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Die deutsche Literatur macht immer Fortschritte in Grosbritannien, obwohl langsam, weil noch kein Buchhändler ein Capital daran gewagt hat, (ausgenommen H, Remnant, dessen Plan aber bekanntlich ohne sein Verschulden scheiterte), das dem Reichthum des Landes angemessen gewesen wäre. Mitlerweile übersetzt man immer fort eins und das andre gute Werk. Ein Herr Anderson, ein ganz junger, aber geschickter und ungemein liebenswürdiger Dåne, hat so eben Karamsins Reisen übersetzt: desselben und Chr. Aug. Fischers Novellen sind ebenfalls von ihm zum Drucke fertig überz setzt. Er hat nun angefangen Küttners Reisen zu übertragen, von denen die englischen Blätter sehr vortheilhaft gesprochen haben. Man wird auch sonst diese Reisen mit Vergnügen lesen, da Herr Küttner, der mit vielen englischen Großen, und besonders mit den Gelehrten in Orford und Eton vertraut umgieng, hier in gutem Andenken steht. Der gelehrte deutsche Arzt Domeier hat seinen Aufenthalt in London mit dem einträglichen Posten eines Feldarztes vertauscht, und steht jetzt auf der Insel Wight. Seine geschmackvolle Gattinn (die ehemalige Madame Bernhard) deren Reisen durch Portugal und England sehr wohl aufgenom men worden sind, wird uns nächstens mit ihren Bes merkungen auf einer Reise nach Guernsey beschenken. Der geschickte Astronom, Prof. Fischer, welcher meh rere Jahre in London privatisirte, kehrt in das aufblůhende Bayern mit annehmlichen Bedingungen zurück.— Der gelehrte preußische Arzt D. Willich ist von hier nach Petersburg versetzt worden. — Dagegen wandern von Zeit zu Zeit andre würdige Deutsche ein. Fräulein Nina D'aubigny von Engelbrunner verdient hier vornehmlich genannt zu werden. Sie befindet sich

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auf einige Zeit mit einer vornehmen irländischen Dame hier, und wird den Winter in Dublin zubringen. Wir haben die herrlichen Briefe dieses geistvollen und überaus gebildeten Frauenzimmers über den Gesang mit grofsem Vergnügen gelesen, und wünschen, daß wir solche Talente mit so viel Anmuth verbunden auf immer in London behalten könnten - Der churfächsische Hof läßt einen Herrn Brendel in England reisen: er besitzt tiefe bergmännische und mathematische Kenntnisse, ist ein sehr artiger Mann, und studirt fleissig Menschen und Bucher. Der chursächsische Legationssecretair Gebs hardt am englischen Hose, ein überaus gelehrter Herr und vorzüglicher Diplomatiker, arbeitet und sammelt seit mehrern Jahren an einem grossen diplomatischen Werke, das beynahe zur Reife gedichen ist. Der vortrefliche Graf Brühl hat sich fast ganz aus der Gesellschaft zurückgezogen, und lebt nur noch den Wissenschaften, besonders der Astronomie- An der militärischen Schule in Buckinghamshire ist auch ein Lehrer der deutschen Spra che mit ansehnlichem Gehalte angestellt worden, wofür er des Tages nicht mehr als zwey Stunden Unterricht ertheilt.

Neue Erfindungen.

Herr Knight Spencer, wohnhaft in Breadstreet, Cheapside, London hat einen Seespencer (marine spencer) erfunden, durch welchen bey Schiffbruch oder andern Unfällen auf dem Meere manches Leben gerettet werden kann. Er besteht aus einem genau passenden, sechs englische Zoll breiten Gurt, welcher aus etwan 800 alten gebrauchten Korken oder Propfen gemacht ist, die an starken Draht gereihet, mit gutem Bindfaden genau an einander gebunden, mit Segelleinwand bedeckt und mit Dehlfarbe angestrichen sind, so daß sie wasserfest werden. Wenn dieser Gurt gebraucht werden soll, zieht man ihn über die Füße bis oben unter die Aerme hinan, und befestiget ihn über jeder Schulter mit wollenen Bån dern oder Stricken. So ausgerüstet, kann man sich ges trost den Wellen anvertrauen; der Sturm blase noch so heftig, Kopf und Hals werden immer über dem Wasser bleiben: man braucht blos mit den Hånden zu rudern, um allmählig das Ufer zu erreichen. Für diese nüßlis che Erfindung hat die königliche menschenfreundliche Ges sellschaft dem Herrn Spencer ihre silberne Medaille verehrt.

