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in Europa, von Schotten begründet wurde, und daß deswegen die Schotten größere Freyheiten genossen als alle andre Nationen, selbst als die Eingebohrnen der Picardie und Normandie, ungeachtet sie Vasallen der Crone Frankreichs waren. Es ist unbezweifelt, obschon es widersprechend klingen mag, daß Barbour, ein schottischer Dichter, Weltweiser und Geschichtschreiber, der 1388 vor Chaucer's Zeit lebte, nach neueren Begriffen eben so reines englisch schrieb, als dieser englische Dichter; und seine Verse sind vielleicht wohllautender. Die Vernichtung der frühen schottischen Jahrbücher hat eine beträchtliche Lücke in der Litterårgeschichte verursacht; allem Ansehen nach gingen viele Denkmåhler der schottischen Gelehrsamkeit in den bürgerlichen Kriegen und den häufigen Einfällen verloren, welche das Königreich beunruhigten. Der Styl in den historischen und philosophischen Werken des Boethius ist claßisch, und das Latein des Buchanan hat unter den Neueren kaum seines Gleichen. Die Briefe der schottischen Könige an die benachbarten Fürsten sind bey weitem das Vorzüg= lichste, was in dieser Art in den damaligen Zeiten geschrieben wurde, und enthalten keine von den Barbarismen der Antwortschreiben, die darauf erfolgten: dies allein ist ein unbezweifelter Beweiß, daß claßische Gelehrsam keit am schottischen Hofe mehr als an allen andern europäischen Höfen angebauet wurde. Um diese Zeit blüheten viele tiefgelehrte Männer, aber um weder von Duns Scotus, dessen Hervorbringung ein benachbartes Königs reich sich zueignen will, noch von Crichton etwas zu sagen, dessen Kenntnisse mehr Wunder als Natur waren, braus chen wir nur den Johannes Erigena zu erwähnen, dessen Werke vom größten Scharffinne zeugen. Es ist unndthig, den Fortschritt der Gelehrsamkeit bis auf unsre

Zeit anzuführen; wir erinnern blos an Napier, den Ers finder der Logarithmen, eine Entdeckung, die es allen andern in neuen Zeiten an Scharfsinn gleich thut. Der Astronom Gregory, der Mathematiker Maclaurin und . der Philolog Ruddimany sind allen Gelehrten bekannt. Am meisten haben sich die Schotten in unsern Zeiten. und zwar in allen Fächern der Gelehrsamkeit hervorges than. Seit vierzig Jahren gehören folgende Nahmen zu den berühmtesten im literarischen Europa: Hume, Robertson, Henry, Ferguson, der Geschichtschreiber und Astronom, Gillies, Stuart, Sommerville, Watson, Thomson, Adam Smith, Oswald, Einclair, Anders fon, Orme, Dalrymple, Vater und Sohn, Tytler, Vater und Sohn, Millar, Stewart, Vater und Sohn, Burnet Lord Monboddo, Smellie, Reid, Beattie, Vater und Sohn, Monro, Vater und Sohn, Gres gory, Vater und Sohn, Home (drey, nehmlich Lord Kaimes, der Arzt und der Dichter), Cullen, Black, Duncan, Hunter, Willhelm und Johann, drey Bells, Jamiesons der Theolog und der Mineralog, Campbells der Theolog und Dichter, Vlair, Gerard, Hamilton, Burns, Mackenzie, Macpherson, Brydone, Moore, Adam, Mickle, Simpson, Robison, Playfair, Gleig 2c. und viele andre. Von literarischem Eigenthum, oder davon, daß ein Gelehrter durch seine Schriften Geld verdient hätte, wußte man vor dem J. 1763 kaum etwas; aber seit einiger Zeit haben die Schotten den Werth des literarischen Eigenthums höher getrieben, als man unter allen andern Nationen gehört hat. David Hume empfing für die sechs letzten Bånde seiner Ges schichte von England fünftausend Pfund; Robertson für seine Gesch. Carls V. viertausend fünfhundert Pfund; D. Blair bekam den höchsten Preiß für seine Predigten,

der jemals für solcherley Schriften bezahlt worden ist, nnd ihre Vortreflichkeit verschafte ihm noch überdies einen Jahrgehalt von 200 Pf. St. vom Könige. Selbst unter den niedrigeren Stånden ist die Literatur kein Fremdling: das geringe Schulgeld auf dem Lande und die Leichtigkeit, Unterricht in Schottland zu erhalten, geben den Bauern einen offenbaren Vortheil über die Landleute in England.

