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zu erkennen im Stande seyn, daß ein damit verzierter Einband die Werke eines englischen Claßikers in sich faffe.

An den Staatswågen sah man bey der lezten Gala der Königinn etliche Veränderungen, die wir kurz ans geben wollen. Unter allen Farben ist jetzt die hervorz stechende ein herrliches hohes Gelb, genannt KönigsGelb, dem man schwarze Rånder gicbt. Das Silberplattiren ist sehr vermindert: man hålt es nur noch an den oberen Theilen des Wagenkastens für nothwendig. Die neuesten Wagen sind sehr geräumig und haben an den Seiten Armruhen. Die Seiten sind rund; die Wasgendecke beynahe flach ohne Abrundung an den Seiten: die Lampen ganz einfach und schwarz angestrichen. Das Futter inwendig besteht aus feinem Tuch und Saffian; Polster und Kissen sind prall gestopft und gesteppt. Ues brigens sind die Wagen jezt kürzer und leichter. Die Böcke sind ganz simpel und das Behältniß für Gepäc unter dem Kutschensize fällt jetzt völlig weg. Die Kasten hången weit höher als voriges Jahr.

In den Silberlåden findet man jetzt silberne Leuch ter mit viereckten Füßen und viereckten Dillenkragen, welche die schönen runden Leuchter zu verdrången drohen, da man des Runden müde ist, und das Eckige vorzuzies hen anfängt. Eben dort sieht man Leuchter mit rundem Fuße und vierecktem Postamente, deren Form gefälliger ist, als die der ersteren. Was man auch von beyden urtheilen mag, die Ausführung der geringeren Theile der Arbeit und die Politur sind vorzüglich.

Ungeachtet die meisten Artikel der englischen Manus facturen aus hundert Ursachen in höherem Preise stehen, als die deutschen und französischen, so ist man doch vers mittelst der Maschinen und andrer bekannten Vortheile

des englischen Kunstfleißes im Stande, manche Sachen so wohlfeil zu liefern, daß man auf deutschen Messen und selbst in deutschen Schriften seltsam genug behauptet hat, der englische Manufacturist könne schlechterdings nicht ohne Nachtheil so niedrig verkaufen, und werde das her von den hiesigen Ministern entschädiget. Allein die Sache wird sehr begreiflich, wenn man den unermeßlichen Absaz überlegt. In den Wollenlåden sieht man seit dem neuen Jahre ein Sortiment ganz gewöhnlicher Hands schuhe für Soldaten, army gloves, die an Dauerhaftigkeit ihresgleichen suchen, und, aus der ersten Hand” gezogen, äußerst wohlfeil sind. Da wohlfeile Handschuhe ein Bedürfniß sind, das viele arme Leute mit den Sole daten theilen, so gehen sie sehr gut.

Man weiß aus dem vortreflichen und berühmten Werke des Herrn D. Wendeborn über den Zustand Grosbritanniens gegen das Ende des 18. Jahrhunderts I. S. 270. daß die englischen schwarzen Tücher ihrer schlechten Farbe wegen minder geschäzt werden, als die französischen. Dies ist noch immer der Fall, und selbst die englischen Buchdrucker klagen, daß ihre Druckerschwårze der deutschen nicht beykomme, es sey denn, daß sie, wie Bensley und Bulmer, beträchtliche Kosten darauf verwendeten. Auch die gemeinen Leute wissen, wie ynhalts bar die schwarze Farbe der inlåndischen Manufacturen ist, woraus man vermuthlich den Umstand zu erklären hat, daß jest double died black cotton stockings zweymals gefärbte schwarzbaumwollene Strümpfe in den Londner Låden erschienen sind und viele Abnehmer finden, weil solche Strümpfe von Trågern, Arbeitern 2c., stark ge= tragen werden.

Viele alte Männer der niedrigen Volksclasse in Engs land finden Gefallen an rothen wollenen Müßen, weil sie

Staat mit Wärme verbinden und des Waschens nicht oft nöthig haben. Da nun die Mode mit der Lammswolle im höchsten Schwange ist und so viel an sich reißt als nur möglich, so finden sich unter den Lieferungen des Spats winters auch rothe Mützen aus Lammswolle mit schönen gelblichen Aufschlägen. Bey Cane im Strande. Man rühmt, daß sie sehr warm sind.

