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bekannten Anordnung den Calender und die fieben Lages nahmen enthalten. Das Ebenmaas, die reine Arbeit, die schöne Form und die Prăcision der ganzen Kleinigkeit entgehen den Liebhabern nicht.

Der Juwelier Davies in Neubondstreet hat neue fils berne Galaschnallen ausgekramt, denen es nicht an Lobi rednern fehlt. Sie bilden wieder ein långlichtes Sechs eck, und über den japanirten schwarzen Riem ist ein Kreuz, von gleicher Arbeit mit dem Polygon, gelegt. Man sieht aus der Erwähnung des Riems, daß es Lats chets oder Patentschnallen zum Einhacken sind.

Allen Producten des Kunstfleißes steht eine unaufs hörliche Umånderung bevor. Aber vielleicht ist in England nichts so sehr den Wandellaunen der Mode unters worfen, als die Papiertapeten, und die Wohlfeilheit dies ser Tapezierung wird vielleicht bald von dem Nachtheile übertragen werden, welchen die Unkosten des schnellen Wechsels mit sich führen. Dermalen tritt eine neue Dyz nastie auf, welche, wie jezt die Sachen liegen, alle vos rige Muster aus dem Besitz der Prachtsåle zu vertreiben droht. Es sind die Mußelinmuster, eine Familie, die schon ausnehmend stark ist. Alle Papiertapeten glei chen jezt den Mußelinanzügen, welchen man vor einigen Fahren zur Folie bald rothe bald gelbe bald blaue Kleis der unterlegte und die verschiedenen Manufacturen und terscheiden sich blos durch die größere oder geringere Feins heit, womit sie das Weiß auftragen, und noch mehr durch die Art des Faltenwurfs. Während manche große Häuser an dieser etwas künstlerischen Aufgabe scheitern und eitel Sudeley zu Markte bringen, glänzt der gereiste und geübte Duppa in der Orforderstraße mit seinen Mus Belinmustern wie die Sonne unter den andern Lichtern. Seine Drapperien sind so leicht, luftig und ungezwuns

gen, daß man sie wirklich für ein Gehänge von feinem indischen Mußelin auf roth und blau angegebner Wand halten könnte. Zum Ueberfluß hat er sie hier und da mit grünen Schleifen ausgestattet, die der Täuschung noch mehr Vorschub thun.

Auch ist wieder ein neues Kabriolet oder buggy auf den Straßen der Hauptstadt erschienen, das den Londnern nicht wenig zu lachen giebt, aber eben deswegen von den jungen Leichtfüßen, die mehr Geld als Erfahrung besitzen, vorgezogen wird. Man weiß, daß diese Dinger sehr klein sind, weshalb die zweyte Person, es mochte nun Freund oder Bedienter seyn, blos auf dem Hauptsite Platz hatte. Im lezteren Falle, so alls gemein er auch ist, und so wenig Aufsehen er macht, empfindet man doch einige Unbequemlichkeit, weil die Unterhaltung entweder ganz wegfällt, oder gefesselt blei ben muß; auch mag mancher eitle junge Herr auf diese Stelle seines Dieners etwas eifersüchtig seyn. Aber der. Grund liege, wo er wolle, genug man hat auf den Hleinen Kabriolets einen eigenen Sitz für den Bedienten hinten, und beynahe unter dem Hauptsiße angebracht. Keinen lächerlicheren Platz kann es nicht geben. Der Tom oder Dick sicht schlechterdings da unten wie ein schweres Stück Bagage aus, das man nachschleppt oder wie ein extra überzähliger armer Teufel, der blind und umsonst mitfährt. Allein das Ding hat doch auch eine gute Seite. Unstreitig sißt der Herr bequemer, und der Bediente kann sich bey vorfallender Gefahr eher losmachen, dem Herrn beyspringen, die Strånge durchschnei=

den 20.

Von den neuen ftruppigen Hüten, welche shag hats heißen, ist in den vorhergehenden Heften mehrmals die Rede gewesen. In Beziehung darauf haben wir dies

mal blos zu berichten, daß man sie nun auch schwarz verfertiget. Dies hat sie noch beliebter gemacht, und kein hut wird von den Frauenzimmern zu Anfange des Winters so häufig getragen, als dieser. Auch die fars bigen Shags stehen immer noch in großem Ansehen. Aber alle zusammen sind gewaltig im Preiß gefallen, so daß man sie jetzt um die Hälfte, wohlfeiler kauft als vor zwey Monaten. Das Stück kostet jeht nicht mehr als 8 bis 9 Schillinge.