Herr Baldwin hat entdeckt, daß sich thierisches Dehl oder Fischthran vortreflich als Dünger brauchen läßt. Ob man gleich aus Erfahrung weiß, das bloßes Dehl, ohne Zumischung, für die Gewächse Gift ist, so sieht man doch an den Hübsenkuchen, daß sie hernach herrlich düns gen, ungeachtet nach dem so gewaltsamen Preßen nur sehr wenig Sehl in denselben übrig geblieben seyn kann. H. Baldwin glaubte, daß animalisches Dehl zu diesem Zwecke noch dienlicher seyn müsse. Er kaufte also sechszig Gallons des wohlfeilsten Thrans; ließ im August eine Unterlage von 20 Ladungen Gartenerde machen, und acht Ladungen Dünger, drey Ladungen leichte sandige Erde, und eine Ladung feingemahlnen Schutt von Zies gelsteinen und Mörtel darauf fahren: diese vermischte er gut untereinander, und drångte sie in einen Raum un gefähr fünf Fuß breit und zehn Fuß lang, zusammen. Dann schüttete er mit einer Kelle die Hälfte des Thrans darüber; diesen, ließ er einsaugen, und kehrte die ganze Composition wiederholt um, that nach zwen Monaten von den obigen Ingredienzien noch einmal so viel dazu,ließ den Haufen abermals umwenden, und bis März liegen, Der Dünger wurde dann auf ein Feld geführt und dies ses mit Gerste befået. Binnen acht und vierzig Stuns den waren alle Körner aufgekeimt, und zwey Monate darnach wo die Gerste reif war, besahen das Feld viele Kenner und kamen einstimmig überein, es trage nach dem Verhältnisse von 60 Scheffeln auf einen englischen Acre. Die Gerste war über allen Ausdruck voll und gut. Kurz der Erfolg übertraf die Erwartung. Da das ganz ze Verfahren für diese Blåtter zu umständlich ist, so werden Liebhaber der Oekonomie auf Hunter's Georgical Essays oder The repertory of Arts, manuf. et argric. No. XVI. Sept. 1803. verwiesen.

Wyatts Verbesserung der Eisenbahnen, vermöge des ren er die Rippe, auf welcher das Rad läuft, oval macht, entspricht so gut seiner Erwartung, daß auf einer solchen Eisenbahn zwey Pferde 24 Wagen des Tages sechsmal und jedesmal 24 Tonnen (Schifßlasten) d. i. 144 Tonnen des Tages ziehen. Ehemals mußte man dazu 144 Karrn und 400 Pferde haben, so daß gegenwärtig zehn Pferde auf dieser Eisenbahn eben so viel verrichten als 400. . repertory am angef. Orte.

Die Herren Roberts und Cathery haben ein Mittel

erfunden, den Staubbrand völlig aus dem Weizen auszurotten. Der Weizen, wenn er vermittelst dieser Erz findung: gereiniget ist, giebt Mehl das dem allerbesten nicht nachsteht. (Patent)

Hr. Manton hat einen neuen Hahn für Vogelfline ten und Musketen erfunden. (Patent)

Hr. Stuard hat eine Art erfunden, Schiffe: ober schwimmende Gefåffe zu verstärken. (Patent)

Der mathematische Instrumentenmacher Norton hát den Bau der Wassermühlen verbessert. (Patent) Hr. Kentish hat eine Methode erfunden, Schiffe leichter zu laden und auszuladen. (Patent)

Zeichnende Künste.

