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Das Tabaksrauchen war in dem letzten Drittel des verflossenen Jahrhunderts aus den wohlhabenden englis schen Ständen`gänzlich verwiesen. Man haßt noch jest den Tabaksgeruch nicht nur in allen Häusern, die sich über den Pöbel erheben, sondern auch in allen Tavernen und Caffeehäusern. Blos in den Bierhäusern und gemeinen Theegårten wird geraucht. Indessen scheint es, als ob der Geschmack am Tabakrauchen, der bekantlich zu Anfang und in der Mitte des vorigen Jahrhunderts hier eben so herrschend war als in andern Ländern, allmäh lig wieder aufleben wollte. Seit einiger Zeit findet man in etlichen Silbergewölben der großen Straßen meerschaumene Pfeifenköpfe mit Silber beschlagen, Röhre, Mundstücken und wie sonst die Erfordernisse des Tabaksrauchers heissen mögen. In der Orforderstrasse hat ein deutsches Haus, Hüller und Comp. angeschrieben, daß es åchte meerschaumene Köpfe verkauft. In den Beinlåden, z. B. in St. Martin's Court, sieht man gleichfalls meerschaumene Köpfe 2c. 2c. Diese neueren Erschei nungen lassen vorausseßen, daß der Rauchtabak hier und da wieder Eingang findet, und daß der englische Kunstfleiß, so bald dies weiter geht, auf den sämmtli= chen Rauchapparat besondere Mühe verwenden wird.

Zu Ende des vorigen Jahres kam eine röthliche Far be auf, die ungefähr zwischen Rosa und Fleischfarbe das Mittel hålt. Man fårbte damit besonders seidene Strumpfe und Handschuh. Jetzt ist dies eine herrschende Far: be geworden. Wie vor ungefähr zwölf Jahren alle seidene Strümpfe der jungen Modewelt stark geblaut seyn mußten, so würde man jetzt ganz aus dem gangbarea Zone fallen, wenn man seine Strümpfe anders als von dieser Farbe trüge. Da nun die Nachfrage der Wäscherinnen und einzelnen Familien darnach sehr häufig wurde,

so dachte man darauf, sie zu befriedigen. Man vers kauft die Farbe jeht unter dem Nahmen pink dye in kleinen steinernen Fläschgen zu verschiedenen sehr niedris gen Preisen, besonders bey Scot im Strande. Die darauf gedruckte Anweisung ist so deutlich, daß man sich im Gebrauche nicht irren kann. Man fångt bereits an, alle halbseidene weisse Strümpfe und hier und da auch sogar baumwollene damit zu fårben.

Den Strohhüten, wie man sie bisher getragen hat, scheint auf einmal ein allgemeiner Sturz bevorzustehen. Es ist so lange daran geåndert, gekünstelt und gepußt worden, daß man entweder nichts neues von Erheblichkeit mehr hinzuzufügen weiß, oder das Publikum durch die schnelle Folge der Moden ermüdet hat. Der schlichte Strohhut ohne Zusätze, Bånder und Flitterstaat macht jezt allen andern den Plaß streitig, wobey die theuren Strohlåden weit mehr gewinnen, als die wohlfeilen, weil nun die Feinheit des Materials, die genaue Flechtung und die Farbe des Materials der Prüfung unters worfen sind. Unter diesen einfachen Hüten tragen abers mals die von gespaltenem Stroh den Preis davon.

Dies führt uns auf eine neue Verbefferung des Werkzeuges, womit man die Strohhalmen spaltet. Es ist schon, wie sich unsre Leser erinnern werden, die vierte oder fünfte Verbesserung seit ungefähr anderthalb Jaheen, wo die instruments for splitting straw erfunden wurden. Man kann daraus abnehmen, wie stark sie gebraucht werden müssen. Die neuesten sind von Stahl und haben einen Griff aus Ebenholz. Sie gleichen uns gefähr einer entblåtterten Tulpe. Die Verbesserung befteht darinn, daß das Ende, an welchem sich die Spitze und der Stern zum Spalten befinden, gekrümmt ist, wodurch das Spalten des Halmes erleichtert wird. Das

Stück kostet eine halbe Crone. Man kauft sie im Stran de gleich neben der Crown and anchor Laverne.

In den Galanterielåden, z. B. no. 9. Newstreet, Coventgarden, findet man einen artigen Haarpuß für die Mittelstände. Er besteht aus starkvergoldeten Blåts tern, aus denen eine Blüthe von falschen Steinen hervorragt. Sie sind mit Geschmack gearbeitet, und heif= fen golden sprigs.

Der verflossene Sommer war in England heiterer, wärmer und schöner, als man ihn sich seit mehreren Jahren erinnern kann. Die Mannspersonen trugen das her weit mehr Schuhe, als man gewöhnlich hier auf der Straße fieht. Unter den verschiedenen seidenen Strům pfen, die man kaufte, erhielten die von gesponnener Seide einen großen Vorzug, ihrer Dauer wegen. In den Strumpfgewölben findet man daher eine Menge derselben von verschiedener Güte, nehmlich spun silkstockings; three thread spuns. st.; fivethread ditto; superfine ditto und extra super spunsilk st. Die Preise richten sich nach der Güte.

