Page images
PDF
EPUB

fie möchte sich nun nicht mit ihm trauen lassen. Die vernichtete Hofnung übermannte ihn so sehr, daß er ein Messer, welches auf dem Anrichtetische lag, ergriff, und fich an mehrern Theilen des Köpers Stiche gab. Er wellte sich auch die Gurgel durchschneiden; das Mäd chen suchte ihm aber das Messer aus der Hand zu reißen, und verwundete sich. Er schien in Absicht seines Gefchic's ganz gleichgültig zu seyn. Das Mädchen legte sich selbst alle Schuld dieses Unglücks bey. Man fürchtet, daß sie den Gebrauch ihrer Aerme verlieren werde. Der Soldat liegt sehr krank, und man zweifelt an seis ner Genesung.

Eeildem viele Engländer, die beym Ausbruche dies "ses Krieges in Frankreich waren, nicht nur wider alles Völkerrecht, sondern auch wider die ausdrückliche Vers sicherung der französischen Minister, zu Gefangenen gemacht worden sind, haben sie sich auf allerley Weise bee müht, zu entkommen. Dies glückt ihnen mehrenz theils. Zwey Engländer von Geburt kamen unlångst mit Lebensgefahr aus Dünkirchen. Sie bestachen einen französischen Bootsmann, welcher für Eo Guineen versprach, sie bis auf die Entfernung einer englischen Meile von der englischen Küste zu bringen, und sie dann ihrem Geschick zu überlassen. Sie waren beyde vortrefliche Schwimmer: indeß war die Strapaze des Echwimmens so angreifend, daß sie, ungeachtet des windstillen Wetters, mit größter Mühe das Ufer erreichs ten. Zwey andre Engländer von Ansehen kamen auf einem dånischen Schiffe in Dover an. Einer von ihnen ließ erst seinen Coffer in Calais auf dem Zollhause visitiren, und schickte ihn an Bord. Hierauf stahl er sich in Matrosenkleidern auf dasselbe Schiff, nahm alles aus dem erwähnten Coffer und legte sich hinein Eis

aus.

[ocr errors]

ner von seinen Freunden schloß zu und bohrte zwen Ldcher hinein, um Luft einzulassen. In dieser unangeneh= men Lage blieb er drittehalb Stunden. Man war dann weit genug von der französischen Küste und ließ ihn hers Der andre lief noch größere Gefahr. Als die dånische Brigg die Rhede von Calais verlassen wollte, war er auf der äußersten Spiße des Hafendammes und faßte den Muth, in das Meer zu springen, ob er vielleicht das Schiff durch Schwimmen erreichen könnte. Er nahete sich dem Schiffe, und einer vom Volke ersah ihn, gerade, als es noch zur Rettung Zeit war, denn er war so schwach, daß er dem Schiffe nicht zurufen konnte, welches in Zeit von einer Minute unter vollen Segeln gewesen seyn würde, und der arme Abentheurer můste dann umgekommen seyn. Da man ihm seine große Gefahr vorstellte, sagte er, er håtte lieber sterben, als långer in der Macht der Franzosen bleiben wollen.

Ein Judenjunge, den man nur noch vor wenigen Lagen in elenden Umstånden gekannt hatte, auf einmal aber nach der neuesten Mode gekleidet sah, zeigte in eis nem Polizeyamte an, daß ihm zwey Mädchen eine filberne Uhr, sechs Pfund Sterling am Werthe, gestohlen hätten. Vermuthlich waren sie nicht von strenger Tugend, denn er hatte sie im Circus angetroffen, und sie mit allerley Nåschereyen bewirthet: sie fuhren mit ihm in einer Miethkutsche weg, und hier ereignete sich der Diebstahl. Die Mädchen läugneten die Beschuldigung. Man ließ sie aber nicht gleich los. Doch wurde der Judenjunge auch vernommen. Es erregte Befremden, wie ein so armer Junge plötzlich gute Kleider, eine Uhr, Banknoten und etwas Goldmünze erhalten konnte. Er felbst gab eine sehr zweydeutige Auskunft darüber. Man erkundigte sich und hörte verschiedene bedenkliche Nach

richten von ihm. Kurz er war sehr verdächtig, und muste ins Gefängniß, während die beyden Mädchen, auf die man nichts gegründetes bringen konnte, losgelassen

wurden.

In Peterborough trug sich folgendes zu. Kurz nach Ankunft der Briefkutsche ritt ein Knecht eins von den Pferden, welche sie gezogen hatten, in die Schwemme. Das Thier war stockblind, aber sonst gesund. 18 er von dort zurückkam, wurde es scheu, lief mit ihm durch Broadbridgestreet, und sprang durch ein großes Fenster, das an vier Fuß über das Straßenpflaster ers höhet war, in dem Wirthshause zum goldnen Löwen. Der Knecht hatte bis dahin fest gesessen: aber in der Stube warf ihu das Pferd herab und sprang dann sos gleich wieder durch das Fenster in die Straße. Weder Knecht noch Pferd waren sehr beschädigt.