In Hinsicht des Handels, des Fischfanges und der Manufacturen hat sich Schottland schon seit vielen Jahren veredelt. Ohne hier den bestrittenen Punct zu be rühren, ob Schottland durch die Union mit England gewonnen habe, ist es gewiß, daß seit dieser Zeit sein Handel sich außerordentlich vermehrt hat. Vor der Re gierung Jakobs VI. waren die Schotten durch Allian= zen und zahlreiche Verträge genau mit den Franzosen verbunden; fie führten eiuen ansehnlichen Handel mit einander, nahmen von ihnen Wein 2c. und überließen ihnen ihre eigene Producte dafür. Sie hatten auch ei nen Commerztractat mit den Niederländern geschlossen, und es war ein besonderer Stapelhafen bestimmt, wo die Schotten ihre Erzeugnisse einführten, erstlich zu Dort und nachher in Campvere. Die Schotten ermangelten keinesweges, sich in Handelsunternehmungen einzulas= sen; und es ist gewiß, daß die Rüstung, von Darien Besitz zu nehmen, um von dort aus den West- und Ostindischen Handel zu treiben, auf wahre Handelsgrundsätze gebauet war, und wåre sie geglückt, so wůrde sie dem Lande groffen Nußen gebracht haben. Das Mißlingen dieses Entwurfs, welches aus dem ungroßmüthigen Betragen einer andern Handelscompagnie entstand, ist der Regierung, unter welcher es sich zutrug, eine Schande, besonders da die Compagnie höchsten Or

tes bestätiget worden war, und ein strenges unabhängiges Parlament hätte. Es währte nun noch eine geraus me Zeit, ehe sich die Schotten in große Handelsunterneh mungen einließen. Tie Union raubte ihnen großentheils ihren französischen und holländischen Handel, und ihre Eifersucht gegen die Engländer, deren Treulosigkeit sie bey Darien erfahren hatten, hinderte sie, ihre Handelsgeschäfte weiter auszudehnen. Erst nach der Rebellion im J. 1745 entdekte man den wahren Werth von Schotts land; Pelham war damals erster Minister, und er ist es unstreitig, dem Schottland seine jetzige Befreyung von der Lehnstyranney und den Rang verdankt, welchen es als Handelsvolk genießt. Die Pråmien, welche man den Schotten während seiner Administration für die Ausdehnung und Aufmunterung ihres Handels und ihrer Manufacturen gab, ließ sie ihre Wichtigkeit einsehen, und entfernte den Gedanken, daß sie ein verachtetes Volk wåren. Der große Pitt, Graf von Chatham, verfolgte den weissen Plan seines Vorgängers Pelham, und nußte jede Gelegenheit, die Schotten anzutreiben, daß sie die natürlichen Vortheile ausbildeten, welche ih= nen ihr Land zur Ausdehnung des Handels darbot. Zur Ehre der Brittischen Regierung ist beyzufügen, daß man den Schotten erlaubt hat, alle' die Vorzüge des Handels und der Manufacturen zu benutzen, welche sie entweder als das Recht ihrer vorigen Unabhängigkeit, oder kraft des Unionsvertrags, oder endlich spåtern Parlamentsakten zufolge fordern können. Dies erhellt aus dem weitläuftigen Handel, welchen Schottland mit Westindien führt und, vor dem americanischen Kriege, mit den Brittischen Colonien trieb; und seit der Trennung der lezteren von ihrem Mutterlande haben die Schotten mit Gewinn nach den vereinigten Nordamericanischen Staas

ten gehandelt. Der Fischfang ist nicht blos auf die Küsten von Schoteland beschrånkt; es hat großen Antheil an dem Wallfischfange in Grönland und in der Davisstraße, woraus die Schotten beträchtlichen Nutzen schdpfen, da ihnen die Regierung für jede Tonne der dabey angestellten Fahrzeuge zwey Pfund Sterling zu gute kommen läßt. Der Kabeljaufang ist eine Quelle von unerschöpflichem Reichthume für Schottland, weil Ausländer die schottische Sülze mehr als die Neufundländische schåßen. Der Lachsfang bringt dem Lande ebenfalls viel Geld ein und den Heringsfang treibt man mit desto größerem Nußen, da die Regierung hohe Prås mien nach Maaßgabe der Tonnen eines jeden Buss (Håringskahns) reichen läßt. Der Vortheil, welchen man aus diesen verschiedenen Fischereyen erndtet, läßt sich vielleicht mit dem der Manufactureu vergleichen, die wett umfassend sind und täglich zunehmen. Die Leinwandmanufactur war bis vor kurzem in einem blühenden Zustande, aber Irlands Mitbewerbung und der hohe Preis des rohen Materials, hat diesem Zweige beträchtlich geschadet, man glaubt jedoch mit gutem Grund, daß er seinen ehmaligen Flor bald wieder erhalten werde. In Echottland wird außerordentlich viel Zwirn gemacht, und wer weiß, ob diese Manufactur irgends so sehr blüht als hier. Die Wollenmanufacturen versprechen viel, und die Ausfuhr von Mützen, Strümpfen zc. die man aus schottischer Wolle macht, ist sehr beträchtlich. Seit einiger Zeit hat man auch angefangen, Tuch zu machen, aber die Schotten dürfen noch nicht daran dens ken, es den Manufacturen in Yorkshire gleich zu thun. Die Art von Tuch, welche man seit einiger Zeit in Nors burgshire unter dem Nahmen Galashielsgray webt, sind, so wie die Düffel, sehr geschäzt; und die schottischen Fußs

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