Page images
PDF
EPUB

mals eine eiserne bey Staines über die Themse tst), Doks ken, Hafen, Dåmme, Eisenbahnen, Entwässerungen, Anhägerungen, wie man aus den öffentlichen Blåttern sieht, täglich angelegt, fortgebaut oder vollendet werden. Jetzt erst lernt das wundervolle Land seine Kräfte, seinen Muth, seinen Reichthum*), und besonders seine Volksmenge recht kennen: denn erwågt man, daß ausser der großen Anzahl von Menschen, welche für die jetzt so starke Marine und für den erstaunlichen Seehandel erfordert werden, noch achtmalhundert tausend Landtruppen auf den Beinen sind, so bekommt man von der vermehrten Volksmenge des Reichs eine hohe Vorstellung, welche steigt, wenn man sicht, daß der Industrie im Ganzen dessen ungeachtet wenig Eintrag geschicht. Die Ausbeute des Neuen kann allerdings nicht so beträchtlich ausfallen wie im Frieden, und der Erfindungsgeist muß in seinem bisherigen Spielraum von den unruhigen Zeitumstånden einigermassen beengt wer= den; aber man wird dennoch aus den folgenden Angaben sehen, daß noch keine Lähmung oder Stockung der bisherigen kunstfleißigen Thätigkeit der Engländer zu verspüren ist.

Die Freundschaft mit dem Caminfeuer, welche *) Die Wohlhabenheit des grosbritannischen Reichs hat selten so geglänzt als in den Anerbietungen, welche man der Regierung in diesem Kriege so häufig und täglich macht, und in den ansehnlichen Geldbeyträgen zum patriotischen Fond. Regimenter, Bataillons, Compagnien, Schiffe, Boote, Barken, Wagen, Pferde, Rinder, Feldstücke, Gewehre, Monturen, Zelte, wollene, Decken ic. werden nicht nur von Städten und Handelscompagnien, sondern größtentheils von einzelnen Personen, dem Staate au seis ner Verfügung überlassen.

man dieses Jahr in England kaum vier bis fünftehalb Monate unterbrechen konnte, wurde schon in der Mitte des Septembers erneuert. Man fing-da wieder an, die köstlichen Gewölbe der Caminöfen zu besuchen, und wer etwas Neues in diesem Fache erfunden hatte, stieß nun in die weittönende Posaune der Zeitungen. Unter den vielen Abänderungen und Verbesserungen ver= dient ein sogenanntes commodestove d. i. Caminofen in Gestalt einer Commode, daß man ihn hervorzieht. Man darf voraussetzen, daß der Leser die Pracht dieser Defen kennt, wenn es auch nur aus Büchern wäre. Alle diese Pracht findet man hier wieder; jeder Theil ist von der vollendetsten Arbeit, spiegelblank und mit eingegrabenen Blumen verziert. Roberts scheint aber sein Publicum genau zu kennen. Die überreichen Men= schen, welche diese theuren Lieblingsproducte der Fabriken zu kaufen im Stande sind, haben sich durch das allge, mein verbreitete System der englischen Gemächlichkeit so sehr verwöhnen lassen, daß sie an Dingen Anstoß nehmen, die von andern ehrlichen Leuten ganz und gar nicht bemerkt werden. So ist ihnen der Camin, wenn es kalt ist, mit seiner wohlthätigen Gluth angenehm genug; aber wenn die wärmeren Monate eintreten, und kein Feuer angezündet werden darf, wird ihnen der Anblick des Caminofens, so schön ihn auch der Fabrikant ge= macht hat, widerlich; sie wünschen ihn aus dem Wege, wie in der großen undankbaren Welt einen Menschen, den man nicht mehr braucht. Daher eine besondre Art von Industrie in England sichs zum Geschäfte macht, für den Sommer allerhand Verzierungen zu er denken, welche man in die feyernden Camindfen stellt, damit sie ein etwas sommerliches Ansehen bekommen. Roberts wußte nun in der Seele reicher Weichlinge zu

lesen, daß ihnen der Camin im Sommer auch unter dieser Verschleyerung kein recht willkommener Gegenstand in ihren Prachtsälen war. Er erfand daher zwey Thüren oder Schieber dazu, welche dem Caminofen das Ansehen einer eleganten Commode geben. Sie sind mit Blumengewinden auf das prächtigste japanirt, mit gol denen Råndern eingefaßt und so eingerichtet, daß sie sich zu beyden Seiten in die Wände des Lfens hineinschieben lassen. Man wird diese wenigen Worte für weiter nichts als eine oberflächliche Anzeige betrachten, weil gegen wärtiges Product in seiner Art ein Meisterstück ist, dem man durch eine flüchtige Beschreibung keine Gerechtigkeit widerfahren lassen kann. Es kostet siebzig Guineen bey Roberts, 66. Orfordstreet.