Schon seit langer Zeit theilt man die englischen Zwirnstrümpfe in braune und weisse (brownthread and whitethread). Die ersteren sind die gewöhnlichen Stiefelstrümpfe in den milderen Monaten. Jetzt haben die Manufakturen eine feinere Sorte dieser Strümpfe in die Hauptstadt geschickt, welche fine brown threadhose heißt und theurer als die gewöhnliche ist. Die feinsten und neuesten aber sind gestreift und heißen superfine ribbed brown threadhose, ein vorzüglicher Artikel des heurigen Kunstfleisses.

Die tragbaren Schreibepulte sind vielleicht unter als len feineren englischen Schreinerwaaren die gangbarste. Ohne zu rechnen, daß fast jeder, der im Lande hin und

her reist oder das feste Land besucht, ein solches Pult für eine unentbehrliche Meuble hält, muß man bedenken, daß unter der unermeßlichen Anzahl von Schiffen, die aus England abgehen, fast kein einziges ist, welches nicht eins oder mehrere solcher Pulte am Bord hätte, und sich deren bediente. Zählt man hierzu noch die ansehns lichen Bestellungen, welche America, die beiden Indien u. s. w. machen, so wird man übersehen können, wie ungemein wichtig dieses Feld der brittischen Industrie ist. Deswegen werden beständig Verbesserungen damit vor= genommen, davon wir zu seiner Zeit mehrere angeführt haben. Sie werden immer bequemer und schöner. Das neueste, was hierinn zu erwähnen ist, bezieht sich auf die meßingenen Einfassüngen und Nahmenplatten. Die ersteren gehen um alle Kanten und sind so geschickt eins gefalzt, daß sie nicht wie Beschläge aussehen, sondern ein Theil des Mahagonyholzes zu seyn scheinen.. Diese meßingene Beschläge werden auch nicht mehr mit eiser= nen, sondern mit meßingenen Schrauben von etwas hellerer Farbe befestiget, aber dergestalt abgeglåttet, daß fie nur bey genauer Untersuchung bemerkbar und in das übrige Meßing gleichsam eingeschmolzen sind. Auch die Nahmenplatten werden größer und von mehreren Formen gemacht. In der Beschreibung erscheint das alles sehr geringfügig: man muß sich auf das Zeugniß der Augen berufen. Es darf hier nicht verschwiegen werden, daß etliche Gewölbe, welche damit handeln, ihren Reis sepulten ebenfalls das Wort military anhången.

Die graugemischten Pantalons, von denen schon vor einigen Monaten in den Misc. die Rede gewesen ist, haben sich ganz vorzüglich in die Gunst des Publikums eingeschmeichelt, und werden jezt Vandyke pantaloons genannt,

Die mehrerwähnten Baumwollengarnknåule, welche Garton erfunden hat, werden immer beliebter und gehören unstreitig zu dey Meisterstücken der englischen Industrie. Daß man angefangen hat, sie in schönen Kåstgen von Tunbridger Waare zu verkaufen, ist schon bemerkt worden. Weil sich aber mehrere Knäule darin befinden, und man diese nicht bequem bey sich führen konnte, so sieht man neuerdings sehr niedliche hölzerne Büchschen für einzelne Gartonsche Knäule z. B. bey Vale, Nro. 62. Fleetstreet. Tragbarer und bequemer kann man sie nicht machen. Es läßt sich daher vors aussehen, daß sie auch der årmsten Nähterin bald une entbehrlich seyn werden.

Es scheint, als ob die Eyereffer beym Frühstück in England schnell zunehmen; denn die Eyerbecher vermehren sich zusehends. Aus Gold, Silber, Porzellan, Wedgwood, Pontypool, Töpferwaaren 2. hat man sie schon lange. Die neuesten sind aus geschliffenem Glase, und mit aller der Pracht geschliffen, welche die Engländer in dieser Fabrik so hoch treiben. In der Mitte befindet sich ein vortrefliches Salzfaß. Man kauft fie auf St. Pauls Kirchhofe.

Ein Herr Wise hat schon lange mit seinen ståhlernen Schreibefedern große Geschäfte gemacht. Man findet sie für gewisse Zwecke sehr brauchbar, da sie lange scharf bleiben. Ermuntert durch diesen Erfolg hat er nun auch Ståhlerne Zeichenfedern erfunden, deren Haupttagend seyn soll, daß sie eben so feine Striche machen, als man sie auf den Kupfertafeln findet. Er nennt fie Wises patent elastic steel drawing pen. Preis zwey Schill. bey den meisten Papierhåndlern.

Die pebble spectacles øder Kiefelbrillen, welche schon seit einiger Zeit erfunden sind, werden immer inehr

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