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schmiede haben diesen Winter abermals eine neue Form derselben aufgestellt, welche eigentlich den Obsischüsseln der Desserttafel abgeborgt ist. Das Salzfaß selbst be= steht aus feingeschliffenem Glase, ungefähr von der Gestalt eines deutschen Balbierbeckens. Dieses steht auf einem übergoldeten Dreyfuße, an welchem viel Arbeit ist. Das Paar (denn einzeln werden sie nicht verkauft) kostet 2. Pjund 5' Schill. im. Strande.

In den Låden, wo man mit Spielsachen handelt, find mehrere Kleinigkeiten aus Buchsbaumholz zu haben, die sehr geschätzt werden. Am meisten kauft man die großen Löffeln und Gabeln zum Salatmachen. Porter, der Eigner eines berühmten Bein- und Elfenbeinladens in St. Martini's Court, hat diese jetzt in Eins gebracht, und die Gabel unmittelbar über dem Salatlöffel ausgeschnitten. Dies Zwittergeräth ist auffallend und wird eben deswegen von vielen gekauft. Ueber dem Canale, besonders in Frankreich, wo die Sallatesser recht zu Hause find, wird man diese englische Aenderung schwerlich eins führen, weil man dort große volle Schüsseln Sallat aufsetzt, in denen vielleicht Essig und Del mit diesem Werkzeuge nicht gehörig vertheilt werden könnten. Aber in England, wo man nur sparsam Sallat ißt, oder gleichfam mischt, kann eine geringe Quantitåt füglich damit umgerührt werden.

Man kennt långst die Güte der Norwicher Shawls. Aber so fein und kostbar sind sie wohl noch kein Jahr geliefert worden, wie heuer. Man hat dort seit einiger Zeit angefangen, die bekannte bräunliche Vigognewolle, hier mehrentheils redwool genannt, zu dieser Manufactur anzuwenden, wodurch sie ausnehmend gewonnen hat. Die Norwicher behaupten sogar, daß sie nicht blos wohlfeilere, sondern auch viel schönere und wohlfeilere

Shawls liefern können, als die aus Caschmir sind: und da die feinsten Shawls vornehmlich in der Levante, in Persien und in Hindostan Abgang finden, so wird man versuchen, mit Norwicher Güter dorthin zu handeln.

Da jest Ever zum Frühstück so sehr Mode sind, so speculirt, wie billig, der Kunstfleiß auf alles, was man bey ihrem Genusse braucht. Es ist bekannt, daß die silbernen Theelöffel etwas anlaufen, wenn man Eyer damit gegessen hat. Man verkauft daher schon långst beinerne Eyerlöffel, die jedoch nie großen Eingang gefunden haben. Aber nun ist ihre rechte Zeit gekommen und dieser kleine Artikel wird theils aus Knochen, theils aus Elfenbein überaus niedlich verfertiget.

Die Weiber in Wallis sind vielleicht die fleissigsten in ganz Grosbritannien. Ihre Armuth nöthiget sie da= zu. Die Reisebeschreiber erzählen, daß man sie allezeit, wenn sie keine andere Geschäfte haben, stricken sieht; selbst im Gehen von einem Orte zum andern, besonders wenn sie zu Markte gehen, stricken sie unterwegs 'auf das emfigste. Ihre Strümpfe, so wie gewisse Zeuge, welche sie weben, haben den Vorzug einer großen Dauerhaftig= keit und Wohlfeilheit. Da nun in London sehr viele Personen beyderley Geschlechts aus Wallis als Milchmågde, Tråger z. einen Unterhalt suchen, und da ausserdem noch viele andre dürftige Menschen in der Hauptstadt besonders auf die Haltbarkeit ihrer Kleidungsstücke sehen müssen; so haben einige Låden, die mit Strümpfen handeln, die Versuche gemacht, welsche Strümpfe kommen zu lassen. Sie haben sich nicht verrechnet. Diese welsh knit stockings, die man dunkel melirt und weiß haben kann, werden von den årmeren Leuten stark gesucht. Man findet sie in St. Martin's Court.

In demselben Hofe, welchen die Leser schon als eis

nen Sammelplatz mehrerer Galanterieläden kennen, ist diesen Winter eine kleine Waare für ältliche Frauen des Mittelstandes erschienen, die ihre Liebhaberinnen findet. Es ist ein schöner silberner Fingerhut, in welchen ein niedliches Riechfläschchen aus geschliffenem Glase mit filbernem Deckel paßt. Der Schwamm in dem Flacon ist meistens mit dem berühmten aromatischen Eßig getränkt, an welchem man hundert Lugenden rühmt. Das Ganze befindet sich in einem schönen Futterale von rothem Saffian mit weißarlaßnem Futter.

