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baumwollene Unterziehhosen, die ungewöhnlich dauers haft seyn sollen. Da in England Kleider und Wäsche weniger als in allen andern Lånderu abgetragen werden, so ist es sonderbar, daß die Nation alles, was sehr haltbar ist, so eifrig kauft. Das Paar kostet 4 Schill. 6 Pence im Eingange des Strandes.

In den Blechgewölben kann man jekt Feldflaschen, Canteens, haben, die ungefähr wie deutsche Barbierflas schen aussehen und aus braunlakirtem Blech, aber so flach verfertiget find, daß man sie in eine Hosentasche stecken kann. Sie sind sowohl für Soldaten als Jagdliebhaber, die einen herzstärkenden Trunk ben sich zu tras gen wünschen, berechnet.

Bey den Juwelirern, besonders bey Lookey in Neus bondstreet, kann man ein ganz neues sehr schönes Muz fter kleiner Scheeren sehen, die unter die vorzüglichsten Stahlarbeiten gehören. Sowohl die Form als die Vers zierung ist bewundernswerth, Das Stück kostet 8 Schill. 6 Pence bis eine halbe Guinee.

Es will sich auch ein neuer Campcandlestick, Feldz Leuchter, von Meßing empfehlen, aber, es läßt sich nichts weiter für ihn sagen, als daß man ihn auseinanderschraus ben kann (eine långst bekannte Art. Leuchter) und daß er eben so brauchbar ist, als die andern üblichen Felds leuchter.

Die neuesten Camindecken, hearthrugs, sind bluts roth mit schwarzen Einfassungen und äußerst dick und angenehm für die Füße in kaltem Wetter. Man findet fie bey allen großen Mobilienhändlern. Da einmal von diesen Leuten die Rede ist, so läßt sich hier beybringen, wie sie seit einigen Jahren den Absaß ihrer großen Waaz: renvorråthe befördern und zugleich dem Publiko nußen. Wenn man in London ein Haus kaufen oder miethen will,

so hålt es,' wegen der ungeheuren Größe der Stadt, oft schwer, gerade ein solches zu finden, als man sucht. Denn nicht der zehnte Theil der ledigstehenden Häuser werden in den Zeitungen angekündiget. Daher haben die Möblirer angefangen, an ihren Ladenfenstern Zettel anzukleben, auf deren jedem man Auskunft über eiri Haus erhält, das zu verkaufen oder zu vermiethen ist. Man braucht also nur solche Häuser zu besuchen, derent Gelegenheit und andre Umstände einem anstehen. Meiz ftentheils weiß auch der Upholsterer, wo man defi Zettel findet, was der Preiß des Hauses ist, wie geräämig es ist 20. Da man nun, nach der Wahl eines Hauses; auch Hausrath haben muß, so empfiehlt sich der Mann zugleich einer Herrschaft, und erhält gewöhnlich Auftrag von derselben, das Haus von oben bis unten zu möbli ren, wobey, wie zu erachten, etwas erhebliches zu vers dienen ist. Außerdem geht es auch selten ohne eine Ers kenntlichkeit von dem Besitzer des Hauses ab. Genug, die Upholsterers finden ihre Rechnung bey dieser Ges wohnheit.

Endlich ist eine Stereotypendrückerey in London wirklich im Gange. Wilson, der Unternehmer, wohnt in Dukestreet, Lincoln's - Inn-Fields, und man kann bey hm. von Ainsworth's lateinisch englischem und engl. lat. Wörterbuche Stereotypenplatten sehen, die Lettern find offenbar einzeln zusammengeseht und dann auf der Platte befestiget. Wilson hat bekannt gemacht, daß er seine Stereotypendruckerey unter folgenden unumstößlis chen Bedingungen eröffnet habe. 1. Es soll nichts wis der die Religion gedruckt werden. 2. In Staatssachen wird man alles vermeiden, was irgend einer Parthey zus wider seyn könnte. 3. Persönlichkeiten und Verunglims pfungen dürfen unter keinem Vorwande erscheinen. 4. Ie

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des Werk, das in dieser Officin mit Stereotypen gedruckt wird, soll sich durch schöne Lettern auszeichnen. 5. Man wird alle Stereotypenplatten nach den Verbeßerungen machen, welche der Graf von Stanhope entdeckt hat. 6. Schulbücher und andre zum Unterricht der Jugend dienliche Schriften sollen hier um einen billigeren Preiß stereotypirt werden als in andern Officinen.

Der englische Kunstfleis, in wie fern er die Häusers verzierung betrifft, zieht nun aus Assynt in der Grafe schaft Sunderland einen vortrefflichen Marmor, wovon bereits große Frachten in die Tyne bey Newcastle für, England gebracht werden. Man macht prächtige Camingesimse, Säulen, Tafelblåtter u. s. w. daraus. Penz nant sagte, dieser Marmor gliche dem Parischen.

Vergleichung der französischen und englis schen Sitten und Gebranche.