In den Strohläden hat ein neuer Hut unter dem Nahmen turreen-bonnet, Terrinenhut, gewaltiges Aufsehen gemacht. Aus der Benennung läßt sich nichts vortheilhaftes auf die Form schließen, denn wie kann man wohl, was einer Suppenschüssel åhnlich sicht, zum Kopfputz schön finden? Die Engländerinnen wissen das selbst, aber die Mummereyen und Verhüllungen des Gesichts sind nirgends so beliebt als hier, besonders bey den Halbanzügen des Morgens; man findet da immer, daß eine Menge der artigsten Kinder ihre Reize unter eis ner garstigen Decke versteckt. Die Ursache läßt sich uns schwer errathen. Daher auch gegenwärtiges, Bonnet viele Käuferinnen angezogen hat. Indeß sind sie dar über von den Zeitungen scharf gehofmeistert worden, woz bey die noch jezt nicht ganz verabscheueten unermeßlichen Shawls ebenfalls herhalten mußten. Unfre Damen, hieß es, lieben die Freuden der Tafel und alles, was dazu gehört, so sehr, daß sie sich nicht nur große Lisch

tücher um den Hals hången, sondern auch Terrinen statt der Hüte aussetzen.

I Die mechanischen Köpfe, deren England so viele zählt, haben seit der angedroheten Landung der Franzosen nicht unterlassen, durch mancherley Erfindungen dem allgemeinen Besten nüßlich zu werden. Ihren Bemůhungen hat man unter andern mehrere Arten von Wagen zu danken, wodurch eine Menge Soldaten auf einmal unendlich schneller, als es durch den angestrengtesten Eilmarsch möglich ist, fortgeschaft werden können. Man hat ihre Aufmerksamkeit besonders auf diesen Punkt gerichtet, weil die Englische Küste zu ausgedehnt ist, als daß man auf allen Orten derselben eine hinlängliche Macht in Bereitschaft halten könnte. Ein Herr Irons monger hat einen solchen Wagen (military car) erfunden, der funfzig Mann faßt und nicht mehr als sechs Pferde erfordert. Um sich die Bauart desselben genau vorzustellen, müßte man wissen, was die Engländer eine double-bodied coach nennen. Der Wagen ist ganz offen, und hat vier Bänke, die von vorn bis nach hinten gehen. Die beyden mittlern Bänke sind erhaben und die darauf fizzenden Reihen berühren sich mit den Rükken, so daß zwey Reihen nach der einen und zwey nach der andern hinschen. Der Kasten hångt in Federn, doch mit dem Unterschiede, daß diese nicht queerüber sondern der Läns ge nach angebracht sind. An der Seite sind Schläge mit untergeschobenen Kutschentritten. Noch sind keine Vers suche im Großen damit angestellt worden, und man beforgt, daß vielleicht die dielenglatten Landstraßen, deren Güte jezt vom grösten Belange ist, dadurch etwas be: schädiget werden dürften. Sobald sie aber durch Versuche zur gehörigen Vollkommenheit gedichen sind, will der patriotische Erfinder acht solche Wagen der Regies

sung schenken, und sich bei den vielen Eigenthümern der Land- und Brieffutschen (coach-masters) verwenden, daß sie die nöthigen Summen unterzeichnen, um eine bestimmte Anzahl derselben zu bauen und dem Staate zu schenken. Bey der zugegebenen Vortreflichkeit der enge lischen Pferde müffen solche Wagen ungemein zwekmåßfig seyn.

Man wird sich aus dem lezten Hefte erinnern, daß die englischen Frauenzimmer Schwerdter, Schilde, Canonen, Flinten u. s. w. wenigstens in den Haaren, in den Ohren und am Busen tragen. Ihre Unerschrockens heit hat große Fortschritte gemacht. Man sieht jezt Waffen, Zeichen des Krieges und patriotische Motto's auf Bändern, Fächern, Kämmen 2c. Aber am belieb testen sind die Sturmleitern, welche von den Juwelie ren verkauft werden. Man trågt sie als Busennadeln. Eine Beziehung derselben auf das nahe Herz, die dem Leser gleich beyfallen wird, hat leichtfertigen Männern Gelegenheit gegeben, die Damen, welche damit ge=. schmückt sind, nicht für unüberwindlich zu erklären. Die Arbeit ist vorzüglich.

Sogar an den Kindern ist der jetzige Enthusiasmus für den Krieg sichtbar. Alle andre Spiele sind verabs schiedet; sie ererciren blos, und nach den Schulstunden sieht man auf den großen Londner Squaren und Spaziergången zahlreiche Compagnien dieser kleinen Kriegsmånner die Schwenkungen der Våter nachäffen. Ja die verschiedenen Rudel eines Kirchsprengels thun sich wohl gar, wie die Alten, in eine Association zusammen, halten Musterungen, theilen sich in Engländer und Fran zosen, und was der Kindereyen mehr sind. Man wird. kaum glauben, was für Vortheil der Kunstfleis aus diesen Spielen zicht. Die toyshops, wo man sonst die

« PreviousContinue »