eine kleine Probe von des Verf. Vortrage einschränken. Der D. Winterbottom. zeigt sich als einen Mann von reifer Beurtheilungskraft und großer Belesenheit in Schriften aus vielen Sprachen. Unter andern werden etliche unsrer besten Schrifts steller, z. B. von Zimmermann, Meiners, Edmmes ring, Blumenbach, Gmelin, Ludwig, Voigt, Lichtenberg, Wunsch u. a. m. öfters angeführt.

Cap. I. Eintheilung der afrikanischen Küste. Als gemeiner Bericht von der Gegend um Sierra Leone, des ren Einwohner und den Sprachen derselben. Entdeckung des Flußes Sierra Leone und Ursprung dieses Nahmens. Beschreibung des Flußes, seiner Inseln und der umliegenden Gegend. II. Eintheilung des Jahres. Regen. Wirbelwinde. Temperatur der Luft. Herrschende Winde. Anblick der Luft und der Himmelskörper. Geräusch der Heimchen des Nachts. Lageslänge. Rauchzüge. Feuchtigkeit der Atmosphäre. Zustand des Thermometer und Barometer. Wirkung der Thaue und des Regens. Der Hartmattan. III. Ackerbau. Ausrodung des Landes. Reißbau. Lebensmittel. Obst. Mannigfaltiger Nußen des Palmbaums. IV. Diåt. Kochkunst. Brod. Fleischkost. Milch und Butter. Geistige Getränke. Tabak. Kola. V. Lage der afrikanischen Städte. Häuser. Vers sammlungshaus. Mahomedanische Städte. VI. Ge= wöhnliche Beschäftigungen, Fischfang, Verfertigung

des Leders. Grobschmiede. Verfertigung der Matten. Nehe. Irdne Geschirre. Baumwolle. Blaue Farbe. Anzug der Männer und Weiber. Trauer. Art, ihre Körper zu bemahlen und zu salben. Abspihung der Zah ne. Tattuhen. Beschneidung. VII. Ergöhungen. Singen und Tanzen. Musicalische Instrumente. Reis ten. Mahomedanische Literatur. Hasardspiele. Negers måhrchen. Gruß. VIII. Regierung. Verwaltung der Gerechtigkeit. Ordalien oder Gottesurtheile. Rothes Wasser. Wahrsagerey. Purrah. IX. Lage der Frauens zimmer. Heurathen. Vielweiberey. Bevölkerung. Zeit der Schwangerschaft. Månner- und Weiber - Nahmen. X. Kriege.

Empörung der Sclaven in Mandingo. Waffen. Die Afrikaner werden fålschlich des Menschep. fressens beschuldigt. XI. Handel. Kaufleute in Mandingo. Handel mit Fuhlahs. Barrenhandel. Gelds medium. Art zu rechnen. Sonderbare Art zu handeln an den Ufern des Niger. XII. Personen der Eingebohr nen. Vermuthliche Ursachen ihrer Schwärze. Wolliges Haar. Züge und Gestalt der Neger. Ihr Rang in der Schöpfung. XIII. Allgemeiner Character der Afrikaner nach verschiedenen Schriftstellern. Ihr Stolz. Empfindsamkeit. Achtung gegen das Alter. Gastfreyheit. Genie. Beredsamkeit. Schulen. Liebe zur Lis teratur. XIV. Religion. Anbetung der Geister. Bes griff von einem künftigen Zustande. Anbetung der Schlangen. Mahomedanismus. Prozeß und Strafe bey Vergehungen unter den Mahomedanern. Begråbniße. Trauer. Sonderbare Gesellschaft der Frauen. Mahomedanisches Begräbniß. Nachricht von einem mas homedanischen Betrüger. XV. Vereinigung der Heilkunst mit der Magie. Aberglaube der Afrikaner. Gris gris oder Amulette. Behandlung der Kranken um pie

« PreviousContinue »