Im Anfange dieses Bandes der Miscellen wurden Auszüge aus einem Buche gegeben, das Paris-und des sen Bewohner sehr günstig darstellte; hier kommt das Gegenstück dazu in zwey großen Quartanten: Travels in Germany, Holland, Flanders and France to Parisby Thomas Holcroft, London, Phillips 1804. Die prächtigere Ausgabe mit einem besondern Kupferbande kostet 8 Guineen; eine geringere, in welcher die Kupfer etwas verkleinert und eingeschlagen sind, kostet fünf Guis neen. Der Gegenstand sowohl als der Verfasser machen, daß dieses Werk stark in England gelesen wird. Wir theis len daher größere Auszüge mit als gewöhnlich: der Leser urtheile daraus selbst über das Werk. Da die gegens wärtigen Blåtter sich an politischen Gegenstånden nicht vergreifen, so ist auch in den Auszügen alles überganz gen, was den Erften Consul betrift, den Holcroft in eis

versetze sie in ein anderes Land und sie werden die besten, Unser Deutscher war ein Gastwirth nach der behutsamen holländischen Weise.

Es befremdete mich sehr, daß ich hier unter den reinlichen Holländern den Abtritt in der Küche fand. Dies war keine Einrichtung unseres Deutschen: es ist et= was gewöhnliches. Ich fürchte mich vor englischen Vorurtheilen; aber ich glaube wahrhaftig, die englischen Küchen sind die reinsten unter allen. Ich bin gleichfalls überzeugt, daß die englische Kochkunst die beste, nahrhafteste und gesündeste ist. Ein Franzose hat am licb= sten seinen Knoblauch, ein Deutscher sein Fett, und ein Spanier seine Dehle. Ich habe kein Recht, ihren Gefchmack zu tadeln, und siße ich an einer ausländischen Tafel, so bin ich ein Dummkopf, wenn ich immer etwas auszusetzen finde, das Gesicht verziehe und meine Unverschämtheit so weit treibe, die Leute Narren zu heißen.

Das Reisen in einer Treckschuyt langweilt cher, als es ermüdet. Wir erfrischten uns bald, und mach ten einen Gang durch die Straßen, wo wir uns nach diesem und jenem erkundigten. Wir waren nicht weit gegangen, als wir an einen offenen Plah kamen, wo mehrere Gegenstände unsre Aufmerksamkeit anzogen.

Der erste und merkwürdigste war eine große Bilds fåule in einem weiten Talare und mit einem Doctorhute. Ich erinnerte mich den Augenblick, daß dies Erasmus seyn müsse, ein Nahme, welcher der Philosophie, dem Fortschritte der Kenntnisse, und dem Liebhaber der eles ganten Gelehrsamkeit, des geläuterten Geschmacks und der geschärften Beurtheilungskraft theuer ist.

Da Erasmus in Rotterdam gebohren wurde, wars um kann denn nicht auch Vondel das seyn, wofür er in

den Augen seiner Landsleute gilt, ein Dichter, der jeder Nation werth ist? Wer hat unter den Gelehrten die holländische Sprache hinlänglich studirt, um, wie viele von ihnen thun, sie so entscheidend herabzuwürdigen? Sie hat ihre Fehler, wie alle Sprachen. Sie ist dem Ohre minder angenehm als das Italienische, aber sie ist weniger hart als das Deutsche. Auf das letztere legt man sich jetzt sehr; aber es fragt sich, ob es nicht ein Unglück ist, daß Luthers Bibelübersetzung, “welche die deutsche Sprache bevestigte und derselben zum Maßstabe diente, nicht in der platten deutschen Mundart gemacht wurde, welche viel weicher ist und dem Holländischen sehr gleicht? Ich weiß, daß die Deutschen, welche ihre Sprache zårtlich lieben, und die Schönheiten derselben vergrößern, während Ausländer vielleicht deren Mångel übertreiben, über diese Meynung lächeln werden. Ich wage sie blos fragweise und nicht absprechend: allein ich kann niemals vergessen, wie hart es meinem Ohre bedůnkte, als ein deutscher Dichter mir etliche Stellen aus einem deutschen Trauerspiele hersagte, blos damit ich die kräftigen Töne dieser Sprache, die ich damals noch nicht konnte, bewundern möchte. Seit ich sie studirt und wenigstens etliche ihrer Schönheiten verstehen ges lernt habe, ist dieses Gefühl zum Theil abgestorben, aber bey weitem nicht ganz.. Es giebt in allen Spra chen angenehme Redner, und in der ungezwungenen fließenden Unterhaltung kann man die Deutschen mit Vers gnügen hören: aber wenn sie fingen und feyerlich etwas hersagen, wird mein Ohr niemals ergött. Das vers achtete Holländische hat sicherlich mehr Wohlklang.

(I. 135) Von den elenden Lehmhütten, die ich eher mals in Frankreich so zahlreich antraf, sind immer noch

Engl. Miscellen. XIV, 3.

II

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