Aus Wallis wandern jedes Jahr eine Menge Pers fonen beyderley Geschlechts nach England, um sich hier durch mannigfaltige Arbeiten und Dienstleistungen Geld zu verdienen. Außer denen, die bleiben und sich nieders lassen, kommen andre zu gewissen Jahrszeiten besonders nach London, und kehren zurück, wenn man ihrer nicht mehr benöthiget ist. Vorigen October hatten sich in der Londner Straße Piccadilly über hundert Mädchen aus Wallis versammelt, jede mit einem Schnapsack auf dem Rücken. Sie waren im Frühjahr nach London gekommen, und hatten in den weitläuftigen Gemüse- und Kus chengårten um die Hauptsiadt zu Battersea, Fulham 2c. bis jetzt gearbeitet. Hier nahmen nun ihre zahlreichen Landsleute und Freunde von ihnen Abschied. Nachdem man mit Branntwein, Bier zc. auf glückliches Wieders sehen getrunken hatte, theilten sich diese blühenden Bäues rinnen in zwey Haufen; der eine, welcher aus Südwals

Lis war, schlug den Weg nach Kensington ein, und der andre, welcher nach Nordwallis wollte, wendete sich nach Parklane, um aus Bayswater die Neise weiter fortzusetzen. Sie find so gut zu Fußc, daß es außerors dentlich ist, wie weit sie jeden Tag gehen. Ihre Reise nach Nord- und Südwallis dauert selten über fünf Tage. Als sie sich von ihren Freunden trennten, huben fie alle ein altes welsches Volkslied an, welches weit ers tonte, und eine sehr angenehme Wirkung that. Man hörte sie noch singen, als man sie lange nicht mehr se= hen konnte.

Zwey Matrosen wollten nach Schottland reisen, und kamen nach. Whittingham, wo sie in einer Hütte neben dem großen Thurme daselbst einkehrten. Da es sehr regnete und stürmte, so wünschten sie einander Glück, daß sie eine so gute Nachtherberge angetroffen håtten. In der Nacht wurde der Sturm so heftig, daß eine Seite des Thurms einstürzte, und auf die Hütte fiel, welche mit allem was drinnen war, unter den Trummern vergraben wurde. Durch das Jammern der kleis nen Tochter herbeygerufen, kamen die Nachbarn zu dies fem Orte der Verwüstung, und fingen an den Schutt wegzuräumen, um, wie sie glaubten, die todten Körs per, der unglücklichen Bewohner und der Reisenden hervorzuzichen. Das wimmernde Mädchen kam zuerst ans Tageslicht, dann die Mutter und zuletzt die beyden SeeLeute keine von diesen Personen war sehr verletzt. Als man einen der Matrosen bey den Fersen hervorzog, stellte er sich ohne große Betroffenheit wieder auf die Füße und rief: straf meine Augen, das alte Schiff ist in tausend Stücken zersplittert, ohne uns vorher Nachricht davon zu geben!

Eiu Herr Goring in Staines verlor schon voriges

May ein schönes Pferd, dem er, trok allen Erkundis gungen, nicht wieder auf die Spur knmmen konnte. Als aber vor kurzem ein Herr in einem Gig durch Etais nes fuhr, blieb sein Pferd plötzlich vor dem Hause des Herrn Goring stehen, und so sehr er das Thier schlug, wollte es doch nicht von der Stelle. Diefer Umstand brachte mehrere Leute zusammen, unter andern auch Herrn Goring, der gleich das Pferd für das ihm ges stohlne erkannte. Der Herr sagte, von wem er es ges kauft hatte. Der Verkäufer hatte es von zwey andern, und endlich kam man auf den Dieb, der nun sikt.

Literarische Nachrichten.

In kurzem erscheint eine Entdeckungsreise nach Neus Süd Wallis vom Seelieutenant James Grant. Die Reise wurde in der Lady Nelson, einer Brig von 60 Lonnen gemacht, welche mit den vom Capitain Schank erfundenen Schiebe- Kielen gebauet war.

Herr Highmore schreibt eine Geschichte der Londner Artilleriecompagnie aus den frühesten Jahrbüchern. Da hierbey die allgemeinen Angelegenheiten der Hauptstadt und des Landes berührt werden müßen, so wird die Erzählung einen angenehmen Rückblick in die Landesgeschichte etliche Jahrhunderte vor der gegenwärtigen Zeit gewähren. Dem Verfasser-sind die Archive der Coms, pagnie gedsnet worden.

Herr Jacob Wild hat eine Reihe französischer Schaus spiele für die englische Bühne bearbeitet. Der erste Band erscheint zu Anfang des neuen Jahres. Das Werk wird wie Bell's British Theatre gedruckt, wozu es einen Anhang bilden soll. Jeder Aufzug wird mit einem Kupfer verziert.

Der Schifsprediger Halloran schreibt die Seevers

« PreviousContinue »