Es ist nicht Anglomanie, sondern das Resultat eis her Vergleichung mehrerer Nationen, wenn man behaup= tet, daß die Engländer, im Ganzen genommen, der persönlichen Reinlichkeit mehr beslissen sind als andre Völker, die Deutschen nicht ausgenommen. Daher ge= wöhnt man auch die vornehmsten Jünglinge ihre Tois lette selbst zu machen, sich selbst zu rasiren u. s. w. ein Vortheil, den man erst in Kriegsdiensten, bey' Landbes suchen, auf weiten See - und Landreisen 2. recht schäßen lernt. Einem Engländer von der geringsten Erziehung ist es fast unmöglich einen Tritt aus seiner Schlafkammer zu thun, bevor er sich den Bart genommen, die Zähne gebürstet hat u. s. w., dahingegen es in London ein stehendes Kennzeichen der Ausländer ist, selbst des rer, die schon einige Zeit unter dem Volke leben, daß fie unbarbirt einhergehen. Unter andern fordert auch die persönliche Reinigkeit, daß man täglich die Någel an den Hånden abschneide; ja der englische Kunstfleis hat für eigne nailscissars, Någelscheeren, gesorgt, die allerdings der hiesigen Gemächlichkeit nöthig seyn mögen. Allein mancher kann sie nicht wohl handhaben; daher haben die Eisenhåndler Skidmore und Sohn in Holborn Någelfeilen, nailfiles, erfunden, die scharf fassen, und den kleinen Anwachs der Någel binnen der verflossenen

24 Stunden leicht und ohne Schmerz wegnehmen. Sie haben beinerne Griffe.

Von den fast täglichen Feuersbrünsten, die in London vorfallen, sind wohl an drey Viertel eine Folge der Sorglosigkeit des Gesindes. Man hat für dasselbe bes sondre Leuchter erfunden, in denen ein brennendes Licht, welches umfällt, keinen Schaden thun kann. Aber auch dies scheint wenig zu frommen. Nun haben Skidmore und Sohn Laternen aus Weißblech und Hornblättern, ungefähr wie die Stalllaternen, für diesen Zweck gemacht, und nennen sie deswegen servants' chamber lanthorns. Die Arbeit ist ganz gewöhnlich, aber auf die Dauer eins gerichtet.

Es ist der Mühe werth hier beyzubringen, daß man in diesem Gewölbe auch eine Salbe kauft, mit welcher alle Stahlwaaren, die man vor dem Verrosten verwah ren möchte, bestrichen werden können.

Es dürfte mancher Leserinn erinnerlich seyn, wie viel man voriges Jahr während der kalten Monate in London aus der türkischroth gefärbten Lammswolle in Netzen machte. Man schlang sie um den Hals, und den Männern diente sie sogar zu Unterwesten. Die Sache war zu gut, als daß sie nach Einem Winter gleich bey Seite gelegt werden sollte. Ein Theil der Londs aerinnen trågt sie heuer in Form der Halstücher.

Einen ausbündig schönen und wichtigen Artikel des englischen Kunstfleiffes haben wir bis zuletzt aufgespart. Dies ist der Oriental plaid, oder wie ihn andre nennen, Indostan plaid, ein herrlicher gegatterter Zeug, der halb aus Seide, halb aus Mußelin besteht, und sich eben so sehr durch seine Feinheit, als durch die lebhafte Mischung sehr schöner Farben auszeichnet,

Anfang einer Zeitung in Botany Bay. (Aus dem Orakel.)

Zu Ende des vorigen Septembers kamen in London fieben Sücke der Zeitung an, welche erst seit wenigen Monaten in Botany Bay erscheint. Vielleicht behandeln leichtsinnige Leute eine solche Nachricht mit Verachtung; aber man mag nun diese neue Colonie aus einem gewerb lichen oder politischen Gesichtspunkte ansehen, so wird der gegenwärtige Umstand Betrachtungen veranlassen, welche des Weltweisen, des Staatsmannes oder des Menschenfreundes nicht unwürdig sind. Freylich herrscht in den vorliegenden Zeitungen eine Schreibart, die uns gefähr vor vierzig Jahren in England gefallen haben würde, aber der Mann von Verstand wird hier nicht auf Ausdrücke und Wendungen Rücksicht nehmen, sonż dern diese Blåtter als den ersten Versuch einer entstehens den Colonie betrachten.

Es find jetzt achtzehn Jahre, daß die erste Nieders lassung in Neusüdwallis begründet wurde, und schon jezt ist die Colonie ein England im Kleinen. Nicht viel über zwey Jahrhunderte sind verflossen, seitdem Europåer auf dem festen Lande von Nordamerika beynahe auf gleiche Art sich ansiedelten, und jetzt ist dies eins von den Ländern, welches seine Unabhängigkeit und Würz de auf die entschiedenste und ehrenvollste Weise behauptet.

Die Geschichte meldet nicht, wie die alten Colonien im Anfange aussahen. Fabel und Erdichtung haben diese Verhandlungen in Dunkelheit gehüllt; aber seit Europa mit Judien und Südamerika in Verbindung gekommen ist, haben wir etliche sehr auffallende Beyspiele, erhalten, daß es unmöglich ist, ein Land zu colonisiren, wie man es nennt, wenn es bereits Einwohner hat, und eines gebildeten Zustandes von bürgerlicher Gesell

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