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gen auf den Handel wenden, so daß sie zu ihrer Ehre und zum Nußen des Vaterlandes ihre gewerblichen Unternehmen bis auf eine Weite ausdehnen, die andern Lindern unerreichbar bleibt. Das Capital, welches in diesem Handel und in den verschiedenen damit verbundes nen Zweigen gebraucht wird, ist zum wenigsten zwan= zig Millionen Sterling: und die Leute, welche sich das mit beschäftigen und Nahrung davon ziehen, sind nicht weniger als achtmal hundert tausend.

Der schnelle Fortschritt des Baumwollenhandels erhielt, wie gesagt, großen Vorschub von den sinnreis reichen Verbesserungen, die der geschickte Sir Richard Arkwright erfand. Aber sein verwickeltes Maschinenwes fen ist seitdem so vereinfacht und zu gleicher Zeit um so viel ergiebiger gemacht worden, daß es seine erste Ges stalt fast gänzlich verloren hat. Im J. 1780 wurden fünf Millionen Pfund Baumwolle in Großbritannien eingeführt: aber nach der Mittelzahl der drey letzten Jahre kann man jetzt die jährliche Einfuhr zu vierzig bis funfzig Millionen Pfunde ansehen. Von dieser uns geheuren Menge wird sehr wenig unverarbeitet ausges führt. Frland empfängt etwas weniges und kleine Quantitäten werden dann und wann nach dem festen Lande versendet.

Es fehlt an Urkunden, aus denen man bestimmen könnte, wie viel die baumwollene Güter am Werthe bes tragen, welche für den heimischen und ausländischen Verbrauch verfertiget werden. Ungefähr fünf Millionen Pfunde baumwollenes Garn führt man jährlich nach dem festen Lande und nach Irland. Nimmt man nun an, daß jedes Pfund Baumwolle, wenn es eingeführt wird, im Durchschnitt achtzehn Pence, und wenn es entweder zu Hause verbraucht oder in einem verarbeiteten

Zustande außer Landes geschickt wird, acht Schillinge werth ist, so gewinnt die Nation nicht viel weniger das bey als vierzehn Millionen Sterling des Jahres. Wie viel von dieser ungeheuren Summe vermittelst der Zölle und des Verbrauchs accisbaret Waaren innerhalb des Jahres, in welchem die Rechnung abgelegt wird, der Regierung anheim fällt, läßt sich schwer bestimmen, da man blos auf gedruckte baumwollene Güter unmittelbare Taren legt, welche der Kaufmann bey der Ausfuhr wieder bekömmt. Sir Robert's Haus bezahlt jährlich an die Accise für gedruckte baumwollene Güter über vierz zig tausend Pfund Sterling.

Würdigt man gehörig die drtlichen Vortheile, die Kenntniße, das Capital und die Angewöhnungen Englands, so sieht man. daß dieser Nationalgegenstand zur beständigen Hülfsquelle wird, die noch ergiebiger zu wers den verspricht, und in der gewerbschen Wagschale ein mächtiges Gewicht haben dürfte, wodurch der Belang des Handels mit andern Låndern sich zu Gunsten Englands neigen muß. Wenn man im Parlamente die Wichtigkeit der Arbeit herabzuwürdigen sucht, welche zur Hervorbringung der Manufacturartikel für auswärtige Mårkte angewandt wird, so erklärt Sir Robert jeder= zeit, daß er dies keineswegs billigen könne, und behaup tet, daß Englands Stärke zur See und dessen freundschaftlicher Handelsverkehr mit fremden Mächten durch die Menge Seeleute, welche zu diesem Verkehr erforder= lich sind, und durch Englands|Fähigkeit, die Bedürfniße fremder Völker zu bestreiten, großen Vorschhub erhalten müssen. Es giebt viele Umstände, welche den Anwachs des Getreydes im brittischen Reiche dem Verbrauche unangemessen machen: vermehrte Bevölkerung ist einer; ein andrer, welcher mehr Uebergewicht hat, ist der ans

gehäufte Reichthum des Landes, der durch die verschie denen Stände der Gesellschaft einen freyen Umlauf hat. Bey dem vermehrten Wohlstande des ganzen Volks ist der Verbrauch der Fleischspeisen, die man verhältnißmåßig als einen Lurus 'ansehen kann, seit den leßten zwanzig Jahren sehr ausgedehnt worden. Die Menge des Wiesenlandes hat gleichen Schritt damit gehalten, und der Pflug ist vergleichungsweise unthätig geworden. Man darf sich über diese Aenderung nicht beunruhigen, so lange ein Arbeiter für seinen Fleiß in den Manufactu ren aus fremden Kornmagazinen so viel Getreyde erhalten kann, als drey Leute in Ackerbaugegenden durch ihre vereinte Arbeit zu verdienen im Stande sind: und dies ist wirklich der Fäll.

Sir Robert ist ein großer Wohlthäter vieler öffentlichen Stiftungen. Man hat ihn daher zum Patron und Vorsteher von mehrern gewählt. 1801 schenkte er der Gesellschaft, welche sich die Verbesserung des Zuz stands der Armen zum Geschäft macht, tausend Pfund.