Die vortrefliche Gemåhldesammlung des Grafen Truchseß, welche mehrere von unsern Lesern in Wien bewundert haben werden, ist nun in einen eigends dafür gebaueten Hause an der New Road, opposite Portlandplace in London aufgestellt. Acht große Zimmer find damit gefüllt, und ob ihm gleich dieses blosse Breterhaus 3000 Pf. kostet, so hat es der Baumeister doch zu klein gebaut, so daß 1400 Gemälde gar nicht aufgestellt werden können. Die Gallerie zerfällt in die alte, niederländische; holländische, deutsche, französische, italianische und spanische Schule. Unter den Gemahlden der deutschen Schule sind viele sehr vortrefliche, und man sieht nicht selten mehr Betrachter vor diesen, als andern, weil man es dem Catalogus faum glauben will, daß deutsche Meister solche Kunstwerke haben hervorbringen können. Der Graf bezahlte im Londner Zollhaufe für diese Gemahlde 4000 Pfund Sterl. Zoll. Die Sammtung aus Wien nach London zu schaffen, sie aufzustellen, 2c. 2c. kostere ihn zusammen 12,000 Pf. St. Er schlägt ihren Gesammtwerth auf 60,000 Pf. an. Sollte die Nation bewogen werden diese Gallerie zu kaufen, und mit ihr noch andre Sammlungen zu verbinden, so stůnde zu hoffen, daß London in einiger Zeit mit dem Pariser Louvre wetteifern könnte. Inzwischen wird die Ausstellung häufig von Londnern besucht. Das Legegeld ist eine halbe Krone.

Eine Nenigkeit, die man mit aufferordentlicher Aufmerksamkeit betrachtet, sind die zwey ersten Nummern der specimens of Polyauthography, consisting of impressions taken from original drawings on stone.

Es ist schon in den Misc. erwähnt worden, daß die Volyautographie eine Erfindung des Herrn Aloysius Sennefelder eines gebohrnen Deutschen ist, welcher sich hier in der Person des H. André ein Patent ertheilen ließ. Diese deutsche Erfindung ist für die Kunst von unaussprechlicher Wichtigkeit. Man zeichnet auf Steis ne, welche der Patentinhaber aus Ungarn ziehen soll. Die Steine sind glatt und kosten hier bey André, nach Maasgabe ihrer Gröffe, zwey bis drey Guineen. Man bedient sich eines eigenen Liquors, welcher der Tusche gleicht, oder wenn man lieber will, einer Art von Kreide. Beyde sind besonders zur Polyauthographie zubereitet. Wegen der völlig ebenen Oberfläche des Steins zeichnet es sich darauf so bequem als auf Papier. Sos bald der Patentinhaber die Zeichnung erhält, macht er dieselbe vermöge eines einfachen chemischen Verfahrens und binnen einer Viertelstunde unauslöschbar. Nun wird der Stein mit einem Schwamme befeuchtet, um den etwanigen Staub wegzunehmen. Hierauf wird die Echwärze mit zwey Ballen wie bey den Druckern aufgetragen. Doch hangt sie vermöge der chemischen Berei tung des Steins blos auf der Zeichnung fest, und läßt alle Zwischenräume unberührt. Nun legt man das Blatt auf, welches den Abdruck erhalten soll. Der Erfinder bedient sich einer eigenen Preße, welche der Calanderoder Glättpreße gleicht. Der Abdruck, welcher daraus hervorgeht, ist nun das zweyte Ich der Zeichnung, und enthält alle Theile, Theilchen und Pånktchen desselben so vollkommen, daß unter Original und Cópie nicht der mindeste Unterschied zu sehen ist: denn wie wåre einer möglich, da das Original auf den Stein firirt ist? Man kann nun Abdrücke bis ins Unendliche machen: der erste ist so gut wie der lette, und jeder giebt den ganzen Geist des Originals. Die Schnelligkeit, womit dies geschieht, ist gewiß nicht der kleinste Vorzug. Kaum ist die Zeichnung auf den Stein gemacht, so wird sie chymisch firirt, und nun kann der Künstler binnen wez nigen Stunden mit Kosten, die gar keine Erwähnung verdienen, wenn man sie gegen den Kupferstich hält, seine Zeichnung viele tausendmal abdrucken lassen und jeden Abdruck im eigentlichsten Sinne sein Werk nennen. Addison sagt im Zuschauer Nro. 166.,,Der Ums ,,stand, welcher den Schriftstellern einen Vortheil über ,,alle diefe großen Meister giebt, ist der, daß sie ihre

Engl. Miscellen XIII. 1.

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