Zu dem, was oben von der Tragbarkeit gesagt wurs de, kann man folgendes für einen neuen Beytrag ansehen. Auf Reisen ist es ungemein nüßlich, Såge, Hohlmeißel, Meißel, Bohrer, Hobel und ähnliche Werkzeuge bey sich zu haben, wenn man nur irgend damit umzugehen weiß. Besonders erfährt dies der Soldat im Felde, welcher in unzähligen Fällen auf keinen fremden Beystand hoffen darf. Aber insgemein nehmen diese Instrumente so viel Raum ein, daß es sehr bes schwerlich, wo nicht unthunlich seyn würde, sie mit sich zu führen. Es hat daher ein Eisenhåndler, Bunnel No. 7. Newstreet, Coventgarden dieselben so eingerich tet, daß man die Griffe und andre Theile abschrauben fann. Er nennt sie portable tools und sie verdienen den Nahmen vorzugsweise.

Seit Anfang des Winters ist eine Tapetenborte aufs gekommen, die man in den mehresten großen Låden der Papi rtapeten antrift. Man nennt sie Stockborders. Sie sehen ungefähr wie geblümter Sammt aus, nur find sie viel gröber: doch wirken sie eben deswegen desto beffer in der Entfer ung. Auf gelbem Boden erheben sich Arabeske oder Blumen aus grober Wolle, welche Dunkelbraun gefärbt ist. Diese Borten find blos für ges

geräumige Sile berechnet, wo sie den Papiertapeten ein reiches Ansehen geben. Sie wurden zuerst in dem Palaste des Prinzen von Wallis zu Brighton aufgestellt, wo man sie schön fand. Schon dies war hinreichend, ihnen eine günstige Aufnahme zu versichern. Der Yard kostet nicht mehr als Einen Schilling.

Für diejenigen, welche keinen abgehärteten Körper haben und nicht gewohnt sind, sich allen Witterungen auszusehen, hat das englische Clima wegen seiner Verånderlichkeit erhebliche Gefahren. Deswegen empfiehlt eine ansehnliche Mehrheit der Aerzte des Landes den Fla= nell so sehr. Da gegenwärtig aus freyem Antriebe und åchter Vaterlandsliebe Tausende zu Felde liegen, die ihre Naturen nicht an das abwechselnde Wetter gewöhnt ha= ben, so besteht das Vorbaungsmittel hauptsächlich aus Flanell, den man theils unter, theils auf dem Hemde trågt; und patriotische Damen in Dorsetshire haz ben den årmeren Volontairs ganze Lasten von flanellnen Westen und Unterhosen geschenkt, damit sie sich nach starken Märschen oder ermüdenden Waffenübungen nicht erkålten mögen. Der Caricaturist Gilray hat dies so spaßhaft gefunden, daß er auf einem Spottbilde Damen vorstellt, welche in eigner Person den Soldaten flanellne Unterhosen und Unterwesten anzichen helfen. Indeß stößt sich der Tuchmacher in Yorkshire und Wiltshire nicht daran, sondern schickt ungeheure Flanellfrachten nach London, weil diese Waare unter die Rubrik mili- ' tary fällt. Mancher reiche Gutbesitzer, Kaufmann, Rechtsgelehrte 2c. 2c., welcher bisher von der etwas lästigen Flanellkleidung nichts hielt, geht nun, dem Rathe der Feldärzte nachgebend, in die Wollengewölbe, um die ungewohnten Strapazen des Lagers desto besser aushalten zu können. Da nun diese Herren Geld haben,

vom besten zu kaufen, so versorgt fle der Kunstfleis auch damit. So haben wir jeßt in etlichen Läden, z. B. 157 Strand, bey Thresher, flanellne Hemden und Unterhosen aus spanischer Wolle, welches bekanntlich die feinste in Europa ist. Sie sind vortreflich in ihrer Art und werden von den Kennern der Wollenmanufacturen mit Vergnügen betrachtet. Der Preiß ist sehr hoch: dennoch kann man ihrer kaum genug verfertigen.

Man kann leicht vermuthen, daß der Mißbrauch der Benennung militärisch bey manchen Waaren offen= bar und einleuchtend lächerlich wird. So verkauft ein gewisser Cane im Strande patent military cotton (verz muthlich für Unterhosen und Westen) der ganz alltäglich ift, und noch überdieß ein alter Ladenhüter zu sevn scheint.

Es giebt in allen Ländern Häuser des Adels und reicher Privatleute, wo man Geräthe aus Gold und Silber findet, die ordentlicherweise nur aus gewöhnlichen Metallen gemacht werden. Aber es ist längst als eine Eigenthümlichkeit des englischen Lurus angesehen worden, daß man solche Sachen in England als etwas ziem= lich gemeines auf den Kauf verfertiget. Diejenigen, welche sich in den englischen Häusern genau umgeschen haben, werden sich erinnern, daß man eine eigne Art von blechernen Bedientenleuchtern hat, bey denen Plumpheit deswegen zum Verdienste wird, weil das darin befinds liche Licht desto seltener Schaden thun kann, wenn es von der Sorglosigkeit des Gesindes in der Schlafkammer oder neben der Wäsche nicht ausgelöscht werden sollte. Zuweilen bedient sich dieser Leuchter auch aus Behutsamkeit die Herrschaft für ihre Schlafkammern, besonders : in Familien, wo alles auf altenglischen Fuß eingerichtet ist. Es ist daher gar keine unebene Speculation eines Silberschmidts in der Altstadt London (denn in dem neues

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