Er hatte sich einst vom Lord Canzler für einen verdienstvolle jungen Mann eine Pfarrstelle erbeten: aber der Canzler verlor plötzlich seinen Posten, und die Sache wurde rückgängig. Um den Candidaten für die getäuschte Hofnung schadlos zu halten, kaufte Sir Robert das Patronatsrecht einer andern Stelle, und gab fie dem Geistlichen.

Vor ungefähr drey Jahren war ein großes Haus, welches ebenfalls den Baumwollenhandel trieb, und Sir Robert's Nebenbuhler war, auf dem Punkte zu brechen. Andre würden vielleicht mit Vergnügen den Fall eines Mitbewerbers gesehen haben: aber Sir Robert lich die sem Hause gleich aus freyem Antriebe vierzehn tausend Pfund, wodurch es sich vom Untergang rettete.

Eine Familie, die aus zwen Söhnen und drey Töchtern bestand, und deren sämmtliches Vermögen auf den Handel verwandt war, gerieth jåhling so sehr ins Unglück, daß sie alles einbüßte. Jede der Töchter hatte ein Vermögen von fünftausend Pfund beseffen. Sir Robert wurde ihr Wohlthäter: er verschafte jedem Sohne ein ehrenvolles und einträgliches Amt, und schenkte jeder Tochter Eintausend Pfund.

Anecdoten.

An der Surryseite der Westminsterbrücke begab sich folgender außerordentlicher Vorfall. Ein sehr junger. wohlgekleideter Mann lief mit großer Heftigkeit ans Wasser, warf seinen Hut hinter sich auf die Treppe am Ufer, sprang über mehrere Boote und plumpte kopfüber in die Themse. Ihm folgte auf dem Fuße ein schönes junges Mädchen in einem weißen Mußelinkleide, und stürzte ihm in den Strom nach. Die Themsenschiffer waren über dem jählingen ungewöhnlichen Vorgang so erstaunt, daß sie sich nicht gleich sammeln konnten, um die Folgen der raschen That zu hindern. Endlich sprang ihnen einer nach und rettete beyde mit großer Mühe vom Untergange. Man vermochte sie, wieder nach Hause zu ge hen. Das Mädchen sagte, sie gehörte zu den unglücklichen Frauenzimmern, und wohnte nicht weit von der Brücke. Der junge Mensch, glaubte man, hatte sich mit ihr in eine Verbindung eingelassen, wodurch er in große Noth gerieth, und endlich zum Selbstmorde verleitet wurde.

In Wychstreet, dem New Inn gegen über, ereignete sich ein sehr ungewöhnlicher Umstand. Eines Vormite tags gegen zehn Uhr gieng eine wohlgekleidete Frau auf einen Mann zu, der des Weges kam, wollte sich an ihn Engl. Mifcellen XIV. 2.

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anhalten, fiel rückwärts und hauchte ihren Geist aus. Man durchsuchte ihre Taschen, fand aber nichts, das zu einer Kenntniß ihrer Person hätte führen können; denn wiewohl etliche Empfangskarten eines Geldverleihers zum Vorschein kamen, so zeigte es sich doch, daß sie die Sachen unter andern Nahmen versetzt hatte, da der Verleiher sich nicht erinnerte, die Frau gesehen zu haben. Man trug fie in das nächste Arbeitshaus, wo die Geschwornen des Todtenbeschauers den Vorfall in Erwågung zogen und erklärten, die Frau sey durch die Heims suchung Gottes gestorben. Der merkwürdigste Theil des Ereignisses ist, daß der Mann, den die Frau anfaßte, und der ein Tråger des Kindbetterinnen- Hospitals in Brownlowstreet war, bey seiner Nachhausekunst sagte, die Begebenheit habe ihn so entsetzt, daß er sich nie das von erholen würde: er starb noch an dem Lage.

Eine Nacht hörte man in Queen Annstreet East in einem Hause Zeter und Mord schreyen. Der Nachts wächter drang hinein und fand die Magd in der Küche auf dem Fußboden liegen. Die Sehnen ihrer Verme was ren durchschnitten, und neben ihr lag eine Soldatenmüße. Sie sagte, ein Soldat, der diesen Augenblick hinten aus dem Hause gelaufen wåre, håtte sie verwundet. Man verfolgte ihn, und als er eingeholt wurde, rief er, sich umkehrend: "Nachtwächter, ich bin's gewesen, ich läugne es nicht, nehmt mich in Haft.” Im Polizeyamte gab er folgende Aufklärung über sich: er heiße Hatch, sey ein Gemeiner im Regiment Coldstream und habe sich dreymal in der Kirche aufbieten lassen. Der Ring sey gekauft, und der Hochzeittag mit dem Mådchen, das nun verwundet da liege, anberaumt gewesen ; als er aber zu ihr gekommen, um mit ihr in die Kirche zu gehen, habe sie gesagt, er sey zu lange geblieben und

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