Die besondern Umstände dieses Krieges, welcher auf Albions Küsten gewålzt werden soll, werden von Tage zu Tage eine größere Quelle von Reichthum für den Kunsts fleis. Zu den nůzlichsten Sachen, und die am meisten gekauft werden, muß man die Canteens rechnen. Wies wohl dies Wort weiter nichts, als das franz. Cantine, nach der englischen Außsprache geschrieben, ist, so vers steht man doch darunter nicht nur ein bloßes Flaschenfuts ter oder eine gemeine Feldflasche, sondern auch eben so oft einen Kasten, welcher die sämmtlichen Geråthe für Mahlzeiten und Frühstück enthält. Man verfertiget sie in aufserordentlicher Verschiedenheit und zu verschiedenen Preis sen. Jeder Coffermacher folgt darin seiner besondern Erfindsamkeit, oder erhålt auch die Angabe dazu von dem Besteller. Hier folgt eine Beschreibung von zwey solchen Cantinen eines großen Hauses in diesem Fache, Furnell und Bagnal Nr. 12. Fleetstreet. In dem einen Kasten befindet sich ein Bratrost, etliche zinnerne Teller, tiefe Caserole (saucepans and stewpan) ein blecherner Chos coladekocher, hörnerne Becher, Messer und Gabel, Ldfz fel, etliche Flaschen ze. Alle diese Geråthe sind aus den gemeiusten Materialien, und blos auf die Dauer gemacht, aber ihre Anordnung und die Kunst, den Raum so zu nußen, daß gerade für die erwähnten Sachen, und für nichts mehr, Plaz ist, sind merkwürdig. Die Caßerole Find von fünf abfallenden Größen, so daß immer eins in

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das andere paßt, und ihre Griffe laffen sich, vermöge einer sehr einfachen, aber geschickten Vorrichtung, ab- und anmachen. Die zweyte Cantine enthält einen blechernen Kessel zum Theewaffer, Laffen, Eyersieder (eggcodler), Milchkanne, Zuckerbecken, Wachsstockbüchse, zwey Flaschen 2c. Man bemerkt hier eben dieselbe Erf sparung des Raums wie in dem ersten Kasten. Es sind Fächer für die verschiedenen Geråthe gemacht, und sie find mit dickem grünen Boy gefüttert, welches sowoh! die Reinlichkeit als die Festigkeit dieser Sachen auf der Reise befördert. Beyde Cantinen oder Feldküchen kosten zusammen sieben Guineen. Sie sind von außen mit ftarkem schwarzem Leder überzogen und man macht ihrer zwey, weil sie, durch Riemen verbunden, im Felde von Pferden, Ochsen, Maulthieren oder Eseln getragen werden.

Man wird leicht auf mehrere Ursachen fallen, wars rum in großen Städten so viele Blumen verbraucht wers den: die vornehmste ist wohl, daß es dort eine Menge Leute, besonders Frauenzimmer giebt, die Land und Gårten nur selten, oft Jahre lang nicht erblicken, und sich daher in ihren Zimmern durch ein paar Blumen entschådigen, welche sie so lange als möglich im Waffer frisch zu erhalten suchen. In den meisten Ländern nimmt man das erste beste Glas oder höchstens ein Geschirr aus Faz Hence oder Porcelan dazu: aber der englische Kunstfleiß läßt durch seine Töpfereyen eigene Gefäße mehrerer Arten dafür verfertigen, welche man zum Theil prächtig vers goldet und verziert. Eins der üblichsten sind die semicircles, halbkreisförmige Gefäße, die ungefähr so auss sehen, als ob man Blumentöpfe in zwey Hälften ge schnitten, und dann jede Hälfte mit einem geraden Rütken verschlossen hätte. Sie haben Decken, welche man

Herausnehmen kann, und in den Decken sind mehrere L cher für Blumen. Sie werden meistens aus der soge nannten Staffordshirer Waare gemacht und kosten das Stück Ein bis fünf Schillinge. Im Sommer ist nichts fo gewöhnlicher, als solche Halbkreise mit duftenden Bluzh men auf den Camingesimsen zu sehen. Weil sie nun ein 16 sehr gangbarer Artikel sind, so widmen ihnen die Fabriken immer einige Sorgfalt durch neue Verzierung. Die neuesten Muster sind strohgelb mit schwarzen Streifen und Rosa mit Blumengewinden.

Der jetzige englische Geschmack in Puß- und Bücherschränken für Damen ist im Sinken und wird bald ins Kleinliche und Unedle fallen. Die meisten englischen Geräthe in den Pußstuben und Versammlungssålen der Großen und Reichen haben den ernsten, simplen Chas racter der Nation: Flitter, Schnörckel, Ueberladung und lästiger Pomp, welcher die Bequemlichkeit beeinträchti= get, machen in England, im Ganzen betrachtet, iminier noch kein Glück. Daher die ́neuern Pariser Zimmerver·zierungen und gepriesenen Geråthschaften der nouveauxriches, die man den reisenden Engländern so selbstge= fållig wieß, keine auffallenden Versuche, sie nachzuahmen, veranlaßt haben. Nur hier und da sieht man ets was dem ähnliches. Es ist bekannt, wie viel in Franks reich auf Spiegel gehalten wird: man sieht sie überall; auch an den Schränken werden sie angebracht. Dies macht nun der Mobilienmacher Oakley nach. Er verfertiget Damenschränke, die an den Seiten mit Spiegeln verziert find, und meßingene Leisten haben. Da fein Beyspiel viel gilt, so wird diese Verzierung vermuthlich Mode werden.

Unter den Neuigkeiten der Baumwollenlåden bes merkt man twill'd oder mill'd cotton drawers, gewalkte

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